Hallo Waldmeisterin,
interessantes Thema mit vielen Aspekten!
Klar ist sicher, dass es sowas wie bei ländlichen englischen Gärten (großzügige Gestaltung mit Weiden und Schafen als Hintergrund) in unseren Städten nicht geben kann. Mit Kompromissen und Enge lebt man in der Stadt halt, auch was den Garten angeht.
Vor ein paar Jahren war ich im Rahmen der "Offenen Pforte" im – relativ großen – Stadtgarten eines Engländers hier bei uns, der 20 Jahre zuvor seine Gartengestaltung damit begonnen hatte, den Garten mit Hecken und Mauern kuschelig einzugrenzen. Das Ergebnis war toll, eine Oase inmitten "normaler", unperfekter Urbanität. Nachteil: Man verliert in kleinen Gärten viel Platz durch die Hecken, muss dauern schneiden (oder Mauern pflegen), und Einbrecher sind genauso ungestört wie die Gartenbesitzer.
Wir selbst haben einen Stadtgarten aus den 50er-Jahren, umgeben von anderen etwa 300 qm großen Gärten (die Gärten stoßen hinter den Häusern alle aneinander), teilweise ebenfalls noch mit Baumbestand und Struktur aus dieser Zeit, viele große Bäume, viel Nadelholz, große Fliederbüsche, Rasenflächen in der Gartenmitte usw. Alle Gärten sind mit Maschendrahtzäunen begrenzt.
Ohne ästhetische Kompromisse und Akzeptanz der Enge geht's da nicht. Macht aber nix, denn ich finde es sehr schön, mich über den Zaun mit den netten Nachbarn unterhalten zu können. Aber wir haben natürlich versucht, möglichst "weiche" Übergänge zu schaffen: Die hässlichen Zäune sind jetzt – zumindest im Winter – größtenteils von Beerensträuchern, kleinen Obstbäumen, Hortensien und Stauden verdeckt. Und wir haben bei der Gestaltung darauf geachtet, aus den Fenstern möglichst schöne Blicke zu haben. Vor meinem Arbeitszimmer steht ein Zierapfelbaum, und ich kann im Moment den ganzen Tag Amseln beobachten, die die Zieräpfelchen als Winterfutter schätzen. Vor anderen Fenstern stehen eine Kupferfelsenbirne, Flieder und hohe Gräser, damit der hässliche Ausblick auf die Straße, Autos und die gegenüberliegenden Häuser abgemildert wird.
Neben der Haustür steht eine Bank mit Blick auf ein gegenüberliegendes kleines Schattenbeet und mit dem schönen Nebeneffekt, dass vorbeilaufende Nachbarn immer mal auf ein Schwätzchen stehenbleiben. Da sitze ich im Sommer oft auch mit Freundinnen zu einem Plausch. Gemütlich und kuschelig, gleichzeitig nicht abgeschottet nach außen, das gefällt mir sehr.
Von einem Garten mit "echtem" Ausblick in die Weite ist das alles natürlich weit entfernt, aber ich bin von Grün umgeben und wohne so, dass ich fast alles ohne Auto erledigen kann. Für mich ein guter Kompromiss.
Viele Grüße
Wiesenknopf