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[Waldmeisterin]

Irgendwie gelangte eine gebundener Jahrgang (1903) dieser „Illustrierten Wochenzeitschrift“ in meinen Besitz, und da ich auf der Suche nach historischen Stauden für meinen Vorgarten bin, dachte ich mir, dass da eine 110 Jahre alte Gartenzeitschrift eine ganz brauchbare Informationsquelle sein könnte.
Nun stöbere ich schon länger durch die Seiten und habe meine helle Freude.

Der Lehrmeister deckt so ziemlich jedes Themenfeld im Bereich Garten ab und wirkt dabei erstaunlich modern. „Kleine Vorgärten gestalten“, „Kinderfreundliche Gärten anlegen“, Vorschläge zur effizienten Regenwasser-Nutzung, diese Themen kann man auch in modernen Gartenzeitschriften finden.
Auch viele Fragen in der Rubrik „Fragekasten“ werden auch heute noch gestellt:
Wie ein Rosenbeet gestalten (mit Pflanzplan), was sind die besten Salatsorten (z.B. „Rudolfs Liebling“), welche Erdmischung für Fuchsien ist die beste (gut abgelagerte Mistbeet- oder Komposterde mit etwas Sand)
Selbst die Debatten zwischen einzelnen Lesern, freilich per Leserbriefe ausgetragen, erinnern an so manche Diskussion hier im Forum. Ob nun die neugezüchtete Rose „Frau Karl Druschki“ tatsächlich so formidabel oder doch hoffnungslos überschätzt sei, ob der Maulwurf nun zu schonen sei oder nicht, oder Debatten über die Haltbarkeit von Knochenschrot: auch 1903 gab es offenbar schon diskussionsfreudige Gartenbesitzer

Natürlich sind viele Artikel jenseits meiner Lebenswelt, was jedoch umso amüsanter ist.
Ente mit Herzfehler, Durchfall bei Ziegen, ein brüllender Esel; bei solchen Problemen können sich die Leser in der Rubrik „Kleintierarzt“ Rat holen, technische Neuerungen wie etwa die quasi unerlässliche „Späth'sche Propfpfanne“ werden vorgestellt und praktische Tips, zum Beispiel zum Versenden lebender Kaninchen, gegeben (bis zehn Kilo am Besten mit der Post, gilt auch für Geflügel und Schoßhunde).

Als kleines Schmankerl der Originalton zum Thema „Brüllender Esel“, der zugleich von einem gewissen Humor der Lehrmeister-Autoren zeugt:
Ein beutegieriger Löwe macht sicher nicht mehr Lärm als ein musizierender Esel!“ - da können Sie leicht recht haben.
„Musik wird oft nicht schön empfunden
weil stets sie mit Geräusch verbunden!“
sagt Wilhelm Busch. Ich bin sicher, er hätte sich bedeutend kräftiger ausgedrückt, wenn ein schreiender Esel in seiner Nachbarschaft sein Morgenlied angestimmt.
Einen Rat, wie Sie dem Esel das Schreien abgewöhnen können, vermag ich Ihnen leider nicht zu geben, ob Zureden hilft? Karl May erzählt in seinen „selbsterlebten“ Reiseerlebnissen im Orient, daß er einem Esel einen Stein an den Schwanz gebunden habe, wodurch dieser –der Esel natürlich!-am Schreien verhindert wurde.
Wenn ein Esel seinen Kantus anstimmt, so hebt er hierbei -laut Karl May- den Schwanz (wahrscheinlich als Taktstock) – ergo: kann er den Schwanz nicht heben – kann er nicht Schreien! Probieren sie es einmal. Ich hoffe – der Rest ist Schweigen!