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News: Warum muss eigentlich alles immer einen "Zweck" haben? (potz)
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|4|4|Solche Zicken muss man mindestens einmal selber verrecken sehen.  :-X ;D (Hausgeist über Hosta Tattoo)

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Autor Thema: 400 Jahre alter Tulpenbaum?  (Gelesen 4057 mal)

Appassionato

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Re: 400 Jahre alter Tulpenbaum?
« Antwort #30 am: 19. März 2016, 12:47:57 »

Der erste Tulpenbaum kam 1653 nach England. Die ersten Exemplare in Deutschland sind 1697 in Liegnitz und Leipzig nachgewiesen. Damals wurden die kostbaren Stücke nur im Gewächshaus gehalten. Ins Niedersächische kam er erst um 1750: nach Schwöbber  1751, Göttingen 1753, Harbke ca. 1759, Hannover 1766. In diese Zeit kann das Harpstedter Exemplar frühstens datiert werden. Passt auch gut zum Baujahr des Amtshauses.
« Letzte Änderung: 19. März 2016, 15:07:25 von Appassionato »
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Querkopf

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Re: 400 Jahre alter Tulpenbaum?
« Antwort #31 am: 19. März 2016, 12:54:16 »

Danke für die Infos, Appassionato.
Und eine Frage: Wo kann man deine präzisen Daten nachlesen?

Gibt's in der/ den Quelle/n eventuell auch Angaben zum Einführungs-Zeitpunkt anderer Baum- und Pflanzenarten?
« Letzte Änderung: 19. März 2016, 12:56:03 von Querkopf »
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"Eine Gruppe von ökologischen Hühnern beschloss, jenes Huhn zu verbannen, das goldene Eier legte, weil Gold nicht biologisch abbaubar sei." Aus: Luigi Malerba, "Die nachdenklichen Hühner", Nr. 137

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Appassionato

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Re: 400 Jahre alter Tulpenbaum?
« Antwort #32 am: 19. März 2016, 15:05:48 »

Ich habe über Jahre viele solche Daten zu Gehölzen, außer für ganz seltene, gesammelt. Inken meint, ich sollte es endlich mal veröffentlichen... :-\
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troll13

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Re: 400 Jahre alter Tulpenbaum?
« Antwort #33 am: 19. März 2016, 15:07:45 »

Es hat sich hier ja einiges getan. :D

Zwei Anmerkungen dazu...

Die unterschiedlichen Angaben zum Stammumfang mögen wegen dem tief ansetzenden Seitenanast etwas irreführend sein. Ein geradschäftiger Stamm könnte im Vergleich weniger messen. Die Größenangaben  entsprechen jedoch sowohl insgesamt in etwa dem in der Liste der Naturdenkmäler genannten zweiten Tulpenbaum in einem Waldstück wie auch dem Exemplar im Berggarten. Abweichungen lassen sich hier bestimmt auch durch die individuelle Wuchsform der Exemplare erklären. So könnte das Harpstedter Exemplar an der Amtsfreiheit immer im Freistand gestanden haben, wahrend die beiden anderen Exemplare in der Jugend mit der Konkurrenz anderer Bäume emporgewachsen sein könnten und daher keine so breite Krone ausgebildet haben.

Zweitens war ich gestern auf einer völlig falschen Fährte. Obwohl Harpstedt bis in den 30jährigen Krieg hinein oldenburgisch war und auch heute wieder zum Landkreis Oldenburg gehört, waren in der vermutlichen Pflanzeit nach 1750 die Herzöge von Braunschweig-Lüneburg (Vorgänger des Hannoverschen Königreichs) Landesherren  über die Harpstedter. Die Oldenburger Herzöge als Initiatoren der Pflanzung scheiden daher wohl aus.

Harpstedt war zu dieser Zeit ein provinzielles Grenznest zwischen den Hannoveranern und den Oldenburgern.
Der Standort des Tulpenbaumes liegt jedoch in unmittelbarer Nähe des alten Wasserschlosses, auf dessen Grundmauern das Amtshaus nach 1740 errichtet wurde. Eine historische Parkanlage ist hier also durchaus denkbar.

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Querkopf

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Re: 400 Jahre alter Tulpenbaum?
« Antwort #34 am: 19. März 2016, 16:59:52 »

Wobei es in dem Landkreis ( meine alte Heimat  :D ) einige sehr alte Exoten gibt . Sie sollen von rückkehrenden Auswanderern mitgebracht worden sein die zu Wohlstand gekommen wieder nach Oldenburg gegangen sind . Möglich wäre es , wenn es nicht stimmt ist es eine nette Sage  ;) .
...Die erste Siedlung in Nordamerika an der Ostküste der heutigen USA entstand 1607, aber die Bewohner hatten schwer ums Überleben zu kämpfen und konnten sich nicht halten. Sehr unwahrscheinlich, dass von dort Überlebende nach Europa, geschweige denn nach Deutschland zurückkamen und auch ausgerechnet Samen eines Baumes mitbrachten.

Die Pilgerväter kamen 1620 und blieben. Aber bis von dort Pflanzen nach England kamen, dauerte es auch einige Zeit.
Die Weymouthkiefer als eine der ersten Einführungen aus dem Osten Nordamerikas wurde kurz nach 1600 eingeführt. ...

Legenden, dass Exotenbäume sich Auswanderern verdanken, die entweder in die alte Heimat zurückreisten oder aber Samen "nach Hause" schickten, werden an etlichen Orten erzählt. Hier in der Region (Saarland) ebenfalls. Belege dafür existieren aber nicht. Und die Wahrscheinlichkeit spricht dagegen: Wer auswanderte in die Neue Welt, tat das aus bitterer Not und fing "drüben" mit keiner bis höchstens allerkargster Start-Ausstattung neu an (im heutigen Saarland und Rheinland-Pfalz begann die erste große Auswanderungswelle bezeichnenderweise nach dem Hungerwinter 1708/09). An Baumsamen zu denken, wäre Luxus hoch drei gewesen. Mal ganz abgesehen davon, dass die Neu-Neuweltler wohl nichtmal die Frachtkosten dafür im Portemonnaie gehabt hätten.
Nachgewiesen sind für die hiesige Gegend "offizielle" Importe durch die (preußische) Forstverwaltung. Aber erst sehr viel später, in der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts, als man schnellwachsende Forstbäume brauchte im Dienst der beginnenden Industrialisierung.

Bei Fürstens fingen Baum-Importe viel, viel früher an. Exotenpflanzen gehörten zu den Luxuspräsenten, die bei Herrscher-Besuchen oder -hochzeiten mit im Gepäck waren. Und manchmal sind Pflanzungen deshalb auch dokumentiert. Oft aber auch nicht ::)...

Ich habe über Jahre viele solche Daten zu Gehölzen, außer für ganz seltene, gesammelt. Inken meint, ich sollte es endlich mal veröffentlichen... :-\
Inken hat Recht :): Bitte mach mal!
Denn Baum-Daten sind, siehe oben, mehr als nur Baum-Daten. Man könnte viele interessante Schlüsse draus ziehen, wenn man sie vernetzt mit anderen Daten.

Zum Beispiel mit Daten über den Zusammenhang von Waldwirtschaft einerseits, Aus- und Einwanderung andererseits, wie man sie in Studien des Freiburger Forsthistorikers Uwe Eduard Schmidt nachlesen kann. "Von Bäumen und Menschen. Aus- und Einwanderung in die Alte und Neue Welt", heißt sein jüngstes, Ende 2015 erschienenes Buch. (Ich find's leider grad nicht, kann daher nicht nachschauen, wo es erschienen ist.)

So oder so, Baum-Daten wären kostbare Steinchen im Mosaik der Pflanzen-, Gartenkultur- und Sozialhistorie :).
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bristlecone

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Re: 400 Jahre alter Tulpenbaum?
« Antwort #35 am: 19. März 2016, 17:00:01 »

Ich habe über Jahre viele solche Daten zu Gehölzen, außer für ganz seltene, gesammelt. Inken meint, ich sollte es endlich mal veröffentlichen... :-\

Da hat Inken absolut recht!

So ein Datenschatz wäre toll, da wär ich brennend dran interessiert!

@Querkopf: 9 Sekunden!
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Querkopf

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Re: 400 Jahre alter Tulpenbaum?
« Antwort #36 am: 19. März 2016, 17:03:58 »

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troll13

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Re: 400 Jahre alter Tulpenbaum?
« Antwort #37 am: 20. März 2016, 14:18:57 »

Das Rätsel um den Tulpenbaum in Harpstedt löst sich langsam.

Habe gestern nach historischen Karten gesucht und bin tatsächlich fündig geworden.

In der Kurhannoverschen Landesaufnahme (ca. 1780) ist nur ein Gebäude ohne Darstellung eines größeren Hofraumes zu erkennen. Die damal üblichen schmalen und langen Ackerstreifen schließen unmittelbar an das Grundstück an.
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Re: 400 Jahre alter Tulpenbaum?
« Antwort #38 am: 20. März 2016, 14:21:51 »

50 Jahre später ist diese Situation schon wesentlich differenzierter dargestellt. Obwohl ich den Kartenausschnitt leider nicht schärfer bekomme, meine ich schon mehrere Gebäude zu erkennen.
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Re: 400 Jahre alter Tulpenbaum?
« Antwort #39 am: 20. März 2016, 14:27:45 »

Und bei der Preussischen Landesaufnahme, die ab ca. 1880 stattgefunden hat, finde ich auf dem Grundstück, auf dem der Tulpenbaum gepflanzt wurde, das Symbol einer Oberförsterei. :D

Das passt eigentlich alles zusammen. Das Alter des Baumes lässt sich offenbar wirklich auf ca. 200 Jahre (+/-) schätzen und der Zusammenhang mit der Oberförsterei scheint plausibel mit der Pflanzung eines "Exoten" zu sein.

Genauere Daten müssten sich eigentlich auch noch recherchieren lassen.
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Re: 400 Jahre alter Tulpenbaum?
« Antwort #40 am: 20. März 2016, 16:09:27 »

Klasse :D!
Solche Geschichts-Geschichten mag ich :).
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Staudo

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Re: 400 Jahre alter Tulpenbaum?
« Antwort #41 am: 20. März 2016, 16:19:37 »

Und ich mag Leute, die Legenden zerstören.  ;)
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Querkopf

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Re: 400 Jahre alter Tulpenbaum?
« Antwort #42 am: 20. März 2016, 18:13:24 »

Und bei der Preussischen Landesaufnahme, die ab ca. 1880 stattgefunden hat, finde ich auf dem Grundstück, auf dem der Tulpenbaum gepflanzt wurde, das Symbol einer Oberförsterei. :D
Das passt eigentlich alles zusammen. ...
Da passt noch mehr zusammen :D.
Oberförster waren im 18./ 19. Jahrhundert ranghohe Beamte, bei denen man durchaus Weltläufigkeit - mit internationalen Kontakten - unterstellen kann. Und natürlich auch Bildung, etwa Kenntnisse über Gartenkultur und -ästhetik. Daraus könnte sich eigener gartengestalterischer Ehrgeiz ergeben haben (auf solche Ambition lässt beispielsweise der historische Befund bei einem Garten in meiner Nähe schließen, in dem, direkt nebeneinander, einst ein Förster und ein Oberförster zugange waren).

Auch denkbar: Nähe zu den jeweiligen Regenten/ Lokal-Statthaltern, so dass ein verdienter, baum- und gartenliebender Herr Oberförster gnädigst was abkriegte vom exotischen Baumsamen, den irgendwer den Hochwohlgeborenen verehrt hatte.

troll13, vielleicht gibt es ja im Oldenburgischen Heimatforscher, die sich mal historischen (Ober-)Förster-Persönlichkeiten gewidmet haben?
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Re: 400 Jahre alter Tulpenbaum?
« Antwort #43 am: 20. März 2016, 19:36:28 »

Ich bedanke mich erst einmal für eure Hilfe. Ohne die Angaben für den Tulpenbaum im Berggarten und die Daten zur Einführung von Liriodendron nach Deutschland würde ich vermutlich immer noch im Nebel stochern.

Den Pflanzzeitpunkt des Harpstedter Baumes kann man sicher noch enger eingrenzen aber das soll eigentlich Aufgabe der Harpstedter selbst sein.

Mir macht die Auflösung von solch offensichtlichen Ungereimtheiten einfach Freude und hält den Geist fit. ;)
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bristlecone

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Re: 400 Jahre alter Tulpenbaum?
« Antwort #44 am: 20. März 2016, 19:38:48 »

Klasse :D!
Solche Geschichts-Geschichten mag ich :).

Ich auch.

Danke, troll, hochinteressant.
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