Ich antworte jetzt mal laienaft, so wie ich mir das zurechtlege.
Die Früchte werden nicht nur von der Sonne, sondern auch vom Baum, also Wurzel, ernährt. M9 schließt mit dem Wachstum gegen Winter hin früher ab als was stärkerwüchsigeres.
Der Apfel wächst zuerst, danach braucht er eine gewisse Zeit, um sein Aroma zu bilden. In heißen Sommern werden die Frühäpfel zB so schnell reif, dass sie keine Zeit haben, Aroma auszubilden. Aromastoffe werden eher dann gebildet, wenn die Vitalität langsam in den Keller geht, sprich, sich der Baum auf den Winter vorbereitet, die Reservestoffe verlagert.
Eine M9 macht das ab September mal recht schnell, wenns vorher warm und wüchsig war, ist der Apfel auf Vitalität eingestellt. Auf einmal bleibt dann der Schub von unten weg und die Unterlage geht langsam in die Winterruhe. Der Apfel wird dann vor vollendete tatsachen gestellt und so ganz ohne Vitalität von unten, Wurzel hat ja schon abgeschlossen, bleibt dem Apfel nichts anderes übrig, als Notreif zu werden.
In dem Stadium kommt von der starkwüchsigen Unterlage noch ein bisschen Schub von unten, bisschen Vitalität ist noch da, der Apfel springt nicht in die notreife über, sondern hat mit dem bisschen Futter der Wurzel, also verhungerm am ausgestrecktem arm noch genug Vitalität, um sein Aroma langsam zu bilden.
Jenachdem wie das Wetter zur Zeit der Aromaentwicklung der Äpfel ist, wird auch der Geschmack vom Apfel. Ein paar lauwarme, sonnige Spätsommertage geben einen ganz anderen Geschmack der Äpfel als heiße, kalte oder bewölkte Tage. Das ist der Grund, warum die Äpfel jedes Jahr anders schmecken und das macht auch die guten und normalen Weinjahrgänge aus.
Rosenkohl zB. braucht auch keinen Frost um besser zu schmecken, sondern in den kühlen Temperaturen wird der Stoffwechsel runtergefahren, die Photosynthese wird aber vergleichsweise noch recht gut betrieben. So wird Zucker produziert, der nicht mehr ausreicehnd verstoffwechselt wird, der Rosenkohl speichert ihn, wird süßer, schmeckt besser.
So wirds auch beim Apfel sein, die verschiedenen Stoffwechselvorgänge laufen nicht alle synchron ab, so wird das eine mehr und das andere weniger, daraus ergibt sich der typische Geschmack einer Sorte auf Unterlage x im Jahr y. Deswegen schmecken auch Schattenfrüchte immer weniger reif als die Früchte der Sonnenseite. Man kann die Früchte auf der Sonennseite auch zu fast Schattenfrüchten machen, wenn man die Blätter der fruchtversorgenden Triebe abmacht oder durch Pilzkrankheiten verliert.
Stark entlaubte Bäume bringen auch nur notreifes Obst ohne Aroma.
Wie frühzeitig geerntete Erdbeeren, rotgestrahlt beim Transport und vom Geschmack flach wie eine Flunder.
Ich bleibe die Beweise schuldig, kenne keine Studien dazu, aber die Erfahrungen der letzten Jahre, hier in der stresswettergeplagten Pfalz, das könnte so schon hinhaun. Woanders natürlich weniger ausgeprägt.