Die Struktur der Saatgutbeize war nur eins der vielen Fettaugen in dieser giftigen Suppe und sehr aus einer verkleinerten Laborperspektive gesehen. Mit vergrössertem Blickwinkel kommt viel mehr dazu. Schon zehn Jahre vorher gab es ähnliche Vorkomnisse in Frankreich und weniger gut dokumentierte Ereignisse gibt es ständig. Der Unterschied war nur, dass mittlerweile Dank verbesserter Analytik schneller und eindeutiger ein auslösender Stoff identifiziert werden konnte, dass Bienen viel mehr in den medialen Fokus gekommen sind (es wurde erstmalig intensiv darüber berichtet) und nicht zuletzt dass die beiden Imkerverbände des Bundeslandes in weiser Voraussicht Rücklagen gebildet haben und mit Hilfe ziemlich guter Anwälte reagieren konnten, die Gewichte waren deshalb im Gegensatz zu sonst etwas gleichverteilter.
Bis heute haben wir in fast allen Bezirken, auch unserem, jedes Jahr sterbende Völker wegen Pflanzenschutzmitteln. Während und nach der Trachtzeit. Ich spreche hier nicht von Vermutungen, sondern von erwiesenen Fällen. Erwiesen heisst, dass tote Bienen fachlich korrekt vom BSV eingesammelt und ans zuständige Labor geschickt wurden, ein Befund zurückkam. Die Ergebnisse sind übrigens top secret, nur der betroffene Imker bekommt etwas gesagt, wenn der das nicht öffentlich macht erfährt keiner was davon. Die Landwirtschaftsbetriebe, bei denen in den Dokumentationen ihrer Anwendungen gesucht wird, tun natürlich einen Teufel, sich selbst an den Pranger zu stellen.