Also Reinzuchthefe kann, muss aber nicht?
Für Apfelsaft: Ja. Das einzige Mal, als der nicht sofort zu gären begonnen hat erlebte ich mit einer kleinen Charge Äpfel, die ich reinsortig ausbauen wollte. Die habe ich sauber gewaschen, abgerieben. Damit wohl auch die Hefen. Und so dauerte es etwas länger, bis es dann blubberte.
Ich bin ja nicht gegen Reinzuchthefen und verwende sie bei diversen Gelegenheiten. Meine nur, das die bei Apfelsaft (und Traubensaft) keine Voraussetzung sind. Man muss nicht ständig etwas kaufen, um gute Ergebnisse zu bekommen. Nicht bei Apfelsaft.
Schwefeln vor Reinzuchthefe? Auf wieviel mg/L?
Fürs Druckmostfass: Nichts schwefeln. Nie. Ansonsten: Schwefeln erst nach der Gärung, wenn man den Saft von der abgesunkenen Hefe abzieht. So wie B-H.
das ist übel. Ontario umsägen weil er nicht wächst und ständig krank ist?
Weil ich als Allergiker außer Boskoop nichts kaufen kann, bin ich in der einzigen Frostnacht im April rausgefahren und habe Frostfackeln angezündet.
Hätte ich welche gehabt, hätte ich sie auch angezündet. Ich weiss gar nicht, wo ich sowas kaufen kann. In meiner Verzweiflung, weil ich die Frostnacht kommen sah, habe ich betagte Leute gefragt und interessante Antworten bekommen. Man habe auch mal rauchendes Feuer gemacht unter den Bäumen, Glut in der Nacht erzeugt. Man habe beim Wein das Schnittgut Schnitt in Fässern verbrannt. Nur: Ich habe nichts, keine Fässer, kein Schnittgut, keine Zeit für nächtliche Stolperei auf dunklen Wiesen. Mein Respekt vor den Menschen der Gemeinde vor mir ist in dieser Nacht riesig geworden. Die ganze Stadt lebte lange Jahrhunderte vom Wein und die haben wirklich alles unternommen, um sich eine Ernte zu bewahren. Wenn die ausfiel, war das existentiell. Bis Ende der 1950er Jahre gab es einen Feldschütz, der Unterstände hatte und bei solchen Aktionen mithalf.
Der Ontario ist der einzige Baum, der ein bisschen was getragen hat. Böse Ironie, dass der raus soll. Aber er muss. Dass die Äpfel immer fast schwarz sind, stört mich nicht, die Regenfleckenkrankheit ist in meiner Talfusslage ständiger Begleiter. In Zeiten von importierter Marssonniakatastrophe, Feuerbrand & Co sind das kleine Fische. Auch dass der Baum nicht mehr in Form zu bringen ist (habe das Grundstück völlig ungepflegt übernommen, die wilden Zwetschgen haben die übrigen Obstbäume fast überragt), abgekippt, schmal und hoch ist - geschenkt. Aber dass diese Sorte mit behaupteter Lagerfähigkeit glänzt und ich trotzdem über Jahre hinweg noch nie einen Apfel länger wie Januar lagern konnte, weil sie immer faulten - das geht einfach nicht. Und ja, es ist zweifelsfrei Ontario.
An die Stelle kommt eine Damason Renette. Die letzten Neupflanzungen waren diverse alte französische und englische Renetten, vorzugsweise solche die ein bisschen besser mit der Trockenheit zurecht kommen. Die Orleans Renette und andere haben schon eindrucksvoll bewiesen, dass sie in der Gegend sehr gut zurechtkommen. Mit kerngesundem Laub übrigens.