Ich besitze auch viele noch junge Steinobstbäume, weil es auch mein Lieblingsobst ist. Es ist aber in der Tat in jeder Hinsicht ziemlich herausfordernd (Erziehung, Baumgesundheit, Ertragssicherheit).
Auch ich versuche mich an einer Spalierobstreihe. Dazu habe ich parallel zu einem meiner Gartenzäune ein ca. 15 m langes Drahtspalier zwischen Holzpfosten gezogen (waagerecht gespannte Drähte bzw. nutze ich einen Kunststoffdraht). Dort pflanze ich nur Steinobst und versuche es nach Lepage zu erziehen.
Das Spalier steht im zweiten Jahr. Ich habe noch nicht alle Pflanzplätze besetzt. Der unterste Leitast ist aber praktisch fertig. Im nächsten Jahr beginne ich die nächste Ebene. Ich lerne noch ständig dazu, obwohl ich beim Obstbaumschnitt durchaus Erfahrung habe. Spalierobst ist aber eine sehr eigene Disziplin. Z.b. habe ich vor einigen Wochen versucht 2 im späten Frühjahr gesetzte Bäume ins Spalier zu biegen. Ich hatte sie das Jahr über noch aufrecht wachsen lassen, da die Wurzel mir noch nicht ausreichend verankert erschien, um den Baum herunterzubiegen. Ich hatte befürchtet, die Bäume dabei zu entwurzeln. Außerdem wollte ich den Wuchs der spät gepflanzten Bäume durch eine frühe waagerechte Formierung nicht zu stark beeinträchtigen. Die Gefahr bestand auch. Leider habe ich dennoch zu lange gewartet. Der Mitteltrieb war jeweils schon zu stark verholzt und hat den Biegevorgang trotz Einkerbungen mittels Sägeschnitten nicht mitgemacht. Die Bruchstellen liegen aber hoch genug, so dass ich den Mitteltrieb durch einen neuen Trieb ersetzen kann. Dieser Fehler kostet mich dennoch 1 Jahr bei den beiden Bäumen.
Ein häufig gemachter Fehler ist der, dass das Spalier zu schnell aufgebaut wird. Dies führt dann zu Aufbaufehlern. Man sieht dies ganz schön auf dem letzen geposteten Foto aus dem Botanischen Obstgarten Heilbronn. Bei der dort gezeigten Palmettenform sind alle senkrechten Leitäste gleichzeitig gezogen worden. Der Aufbau ist natürlich noch nicht abgeschlossen. Dies ist aber ein Fehler. Man sieht es jetzt schon, die in der Mitte stehenden Triebe werden dominant, während die Außentriebe verkümmern. Die Mitte wird durch den Baum aber mehr gefördert als die außen stehenden Triebe. Der zu erkennenden Trend wird sich im nächsten Jahr verstärken, wenn nicht korrigiert wird. Die gezeigte Erziehung missachtet ein Wuchsgesetz und wird nicht zum Erfolg führen. Der Fehler ist bei dem jungen Baum noch leicht zu korrigieren, indem im Frühjahr die Außentriebe belassen und die mittleren Triebe stark zurückgenommen werden. Entfernen würde ich sie nicht komplett, da beim Steinobst die Verkahlungsgefahr besteht. Man bekommt dort also vielleicht keinen geeigneten Trieb mehr. Deshalb würde ich nur auf Augen einkürzen. Wäre diese Maßnahme schon im Sommer erfolgt, wären die äußeren Triebe deutlich besser entwickelt und man wäre sicher 1 Jahr früher mit dem Aufbau des Spaliers fertig. Der Baum würde dann aber zum jetzigen Zeitpunkt noch unfertig wirken, was er ja auch wäre und sein sollte.
Ähnliches gilt für die früheren Fotos. Wie die Vorposter schon anmerkten, ist auch dort der Aufbau viel zu schnell und damit kopflastig erfolgt. Die unteren Leitäste drohen zu verkümmern.