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News: Streuobstwiesen sind ein wunderbares Biotop für menschenmassenscheue Gärtner. (Staudo)
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News: Streuobstwiesen sind ein wunderbares Biotop für menschenmassenscheue Gärtner. (Staudo)

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Autor Thema: Was ist ein Ökogarten  (Gelesen 2014 mal)

fisalis

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Was ist ein Ökogarten
« am: 02. Mai 2005, 12:21:52 »

Eingedenk der übermächtigen Ziergartenfraktion wage ich diese Frage. Irgendwann müssen wir, die wir Garten mehr als Rückkehr zur Natur denn als Kultur ansehen, uns auch mal austauschen. Was darf man denn, und was ist verpönt? Werden und wenn ja wie werden im naturnahem Garten Tiere, Pilze,Viren und Bakterien bekämpft? Wie erreicht man ein ökologisches Gleichgewicht? Besteht ein Ökogarten aus einheimischen Pflanzen? Stellt der Biogärtner die Aussaaterde selbst her? Wo sind Kreisläufe möglich?
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Landpomeranze †

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Re:Was ist ein Ökogarten
« Antwort #1 am: 02. Mai 2005, 13:15:16 »

Erzähl doch mal aus deiner Praxis :) Nachdem, was ich bisher mitgelesen habe, versuchst du ja deinen Garten nach ökologischen Kriterien zu *beackern*.


 
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fisalis

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Re:Was ist ein Ökogarten
« Antwort #2 am: 02. Mai 2005, 13:28:43 »

versuchst du ja deinen Garten nach ökologischen Kriterien zu *beackern*.

Perfekt formuliert ;). 1994, als ich hier einzog, fand ich Rasen, Rhodos, Rosenrabatten, betonierte Plätze und keinen Baum. Nun habe ich Wiese, etliche Obstbäume und -sträucher, einen gemulchten Gemüsegarten mit nicht im Supermarkt erhältlichen Sorten, verschiedene Kleinstrukturen (Stein- und Totholzhaufen, ein kleines Trockenmäuerchen), div. Vogeltränken, einen grosszügigen Kompostplatz, Vogelnistplätze, Igel- und Fledermausunterkünfte. Aber es gibt noch viel zu tun: Schnecken gibts dieses Jahr zwar mal wenige, aber wenn sie kommen, stören sie mich ja auch. Aber ich bilde mir ein, dass sie durch meine Untätigkeit weniger geworden sind. Der Birnenspalier, der stark von Gitterrost befallen war, sieht nach Jahren regelmässiger Spritzungen mit Ackerschachtelhalm nun ganz ansehnlich aus. Zufall? Verschiedene Bodenanalysen haben eine Überversorgung mit N-P-K ausgewiesen. Nach einigen düngerlosen Jahren ist - bedingt durch ausschliessliche Kompostanwendung - einzig noch P leicht erhöht. Und das Regenwasser tropft vom Dach direkt in eine Betontonne. Hab ich was vergessen?
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riesenweib

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Re:Was ist ein Ökogarten
« Antwort #3 am: 02. Mai 2005, 17:22:54 »

ein hoffentlich produktiver diskussionsansatz :)m dieser thread.

...Besteht ein Ökogarten aus einheimischen Pflanzen? ....

meineserachtens muss das nicht so streng sein; viel wichtiger ist (und das tue ich auch konsequent ;)), pflanzen auszuwählen die dem standort entsprechen. also: ein moorbeet anzulegen in einem boden mit basischer reaktion ist nicht unbedingt das gelbe vom ei.

ich hab das sicher schon wo erwähnt, eventuell vor bald einem jahr in der vorstellung, dass unser garten zu einem zeitpunkt wo das noch nicht mode war, von meinen eltern schon nach dem motto leben und leben lassen bewirtschaftet wurde; und ich namen wie Alwin Seifert noch nicht mal gekannt habe (mehr tue ich auch jetzt nicht, ich weiss nur von ihm, und anderen). das sind jetzt bald 40 jahre aus. und es hat ihm nicht geschadet. nicht dass ich nicht in bereichen, die ich aus welchen gründen auch immer für mich gestalte nicht auch die widertäter meuchle. aber ich bin nicht der meinung der gesamte garten muss und darf nur von mir und aus mir kommen. warat fad für mi (wäre langweilig für mich).

lg, brigitte
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will bitte jemand meine tippfehler? Verschenke sie in mengen. danke ;-)

Eva

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Re:Was ist ein Ökogarten
« Antwort #4 am: 02. Mai 2005, 18:44:22 »

Wie groß muss ein Ökogarten sein? Mit meinen 65 qm hab ich da nur sehr bedingt Chancen. Es sitzt zwar ein dicker Krot unterm Kompost (wohl auch wegen Nachbars Teich), auch ein Igel ward schon gesehen, und Kopostwirtschaft betreibe ich ebenso, wie ich meine Erde großteils selbst mische. Ich habe keine Flächen versiegelt und bin zu faul für perfekt gepflegen Rasen oder Staudenbeete mit fein gerechter offener Erde zwischendrin. Meine Trockenmauer ist für Erdbienen und Eidechsen zu schattig, aber es wohnen sehr interessante Spinnen drin. Meine Hecke schneid ich von Hand - aber auch nur, weil sie so kurz ist. Wenn ich sie nicht schneide, verliere ich relativ rasch große Teile meines Gartens - also nix mit wuchern lassen. Natürlich darf dies und jenes wachsen, wo es aufgetaucht ist, aber mangels Platz bin ich mit ungeplanten Pflanzen sicher wesentlich strenger, als ich bei 1000 qm Platz wäre.

Nachbars Garten auf der anderen Seite wird seit ca. 10 Jahren fast überhaupt nicht gepflegt, aber das Ergebnis überzeugt mich gar nicht: einige unansehnliche Baum-Sämlinge, im Sommer darunter verdorrter Giersch und Blätter von Zwiebel-Blühern, die nicht mehr zum Blühen kommen. Weder hübsch noch auffällig artenreich - ich denke, mit so wenig Platz muss "Öko" mehr Planung und weniger laissez faire enthalten. Ein Insektenhotel muss jedenfalls noch her.
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SouthernBelle

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Re:Was ist ein Ökogarten
« Antwort #5 am: 02. Mai 2005, 19:53:18 »

Eva, in den gemaessigten Zonen Mitteleuropas wird aus überhaupt nicht beruehrtem Land ganz schell einfach wieder Wald. Viele arteneiche Biotope, Beispiel 2x gemähte Wiese, sind tatsaechlich das Ergebnis einer (extensiven) Nutzung.

Fiesalis sagt aber auch "Garten", er nutzt sein Land.
Ich hab früher eine Menge aus dem Buch "Selbstversorgung aus dem Garten" nachgemacht, der Autor sagt zwar nix von Oeko, aber er handelt mehr oder weniger so.
Heute produziere ich weniger und gaertner mehr, aber immer noch so, daß zB viele Voegel hier erstmalig oder stark vermehrt auftreten, abgesehn von allem sonstigen Viehzeugs. Wir sind nicht perfekt ordentlich, rein aus Zeitmangel, aber das moegen viele Tiere. Unser Kieshaufen liegt etwas laenger herum, dafuer ist er eine beliebte Spatzenbadeanstalt mit anschliessender Trink(Wassereimer)- und Leckerli (Loewenzahnblueten)moeglichkeit. Und wir haben den Spass beim Beobachten.
Allerdings, wenn man alle seine Lebensmittel selbst produzieren muesste, dann ginge man vielleicht doch bisweilen ab vom Pfad der Tugend, oder? Wir sind echt bevorzugt, dass wir uns den Anbau von wenigtragenden Spezialitaeten statt von Kartoffeln und Trockenerbsen als Eiweisstraeger leisten koennen!

Gruesse
Cornelia
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Gruesse

Landpomeranze †

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Re:Was ist ein Ökogarten
« Antwort #6 am: 02. Mai 2005, 22:14:30 »

ich hab immer Probleme mit der Etikettierung von Dingen, Anschauungen
oder was auch immer. Für mich bedeutet "ökologisch" wahrscheinlich etwas anderes als zB für den Bauern, bei dem ich die Eier hole.

Fisalis, Die Schilderung deines Gartens könnte auch auf meinen zutreffen - nur fehlt hier der Gemüsegarten, dafür gibt es rund ums Haus Staudenbeete. Ich zerbreche mir aber nicht lang den Kopf,
was gerade irgendwelchen Richtlinien entspricht, sondern arbeite eher
aus dem Bauch heraus. Ich will keine Herbi- oder Pestizide verwenden,
weil alles mögliche herumkreucht und -fleucht, das mir inzwischen ans
Herz gewachsen ist, versuche möglichst viel Rückzugsorte für Vögel,
Blindschleichen, Igel und Olgas (= Erdkröten) zu bauen (bzw nicht zu
zerstören), rücke den Pilzsporen mit diversen Brühen und verdünnter
Milch zuleibe, überlasse die Blattläuse ihren Feinden (und bin verblüfft
über einen 3-Jahres-Rhythmus), die Schnecken hausen in der Wiese und werden dieses Jahr hoffentlich von den Schneckenzäunen in die Schranken gewiesen, die Rehe haben auch ihren Platz und werden nicht ausquartiert, obwohl gegen die gefräßigen Mitbewohner leider nur Zäune helfen, wenn ich Wert auf Phlox- oder Rosenblüten lege.

Das alles hat sich teilweise auch aus Zeitnot entwickelt, unter der
Woche kann ich kaum Zeit für die Gartenarbeit reservieren.

Läuft das unter *ökologisch*? Vielleicht.

Wenn ich mehr Zeit für den Garten hätte, würde er wahrscheinlich ganz
anders aussehen, ich würde mich über meine diversen Mitbewohner mehr ärgern und Mittel und Wege finden, sie zu verbannen.
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Equisetum

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Re:Was ist ein Ökogarten
« Antwort #7 am: 03. Mai 2005, 00:04:13 »

"Bislang gibt es keine einheitliche Definition dessen, was als "ökologisch" zu gelten hat. " steht hier

"Ökologie (Biologie) bezeichnet in der Biologie die Wissenschaft von den Wechselwirkungen der Organismen untereinander und den Wechselwirkung zwischen Organismen und ihrer unbelebten Umwelt. Im erweiterten Sinne untersucht die Landschaftsökologie oder Geoökologie auch die Wechselwirkungen der unbelebten Bestandteile der Natur (als Umwelt des Menschen) untereinander.
" steht hier

Nach dem Erstzitierten müssen wir also jetzt erst einmal definieren, worüber wir reden.
Nach dem zweiten wechselwirke ich mit meinem Garten, also den Pflanzen, dem Boden, den Tieren, dem Kompost und meiner Schubkarre.
Die aktiven Wechselwirkungspartner haben jeder für sich bestimmte Existenzvoraussetzungen und Ziele, zu deren Erreichung unterschiedliche Mittel eingesetzt werden können.
Eindeutig habe ich als Mensch den großen Vorteil, daß die Wechselwirkungspartner in meinem Garten bei weitem nicht so großen Einfluß auf meine Existenzvoraussetzungen haben als ich auf ihre. Des weiteren kann ich zur Erreichung meiner Ziele gegenüber ihnen auf ein wesentlich größeres Repertoire an Mitteln zurückgreifen als ihnen zur Verfügung steht.
Wenn ich ökologisches Handeln konsequent als Handeln mit der Natur begreifen würde, wäre ich mit der Gestaltung meines Gartens schnell an Grenzen angelangt. Müßte ich doch ein Schaf dazu dressieren, den Rasen - angenommen, er sei ökologisch - auf genau 4 cm Höhe abzuweiden und um die Gänseblümchen einen Bogen zu machen. Geschweige denn, die Kohlköpfe anzunagen. Dabei gehört die Haltung eines Schafes nicht einmal zu meinen Zielen.
Alternativen sind handbetriebene oder motorbetriebene Mäher. Welchen man wählt, ist davon abhängig, welche Ressourcen man einzusetzen bereit ist. Ich habe einen motorbetriebenen Mäher, weil meine Zeit eine Ressource ist, die mir sehr wichtig ist und ich daher bereit bin, den Energie- und Materialbedarf für die Herstellung und den Betrieb des Gerätes in Kauf zu nehmen.
Eine Grundwasserpumpe, ein Häcksler und eine Kettensäge komplettieren die motorbetriebene Ausrüstung für meinen Garten. Zum Ausgleich lege ich so viele Wege wie möglich mit dem Fahrrad zurück.
Das alles hat aus meiner Sicht noch nicht viel mit ökologischem Gärtnern zu tun.
Zu meinen Zielen gehört es aber, meinen Garten zu gestalten, ein Stück meiner selbst darin abzubilden. Er soll sich von der Umgebung abheben, aber nicht als Fremdkörper wirken. Das ist natürlich ein Problem, wenn der Garten in einer Umgebung liegt, in der die Gärten nach Maßstäben angelegt sind, die sich ausschließlich am Menschen und seinen gesellschaftlichen Zwängen, dem aktuellen oder vergangenen Zeitgeist orientieren. Zumindest, weil ich mich daran im Wesentlichen nicht orientieren will.
Nicht, daß ein Garten nicht nach des Menschen Bedürfnissen angelegt sein soll, denn es ist ja der Zweck eines Gartens, menschliche Bedürfnisse zu erfüllen, aber die Bedürfnisse der anderen Gartenbewohner sollen auch mit einbezogen sein. Je besser das gelingt, desto ökologischer ist m.E. ein Garten. Das bedeutet für mich, z.B. in einen kleinen Garten keine Pflanzen zu setzen,
  • die zu groß sind und nur durch übermäßigen Schnitt daran gehindert werden können, den Garten für sich einzunehmen und zu bestimmen oder die Grenzen des Gartens zu sprengen,
  • die nicht zu den Umgebungsbedingungen passen und aufwändig und mühsam, auch unter Einsatz von -ziden am Überleben gehalten werden müssen, Bodenverbesserung bzw. -Anpassung mal ausgenommen,
  • die in das Umfeld insofern nicht hineinpassen, als sie nur wenige oder keine Wechselwirkungspartner haben.
Ich versuche, das in meinem Garten umzusetzen und bin der Meinung, daß das so ökologisch ist, wie ich es für mich verantworten kann. Jeder für sich hat sicher eine andere Definition von ökologisch und legt einen anderen Maßstab an sich an. Der eine findet, das ist bei weitem nicht genug, der andere ist nicht bereit, seine Wünsche diesem Anspruch anzupassen. Problematisch finde ich nur die extremen Einstellungen, alles Andere dazwischen ist bis zu einem gewissen Grad akzeptabel, je nach dem, wo der Einzelne steht.
Und an der Absolutheit, mit der der Einzelne seinen Anspruch, vor allem, wenn er extrem ist vertritt, scheiden sich die Geister.

Equisetum

P.S. Jetzt muß ich noch dringend mit meiner Bierflasche wechselwirken, bevor ich mit meinem Bett in Wechselwirkung trete. ;)
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riesenweib

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Re:Was ist ein Ökogarten
« Antwort #8 am: 03. Mai 2005, 09:04:55 »

gut gesprochen schachtelhalm.

lg, brigitte

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