Bei Gemüse etc. ist es schlicht sinnlos. Für die kurze Kulturzeit ist es völlig egal wie oft, wie stark und in welche Richtung sich die Wurzeln drehen.
Eine Pflanze sorgt schon von sich aus dafür, dass sie ausreichend Feinwurzeln hat denn nur damit kann sie Wasser und Nährstoffe aufnehmen (mit den Wurzelhärchen an den Feinwurzeln).
Sinnvoll ist air pruning nur dann wenn eine Pflanze in einem kleineren Bereich als natürlich viele Feinwurzeln bilden bzw behalten soll. Beispiel wären Obstbäume in der Baumschule.
klingt ja wirklich total überzeugend, unter extremstress das ultimative optimum abwerfen, und das auch noch nachhaltig... sowas kennen wir doch alle von uns selbst und aus unseren gärten, oder? nur, wie kann das bloß ohne irgendeinen einsatz von em, homöopathischen präparaten oder terra preta funktionieren?! da stimmt doch was nicht!
Mittlerweile bin ich, was air pruning anbelangt schlauer. Es geht dabei primär nicht um Verhinderung von Drehwurzeln, sondern um die Brechung der Apikalknospendominanz die auch bei Wurzeln auftritt, auf dass es so wie beim Heckenschnitt zu üppigerer Verzweigung kommt. Durch Sauerstoffkontakt und Austrocknung/Verkorkung trocknet nämlich diese Knospe ab und dann wirken die Auxine auch auf Seitenknospen. Aus einer Spitzenknospe werden so zehn, aus diesen dann 100, aus diesen dann 1000 und alle bilden dann MEHR wasser- und nährstoffesaugende Feinwurzeln aus.
Bei
Hydroponik, wo die Wurzeln frei liegen, kann man auch mechanisch regelmäßig die Wurzelspitzen abschneiden oder durch "chemical air pruning" mit Kupfersalzbädern (die man wieder auswäscht) die Spitzenknospen (aber leider zugleich auch die Rhizosphäre und Mykorrhiza chemisch) ruinieren.
Nichts anders wird beim Setzen von wurzelnackten Pflanzen gemacht: Schneiden der Wurzeln.
Einerseits zur Wurzelbildung am Kallus-Wundgewebe an den Schnittflächen (was man auch durch einseitiges Schaben an den Wurzeln fördern könnte) und andererseits zur Brechung der Apikalknospendominanz von Wurzelspitzen, wodurch es eben zur Wurzelverzweigung und Bildung von mehr Feinwurzeln und besserem Anwachsen kommt.
Manche waschen beim ins-Freiland-Setzen von größeren Topfpflanzen einen Teil des Substrats aus, durch Eintauchen und zartes Schwenken in Wasser = Freilegen der Wurzelspitzen + Beschneidung, danach Eintauchen in ein Schlammbad (zur Umhüllung und Feuchthaltung der gereinigten Wurzeln). Regt auch zum Wurzelwachstum an.
Bei Miniaturpflanzen aus der Anzucht werden beim Auswaschen wohl zuviele Feinwurzeln zerstört, da könnte ich mir vorstellen, dass Zwacken ins Substrat mit einer Schere Wurzeln kappen und zur Wurzelverzweigung anregen könnte. Versuch macht kluch.