In den 80er-Jahren und davor schlummerten viele alte Sorten in kleinen Familienbetrieben vor sich hin, ohne dass sie im größeren Stil salonfähig gemacht wurden. Dazu zählen eine Menge alter Sorten, ich denke hierbei nur an die vielen gefüllt blühenden Glockenblumen. Freunde von mir und ich selbst natürlich auch fuhren oft nach England, um die dortigen Privatgärtnereien abzuklappern und neben dem existierenden, deutschen Fundus noch weitere Schätze aus dem Ausland in Kultur zu nehmen.
Dazu kam, dass die Zeit reif dafür war, denn es gab Jahre nach dem Krieg, wo lediglich Neuzüchtungen en vogue waren. Inzwischen waren viele Staudenliebhaber satt, immer dasselbe Sortiment in den Gartencentern oder Staudengärtnereien zu kaufen, mit Buntbildern und auf Alutischen. Wir peppten auf diese Weise unser Sortiment auf, viele Besitzer der kleinen Betriebe, der Privatgärten und Sammler von National Collections etc. fanden dies gut, dass sich endlich wieder jemand den guten, alten Sorten annahm. Und je mehr Kontakte wer hatte, umso mehr bekam er, natürlich auch meist im Tausch! Und so verhielt es sich auch mit vielen Phloxsorten.
Dieses Planthunting hat allerdings nichts mit der Marketingstrategie mancher großer Vermehrungsbetriebe zu tun, die in der Sortimentspolitik ihre Felle davonschwimmen sahen. Ich beobachte dies nun seit rund 15 Jahren, wo mancher Vermehrungsbetrieb in NL nach etwa 5,6 Jahren dieselben alten und auch neuen Sorten aufnahm wie wir, nur halt im größeren Stil, aber unter demselben Sortennamen. Und da ist ja eigentlich nichts dagegen zu sagen, denn man kann dort "seine" alten Sorten zu einem fairen Preis als Jungpflanze beziehen. Wenn sie über die Jahre nicht wieder aus Unwirtschaftlichkeit aus den Sortimenten verschwinden, was vielfach der Fall war.
Ganz was anderes ist jene Machenschaft, die ich oben beschrieb. Nämlich, dass aus Profitgier alte Sorten umgetauft werden und noch dazu ein Patent beantragt wird. Und da sind auch Globalplayer am Werk, die nach dem amerikanischen Markt schielen. Ein guter Freund kann da Bände davon erzählen, wenn man mit dieser Materie näher vertraut ist. Nur hast du rechtlich keinerlei Chance, gegen diese Machenschaften anzupinkeln, es sei denn, du bringst die Nerven oder das nötige Kleingeld dazu auf. Aber man kann nur immer wieder darauf aufmerksam machen und sollte auch vorsichtig sein, was man sagt, wenn man keinen eindeutigen Beweis erbringt. So entdeckte ich vor einiger Zeit eine Campanula 'Purple Sensation' in einem Jungpflanzenkatalog, mit dem lapidaren Hinweis "Großblumiger und besser als Sarastro". Ich bestellte ein Quantum, um sie zu vergleichen. Es stellte sich heraus, dass es ein und dieselbe Sorte war, was ich dort sofort reklamierte. Erst nach rund drei Jahren verschwand die Sorte wieder klammheimlich aus jenem Katalog.