Willkommen, Gast. Bitte loggen sie sich ein oder registrieren sie sich.
News: Wenns noch im Frühjahr friert und schneit, ist Streit im Forum nicht mehr weit.  ::)  ;D  (Daniel - reloaded, 2013)
Willkommen, Gast. Bitte loggen sie sich ein oder registrieren sie sich.
29. März 2024, 15:50:45
Erweiterte Suche  
News: Wenns noch im Frühjahr friert und schneit, ist Streit im Forum nicht mehr weit.  ::)  ;D  (Daniel - reloaded, 2013)

Neuigkeiten:

|14|8|Der echte Maso-Gärtner wirft sich nackt in die Brennnesseln. (Staudo)

Seiten: [1]   nach unten

Autor Thema: Kosten Blüten wirklich Kraft?  (Gelesen 5430 mal)

Hortulanus

  • Gast
Kosten Blüten wirklich Kraft?
« am: 10. Mai 2005, 13:43:58 »

Immer wieder liest man, dass Pflanzen in bestimmten Situationen geschont werden sollen, in dem man Blütenknospen ausbricht. So z.B. Jungpflanzen.

Beruht diese Empfehlung auf faktischen Erkenntnissen oder ist sie gefühlsmäßig bestimmt?

Wird die Kraft für eine Blütenknospe nicht aufgewandt, wenn sie gebildet wird? Das heißt: Es muss verhindert werden, dass sich Blütenknospen bilden. So sie aber bereits vorhanden sind, dürfen sie sich auch öffnen?

Wer weiß Näheres?
Gespeichert

Andi H.

  • Jr. Member
  • **
  • Offline Offline
  • Beiträge: 135
  • Blümchen blau...
    • Persönliche Homepage
Re:Kosten Blüten wirklich Kraft?
« Antwort #1 am: 10. Mai 2005, 14:05:45 »

Die Ausbildung von Blüten und Früchten kostet die Pflanze tatsächlich Ressourcen, so wie die Bildung jedes anderen Gewebes auch: Makro- und Mikronährstoffe müssen aufgewendet werden, ebenso wie Assimilate und Wasser.

Bei Blüten ist es darüber hinaus auch so, dass sie bei den meisten Pflanzenarten keine Photosynthese betreiben (nur wenige Arten tragen grüne Blüten). Die Produktion von kohlenhydratreichem Nektar und proteinreichem Pollen ist ebenfalls weit aufwendiger als z.B. "nur" Blattmasse aufzubauen.
Dies gilt auch für Früchte: in grünem Zustand tragen sie zwar einen Teil zur Photosynthese bei, jedoch sind Früchte meist (gerade bei endozoochorer Verbreitung, wenn also das Tier die Früchte fressen soll) zucker-, stärke- oder eiweißreich, und Samen enthalten in den meisten Fällen große Mengen von Nährgewebe, das den Embryo versorgen soll.

Insofern ist das Bilden von Knospen zwar schon ein Aufwand für die Pflanze, aber auch die weitere Entwicklung und das Entfalten (und Aufrechterhalten!) von Blüten und später auch Früchten ein großer "Kräftezehrer" für die Pflanze. Deshalb: möglichst früh Knospen ausbrechen bzw. Früchtchen abknipsen, damit ein frisch beschnittenes oder umgetopftes Blümchen sich schneller erholen kann.

Grüße
Andi
« Letzte Änderung: 10. Mai 2005, 14:06:55 von Andi H. »
Gespeichert

Hortulanus

  • Gast
Re:Kosten Blüten wirklich Kraft?
« Antwort #2 am: 10. Mai 2005, 14:12:13 »

Danke! Klare und verständliche Antwort :D
Gespeichert

Caracol

  • Master Member
  • *****
  • Offline Offline
  • Beiträge: 1194
  • Live your dreams!
    • Nicht der Rede wert
Re:Kosten Blüten wirklich Kraft?
« Antwort #3 am: 20. Mai 2005, 21:57:02 »

Bedeutet das nun wohl auch, dass Pflanzen, die in den ersten Jahren nicht bluehen, sich quasi selbst schonen?

Beispiele waeren Baeume wie der Tulpenbaum Liriodendron tulipifera oder die Baummagnolie Magnolia campbellii, die vermutlich die Kraft brauchen, um erstmal einen richtig grossen Baum aufzubauen.
Gespeichert
Klimazone 8b - Südengland - 60m ü. NN

Andi H.

  • Jr. Member
  • **
  • Offline Offline
  • Beiträge: 135
  • Blümchen blau...
    • Persönliche Homepage
Re:Kosten Blüten wirklich Kraft?
« Antwort #4 am: 23. Mai 2005, 12:58:39 »

Im Prinzip ja. Es handelt sich dabei aber eigentlich um ein genetisch fixiertes Programm des "Erwachsenwerdens", das von äußeren wie inneren Faktoren geregelt wird.

Bei den meisten Pflanzen muss für das Erreichen der Blühreife ein gewisses Plastochron-Alter erreicht werden. Das bedeutet eigentlich nur, eine bestimmte Anzahl an Nodien (Sprossabschnitten) muss ausgebildet sein, bevor die Blühfähigkeit "freigeschaltet" wird. Das gilt für holzige wie für krautige Pflanzen.
Der Zusammenhang zwischen Plastochron-Alter und Blührhythmik ist zwar bekannt und belegt, die genauen Mechanismen sind aber leider bis heute nicht wirklich bekannt.

Beispielsweise geschieht es durchaus, dass eine Pflanze rein physisch zwar adult ("ausgewachsen") und damit blühreif ist, aber trotzdem noch eine längere Zeit bis zur Blüte vergeht (je nach Pflanze Wochen bis Jahre)...
Gespeichert

fisalis

  • Gast
Weshalb Pflanzen immer pünktlich blühen
« Antwort #5 am: 12. August 2005, 15:40:07 »

Wetter spielt keine zentrale Rolle

Zitat
Forscher haben herausgefunden, weshalb Pflanzen immer pünktlich blühen. Grund ist nicht in erster Linie das Wetter. Vielmehr sorgen ein Gen und ein Protein zusammen für den richtigen Zeitpunkt der Blüte. Auch bestimmen sie die Stelle der Blüte an der Pflanze.

(ap) Dass Pflanzen pünktlich blühen, hängt nicht vom unbeständigen Wetter oder der ersten Frühlingssonne ab: Ein Gen in den Blättern und ein Protein sorgen dafür, dass die Blütenpracht gedeiht, wie Wissenschaftler herausfanden. Die Ergebnisse der Forscher aus Deutschland, Grossbritannien, Schweden und Japan wurden am Freitag im Wissenschaftsmagazin «Science» veröffentlicht.

Das Gen FT in den Blättern wurde bereits in den 1990er Jahren entdeckt, unklar war bisher jedoch, wie es seine Informationen weitergibt. Das neu entdeckte Protein FD sitzt laut den Wissenschaftern an den Spitzen von Zweigen und übernimmt diese Aufgabe.

Nur gemeinsam aktiv werden
Nur gemeinsam in derselben Zelle könnten FT und FD aktiv werden, erklärte Detlef Weigel vom Tübinger Max-Planck-Institut. Offenbar wandert das vom Gen FT produzierte Protein von den Blättern in die Zweige, wo es FD aktiviert.

Durch den Einsatz zweier unabhängiger Stoffe könne eine Pflanze sicherstellen, dass die Blüte zum richtigen Zeitpunkt erfolgt, sagte der Wissenschaftler Philip Wigge vom britischen John Innes Centre in Norwich. «Einer bestimmt die richtige Jahreszeit, der andere legt die richtige Stelle für die Entstehung von Blüten fest», so Wigge.

Koordination unter Pflanzen möglich
Auf diese Weise könnten beispielsweise Kirschbäume, deren Blüten mit Pollen befruchtet werden müssen, garantieren, dass sie zur gleichen Zeit wie Bäume in der Umgebung blühen.
 
12. August 2005, 09:10, NZZ Online. Diesen Artikel finden Sie auf NZZ Online unter: http://www.nzz.ch/2005/08/12/vm/newzzECA37DIA-12.html. Copyright © Neue Zürcher Zeitung AG
Gespeichert

Andi H.

  • Jr. Member
  • **
  • Offline Offline
  • Beiträge: 135
  • Blümchen blau...
    • Persönliche Homepage
Re:Kosten Blüten wirklich Kraft?
« Antwort #6 am: 15. August 2005, 22:57:33 »

Danke, fisalis, für das Zitat des NZZ-Artikels. Ich kann, was den Inhalt angeht, nur wärmstens auf meine eigenen Postings zu dem Thema, und auf den Parallel-Thread auf planten.de verweisen. Gregor hat da ja einiges zu sagen:
"zeitpunkt der blüte"

Lieben Gruß
Andi
Gespeichert

Biobella

  • Gast
Re:Kosten Blüten wirklich Kraft?
« Antwort #7 am: 21. August 2005, 02:56:59 »


In diesem Zusammenhang die Frage:
Stimmt es, daß einjährige blühende Pflanzen leichter zu jäten sind als jüngere, noch nicht blühende, weil sie durch den Blühvorgang auch im Wurzelbereich geschwächt sind, oder kommt es einem nur so vor, weil man bei größeren Pflanzen besser zupacken kann?



Gespeichert

Andi H.

  • Jr. Member
  • **
  • Offline Offline
  • Beiträge: 135
  • Blümchen blau...
    • Persönliche Homepage
Re:Kosten Blüten wirklich Kraft?
« Antwort #8 am: 05. September 2005, 18:33:13 »

Das mit der "Schwächung im Wurzelbereich" halte ich für ganz, ganz unwahrscheinlich. Da ja die Wurzelbiomasse ständig zunimmt, ist sie während der Blütezeit sogar noch größer als davor. Und außerdem dürfen Abbauvorgänge an den Wurzeln während der Blüte noch nicht überhand nehmen, da schließlich noch die Samen bis zu ihrem Ausreifen ernährt werden müssen.

Gründe für die leichtere Jätbarkeit dürften wohl in zwei Bereichen zu finden sein: zum einen, wie du schon erwähntest darin, dass größere Pflanzen leichter zu fassen sind. Und zum anderen, dass massivere Sprosse und Wurzeln (dicker, mit stärker ausgebildeten Stützgeweben) beim Jäten weitaus weniger leicht zerreißen, die Pflanze also mit höherer Wahrscheinlichkeit in einem Stück bleibt.
Gespeichert

Biobella

  • Gast
Re:Kosten Blüten wirklich Kraft?
« Antwort #9 am: 07. September 2005, 09:11:29 »

Danke für deine Antwort!

Ich verstehe die Begründung, daß noch Nahrung zur Ausbildung der Samen aufgenommen werden muß.
Andererseits scheinen dafür aber die in der Pflanze bereits gespeicherten Nährstoffe fast immer auszureichen, wie man an der Notreife bei gejäteten, liegen gelassenen Pflanzen erkennen kann.
Außerdem sind die Samen bei Einjährigen Pflanzen vergleichsweise klein, zumindest bei den Pflanzen, die keine unterirdischen Speicherorgane haben, Wurzelknöllchen oder Rübenwurzeln.

Die leichtere Jätbarkeit geht nur auf persönliche Beobachtung zurück. Ich habe bisher keine Vergleiche bei der Jätbarkeit von Pflanzen mit verschiedenen Wurzelsystemen gemacht. Jetzt denke ich gerade darüber nach, ob einjährige Pflanzen in der Regel überhaupt andere als sproßbürtige Wurzeln haben. Schlafmohn fällt mir noch ein, der hat eine Pfahlwurzel...

Es täte mir leid, wenn ich jetzt nerve, aber sind einjährige Pflanzen nicht grundsätzlich so konstruiert, daß möglichst wenig Energie in den Aufbau vergänglicher Pflanzenteile investiert wird? Daß alle Pflanzenteile nur so lange überhaupt mit Nährstoffen versorgt werden, wie sie die Samenbildung stützen?
Im Vergleich mit mehrjährigen Pflanzen, die auf ständigen Zuwachs eingerichtet sind, müßte doch bei bei einjährigen Pflanzen chemische Programme geben, die der Pflanze signalisieren: "Samen ist fertig, du kannst sterben" oder auch "Deine samenbildenden Organe wurden gepflückt, fang wieder von vorne an, noch geht es."



Gespeichert

Andi H.

  • Jr. Member
  • **
  • Offline Offline
  • Beiträge: 135
  • Blümchen blau...
    • Persönliche Homepage
Re:Kosten Blüten wirklich Kraft?
« Antwort #10 am: 07. September 2005, 13:54:25 »

Notreife ist ein guter Punkt, allerdings klappt auch die nicht in jedem Stadium des "Ausrupfens"

Und ja, eine Tendenz bei einjährigen Pflanzen ist das Bilden sehr vieler, sehr kleiner Diasporen (Verbreitungseinheiten, wie Samen oder Früchte). Allerdings gibt es auch ganz andere Fälle (siehe Tomate), wo relativ große Füchte hervorgebracht werden.

Äh, im Normalfall haben alle "dikotylen" (die Gruppe gibt es ja in der Form nicht mehr) immer eine Hauptwurzel mit Verzweigungen. Man hat das früher als allorhizes Wurzelsystem bezeichnet (sollte man aber, aufgrund einiger troubles mit morphologischen Erkenntnissen, nicht mehr unbedingt tun). Sprossbürtige Wurzeln sind gerade bei Einjährigen sehr selten. Und auch wenn eine Hauptwurzel nicht verdickt ist (wie bei einer Pflahwurzel), ändert das nichts an ihrer Eigenschaft als Primärwurzel.

Und was die Nährstoffflüsse und "biologischen Uhren" von Annuellen angeht, liegst du völlig richtig. Einjährige investieren so viel Energie wie möglich (und so früh wie möglich) in die Reproduktion (Blühen und Fruchten).
Gespeichert
Seiten: [1]   nach oben
 

Garten-pur.de Nutzungsbedingungen | Impressum | Datenschutzerklärung

Forum Garten-pur | Powered by SMF, Simple Machines
© 2001-2015 garten-pur. All Rights Reserved.
Garten-pur.de