Die WintersonnenwendeAm 21./22. Dezember haben wir
Wintersonnenwende, (lat.
bruma).
Für unsere Breitengrade bedeutet dies: Wir haben am 21.12.03 den kürzesten Tag und darauf folgend die längste Nacht im Jahresverlauf. Die Wintersonnenwende markiert den Tag des Winteranfangs und findet am Morgen des 22.12.03 statt.
Daten für den 52. Breitengrad Nord und den 10. Längengrad Ost:
Phase | 21.12.2003 - | 22.12.2003 |
Einsetzen der Morgendämmerung: | 6.45 Uhr | 6.45 Uhr |
Sonnenaufgang: | 7.26 Uhr | 7.26 Uhr |
Sonnenhöchststand: | 11.18 Uhr | 11.18 Uhr |
Einsetzen der Abenddämmerung: | 15.10 Uhr | 15.11 Uhr |
Sonnenuntergang: | 15.51 Uhr | 15.52 Uhr |
Damit ergibt sich eine Tagesdauer von 8 h 25 min für den 21.12.03 und 8 h 26 min für den 22.12.03 von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang.
Bedeutung der BreitengradeDie Erde ist in so genannte Breitengrade unterteilt. Vom Äquator zu den Polen sind es dabei jeweils 90°, also ein Viertelkreis. Für die Sonnenwende wichtig sind dabei der
nördliche und südliche Wendekreis. Eine Bedeutung haben ebenfalls die
Polarkreise.
Die
Polarkreise (66°30' nördlicher bzw. südlicher Breite) trennen die Polarzonen von den gemäßigten Zonen. Ab dieser Grenze geht in den Sommer- und Wintermonaten die Sonne nicht mehr unter bzw. auf.
Der nördliche und der südliche Wendekreis (23°20' nördlicher bzw. südlicher Breite) markieren die beiden Breitengrade auf der Erde, an denen die Sonne auf der Nord- bzw. Südhalbkugel noch den Zenit erreicht, und zwar auf der Südhalbkugel am 21. Dezember und auf der Nordhalbkugel am 21. Juni. Wir haben am Mittag dieser Tage also den Sonnentiefst- bzw. Höchststand und die Bewegungsrichtung der Sonne kehrt sich scheinbar wieder um.
Das heißt also, die Sonne steht am 21. Dezember gegen 12 Uhr Mittag am südlichen Wendekreis im Zenit. Dieser Breitengrad verläuft etwa durch Brasiliens Hauptstadt Sao Paulo. Auf der Südhalbkugel haben wir heute die kürzeste Nacht, und ab dem südlichen Polarkreis bis zum Südpol geht die Sonne nicht mehr unter.
Auf der Nordhalbkugel erleben wir dagegen den tiefsten Stand der Sonne um die Mittagszeit im Jahresverlauf und schon am nördlichen Polarkreis geht die Sonne in dieser Nacht nicht mehr auf. Je weiter nördlich man Richtung Pol kommt, desto länger dauert der Zeitraum vor und nach dem 21. Dezember, in dem die Sonne nicht mehr erscheint und ständige Dunkelheit herrscht.
Noch in der Antike fiel die Wintersonnenwende in das Sternbild des Steinbocks. Durch die so genannte
Präzession jedoch, einer sehr langsamen Kreiselbewegung der Erde, verschieben sich im Laufe der Jahrtausende die Sternbilder allmählich. Eine Rotation dauert dabei etwa 25800 Jahre bzw. ein
Platonisches Jahr.
Heute findet die Sonnenwende im Sternbild des Schützen statt.
Geschichtliches und Kulturelles Die Germanen feierten zur Zeit der Wintersonnenwende das Julfest. Es wird auch Mittwinter genannt. An diesem Tag sollen die Hexen das Kommen des Sommers gefeiert haben. Es soll auch ein Fruchtbarkeitsfest gewesen sein. Historikern zufolge ist es besonders im vorchristlichen Skandinavien gefeiert worden.
'Jul' bedeutet eigentlich 'Rad' und soll die Sonne symbolisieren. Die Germanen haben strohumwickelte Räder angezündet und den Berg hinuntergerollt in der Hoffnung, dies würde die Felder fruchtbar machen. Heute existiert so ein Brauch z.B. noch in
Lügde in der Nähe von Hameln zum Osterfest. Diese Sonnenräder hatten jedoch auch bei den Kelten eine wichtige Bedeutung und die Ursprünge liegen lange zurück.
Die große Bedeutung des Feuers war auch an anderen Festtagen der Germanen zu erkennen. Feuer wurden nicht nur im Winter oder Frühling, sondern auch im Sommer zur Sommersonnenwende angezündet. Im Laufe der Christianisierung Nordeuropas sind die Sonnenwendfeiern jedoch oft in christliche Bräuche umgewidmet worden. So werden Feuer nicht am 21. Juni, sondern häufig erst am 24. Juni, dem Johannistag (nach Johannes dem Täufer), angezündet und die Johannisfeuer stellen somit eine Vermischung von heidnischen und christlichen Bräuchen dar.
Die Festlegung des Julfestes in die Wintermonate Dezember und Januar geht auf den Mönch und Gelehrten Beda Venerabilis (673/674 bis 735) zurück. Die Zusammenlegung mit der Geburt Jesu erfolgte dem altisländischen Schriftsteller und Politiker Snorri Sturluson (1179 - 1241) nach im 10. Jahrhundert.
In der Zeit des Nationalsozialismus erlebten die germanischen Bräuche eine traurige Renaissance.
Sonnenwendfeiern wurden offizielle Feiertage und sie erhielten die finstere Nazi-Symbolik. Dies schadet dem Ruf teilweise noch heute, was sehr bedauerlich ist. Denn ein ausgelassenes Fest z.B. zur Sommersonnenwende ist nicht der schlechteste Anlass, sich Freunde einzuladen und ein Feuer anzuzünden.
In neuerer Zeit finden sich daher auch zunehmend wieder Anhänger, die diesen schönen Brauch ganz ohne politische Ambitionen wieder aufleben lassen.
Ursachen der Sonnenwende Die Ursache für die Sonnenwende und die Tag-/Nachtungleichheit im Jahresverlauf sind im Wesentlichen in zwei Dingen begründet:
EkliptikHier gibt es zwei Betrachtungsweisen.
Die Erste dient der Positionierung von Himmelskörpern und entstammt dem geozentrischen Weltbild.
Zunächst einmal sollte man sich das Himmelsgewölbe über der Erde als Kugel vorstellen. Erweitert man nun die Lage des Erdäquators auf einen Äquator in dieser Kugel, so erhält man den Himmelsäquator auf der Innenseite der Himmelskugel.
Dem Betrachter auf der Erde nun stellt sich die Ekliptik als Bahn der Sonne um die Erde dar, der sie im Laufe des Jahres folgt. Dabei ist die Ekliptik in einem Winkel von ca. 23,5° zum Himmelsäquator geneigt. Diese Neigung bezeichnet man auch als Schiefe der Ekliptik.
Am Tag der Frühlings- oder Herbstsonnenwende schneidet die Ekliptik den Himmelsäquator.
Am Tag der Sommersonnenwende steht die Sonne für die Menschen auf der Nordhalbkugel mittags am höchsten, am Tag der Wintersonnenwende erreicht sie mittags den niedrigsten Punkt im Vergleich zu allen anderen Tagen. Diese der Ekliptik fernsten Punkte nennt man auch Solistiden oder Solistialpunkte.
Andersherum gedacht ist die Ekliptik die Ebene durch die Sonne, auf der die Erde ihre Bahn zieht. Die Erdachse steht auf der Umlaufbahn jedoch nicht senkrecht, also in einem 90°-Winkel, sondern sie ist um ca. 66,5° geneigt.
Diese Neigung auf der Ekliptik ist immer konstant, d.h. die Erdachse behält ihre Schräglage bei, es ändert sich dadurch aber im Laufe des Jahres ihre Position im Verhältnis zur Sonne.
Man stelle es sich so vor, dass ein Männchen auf dem Rand einer Scheibe mit dem Körper leicht nach Norden kippt. Nun dreht es sich in dieser Schräglage einmal um die Körperachse und zieht zusätzlich auf dem Scheibenrand um den Scheibenmittelpunkt (Sonne) seine Bahn, aber der Kopf zeigt immer nach Norden, egal, an welcher Stelle der Scheibe es ist.
Die Pole weisen je nach Verlauf eines Jahres also jeweils zur Sonne hin oder von der Sonne weg und es entstehen durch den sich ändernden Einfallswinkel der Sonnenstrahlen die Jahreszeiten. Bei der Frühlings- und Herbstsonnenwende ist Tag- und Nachtgleiche, denn sowohl Nord- als auch Südpol haben den selben Einfallswinkel der Sonnenstrahlen. Durch die Schrägstellung der Erde allerdings beginnt nun für die jeweiligen Erdhalbkugeln eine andere Jahreszeit, je nachdem, ob der Nord- oder der Südpol zur Sonne zeigt.
Deklination Die Deklination kann zunächst als Übertragung der Breitenkreise auf die gedachte Himmelskugel gesehen werden, entsprechend dazu ist die Rektaszension die Übertragung der Längenkreise. Als Nullpunkt der Rektaszension dient dabei der Frühlingspunkt.
Der Himmelsäquator vom Erdstandpunkt aus gesehen steht, wie gesagt, in einem Winkel von ca. 23,5° zur Ekliptik. Die Sonne befindet sich daher von diesem Standpunkt aus ein halbes Jahr über und ein halbes Jahr unter dem Himmelsäquator. Diesen Winkel, den die Sonne vom Himmelsäquator entfernt ist, bezeichnet man als Deklination.
Oberhalb des Himmelsäquators ist die Deklination positiv, unterhalb negativ.
Astronomisch gesehen findet eine Sonnenwende nun immer dann statt, wenn es einen Deklinationswechsel bzw. eine Deklinationsumkehr der Sonne gibt.
Für uns werden die Tage einfach nur kürzer oder länger. Und ab heute werden sie erfreulicherweise wieder länger.
Viele Grüße
Silvia