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Autor Thema: "Gestörte Böden"  (Gelesen 21565 mal)

Susanne

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"Gestörte Böden"
« am: 13. Dezember 2003, 23:50:09 »

Aus dem Zeigerpflanzen-thread:

Zitat
Die Interpretation der Bodenverhältnisse aufgrund der Zeigerpflanzen ist allerdings im Garten nicht so leicht, da die Bewirtschaftung das Spontanwachstum der Wildpflanzen stark beeinflusst.

Stimmt sicher, vor allem in Gemüsebeeten, wo ja selten mal "Ruhe" herrscht.
 
Heute lese ich über die Flatterbinse, daß sie sich vor allem auf "gestörten Böden" ansiedelt.
Wann und wie lange ist denn ein Boden ein gestörter Boden?

Soviel ich weiß, ist "Boden" selbst im Urwald ständig in Bewegung, sei's, daß ein Vieh drüber läuft, sei's, daß der Maulwurf drin wühlt oder der Aap drauf scheißt.
Bei großflächigen Verdichtungen würde ich den Ausdruck ja verstehen. Aber wo ordne ich Gartenboden ein, im besonderen den Gemüsegartenboden?


« Letzte Änderung: 14. Dezember 2003, 00:31:46 von Susanne »
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Thomas

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Re:"Gestörte Böden"
« Antwort #1 am: 14. Dezember 2003, 00:15:10 »

Zitat
Gestörte Böden

Danke für diese Frage / diesen Thread, denn da hängt richtig was dran. - Obwohl das, was ich hier schreibe, jetzt vielleicht etwas weit geht ...

Wer stört? - Eigentlich seit Ewigkeiten ein Lebewesen auf der Suche nach z.B. Nahrung das andere. Das passt sich wiederum an, oder kämpft, oder stirbt aus. Passt es sich an, 'besetzt' es oft eine Nische <Anm.: Die quasi-militärische Ausdrucksweise verrät, worum es mir geht>.

Und dann kommen wir ins Spiel: Homo sapiens sapiens - auch wenn ich zumindest die Doppelung für bedenklich halte; - einerseits.

Andererseits leben auch wir auf diesem Planeten, und greifen gewaltig ein. Verstehen bestenfalls ein paar % davon, was um uns herum seit Jahrmillionen vorgeht. Wir spielen ja erst seit kurzem mit, richtig merkbar wohl erst seit ca. 100.000 Jahren. Aber wir legen ein exponentiell wachsendes Tempo der Einflussnahme vor.

Stören wir? - Viele haben offenbar den Verdacht / die Gewissheit, dass wir stören, und versuchen dahinter zu kommen, wie es mit weniger Störung abgehen könnte.

Wenn man in diesem abendländischen Kulturkreis aufgewachsen ist, stellt man ja oft Sinnfragen. - Für mich münden diese in der Frage, ob es einen generellen Sinn dieses Planeten gibt. 'Mutter Gaia' - liebt sie uns, ihre Kinder des Holozän, eigentlich noch?


Sorry Susanne, das führt vielleicht von Deiner konkreten Frage nach 'gestörten' Böden etwas weit weg - andererseits, wie Du fragst: Was ist das eigentlich, 'gestört'?


Mit nicht stören wollenden Grüßen
Thomas
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Kaum macht man etwas richtig, klappt es auch.

Gisela

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Re:"Gestörte Böden"
« Antwort #2 am: 14. Dezember 2003, 11:38:48 »

Hallo ihr
da ich noch keinen geeigneten Platz mich vorzustellen gefunden habe, stürz ich mich einfach so rein:

Wann ist ein Boden gestört, bzw. wann stört der Mensch?

Darüber hab ich mir im Laufe vieler Jahre ordentlich Gedanken gemacht. In Erkenntnis der gewachsenen Bodenstruktur und der natürlichen Gegebenheiten, sie gesund zu erhalten, sah ich mich als ständigen Störer, weil ich eingreife.

Ich bearbeite die Erde, wo sie in Ruhe liegen geblieben wäre, ich räume sie blank, wo sie bedeckt geblieben wäre und ich pflanze Salat, wo sie Löwenzahn hervorgebracht hätte.

Ich will von meinem Garten auf begrenzter Fläche ernten, um zu leben. Die Natur schenkt auf unbegrenzter Fläche dem Menschen Nahrung, wenn er wandert (zu Fuß, nicht mit Autos, Traktoren) um zu sammeln (Beeren, Wurzeln...).
Aber der Mensch ist sesshaft geworden, der Mensch baut in Monokultur an, vergiftet und verdichtet den Boden. Der Mensch hat an Vorkommen enorm zugelegt, ist praktisch zum Schädling geworden.

Schädlingsbefall (vermehrtes Aufkommen einer Art) beantwortet die Natur mit indirekter Reaktion: Der Schädling beraubt sich selbst der Nahrungsgrundlage, weil er komplett vertilgt. Sein großes Vorkommen zieht aber wiederum Feinde an, für die der Schädling selbst Nahrung ist. Danach ist das Gleichgewicht wieder hergestellt.

Jahrzehnte und Jahrhunderte sind lediglich Sekunden im großen Kreislauf der Natur. Ist die Bevölkerung der Erde mit Menschen also nur eine Natursekunde? Werden alle folgenden Sekunden eine regenerierte Erde sein, ohne den Schädling Mensch, der allenfalls latent vorhanden ist?

Kann ich mir als Mensch überhaupt eine längerandauernde Daseinsberechtigung erwerben, da ich ja eingreife und manipuliere, versuche, der Natur meinen Willen aufzuzwingen? Habe ich einen Platz, an dem ich nicht störe und wo ist der?

Meinen Platz habe ich in meinem Garten gefunden, hier versuche ich, möglichst nur zu lenken und nicht zu stören.

Behutsam ringe ich der Erde Ernten auf einer Fläche ab, auf der sie ohne mein Zutun nicht einen Korb voller Möhren hätte wachsen lassen.
Dafür gebe ich ihr Dünger aus ihren eigenen Zutaten zurück,
bedecke den Boden um die Möhren, so wie sie es von selbst getan hätte,
werfe die Bodenstruktur möglichst nicht mit umgraben durcheinander, sowie es in der Natur auch nur allenfalls durch einen Sturm geschieht, der einen Baum entwurzelt.

Aber noch bewege ich mich als "Eingreifer", der sich Ernten ermogelt.

In meinem Weg-Reihe-Weg-System habe ich unvermutet eine Antwort gefunden.
Die Wege sind ganzjährig gemulcht, um das Bodenleben zugunsten der Kulturen zu erhalten und ständig zu nähren.
Diese Mulchschicht wird von darunterliegenden Keimern hochgehoben und durchwachsen, das Wildkraut würde in Konkurrenz zu den Möhren treten, wenn - ja, wenn ich nicht darauf gehen würde.
Durch mein eigenes Gewicht trete ich die Mulchschicht immer wieder fest an und verwehre den darunterliegenden Samen das Keimen. Mein Antreten bewahrt dem Boden ausreichend Feuchtigkeit und dem Bodenleben ein schützendes Dunkel.
Ich bin jedoch nicht zu schwer, der Boden trägt mich mit Leichtigkeit, ohne zu verdichten, wie es bei einem Trakator geschehen würde.

So gesehen gehöre ich mit meinem Gewicht in den Garten.
Auch meine Hände, die Dinge an ihren Platz bringen (Kompost) gehören dazu.

Auch meine Schere, die Obst für meine Ernährung selektiert, gehört dazu, denn von massenhaft saurem Obst, das der Baum zur Arterhaltung produzieren würde, kann ich nicht leben. Seine Produktion zur Arterhaltung ist aber nicht gestört, sondern nur gelenkt.

Auch mein Verstand gehört dazu, der mir sagt, wie ich der Natur Ernten entlocke, ihr jedoch Genüge tue und mich gleichzeitig selbst eingliedere.

Ich bin mir bewusst, dass meine Gedanken nur für mich und meinen Garten gelten. Mir über die Menschheit an sich und die Auswirkungen ihres Tuns Gedanken zu machen, würde sich in Sorge wandeln, mein Garten jedoch kann keine sorgenvolle Gärtnerin brauchen. ;)

Ich hoffe, das ist nicht zu lange geworden und freue mich auf Antworten.

Gisela grüßt
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Susanne

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Re:"Gestörte Böden"
« Antwort #3 am: 14. Dezember 2003, 13:31:00 »


Danke für eure Antworten.
Ich verstehe, was ihr meint, aber es trifft nicht so recht den Kern meiner Frage. Eigentlich geht es dran vorbei.


Ich würde mich freuen, mal etwas "Technisches" zu gestörten Böden zu erfahren. Dafür muß es doch Definitionen geben, die von einer Strukturanalyse ausgehen. Wasserführung, Durchlüftung, Verdichtung, Vergiftung...

 
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Silvia

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Re:"Gestörte Böden"
« Antwort #4 am: 14. Dezember 2003, 14:02:03 »

Ich denke, ein Messfaktor für gestörte Böden ist die Anzahl der verschiedenen Bodenlebewesen und -organismen. In gestörten Böden lebt nicht viel.

LG Silvia
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Die Lage ist hoffnungslos, aber nicht ernst.

Hans

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Re:"Gestörte Böden"
« Antwort #5 am: 14. Dezember 2003, 15:16:37 »

Hallo Susanne,

ich kann mir nicht vorstellen, dass man einen "gestörten" Boden analytisch definieren kann, da ja jeder Boden anders ist.

Der Sandboden besteht vor allem aus Sand und Schluff mit wenig Ton (er ist durchlässig, hat eine geringe Speicherfähigkeit, schnelle Erwärmung/Abkühlung ...)

Der Lehmboden hat eine ausgewogene Mischung aus Sand, Schluff und Ton. (gute Speicherfähigkeit ...)

Der Tonboden hat wenig Sand- und Schluffteile, aber einen grossen Tonanteil (kompakte Struktur, schlechte Durchlüftung ...)

Es gibt natürlich jede Menge Übergangsformen, wobei der ideale Gartenboden im Lehmbereich liegt.

Was für den einen Boden nun eine negative Störung wäre, ist für den anderen Boden positiv. (z.B. ist das Anwalzen für die Ansaat beim Sandboden günstig, da es die Kapillarität erhöht, beim starken Lehmboden ist es ungünstig)


Prinzipiell würde ich sagen, das ein Boden dann gestört ist, wenn er für wenig Bodenlebewesen (Mikroorganismen, Bodentiere) ein Zuhause bietet.
Aber das ist auch wieder vom Boden abhängig ...




Also probieren wir mal anders herum! :)

Was beeinflusst den Boden (ganz allgemein betrachtet) negativ:

- Wassermangel (das Bodenleben zieht sich in tiefere Schichten zurück, der Wind kann die ausgetrocknete Oberschicht wegwehen ...)

- Wasserüberfluß (der Boden verschlämmt, Sauerstoffmangel, Nährstoffauswaschung, Bodenabschwemmung, der Boden versäuert, tiefreichende Pflanzenwurzeln werden ertränkt ...)

- Eis (das gefrierende Wasser verwittert Gestein, durch die sich dehnende und hebende gefrorene Erde werden Pflanzen hochgehoben und die Wurzeln reissen ab ...)

- Wind (der Oberboden wird weggeweht, das zum Wachstum unbedingt nötige CO2 der unteren Luftschicht wird weggeweht, es wird mehr Wasser verdunstet, was Wassermangel und Auskühlung zur Folge hat ...)

- Nährstoffverbrauch durch Pflanzen (führt zu einseitigen Mängeln ...)



Neben dieser "natürlichen" negativen Beeinflussung sind es aber meist falsche menschliche Eingriffe, die den Boden stören:

- Sauerstoffmangel (der Boden versäuert, das Bodenleben entwickelt sich nicht; wird ausgelöst durch Wasserüberschuß, Festtreten/Befahren des Bodens ...)

- Keine Bodenbedeckung

- Falsche Bodenbearbeitung (Durcheinanderbringen der Bodenlebewesen)

- falsche Düngung

- Monokulturen/kein Fruchtwechsel

- zu starke gärtnerische Regulation (sinnlose "Schädingsbekämpfung")


Fazit: Genauso wie es unterschiedliche Böden gibt, gibt es unterschiedliche Störungen.



Hallo Gisela,

ich habe die gleichen Gedanken wie du. Und zu lang war dein Beitrag bestimmt nicht. Habe ihn mit Interesse gelesen und stimme dir voll zu. :)




Schöne Grüße
Hans


 
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Gisela

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Re:"Gestörte Böden"
« Antwort #6 am: 14. Dezember 2003, 16:35:32 »

Hallo Susanne

es war mir schon klar, dass deine Frage auf technische Antworten wartet, sorry, ich hab mich ein bisschen vergessen. :D

Ich glaube, es gibt keine gestörten Böden, genauso wie Hans es darstellt. Gestört nennst du Erde, wenn darin nicht das wächst, was du dir wünschst. Wenn also der Spinat nicht gedeihen will, hat der Boden für Spinat nicht die geeigneten Voraussetzungen.

Gestört ist die Erde vielleicht in einem vergifteten Gebiet, wie z.B. an Schwefelquellen, wo Bodenleben überhaupt nicht mehr vorhanden ist. Da wächst dann nichts mehr. Sobald irgendein Wachstum wieder vorhanden ist, zeigt das, dass Wurzeln nicht nur Halt, sondern Pflanzen auch Nahrung finden, und sei es nur ein dürftiger Grashalm.

Ich denke, sobald Brennesseln wachsen, ist mit dem Boden alles in Ordnung.
Ich würde mich auch gar nicht auf Bodenanalysen konzentrieren, ist mir zu kompliziert, sondern an den Pflanzen zu messen versuchen, ob dem Boden etwas fehlt.

Bei einer konsequenten Bodenlebenpflege brauchst du dir keine Gedanken um Störung machen, schau dir einfach an, ob die Pflanzen einen üppigen gesunden Eindruck machen, oder ob noch etwas Kompost hinzugegeben werden sollte.

Gisela grüßt
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mara

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Re:"Gestörte Böden"
« Antwort #7 am: 14. Dezember 2003, 17:17:01 »

Gestörten Boden habe ich immer wörtlicher verstanden (wahrscheinlich zu unrecht): gestört im rein physikalischen Sinn, und zwar gründlicher, als der Pflug das tut. Wo z.B. ein Bagger gewirbelt hat, geraten die Schichten durcheinander: der fruchtbare Humus liegt womöglich zuunterst, und toter Boden befindet sich an der Oberfläche. Im Kleinen schaffe ich manchmal mit Hilfe eines Spatens ähnliche Verhältnisse in meinem Garten (und habe auch die passenden Anzeigerpflanzen). Aber, wohl weil nur im kleinen Maßstab, scheint sich der Boden schnell zu erholen, denn neben den Anzeigern gedeiht auch die gewünschte Vegetation. ;)
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Susanne

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Re:"Gestörte Böden"
« Antwort #8 am: 14. Dezember 2003, 20:55:51 »


Wie ich schon sagte, habe ich über die Flatterbinse gelesen, daß sie sich vor allem auf "gestörten Böden" ansiedelt.

Die Bemerkung stammt von Walter Schimana aus Deinigen und steht im Ulmer Handbuch und Lexikon der Gartenstauden, Band 2.
Der Originaltext in der Beschreibung zur Flatterbinse (Juncus effusus) lautet "Für nährstoffreiche und gestörte Böden".

Ich setze mal voraus, daß Walter Schimana so eine Empfehlung nicht aussprechen würde, wenn es nicht auch eine Problemsituation gäbe, die so eine Empfehlung rechtfertigen würde.
Vielleicht liege ich ja völlig falsch in der Annahme, daß Landschaftsökologen für den Begriff "gestörte Böden" eine fachliche Definition haben.


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Andi H.

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Re:"Gestörte Böden"
« Antwort #9 am: 14. Dezember 2003, 21:37:53 »

Hm, vielleicht kommt das Folgende Susannes Frage nach einer "technischen" Antwort näher (nicht nur Landschaftsökologen geben solche ;)):

Als "gestörte Böden" bezeichnet man in der Bodenkunde und Ökologie Böden, deren Struktur/Schichtung häufig und tiefgreifend verändert werden.

Böden sind nämlich generell (außer nach "Katastrophenereignissen" wie Lawinen, Muren oder Überschwemmungen) geschichtet. Das sieht im Allgemeinen so aus, dass ganz unten das Muttergestein liegt (nicht der massive Fels, sondern Geröll und Steine). Das wird als C-Horizont bezeichnet. Darüber liegen die stärker zersetzten Mineral- und die organischen Bodenhorizonte.

Das sind bei einem Schwarzerdeboden z. B. ein heller B-Horizont als Mineralboden und darüber ein mehr oder weniger mächtiger, an organischem Material reicherer A-Horizont. Darauf liegt dann noch meist eine organische Auflage (Humus, Moder...), die sukzessive zersetzt wird. Daraus kann man schon herauslesen, dass Böden "wachsen" müssen. Boden bildet sich auf totem Gestein im Laufe von Jahrtausenden durch Verwitterung und Wechselwirkungen mit Organismen. Ein einzelnes durchmarschierendes (Rind-)Vieh oder ein grabender Maulwurf ändern am Bodenaufbau nicht besonders viel, angesichts der Zeitskala.

Es gibt eine Unzahl beschriebener Bodentypen, die je nach ihrer Entstehung alle ihre +/- definierten Schichten aufweisen - von Rendzina über Parabraunerde bis zu Podsol oder Gley.

Gestörte Böden sind nun dadurch gekennzeichnet, dass sie ihre Schichtung verlieren. Und Hauptproduzent solcher gestörter Böden ist - wir raten kurz - der Mensch. Beispielsweise durch das Aufgraben bei Bauarbeiten oder auch das Pflügen wird die natürliche Bodenschichtung verändert und/oder zerstört, auch die Bodenstruktur selbst verändert sich durch die Bearbeitung. Auch die meist damit einhergehende Düngung spielt eine große Rolle.

Gestörte Böden (sieht man am besten an Acker-/Straßenrändern) sind also meist ein Mischmasch aus organischem Ober-, mineralischem Unterboden und oft Gesteinsbröseln (sprich: Steine). Das bedeutet, sie sind meist nährstoffreich und besitzen eine gelockerte Textur. Allerdings werden solche Böden ja auch meist weiterhin vom Menschen bewirtschaftet und deshalb "gestört". D. h. Pflanzen, die sich dort ansiedeln, müssen entweder eine hohe Regenerationsfähigkeit haben (abgerissene Wurzelsysteme neu bilden etc.) oder eine entsprechend kurze Vegetationsdauer, in der sie sich schnell vermehren. Solche Pflanzen nennt man Ruderalpflanzen oder Störungszeiger.
Dazu zählen beispielsweise Strahlenlose Kamille (Marticaria discoidea) und Beifuß (Artemisia vulgaris), aber auch prominente Gartenunkräuter wie Behaartes Knopfkraut (Galinsoga ciliata), Vogel-Sternmiere (Stellaria media) oder Gewöhnliches Greiskraut (Senecio vulgaris). Denn Gartenböden (auch Giselas) sind *immer* gestörte Böden. Mara lag hier goldrichtig.

Hoffe geholfen zu haben ;)

Liebe Grüße
Andreas
« Letzte Änderung: 14. Dezember 2003, 21:50:07 von Andi H. »
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