Nun ja, wenn ich den Gartenzwerg als verirrten Wanderer auf dem schmalen Grat zwischen kleinbürgerlichem Eskapismus und entschlossenem Willen zum gesellschaftlichen Widerstand bezeichnen würde, der in seiner innerlichen Zerrissenheit durchaus ein Abbild der heutigen gesellschaftlichen Zustände symbolisiert, die in einer Zeit, als der Zwerg die Gärten und die Herzen der Menschen eroberte, als zutiefst dystopisch empfunden worden wären, heute aber die brutale Realität des Seins abbilden, könnte ich mir durchaus vorstellen, dass das manche(r) durchaus diskussionswürdig finden könnte.
Was meint ihr?
Dass Dinge einem Bedeutungswandel unterzogen werden, ist ja nicht Neues. Diesen Bedeutungswandel allerdings von gesellschaftlichen Entwicklungen abkoppeln zu wollen, scheint vorschnell.
Denn dass der Beginn des Siegeszuges des Gartenzwerges historisch in die Zeit des Biedermeiers fällt, ist wohl kein Zufall. Und dass die Renaissance des Gartenzwerges heutzutage mit dem angesichts der brutalen Realität vermehrt zu beobachtenden Rückzug ins Private korreliert, scheint schlüssig. Einhergehend sind auch andere (klein)bürgerliche Denk- und Handelsweisen vermehrt zu beobachten, etwa der zunehmend geäußerte Traum vom Häuschen im Grünen (my home is my castle), die Wiedergeburt der Wertschätzung (meist weiblicher) Hand- und Hausarbeit, etwa dem Umhäkeln von Putzlappen oder der gefälligen Gestaltung der Ostertafel (eine Remineszenz an „die Hausfrau, die drinnen waltet im häuslichen Kreis“, siehe Landlust und Co) oder den immer mehr zu beobachtenden Trend, seinen Kindern im umhegten Bereich des eigenen Gartens sämtliche für eine glückliche Kindheit (vermeintlich) notwendigen Accessoires wie Kletterturm, Trampolin und Spielhäuschen zur Verfügung zu stellen, um sie vor der brutalen Realität öffentlicher Kinderspielplätze zu schützen. Die Rückkehr des Gartenzwergs ist da nahezu zwangsläufig