Mir geht es in diesem Fall auch eher um die Neigung in der Botanik "zu vereinfachen" und ehemals als eigenständig beschriebene Arten unter dem Namen des Erstnennung zusammenzufassen und dabei Areale und standortökologische Faktoren nicht mehr zu berücksichtigen.
Ein gutes Beispiel dafür ist Astilbe rubra, unter der jetzt auch die Formen A, chinensis und A. davidii geführt werden soolen. (Siehe The PlantList) Diese sollen nocht nicht einmal als Unterarten abgegrenzt. Damit gibt es botanisch korrekt nur noch einen Kosmopoliten der eine Verbeitungsgebiet von den fast tropischen Regionen des südlichen Himalayas bis in die eiskalte Mandschurei haben soll.
Bei den ursprünglichen Wildformen, die nach Europa eingeführt wurden, sind jedoch deutliche morphologische Abweichungen und auch Unterschiede in der Blütezeit festzustellen. Ob sie in ihrer Heimat von den Standortbedingungen Licht, Feuchtigkeit, Bodenreaktion u. a. auch unterschiedliche Habitate besiedeln kann ich natürlich aus eigener Anschauung nicht beurteilen.
Obwohl Hybriden mit japanischen Astilben aus Gartenkultur bekannt und ich inzwischen eine kleine Astilbensammlung im Garten habe sind fallen hier Sämlinge von A. chin. var taquetii hier bislang immer relativ gleichförmig aus. Es sind zwar individuelle Abweichungen erkennbar, sie lassen jedoch nicht auf einen Erbteil anderer Formen schließen.
A. chinensis var. pumila wurde in Europa über mehr als 1 Jahrhundert generativ vermehrt. Obwohl es auch hier eine bekannte Variabilität im Erscheinungsbild der Sämlinge gibt, kenne ich bislang keine nachgewiesene Spontanhybride, die als Sorte eingeführt wurde. Die Sorten, die bekannt sind (Christian, Frankentroll ...) sind meiner Meinung nach "reine" A. chin. var. pumila.
Georg Arends hat gezielt mit A. simplicifolia gekreuzt. Die Ergebnisse ('Finale', 'Serenade' und 'Intermezzo') sind Ausnahmen im Sortiment, jedoch leicht als Hybriden zu erkennen. Umso erstaunter war ich, als Tiarello vor drei Jahren hier eine Astilbe präsentierte, die diesen drei Sorten sehr ähnlich ist und die als Spontanhybride aus einem A. chin. var. pumila-Bestand stammen soll.
Wenn die ursprünglich eingeführten Pflanzen aus dem A. chinensis-Komplex alle derselben Art angehören sollten, müsste man doch eigentlich erwarten, dass sich ihre Unterschiede im Laufe von 100 Jahren Gartenkultur langsam verwischt haben oder...?
Das Beispiel mit den Samt- und Rauhblatthortensien, bei denen für mich ähnliche nomenklatorische Unklarheiten bestehen, erspare ich euch heute.