Guten Tag zusammen! Ich bin neu hier im Forum und habe mich exakt wegen dieses Themas hier angemeldet. Denn ich habe vor, um Frühjahr einen Brombeerstrauch in meinen Garten zu pflanzen und bin nun auf der Suche, mit welcher Sorte ich es versuchen soll. Ich habe die Beiträge alle mit großem Interesse gelesen und mich besonders über die detaillierten Sortenbeschreibungen von Tester32 gefreut. Nach so etwas hatte ich schon länger Ausschau gehalten.
Nun zu meiner Frage - Ich hoffe, ich wiederhole nicht zum hundersten mal bereits Besprochenes.
Ich finde zu den verschiedenen "Navaho"-Varianten sehr durchwachsene Informationen: Von Begeisterungsstürmen bis zum Thema "Totalausfall" ist alles mit dabei. Wäre jemand so gut, mir seine Erfahrungen mit Navaho zu schildern? Ich suche nach einer möglichst dornenlosen (unser Pfarrgarten ist öffentlich zugänglich und häufig spielen hier auch kleine Kinder) aber wirklich wohlschmeckenden Brombeere. Die Marketing-Abteilung der Navaho-Produzenten überschlägt sich ja mit Superlativen. Aber reicht das Aroma wirklich an die "Brombeeren meiner Kindheit" heran?
Ich bin für alle Ratschläge und Empfehlungen dankbar.
Nochmals vielen Dank für die Infos, die ich hier schon erhalten habe!
Moritz Grau
PS: Auch an einem kurzen Ranking "Navaho" oder "Loch Tay" hätte ich Interesse...
Hallo Moritz,
wenn Du noch keine Brombeeren hast, würde ich die
Loch Tay nehmen. Das ist die typische Anfänger-Sorte, die die geringsten Ansprüche stellt, fast in jedem Kleinklima gedeiht und Dich nie ohne Ernte läßt. Loch Tay:
- ist gesund, keine besondere Neigung zu irgendeiner Krankheit bekannt
- hat kaum Säure. Daher schmeckt Loch Tay auch dann, wenn die Erntezeit mal verregnet werden sollte
- hat flexible Ruten, lassen sich leicht am Boden erziehen. Erstens ist es in der Bodennähe weniger windig und dadurch wärmer. Und zweitens, falls weder Erwarten in einem Winter doch ein Kälteeinbruch unter -12°C kommen sollte, kannst Du auf bereits liegende Ruten einfach eine Abdeckung drauf werfen. Es muss nicht mal ein Wintervließ sein, ein alter Teppich tut es auch. Oder ein paar Jute-Säcke. Die Navaho Summerlong bietet diese Eigenschaft leider nicht. Die Ruten sind brüchig, brechen beim Versuch, sie hinzulegen. Selbst wenn sie nur 10-15 cm lang sind, platzen sie.
- produziert eine gute Ruten-Anzahl. Im 3en Jahr hat meine LT 8 neue Ruten gebildet. Und das sind schöne, dicke Ruten.
- bildet keine Ausläufer. Zumindest habe ich mit meinen 2 LTs noch keine gehabt. Für manche Leute soll das ein Plus sein. Ich hätte keine Probleme, einen Ausläufer zu entfernen.
- die Ernte ist mit geschätzten ca. 8-10 kg pro erwachsene Pflanze gut.
- Loch Tay erträgt als eine der ganz wenigen Sorten (ehrlich gesagt keine keine andere) auch einen leicht alkalischen Boden (besser nicht probieren, aber Du hast weniger Sorgen mit dem ph-Wert)
- ist eine frühe Sorte. Manche Jahre sogar fast zeitgleich mir der Karaka Black. Und ungefähr zeitgleich mit Natchez. Frühe Ernte bei Brombeeren hat den Vorteil, dass noch nicht soviele Wespen unterwegs sind. Mittlere und späte Sorten sind wesentlich stärker gefährdet. Dazu ist der Beerenhunger nicht mehr so stark, wenn sie erst im August kommen.
- die Beeren sind angenehm mittelgroß, nicht so klein wie z.B. Navaho SL.
- Loch Tay ist transportfähig. Für den Fall, dass der Garten etwas weiter von zu Hause liegt, ist das nützlich.
- läßt sich extrem leicht vermehren. Die Ruten-Spitzen wurzeln im Herbst fleißig.
Ich hatte letztes Jahr eine Loch Tay einer Bekannten geschenkt, nachdem sie die Beeren gekostet hat und für gut befand. Sie war nicht sicher, weil sie bei Pflanzen nach eigenen Angaben zwei linke Hände hätte. Sie hat wohl auch nicht alles so gemacht, wie ich gesagt hatte. Aber! Als ich sie neulich fragte, sagte sie ja, es seinen mehrere längere Ruten gewachsen. Sprich, sie wird dieses Jahr mit Ernte sein. Die LT funktioniert wirklich leicht.
Was das Aroma betrifft, - nein, die Sorte ist nicht aromatisch. Aber lecker, wirklich lecker. Kein Vergleich zu gekauften Beeren aus dem Laden oder vom Obsthändler, die können mit einer reifen LT aus dem eigenen Garten nicht mithalten. Du wirst nicht enttäuscht sein. Ehrlich gesagt, kenne ich niemanden, der von Loch Tay enttäusch ist. Ich kenne exakt eine Person, die kein Loch Tay hat, weil er ein absoluter Natchez-Fan ist und Natchez bei ihm auch phantastisch wächst, die Beeren werden bis zu 28 gramm. Der Mann ist allerdings einer der weltweit besten und berühmtesten Brombeer-Liebhaber.
Und ich kenne viele Leute (vorwiegend aus der Gegend um Moskau), die meckern, dass in ihrem Klima nur Loch Tay gut gehe und sie gerne doch noch was hinzufügen würden, es klappe aber klimatisch nicht.
Eigentlich habe ich nicht wirklich Platz für eine zweite Loch Tay. Dazu bin ich der Feinschmecker-Typ mit der Neigung zu High-End-Geschmackserlebnissen. Und trotzdem habe ich zwei Loch Tays. Es geht einfach nicht ohne diese Sorte.
Die Navaho Summerlong habe ich gerodet, weil:
- kleine Beeren
- Geschmack war im dritten Jahr nicht gut. Trocken, kaum Zucker, große Steinchen. Es war mehr oder weniger das erste Erntejahr und für Schlußfolgerungen eigentlich zu früh! Daher glaube ich schon, dass andere Leute damit bessere Erfahrungen gemacht haben. Aber für mich reichte das, ich habe genug andere Sorten, die früher und deutlicher ihr Potenzial zeigen.
- Buschiger Wuchs - sowas ist gut für Pilzbildung, weil wenig Lüftung
- harte, unflexible Ruten. Schwer hinzulegen, nicht so leicht, auf dem Spalier zu verteilen
- leichte Neigung zu Dydimella (Routenkrankheit)
- Ernte ist spät
Von der theoretischen Erntemenge sollten sie langfristig gleich liegen, Navaho SL und Loch Tay. [/list]