Unser Torf aus den Gartenmärkten kommt zum überwiegendem Teil aus dem Baltikum, vor allem aus Lettland und Estland. Da die dortigen Länder wenig international vermarktbare Produkte besitzen, ist der massive Abbau von Torf eine schnell verfügbare Devisenquelle. Wer die quadratkilometergroßen Mondlandschaften gesehen hat, die nach dem Torfabbau übrig bleiben, weiß, dass dieser Raubbaub an der Natur in einem EU-Land künftig nicht so weiter gehen kann. Die EU-Behörden und die EU-Öffentlichkeit sind rund 1000 Kilometer von den Abbauorten entfernt, so dass diese aufgrund der Entfernung bloß noch nicht ins Bewußtsein getreten sind. Übrig bleiben nur unfruchtbarer Mergel und dreckiger Kies, welcher auch nicht als Rohstoff geeignet ist. Das einzige, was darauf wächst, sind Birken.
Ich bin ja nun kein harter Naturschützer, aber das stinkt gewaltig zum Himmel. Die Folgen für die Natur sind vergleichbar mit den ehemaligen Abbaugebieten von Ölsanden in Estland.
Was gibt es für Alternativen?
Für geringere Mengen eignen sich Kokosfasern, wie Torf ein lockeres Substrat ohne Nährwert.
Für größere Mengen eignet sich "industrieeller" Kompost von den Kommunen. In Dresden fallen gewaltige Mengen an Baum- und Strauchschnitt, Laub und Rasenschnitt an, welche von der städtischen Humuswirtschaft zusammen mit dem Inhalt der braunen Tonne kompostiert wird. Dazu kommt die mechanisch-biologische Abfallverwertung, wie es diese fast nur in Dresden gibt.
Es gibt aber diverse Probleme zu lösen, bevor dieser Kompost für den Obst- und Gemüseanbau genutzt werden kann. Bis jetzt soll dieser nur für Grünanlagen u.ä. genutzt werden.
Zu lösende Probleme:
- getrennte Kompostierung von chemisch unbedenklichen Sachen und potentiell chemisch kontaminierte Sachen. Zu letzterem gehört der Inhalt der braunen Tonne und die kompostierbaren Sachen aus der mechanisch-biologischen Abfallverwertung. Hier kann nicht garantiert werden, dass Bürger Chemikalien mit eingeworfen haben
- sinnvolle Untersuchung der Kompostchargen auf Schadstoffe und Festlegung der Verwendungsmöglichkeiten der Kompostcharge
- Sterilisierung des Kompostes mit Dampf
Die anfallenden Kompostmengen sind sehr groß und ein paar Gärtnereien als Abnehmer fallen da gar nicht ins Gewicht. Schließlich hat Dresden sehr große kommunale Grünflächen und die zur Kompostierung anfallende Menge aus der mechanisch-biologischen Abfallverwertung und der braunen Tonnen ist ebenfalls groß. Im Moment gibt es weniger ein Herstellungs- als ein Vermarktungsproblem.
Falls Torf mal verboten wird, gibt es weitere großtechnisch verfügbare Alternativen, die aber durch den noch billigen Torf nur wenig produziert werden. Ich meine die Herstellung von Holzfasern. Diese kann man großtechnisch mit gleichen Faserparametern wie Torf herstellen, nur dass dies Holzfasern nicht schwarz sind. Holz hat den großen Vorteil, dass es ein nachwachsender Rohstoff ist und momentan wächst in D jährlich wesentlich mehr Holz heran, als vermarktet werden kann.