Nicht, das ichs nicht galuben würde, aber was ist an Gemüsepflanzen anders als an Zierpflanzen?
Es gibt Zierpflanzen, die unter einer Kompostabdeckung mickern (z. B. Bartiris) und solche, die mineralische Düngung brauchen (viele Zwiebelpflanzen), sowie einige, die mageren schottrigen Boden zum Gedeihen benötigen. Von denen gibt es hier große Mengen.
Zusätzlich sind viele Beete mineralisch gemulcht und zwischen den Stauden sind tausende Zwiebelpflanzen versenkt, denen ein Einarbeiten von Kompost gar nicht gefällt.
Wenn ich auf 150m² 450kg Gemüse ernte, also der Fläche die Nährstoffe von 450kg Gemüse entziehe, sollte diese Menge fiktiv kompostiert und auf Komposterde geschrumpft wieder zurück auf die Beete. Dann wärs ausgeglichen. Zum besseren Wuchs (gerade für Gemüse) Stickstoff aus der Tüte düngen, um den Verlust bei der Kompostierung usw auszugleichen.
Die 5-fache Menge der entzogenen Nährstoffe düngen ist zuviel.
Die 2-3Liter aus den Empfehlungen wurden geschrieben, weil rund 90% der Gemüsebeete hoffnungslos überdüngt sind. Die 2-3 Liter sind nur der Entzug bei Starkzehrern. Schwachzeherer brauchen deutlich weniger, Bohnen zB nur 1 Liter/m². Hält man sich daran, sind die Beete in 20 Jahren immernoch überdüngt.
Düngt man den Garten mit eher nährstoffarmem Grünschnittkompost statt nährstoffreichem Küchenabfallkompost und hält sich an die max. 3 Liter, dann ist der Garten nach 20 Jahren immernoch zuviel gedüngt.
Frag mal Dietmar nach seiner letzten Bodenanalyse und wann er das letzte mal und wieviel Kompost ausgebracht hat.
Ich nehme mal an, das gilt für guten Gartenboden mit hohem Lehmanteil. Hier besteht der Mutterboden aus 70-80% Schotter und Sand - Nährstoffe werden bei den hier im Sommer üblichen Starkregen-Ereignissen ruck zuck ins Grundwasser ausgewaschen. Ohne konstante Düngung (egal ob aus der Tüte oder vom Misthaufen) wächst hier auf Dauer nichts.
Also wenn du mich nach einer ehrlichen Antwort frei jeglicher Ideologie fragst:
wenn das langjährige Gemüsebeete waren, sollte da noch genug an den Langzeitnährstoffen drin sein. Wenn du magst, mach eine Bodenanalyse für 20€, dann bist du auf der sicheren Seite.
Du hast die Fläche nur 5 Jahre? Was spricht dann gegen Mulchwirschaft? Man kann die Nährstoffe auch auf der Fläche verrotten lassen, wo sie entzogen worden sind. Hilft auch den Würmern und ist am wenigsten Arbeit. Das was ihr an Nährstoffen vom Beet über den Tisch in der Kanalisation entsorgt, wird aus den meisten Böden durch natürliche Verwitterung frei bzw es ist die einzige vernünftige Möglichkeit, Überschüsse an Nährstoffen abzubauen.
Gegen Mulchwirtschaft spricht die exorbitante Schneckenplage, die man sich bei den klimatischen Bedingungen hier damit einfängt. Die hier üblicherweise recht hohen Sommertemperaturen und der sandige Boden sorgen bei nicht gemulchten Flächen dafür, daß kaum Schnecken überleben - nur unterm Mulch bleibt es feucht, dort überleben und gedeihen sie ganz hervorragend. Die ersten Jahre wurde hier noch gemulcht, seit wir es nicht mehr machen, hat sich der Verbrauch von Schneckenkorn auf 15% des Ausgangswertes reduziert.
PS: was die Hochbeete betrifft: wie konnten nur die Generationen vor uns Gemüse züchten, so ganz ohne Hochbeete und nur auf bestem Gemüseboden?
Ein Hochbeet empfinde ich als Bankrotterklärung, dann lieber Teichfolie-Kiesgarten.
Hier werden Hochbeete für Senioren, die sich nicht mehr bücken können, gebaut - wir haben nur welche im Ziergarten - dauerbefüllt mit durchlässigem Substrat für besonders staunässe-empfindliche Stauden.
Ich hoffe, Du konntest ruhig schlafen! Ich befürchte, daß die Bedingungen in Deinem Gemüsegarten nicht mit denen hier vergleichbar sind und nur ein Teil Deiner Tipps für uns brauchbar ist - wir werden jedenfalls einiges ausprobieren - vielen Dank für Deine Mühe!