Schuld an diesem Beitrag ist das derzeit extrem kalte Wetter in Shanghai. Gerade gibt es eine Folge von Nächten mit -8/-7 und -6°C. Solche Werte gab es zuletzt vor über 30Jahren. Gestern fiel wohl auch ein wenig Schnee in der Stadt. In den Jahren, die wir in Shanghai gelebt haben, lagen die Tiefstwerte für ein oder zwei Tage bei -1°C. Ich hoffe, die Folgen für die Bevölkerung und die Vegetation sind nicht zu schlimm
Nun musste ich in meinen Erinnerungen und in meinem BilderFundus graben
Vom Herbst 2011 bis April 2015 haben wir in Shanghai gelebt. Die Eindrücke und Erfahrungen waren so vielschichtig, interessant, eindrucksvoll, faszinierend und viele auch sehr schön
Absolut überrascht hat mich die Zahl und Größe der öffentlichen Parks, die an Wochenenden und Feiertagen abertausende von Menschen anziehen und eine ganz wichtige Funktion in der Ökologie der Stadt haben. Auch wird ein unbeschreiblicher Aufwand mit dem ´Staßenbegleitgrün` betrieben. Die Zahl kleinerer Parks und grüner Inseln lässt sich nicht abschätzen.
Und dann gibt es die klassischen chinesischen Gärten mit einer Geschichte von vielen hundert Jahren. Der bekannteste ist der
Yu Yuan im alten Zentrum von Shanghai. Er lag für mich in ´Fußweite` incl. einer Fährfahrt über den Huangpu. Zu jeder Jahreszeit habe ich ihn kennen gelernt. Er ist aber von Frühjahr bis Herbst von unzähligen Touristengruppen überlaufen.
Der für mich allerschönste der klassischen Chinesischen Gärten dort war aber der
Guyi Yuan (Guyi Garden). Er liegt außerhalb des Stadtkerns und bei meinen unzähligen Besuchen habe ich dort insgesamt vielleicht 4 oder 5 ´Langnasen` getroffen
.
Will man noch ein wenig vom alten Shanghai finden, dann dort: Überall sitzen fröhliche Gruppen, die Karten spielen. Tief versunken gibt man sich dem Tai Chi hin. Man kann unerwartet fremd klingende Melodien hören und trifft in einem der unzähligen Pavillons die Musiker, die mit den alten und uns und unseren Ohren ganz fremden Instrumenten musizieren. Es kann auch sein, dass zu Play Back Lieder aus einer Chinesischen Oper gesungen werden.
Wenn das Licht am späten Nachmittag speziell wird (in Shanghai wird es auch im Sommer gegen 19Uhr sehr schnell dunkel) und man Glück hat, begegnen einem kunstvoll frisierte und geschminkte junge Frauen in Kostümen, in denen sich Historie und Phantasie mischen. Man fühlt sich in eine andere Welt versetzt. An den schönsten Plätzen des Gartens werden sie professionell fotografiert.
Das Chinesische Neujahr/Frühjahrsfest findet zum Neumond statt und zum darauf folgenden Vollmond wird das Laternenfest gefeiert. Mit unglaublichem Aufwand werden aus filigranen Drahtgestellen, die mit seidenartigen (Kunst)Stoffen bezogen sind, Figuren geschaffen. Sagen und Kindergeschichten werden nachgestellt, aber auch Glückssymbole und Blüten. Das jeweilige Element des Tierkreises bildet meist den Mittelpunkt. Für einige Abende/Nächte werden diese Figuren beleuchtet.
Dass der Guyi Yuan dann auch entsprechend geschmückt wird, wussten wir damals noch nicht. Aaaber: Es lag Schnee in der Luft. Morgens gab es eine dünne Schneedecke in der Stadt und für den Abend wurden neue Schneefälle voraus gesagt. Eine absolute Seltenheit in Shanghai und ich wollte unbedingt in ´meinen` Guyi Yuan. Eine knappe Stunde Autofahrt und es regnete in Strömen. Mein Mann hatte alles andere als gute Laune
. Kurz vor dem Ziel ging der Regen in Schnee über und dann hatten wir den Garten absolut für uns alleine und die ganz große Überraschung: der Garten war schon für das Laternenfest geschmückt
Der erste Schnee schmolz zwar noch sehr schnell, aber nach und nach blieb er liegen.
Ob die Begeisterung, die uns ergriffen hat, sich überträgt – ich kann es nicht beurteilen. Lasst euch einfach durch den Garten treiben.
Alle Aufnahmen sind aus der Hand und zum Schluss mit ISO 2000 aufgenommen.[/size]
Direkt am Eingang befindet sich dieses große Steinrelief mit einem Drachenpaar...