Und Sulfate wirken nicht sauer.
Da muss ich mit einem klaren Jein antworten. Sulfate können sehr wohl sehr sauer wirken und zwar so sauer, dass sogar die Wurzeln oder Blätter (bei Blattdüngung) verätzen können, wenn die Konzentration zu hoch ist und das kann schon eine relativ niedrige Konzentration im Gieß- bzw. Spritzwasser sein.
Es gibt zwei Voraussetzungen dafür, dass Sulfate sauer reagieren.
1. Sulfate sind Salze, die aus der Reaktion zwischen einer Lauge und einer Säure entstanden sind - hier die Schwefelsäure. Niemand wird wohl bestreiten, dass die Schwefelsäure eine starke Säure ist. Damit Salze basisch oder sauer reagieren können, müssen diese wasserlöslich sein und dissoziieren. Bei Kalziumsulfat (Gips) ist die Löslichkeit sehr gering und damit auch die Zerlegung eines Teils des Salzes in den basischen und in den saueren Teil (Dissoziation). Dadurch kann Gips nicht sauer wirken, obwohl das Kalziumhydroxid nur eine mittelstarke Base ist. Ich vernachlässige mal die Krümelkackerei, denn mit sehr genauen Messmethoden kann man die saure Wirkung doch nachweisen, aber makroskopisch ist diese verschwindend klein.
2. Die meisten Salze der Schwefelsäure sind jedoch wasserlöslich und damit dissoziieren diese auch. Wenn ein wasserlösliches Salz aus einer starken Base und einer schwachen Säure besteht, z.B. Natriumkarbonat, dann ist die Salzlösung basisch. Besteht das wasserlösliche Salz aus einer schwachen Base und einer starken Säure, dann wirkt die Salzlösung sauer. Beispiele für sehr saure Salze bzw. deren Lösung sind Eisensulfat, Magnesiumsulfat und Zinksulfat - alle sind Düngemittel. Diese Salze sind so sauer, dass man diese als Ätzmittel verwenden kann. Ein bekanntes Salz als Ätzmittel ist EisenIIchlorid. Damit ätzt man zum Beispiel Leiterplatten - also das überflüssige Kupfer weg. Auch bei diesem Salz gibt es eine sehr schwache Base (Eisenhydroxid) und eine starke Säure (HCl = Salzsäure). Man könnte die Leiterplatten auch mit Eisensulfat oder Zinksulfat ätzen, dauert nur etwas länger. Mit einem Gemisch verschiedener Säuren (darunter auch Schwefelsäure) kann man sogar Gold ätzen bzw. auflösen. Wenn es mit dem Säuregemisch geht, geht es auch mit dem entsprechendem Salzgemisch, wobei die Salze aber aus einer sehr schwachen Base bestehen müssen. Bei der Dissoziation in wässriger Lösung bildet sich dann das besagte Säuregemisch. Es gibt, soweit ich weiß, nichts saureres auf der Welt mit Ausnahme der Flusssäure (HF).
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Sind in einem wasserlöslichen Salz Base und Säure etwa gleich stark, dann wirkt die Salzlösung annähernd neutral, Beispiel: Kaliumsulfat.
Übrigens sind auch sehr viele Ammoniumsalze sauer, weil Ammoniumhydroxid nur eine sehr schwache Base ist, Beispiele: Ammoniumnitrid, Ammoniumsulfat und einige komplexere Salze aus dieser Base und diesen Säuren. Einige davon sind als Stickstoffdünger im Gebrauch.