hier ein paar unsortierte Bemerkungen, die mir anlässlich der vorangegangenen Beiträge so in den Sinn kamen.
Bei Besprechungen fällt mir immer wieder auf, dass bei der Wiesenbewirtschaftung die Botanik und die Entomologie widerstreitende Interessen sind.
Die Mahdtermine für artenreiche Wiesen aus botanischer Sicht sind den Insektenkundlern immer zu früh. Gibt man ihnen nach und verschiebt nach hinten, gehen zierlichere Wiesenarten verloren zugunsten sogenannter Brachezeiger. Eine bestimmte Pflanzengesellschaft lässt sich leichter erhalten, wenn die Art der Bewirtschaftung beibehalten und nicht immer wieder gewechselt wird.
Abhilfe kann die Ergänzung der Wiesen durch später gemähte Säume oder auch Streifen innerhalb einer Fläche sein, die 4 - 6 Wochen länger stehen bleiben bzw. beim zweiten Schnitt mit gemäht werden. Flächen die in einem mehrjährigen Turnus gemäht werden sehen dann nochmal anders aus.
Da Gräser aufgrund des eher flachen Wurzelsystems im Frühjahr eher aktiv sind als tiefwurzelnde Stauden, kann man mit einem sogenannten Schröpfschnitt einen gewissen Schwung aus den Gräsern nehmen. Auch im Mai abgemähte Kräuter treiben üblicherweise sehr schnell nach, so dass der gleiche Blühaspekt eintritt, nur ein wenig später. Demgegenüber fördert eine frühe Stickstoffdüngung die Gräser (und damit den Futterertrag).
Zur Aushagerung einer Fläche ist der traditionelle Heuschnitt etwa Mitte Juni gut geeignet, auch wenn noch nicht alle Pflanzen ausgesamt haben. Die müssen das nicht jedes Jahr tun, da sie mehrjährig sind und auch so überdauern, es gibt dann halt erstmal keine Ausbreitung. Aufgrund unterschiedlicher Witterungsverläufe wird der Mahdtermin zwischen den Jahren eh variieren. Bei späterer Mahd sind bereits Nährstoffe rückverlagert, es wird also weniger abtransportiert. Auch dadurch verschiebt sich das Artenspektrum.
Der zweite Schnitt kann unterbleiben, wenn der Aufwuchs gering bleibt. Bleibt ein kräftiger Auswuchs über Winter stehen, kann es darunter zu Fäulnis kommen, eine Gefahr für viele eher zierliche Arten unter den Pflanzen. Das ist auch in etwa der Effekt der Verbrachung. Mahd des zweiten Aufwuchses im September oder Anfang Oktober, nicht zu spät, damit anschließend noch Vegetationszeit verbleibt für eine gewisse Regeneration zur Überwinterung.
Durch Mulchen zu den üblichen Heuterminen konnte in Versuchen das Arteninventar (pflanzlich) von Wiesen über längere Zeit erhalten werden, wenn aus irgendwelchen Gründen keine Bewirtschaftung erfolgen konnte, jedenfalls besser als durch Brachfallen.
Es gibt allerdings wohl kein Mulchgerät das vor den Zoologen Gnade findet da die Verluste immer erheblich sind.
Botanisch gesehen hat das Mulchen Vorteile gegenüber dem Mähen und Liegenlassen, die zerkleinerte Biomasse zersetzt sich wesentlich schneller als langstrohiges Schnittgut, unter dem es wiederum zu Fäulnis kommt.
Mulchgänge sollen nicht zu spät im Jahr verfolgen, damit die freigesetzten Nährstoffe von den Pflanzen wieder aufgenommen werden (stört auch wieder die Tierfreunde). Pflegegänge auf Weideflächen (abmähen oder -mulchen der Pflanzen die nicht gefressen wurden) sollten daher bereits im Spätsommer erfolgen nicht erst zum Jahresende.
Das Lamentieren über die Verwendung von Kreisel- anstelle von Balkenmähern ist in den letzten Jahren leiser geworden, entweder weil es vergeblich war, oder weil es mit den Mähgutaufbereitungskokmbinationen inzwischen noch Schlimmeres gibt.
Zumindest für Naturschutzflächen gibt es inzwischen aber wieder den Fördertatbestand der tiergerechten Mahd, angeblich wurden die Balkenmäher auch technisch weiterentwickelt. Balkenmäher oder allgemein höher eingestellte Mähgeräte sind wieder ein Anliegen der Zoologen, Botaniker mähen eher tiefer um einem Verfilzen der Grasnarbe zu gegegnen.
Bei der Düngung kommt es darauf an die Grundversorgung mit Phosphor und Kalium zu sichern und den pH-Wert in einem günstigen Bereich zu halten. Bei Unterversorgung mit diesen Nährstoffen nimmt die Artenzahl wieder ab. Es reicht wenn die Stickstoffversorgung eingeschränkt wird.
Und wenn dann besondere Arten, Pflanze oder Tier, auf der Fläche sind, ist alles wieder ganz anders...