Heute nochmals einen Redlove Calypso gefunden: Der war im Haus aufbewahrt worden und ist nun ziemlich trocken geworden. Die roten Partien sind sehr aromatisch, wie man das von Redloves her kennt, beerenartig-glühweinwürzig; das weiße Innere ist dagegen recht geschmackslos.
Nach einem zweiten Jahr mit Lubera - Äpfeln nehm' ich das mal zum Aufhänger um zu fragen, was könnte Lubera bei den Äpfeln besser machen, was fehlt im Sortiment? Weihnnachten ist ja die Zeit, zu der man sich was wünschen darf... .
Verbesserungswürdig - die Unterlagenwahl der Lubera-Sorten: Durch die Bank M9 für alle Sorten vom Buschbaum bis zum Halbstamm - das macht die Sache in der Baumschule vielleicht einfach, wird aber den Anforderungen nicht gerecht.
Redlove Era und Bionda Marilyn sind auf M9 einfach zu schwach wachsend - und bei mir haben die noch recht guten Boden! Wie das im mageren Sandboden aussieht, daran mag ich gar nicht denken. Hat Lubera keine Kunden mit steinigem Gebirgsboden oder in der Brandenburger Streusandbüchse? Hier im thread haben auch schon user von Wuchsproblemen berichtet. Zumindest besonders schwachswüchsige Sorten bräuchten schon als Buschbäume eine Unterlage wie M26. Andere schwachwüchsige Sorte wie Piros werden auch als Buschbaum standardmäßig auf M26 veredelt.
Und für einen Halbstamm erwarte ich eine standfeste Unterlage - einen richtigen Baum, der auch auf eigenen Füßen stehen kann, also z. B. Unterlage MM111 - für die Leute, die dem Baum tatsächlich mehr als zwei Quadratmeter zugestehen wollen. Das entspricht zumindest dem traditionellen Bild von einem "Baum".
Soweit die Verbesserungswünsche, jetzt, was fehlt im Lubera-Sortiment, welche Eigenschaften wünsche ich mir von zukünftigen neuen Sorten?
Bleiben wir bei den Redloves: Das Aroma ist genial und wird von keiner weißfleischigen Sorte erreicht. Süß genug sind sie auch, vor allem vollreif und nach Lagerung. Die spitze Säure. die besonders Circe zeigt, ist dann abgebaut. (Pflanzenphysiologen, ihr seid gefragt, inwieweit der Abbau von Dicarbonsäuren wie der Äpfelsäure zu Milchsäure bei der Obstreife eine Rolle spielt und die "Schärfe" nimmt. Zucker an sich ist ja kein Gegenspieler von Säuren).
Was ich mir wünschen würde: Dass die Redloves genauso saftig werden wie z. B. eine Bionda Marilyn oder ein Sparkling. Den Zucker haben Sie reingebracht, Herr Kobelt, die Saftigkeit, besonders bei Lagerung, kann man noch verbessern. Und da das Aroma in den roten Teilen steckt und um so stärker ist, je röter der Apfel ist, kann der Redlove der Zukunft gar nicht intensiv genug rot sein... am besten durch und durch blutrot.
Des weiteren, cydorian hat es schon angesprochen, wünsche ich mir Lageräpfel mit einer Haltbarkeit im Naturlager bis Winterende, also mindestens bis März oder April - und am besten mit der bewährten Saftigkeit ohne mehlig zu werden. Dazu mehr säuerliche (nicht beißend saure!) Äpfel, die meisten Lubera-Sorten sind eher auf der süßen Seite. Und die eine oder andere Sorte mit größeren Äpfeln darf es durchaus auch sein. Die Miniaturäpfel mögen ja eine nette Spielerei sein, aber zum Schälen, zur Verarbeitung in der Küche taugen die nichts. Oder soll ich für einen Apfelstrudel 100 Lollipops schälen?
Vom Geschmack her würde ich mir noch spezielle Aromen wie Zitronenaroma wünschen - so ein richtiger Zitronenapfel, der fehlt noch. Warum nicht den Seestermüher verbessern? Noch saftiger, resistenter, lagerbarer machen? Dazu einen Lederapfel - auch am besten saftig, vollaromatisch und lagerbar. Wer ist jemals auf die Idee gekommen, dass Berostung bei Äpfeln eine negative Eigenschaft ist? Die Werbung "garantiert nicht berostet" passt vielleicht für Autos... .
Bei den süßen Äpfeln wie Myra könnte man eventuell durch Einkreuzen von Granny Smith (oder dessen Wildapfel-Vorfahren) noch interessantere, frische Aromen reinbringen, die den Zucker kontrapunktieren á la Cripps Pink.
Das wär' meine Wunschliste. Resistenzen sind natürlich auch immer gefragt, am besten polygen - und da stünde mit dem Heer der (verbesserungswürdigen) "alten" Sorten ein Reservoir an Elternsorten zur Verfügung.
In diesem Sinne, Herr Kobelt, züchten Sie bitte weiter!