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Autor Thema: Chlorose bei Hamamelis  (Gelesen 1481 mal)

raiSCH

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Chlorose bei Hamamelis
« am: 01. September 2017, 12:13:44 »

An einer seit sechs Jahren im Garten einer Freundin stehenden Zaubernuss sind heuer die Blätter immer gelber geworden, nur die Adern sind noch grün. Auch zeigt sich kein Blütenansatz für nächstes Jahr. Bisher war sie völlig gesund und hat jedes Jahr reichlich geblüht und dunkelgrüne Blätter getragen.
Ich habe mehrmals mit Eisendünger bzw. Fetrilon gespritzt und gedüngt, aber ohne Erfolg. Was kann man noch tun?
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Dietmar

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Re: Chlorose bei Hamamelis
« Antwort #1 am: 02. September 2017, 11:18:10 »

Mit Eisensulfat düngen oder spritzen bringt nicht viel, da Eisensulfat im Boden ganz schnell in eine unlösliche Eisenverbindung umgewandelt wird. Außerdem wirkt Eisensulfat stark ätzend und darf auf keinen Fall zu hoch dosiert werden. Außerdem löst Eisensulfat die sogenannte Eisentoxitität aus. Damit wird z.B. Moos im Rasen abgetötet, weil Gras mehr Eisensulfat aushält, aber zu viel, vergiftet auch das Gras. Jede Pflanze hat da ihre eigene Schwelle.

Das Spritzen mit Eisenchelat war genau richtig, aber es sollten mehrmals im Abstand von mehreren Tagen wiederholt werden. Auch hier gilt, nicht überzudosieren. Ein Problem besteht darin, dass die vorhandenen Blätter sich meist nicht wieder erholen, nur der Neuaustrieb wird wieder grün. Man sieht den Erfolg also nur zeitversetzt. Dann hat man aber oft schon aufgegeben und dann geht das alles wieder von vorn los.

Welche Bedingungen müssen erfüllt sein, damit die Pflanze Eisen aufnehmen kann?

1. Es muss Eisen in Form von Oxiden oder Hydroxiden im Boden vorhanden sein. In den meisten Fällen (ca. 90 %) ist das der Fall. Bei mir ergab eine Bodenanalyse, dass mein Boden praktisch eisenfrei war und so habe ich Eisenoxidpigmente (Fe2O3) ausgestreut. Die gibt es z.B. als rote Pigmente für das Färben von Beton zu kaufen. Eine Überdosierung ist nicht zu befürchten, da solche Eisenverbindungen zunächst von der Pflanze nicht aufgenommen werden können. Da die Pigmente sehr fein sind, sind diese nach 2 bis 3 mal Gießen oder Regen in den Boden eingesickert. So eine Eisendüngung reicht für viele Jahre, ja für Jahrzehnte. Seit ich dies gemacht habe, sind meine Reben kräftig grün. Ob im Boden Eisenmangel herrscht, kann nur eine Bodenanalyse zeigen.

2. Die Pflanzenwurzeln sind in der Lage, organische Säuren abzugeben. Diese organische Säuren wandeln das Eisenoxid in Eisenchelat um, so dass die Pflanzen Eisen aufnehmen können.
Und nun kommt das Problem: In den meisten Fällen ist im Boden genug Eisen vorhanden, aber die Aufnahme ist blockiert. Das kann mehrere Ursachen haben, z.B.:
a) der Boden ist ausgetrocknet 
b) im Boden ist eine Überversorgung mit Nährstoffen, die sogenannte Antagonisten sind. Der wahrscheinlich bedeutendste Antagonist von Eisen ist Phosphor. Bei lehmhaltigen Böden ist zumeist schon von Natur aus mehr als genug Phosphor enthalten. Nun denken viele Gartenfreunde, sie tun ihren Pflanzen etwas Gutes, wenn sie mit Blaukorn düngen, aber Blaukorn ist in 95 % der Fälle für den Garten großer Mist, da in Blaukorn Kalium, Phosphor und Stickstoff enthalten sind. Damit ist es fast zwangsläufig so, dass trotz Überversorgung noch mehr (in diesem Fall Phosphor) gedüngt wird und so die Probleme immer größer werden. Aber auch eine starke Überversorgung mit Magnesium und Kalium kann die Eisenaufnahme behindern. Ich empfehle daher immer wieder, alle 5 bis 7 Jahre mal eine Bodenanalyse machen zu lassen. Dann weiß man, welche Nährstoffe wirklich gebraucht werden und düngt gezielt nur diese und verwendet keine solchen unsäglichen Nährstoffgemische.

Wenn das Kind bezüglich Blockade der Eisenaufnahme in den Brunnen gefallen ist, hilft nur noch, nie wieder Blaukorn zu düngen (es sei, die Bodenanalyse verlangt alle 3 Nährstoffe gleichzeitig). Bei lehmhaltigen Boden kann das Auswaschen von Kalium und Phosphor durch Niederschläge mehrere bis viele Jahre dauern. Bis die Blockade infolge der Überkonzentration der Antagenisten im Boden wieder aufgehoben ist, hilft nur eine Blattdüngung mit Eisenchelat, am besten 1 x pro Woche bis pro 2 Wochen. Bei Blattdüngung wirken die Antagonisten nicht. Bei Trockenheit sollte der Boden feucht gehalten werden.

Nun ist Eisenchelat im Gartenmarkt bei diesen Apothekermengen sehr teuer, wenn man absehen kann, dass man mehr davon braucht. Im Internet gibt es 1 kg-Packungen, die pro Gramm wesentlich billiger sind als solche Apothekermengen.

In selteneren Fällen kann so eine Chlorose auch durch Magnesiummangel auftreten, da Mg für das Chlorophyll gebraucht wird. Wenn man in den letzten Jahren bis Jahrzehnten keinen Dolomitkalk (30% Magnesiumkarbonat, 70 % Kalziumkarbonat) gedüngt hat, könnte auch Magnesiummangel vorliegen. Aber ohne Bodenanalyse würde ich nicht gleich damit düngen, denn das Magnesiumkarbonat bleibt Jahre und Jahrzehnte im Boden, bevor es ausgewaschen wird. Ein Zuviel an Magnesium behindert die Eisenaufnahme auch.
Das Düngen mit Bittersalz (Magnesiumsulfat) ist auch nicht ganz ungefährlich, da auch ätzend. Man darf also wie beim Eisensulfat nicht überdosieren. Ich nehme Magnesiumkarbonat nur bei Koniferen und Moorbeetpflanzen.
Wenn man eine Blattdüngung macht, könnte man dies auch mit Magnesiumsulfat machen, aber auf keinen Fall zu hoch dosieren. Da ich kein Chemiker oder Biologe bin, weiß ich nicht, ob man Eisenchelat und Magnesiumsulfat zusammen spritzen darf oder ob es zu chemischen Reaktionen oder gegenseitiger Behinderung der Aufnahme im Blatt kommt.
« Letzte Änderung: 02. September 2017, 19:09:40 von Dietmar »
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raiSCH

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Re: Chlorose bei Hamamelis
« Antwort #2 am: 02. September 2017, 13:53:39 »

Hallo Dietmar, vielen Dank für die ausführliche Antwort. Da alle Blätter bereits erfasst sind, wird man heuer keine Wirkung des Spritzens mehr feststellen können. Ich werde eine Bodenanalyse vornehmen müssen. Merkwürdig ist nur, dass die unmittelbar daneben stehenden Gewächse (roter Schlitzahorn, Frühlingsschneeball) so aussehen wie immer - die Schädigung betrifft nur die Hamamelis.
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Dietmar

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Re: Chlorose bei Hamamelis
« Antwort #3 am: 02. September 2017, 14:24:03 »

Zitat
Da alle Blätter bereits erfasst sind, wird man heuer keine Wirkung des Spritzens mehr feststellen können.

Die diesjährige Saison ist noch lange nicht zu Ende und geht noch ca. 2 Monate. Es ist also noch nicht zu spät zur Blattdüngung.

Bei der Bodenanalyse empfehle ich ein Labor, welches neben den Hauptnährstoffen auch die Spurenelemente analysiert und aus den Analyseergebnissen eine Bewertung vornimmt, z.B. unterversorgt, optimal, überversorgt, stark überversorgt) und daraus Düngeempfehlungen gibt.
Achtung: Die Preise vorher vergleichen - können sehr unterschiedlich sein. Bitte beachte auch die Empfehlungen, wie man eine Bodenprobe richtig nimmt.

Zur Selektivität der Chlorose: Grundsätzlich brauchen alle Pflanzen Eisen, um das Blattgrün Chlorophyll zu bilden. Es ist zwar nicht im Chlorophyll enthalten, aber für einen Zwischenschritt ist Eisen erforderlich. Ohne Chlorophyll gibt es keine Photosynthese.

Nun gibt es im Boden zumeist keine wasserlöslichen Eisenverbindungen, welche die Pflanzen aufnehmen können. Wie ich schon schrieb, geben die Pflanzenwurzeln an den Wurzelspitzen deshalb organische Säuren ab, welche das Eisenoxid in wasserlösliche Chelate verwandelt. Diese Fähigkeit dazu ist bei verschiedenen Pflanzen recht unterschiedlich, sogar innerhalb verschiedener Unterarten einer Gattung. Bei Wein- und Tafeltaubenreben ist deshalb die Anfälligkeit gegenüber Chlorose sehr unterschiedlich in Abhängigkeit von der Rebsorte  und der Unterlage, d.h. es stehen Reben unterschiedlicher Sorte direkt nebeneinander, aber die eine Sorte hat Chlorose und die andere nicht.

Deine Bodenanalyse soll also zeigen, ob überhaupt Eisen im Boden in ausreichender Menge vorhanden ist. Bei mir war das nicht der Fall, aber in bestimmt 80 ... 90 % der Böden ist das Eisen ausreichend vorhanden, kann aber von manchen Pflanzen nicht mehr aufgenommen werden.

Ich hatte schon geschrieben, dass Wurzeln nur in feuchter Erde arbeiten können, aber auch diese Trockenresistenz ist von Pflanzenart zu Pflanzenart sehr verschieden.

Deine Bodenanalyse soll aber auch zeigen, ob andere Nährstoffe überversorgt sind und da insbesondere sogenannte Antagonisten, in erster Linie Phosphor, aber bei manchen Pflanzenarten können auch Überversorgungen mit Mg, Ca und K Schuld an dem Dilemma sein.

Dann gibt es noch eine weitere mögliche Ursache. Bei einem plötzlichen Witterungswechsel zu nasskaltem Wetter bei schweren Böden (z.B. toniger Lehmboden), zeigen manche Pflanzenarten vorübergehend auch Chlorose, aber meist nicht alle Blätter.

Es gibt also einige denkbare Ursachen, aber erst mit einer Bodenanalyse kann man diese eingrenzen und langfristig beseitigen. Kurzfristig sollte man aber Blattdüngungen mit Eisenchelat machen. Nicht gießen, da das Eisenchelat im Boden schnell umgewandelt wird, bevor es die Wurzeln erreicht.
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goworo

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Re: Chlorose bei Hamamelis
« Antwort #4 am: 02. September 2017, 17:27:04 »

Das Düngen mit Bittersalz (Magnesiumkarbonat) ..................
Kleiner Hinweis: Bittersalz ist Magnesiumsulfat MgSO4
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Dietmar

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Re: Chlorose bei Hamamelis
« Antwort #5 am: 02. September 2017, 19:11:10 »

Entschuldigung - kleiner Schusselfehler. Habe es korrigiert. An anderer Stelle im gleichen Beitrag stand es richtig (vorletzte Zeile).
« Letzte Änderung: 02. September 2017, 19:13:46 von Dietmar »
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thuja thujon

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Re: Chlorose bei Hamamelis
« Antwort #6 am: 02. September 2017, 20:13:59 »

Jetzt ohne viel blubb geschrieben, nach Eisenmangel sieht es nicht aus, den kann man ausschließen. Nachdem Eisen bereits verabreicht wurde und immernoch keine Besserung in Sicht ist, ist Eisenmangel mehr als totsicher ausgeschlossen.
Was vielleicht noch wichtig wäre für eine Diagnose, sind die älteren oder die jüngeren Blätter betroffen?

3 Blätter ohne jegliche Info sind ein bisschen wenig für eine Aussage.
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