Ich würde es nicht "Nord-Süd-Gefälle" nennen, sondern schlicht und einfach "Bestattungskultur".
An einem Friedhof erkenne man die Kultur einer Stadt, las ich einmal irgendwo.
Ja, das sehe ich genauso. Der Berliner Friedhof, den wir öfter besuchen, weil dort unsere Familienmitglieder ruhen, ist eigentlich sehr schön parkähnlich angelegt, mit altem Baumbestand und vielen Vögeln, der auch über eine Kriegsgräberabteilung verfügt. Das sind leider nicht so herrlich bunt bepflanzte Gräber, sondern nur auf der Wiese in Reih und Glied stehende Platten oder Steinkreuze.
In den letzten Jahren stelle ich fest, dass der Trend immer mehr zu Stein und Marmor geht. Das Grab wird mit einer Marmorplatte oft vollständig abgedeckt (ich weiß nicht, wovor sich die Leute fürchten, vor Wiedergängern?), Gedenkstein darauf und allenfalls noch eine kleine Aussparung für saisonale Minibepflanzung. Das sieht natürlich immer gepflegt aus. Das Grab von Schwiegermutter liegt zwischen zwei solchen Steinanlagen und fällt durch seine Bepflanzung völlig aus dem Rahmen. Es ist nicht nur einmal vorgekommen, dass die Angehörigen der Nachbarn überstehende Pflanzenteile/Blätter einfach abgerissen und auf das Grab geworfen haben. So viel Lebendiges auf dem Friedhof muss ihnen wohl obszön vorkommen. So viel zur Stadtkultur. Es gibt dort aber auch ausgesprochen liebevoll gepflegte Grabstätten, die ich mir gern ansehe.
Während einer Busreise in die Oberlausitz wollte ich nicht mit der Reisegruppe zum Kaffeetrinken, da ich hoch oben eine Burgruine sah, die ich stattdessen gerne besichtigen wollte. Ich lief die Treppen dort hinauf und entdeckte oben einen malerischen Bergfriedhof.
Ein sehr schöner Friedhof!
Alle Gräber sind aus weißem Marmor und fast jedes ist mit einer überlebensgroßen Heiligenfigur geschmückt.
Der Blick ist toll, aber diese Masse an Figuren erinnert mich zu sehr an die Weinenden Engel
.
... von den einstürzenden Altbauten gibts aber keine Fotos.