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[1Quitti]

Frage an die Sachverständigen: Wer kann mir erklären, wie sich an einer tetraploiden Hemerocallis ein diploider Sport entwickeln kann. Er ist wunderschön und großblütig wie seine Mutter mit einem Stängel dick wie ein Streichholz. Ich stelle diese Frage für eine Freundin. Ich habe bereits recherchiert für sie. Ist der Fachbegriff für diese Erscheinung "Chimäre" und gäbe es - ausser einer evtl. Behandlung mit Colchicin - noch eine andere Erklärung? Für fachkundige Aufklärung wäre ich sehr dankbar.

[pearl]

wie? Die Taglilie blüht und nur weil der Stängel dünn ist, meint ihr der wäre diploid? Es gibt einen Haufen Gründe für einen dünnen Stängel. Je nach Lage der Dinge wird es irgendein Mangel sein.

[Hekerui]

Wenn ich mich nicht täusche funktioniert das Gift darüber, dass sich in einer einzigen Zelle, aus der sich die Pflanze entwickelt, der Chromosengrad ändert. Wie wahrscheinlich ist diese ursprüngliche Ploidiegradveränderung an einer vollen Pflanze? Und wie wahrscheinlich ist es, dass sich ein ganzer Teil einer Pflanze aus genau dieser Zelle entwickelt hat, die ihre Chromosomenzahl derartig verändert?

[pascal87]

Eine Chimäre ist meines Wissens nach was anderes, und zwar, wenn man Pflanzenmaterial direkt an einer Veredelungsstelle zweier nah verwandter Pflanzen entnimmt und daraus neue Pflanzen regeneriert, die dann abwechselnd sowohl Zellen der einen als auch der anderen Art haben und sich so ein Zwitterwesen oder auch Propfbastard bildet. Ob das bei Cholchicin auch so genannt wird weiß ich nicht.

Hat jemand schonmal mit Colchicin gearbeitet? Ich habe mir schon öfters mal überlegt, damit ein paar Pflanzen aufzubessern, weiß aber nicht, wie genau man das anwenden muss, zb ob man das auf die Blüten tut und dann die Samen sammelt oder ob man das in einen Trieb injizieren kann und dann Stecklinge macht? Würd mich sehr interessieren 

[pearl]

  nett.  Bei Taglilien hat man Ploidie Chimäre. AHS.

[pascal87]

wieder was gelernt ^^

[Nipponjin]

Kann meinem Vorredner nur zustimmen, eine Chimäre ist nochmal ein anderes Thema..

Das Verfahren ist folgendermaßen:
Man verfolgt ja das Ziel, aus einer heterozygoten Kreuzungsnachkommenschaft eine homozygote Inzuchtlinie zu generieren. Normalerweise ist so ein Prozess ja nur über 5-6 Generationen möglich/normal.

Weil eine diploide Pflanze zwei Chromosomensätze enthält, können für jedes Gen zwei Merkmalsausprägungen vorliegen. Wird der Chromosomensatz also halbiert, dann ist nur eine allele Merkmalsausprägung vorhanden. Das möchte man ja... Wird dann der Chromosomensatz anschließend verdoppelt, liegt die zuvor allelen Merkmalsausprägungen ja in heterozygoter reinerbiger Form vor.

Was man also macht ist, ein Embryoid zu einer haploiden Pflanze heranwachsen lassen, dann mit Colchizin behandeln und die Samlinge wieder züchten.

[pearl]

  hä? Da hat jemand aber total die falsche Seite im Lehrbuch aufgeschlagen. 

[Daniel - reloaded]

Pearl, dann sei so nett und schlag die richtige Seite auf. Jetzt will ichs wissen!

[pearl]

die in der Frage angesprochene Taglilie wäre eine Chimäre, natürlich! Das ist unwahrscheinlich, wie ich schon schrieb, und es wäre ein Zeichen für eine schlechte Qualität. Da wir nicht wissen um welche Sorte es geht, aber vermuten, dass es eine handelsübliche alte Sorte ist, halte ich es nicht für sinnvoll einen dünnen Stengel für eine diploide "Rückkonversion" zu halten. Mir sind bei Taglilien auch keine solchen tetraploid zu diploid Konversionen bekannt.

Bei der Konversion diploider Taglilien in ihre tetraploide Form durch Colchicinbehandlung können in den überlebenden Pflanzen Chimären auftreten, da nicht alle Zellen eines Gewebes transformiert worden sind. Die Pflanzen bestehen aus Geweben, deren Zellen den einen oder den anderen Ploidiegrade aufweisen. Bei Taglilien kann man die Größe der Spaltöffnungen unter dem Mikroskop vergleichen.

Eine Qualitätsmerkmal für Konversionen ist gerade die tetraploiden Verhältnisse auch in der Keimbahn. Solche Pflanzen zu erhalten kostet Zeit. Ich hatte im aktuellen Taglilien thread darüber den Artikel der AHS zur Klassifizierung der Konversionen verlinkt.

Ah, habs gefungen!

Identifying CONVERTED TETS

FREQUENTLY ASKED QUESTIONS

Die von Nipponjin erläuterten Umstände beziehen sich auf Getreidezucht und das Gewinnen von Saatgut verbesserter Strains. Bei Taglilien möchte man keine reinerbigen Zuchtlinien, sondern möglichst bei jeder Kreuzung eine Explosion an Vielfalt.