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Studie zu Insektensterben (Gelesen 155470 mal)

Natur und Umwelt erleben und schützen
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Tara
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Studie zu Insektensterben

Tara »

„Wir befinden uns mitten in einem Albtraum“ (FAZ)

"...Bei der Erhebungen in 63 deutschen Schutzgebieten zwischen 1989 und 2016 ist ein Rückgang von 76 Prozent (im Hochsommer bis zu 82 Prozent) der Fluginsekten-Biomasse festgestellt worden. Die Verluste betreffen offenbar die meisten Arten, von Schmetterlingen, Bienen und Wespen bis zu Motten und anderen flugfähigen Arten, die praktisch ausnahmslos als Bestäuber von Wild- und Nutzpflanzen oder zumindest als Beutetiere für Vögel wichtig sind.

...Was genau die Ursache des flächendeckenden Insektensterbens ist, bleibt allerdings nach der ersten Langzeitstudie dieser Art unklar. Die Rückgänge waren allein mit Lebensraumzerstörung, Klimawandel oder Landnutzungsänderungen - und damit auch die Verarmung der Agrarlandschaften - jedenfalls mit den zur Verfügung stehenden Daten nicht zu erklären.
... Daher kann das Klima als wichtiger Faktor nicht ausgeschlossen werden.

...Der dramatische Insekten-Rückgang zeige, „dass Schutzgebiete in nur noch sehr geringem Maße als Quellhabitate für die Besiedlung der Agrarlandschaften dienen können. ...“
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Staudo
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Re: Studie zu Insektensterben

Staudo » Antwort #1 am:

Hoffentlich hat diese Meldung nichts damit zu tun. :-\
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Tara
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Re: Studie zu Insektensterben

Tara » Antwort #2 am:

Aus Deinem Link: "Woher kommt aber die Zahl „80 Prozent“? Sie stammt wohl aus einer Studie im Orbroicher Bruch, einem Naturschutzgebiet nahe Krefeld, wo man 1989 und 2013 jeweils zwei sogenannte Malaise-Fallen aufgestellt hat."

Aus meinem: "Das Insektensterben in Deutschland ist ganz offensichtlich nicht die Erfindung einzelner Insektenliebhaber oder Entomologen-Vereine, wie das nach einer Anhörung im Bundestag vor anderthalb Jahren und in einigen Medienberichten behauptet worden war. Jetzt kommt eine von Caspar Hallmann von der Radboud-Universität in Nijmwegen geleitete und mit der Unterstützung von ehrenamtlichen Insektenkundlern des Entomologenverieins Krefeld vorgenommene Studie in der Online-Zeitschrift „PlosOne“ zu dem Schluss: Die drastischen Bestandseinbrüchen sind real, sie lassen sich über 27 Jahre mit Standard-Flugfallen für geflügelte Insekten klar nachweisen. ... Erhebungen in 63 deutschen Schutzgebieten zwischen 1989 und 2016"
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bristlecone

Re: Studie zu Insektensterben

bristlecone » Antwort #3 am:

Zitat aus dem von Tara verlinkten Artikel:

"Hier stößt das Ehrenamt an seine Grenzen. Überhaupt ist es enorm, was die Autoren bislang geleistet haben. Es ist dringend nötig, derartige Monitorings entsprechend systematisch aufzubauen – als öffentliche Aufgabe mit öffentlichen Geldern."

Allerdings.
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Eckhard
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Re: Studie zu Insektensterben

Eckhard » Antwort #4 am:

Das betrifft außerdem die gesamte Nahrungskette.Viele typischen Vogelarten der genutzten Kulturlandschaft haben in den letzten Jahrzehnten die Hälfte ihrer Individuen verloren und das europaweit (zB.Star, Hänfling, Feldlerche, Feldsperling) und weitere noch viel mehr zB. Rebhuhn mit einem Rückgang von über 90%!
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Rieke
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Re: Studie zu Insektensterben

Rieke » Antwort #5 am:

Wer es ganz genau wissen will, kann auch die Originalarbeit in PLOS One lesen. PLOS One ist eine seriöse wissenschaftliche Online-Zeitschrift.

Abgesehen davon kann man den Rückgang der Insektenzahl auch selbst beobachten: kaum noch Schmetterlinge im Garten, saubere Windschutzscheiben auch bei längeren Autofahrten ...
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Staudo
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Re: Studie zu Insektensterben

Staudo » Antwort #6 am:

Meine rein empirischen und unwissenschaftlichen Beobachtungen sind, dass wir jede Menge Admirale an den Astern haben und es gestern Abend im Sonnenlicht pausenlos gegen die Windschutzscheibe geklackt hat. ;)
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Tara
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Re: Studie zu Insektensterben

Tara » Antwort #7 am:

Ich habe hier dieses Jahr zwei (!) Kohlweißlinge gesehen und einen (!) Zitronenfalter, und das war's. Ich bin zugegebenermaßen nicht mehr annähernd so häufig draußen wie früher, aber das war schon sehr auffällig. Und meine Windschutzscheibe wurde bei meinen Fahrten dieses Jahr kaum schmutzig. Wobei ich mich natürlich sehr freuen würde, wenn Staudos Beobachtungen Stand der Dinge wären und nicht diese Studie. :) - Lediglich an Ameisen scheint es hier nicht zu fehlen.
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Sandkeks
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Re: Studie zu Insektensterben

Sandkeks » Antwort #8 am:

Es gibt vermutlich regionale Unterschiede. Hier fällt mir auch nicht auf, dass die Scheiben sauber bleiben, die Blüten nicht besucht werden usw. Aber an anderen Orten scheint es der Fall zu sein.
Rieke
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Re: Studie zu Insektensterben

Rieke » Antwort #9 am:

Ich bin immer wieder im Vordertaunus (Familienbesuch) in einem Ort mit vielen alten Obstgärten. Da summt es dieses viel weniger an den Astern als ich es aus meinem Garten am Berliner Stadtrand gewöhnt bin. Zugegebenermaßen habe ich nicht nachgezählt.
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Kenobi †
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Re: Studie zu Insektensterben

Kenobi † » Antwort #10 am:

Rieke hat geschrieben: 18. Okt 2017, 22:06
saubere Windschutzscheiben auch bei längeren Autofahrten ...


Ich mache gegenteilige Erfahrung. Nach längeren Autobahnfahrten an warmen Tagen im Frühjahr und Sommer ist mein Auto übersät mit zerplatzten Insekten.
Das weiß ich so genau, weil ich mich jedesmal beim Aussteigen ärgere, denn das Zeug pappt wie Sekundenkleber am Auto.

Ich bilde mir jedoch ein, als Kind mehr Schmetterlinge im Garten beobachtet zu haben. Vor allem Zitronenfalter und kleiner Fuchs. Hab mir deshalb wieder Fenchel in den Garten geholt, nachdem er an anderer Stelle weichen musste.

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thuja thujon
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Re: Studie zu Insektensterben

thuja thujon » Antwort #11 am:

Habe kein Auto, aber beim Fahrradfahren dieses Jahr recht wenig Blattläuse zwischen den Zähnen und im Auge gehabt.

Ich schiebe das auf die kühlen Temperaturen zur Wirtswechsel-Flugzeit. Natürlich als reine persönliche Beobachtung, die im Rahemn von Ehrenamtsdaten, Citizien Science, noch zu verifizieren wäre.

Ansonsten hilft es bei mir im Garten recht gut, wenn ich den Mulm von Hühnermistjauche auf den Beeten verteile ohne einzuarbeiten, die Moniliaäpfel offen liegen lasse und auch andere wertvolle, organische Rohstoffe gezielt platziere. All das generiert Vogelfuttertaugliche Insektenmasse.

Lasse ich Maiskörner auf dem Boden liegen, kann ich regelmäßig bestimmte nachtaktive Säugetiere beobachten, die in Citizien Science Projekten nur sehr wenig gemeldet werden. Vielleicht ist Rattus norvegicus in Deutschland nur noch sehr selten vorkommend oder aktiv am austerben, jedenfalls lassen das die Daten im Naturgucker und Co so vermuten.
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Dicentra
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Re: Studie zu Insektensterben

Dicentra » Antwort #12 am:

Mir fällt schon auf, dass wir seit einigen Jahren deutlich weniger Insekten im Garten haben und das betrifft nicht nur die Honigbienen. Das Gleiche gilt für Schmetterlinge. Saßen früher die Tagpfauenaugen zuhauf auf den Blüten der Aster x herveyi, so gibt es jetzt gar keine mehr.

Hier wird nahezu ökologisch korrekt gegärtnert (bis auf das Schneckenkorn).
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Re: Studie zu Insektensterben

Wühlmaus » Antwort #13 am:

Hier empfinde ich bei Schmetterlingen (Tag- und Nachtfalter) den Rückgang an Arten und Individuen im Laufe der vergangenen Jahre als extrem. Das gilt aber auch für Spinnen.
Honigbienen gibt es wirklich viele.
Wildbienen, Hummeln, Wespen gibt es nach meinem Dafürhalten viele. Über die Vielfalt der Arten kann ich nichts konkretes sagen. Hornissen: eine einzige habe ich dieses Jahr durch den Garten fliegen sehen.
Fliegen scheint es besonders dieses Jahr unendlich viele gegeben zu haben.
Ein weißes, schnelles Auto ist auf langen Strecken (leider) ein guter Insektenfänger :-\ Einzig bei einer Fahrt im Frühsommer war der "Fang" heftig. Alle späteren Fahrten führten kaum zu "Verschmutzung"...
WühlmausGrüße

"Das Schiff ist sicherer, wenn es im Hafen liegt. Aber dafür wurde es nicht gebaut." Paulo Coelho
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Rib-2BW
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Re: Studie zu Insektensterben

Rib-2BW » Antwort #14 am:

Als Kind sind mir die Massen an toten Insekten an den Autos noch in Erinnerung. Diese "Probleme" hat man seit Jahren nicht mehr. Dabei rede ich von einer ländlichen Gegend mit keiner intensiven Landwirtschaft.
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