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Autor Thema: Studie zu Insektensterben  (Gelesen 144202 mal)

Gartenplaner

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Re: Studie zu Insektensterben
« Antwort #450 am: 31. Oktober 2019, 09:04:53 »

...

@Gartenplaner: auf was ich hinaus will? Da steht nicht viel verwertbares in der Studie und die Medien machen wieder einen Hype draus. Die Methodik ist leider schlecht. An einem einzigen Tag in 3 Jahren untersuchen und daraus Rückschlüsse ziehen ist extrem dürftig. ...

"...Arthropods were sampled annually in a consistent and standardized way from all 150 grassland sites from 2008 to 2017 and from 30 forest sites from 2008 to 2016. On the other 110 forest sites, arthropods were sampled by the same method and with the same sampling effort in 2008, 2011 and 2014. In grasslands, all arthropods of the herb layer were sampled twice per year in June and August to represent different phenological windows within the peak season of adult arthropod activity. On the basis of monthly samplings at the beginning of the study, we identified these two months as representing the best trade-off between reducing sampling effort and covering most species. ..."

Ich lese da, dass zweimal im Jahr über 8 bzw. 9 Jahre gesammelt wurde, nur in 110 weiteren Waldflächen wurde nur 2008, 2011 und 2014 zweimal in den Jahren gesammelt - neben den 30 Waldflächen, in denen über 8 Jahre zweimal im Jahr gesammelt wurde.

Von "einem einzigen Tag in 3 Jahren" kann ich da nix sehen.
Auch diesen Einwurf von dir habe ich nicht wiedergefunden:
...
neue Daten aus 3 (alten?) zusammengefasst? ...
Aber da gehst du auch nicht mehr darauf ein, wie es scheint.

...Ich will die Ergebnisse nicht anzweifeln, ...

Ich verstehe nicht, was deine Motivation ist, aber mein Eindruck ist, dass du genau das ganz gezielt tust - durch solche Statements, die etwas nebulös und für die Meisten schwer nachzuprüfen sind, die ganze Studie erstmal pauschal diskreditieren und insgesamt das Ergebnis anzweifeln, wegdiskutieren.
« Letzte Änderung: 31. Oktober 2019, 09:13:13 von Gartenplaner »
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Floris

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Re: Studie zu Insektensterben
« Antwort #451 am: 31. Oktober 2019, 09:14:00 »

@Neo: Wie meist ist es "uneinheitlich".

Grundsätzlich: Gerade hat ein hessischer Vertreter des Bundesverbandes Beruflicher Naturschutz beklagt, dass es in Bezug auf die Bereitstellung gebietseigenen Saat- und Pflanzguts "in vielen Bundesländern nur wenige und oft gar keine Vorbereitungen gibt.", Folglich im kommenden Jahr der Bedarf nicht gedeckt werden kann.

Es gibt verschiedene Möglichkeiten, Blühflächen oder -streifen in der Landschaft anzulegen, eben auch mit verschiedenen Zielsetzungen.

Ein Landwirt darf seit einiger Zeit auf seinen Fächen einen in Bezug auf die Hauptkultur untergeordneten Anteil im Sinne der Biodiversität frei gestalten. Als Brachfläche oder mit besonderer Aussaat ohne weitere Vorgaben. Er muss die Fläche im Förderantrag auch nicht ausweisen. Damit ist das eine bürokratisch unaufwendige Möglichkeit, auf die Wünsche lokaler Gruppen einzugehen, Vogelschützer, Imker, Jagdausübungsberechtigte etc.
Der Bauernverband hat in den letzten Jahren immer wieder mal Saatgut zur Verfügung gestellt, hatte dabei auch verschiedene Mischungen, die mit Regiosaatgut war halt teurer.

Wenn er eine zum Greening angemeldete Ökologische Vorrangfläche zusätzlich ansäen will, gibt es bereits Vorgaben zur Saatmischung.

Entsteht die Blühfläche durch Teilnahme an einem Förderprogramm, dürfen nur die vom Ministerium vorgeschriebenen Saatmischungen verwendet werden, in denen auch der Anteil an Saatgut aus regionaler Herkunft vorgeschrieben ist.
Solche Blühflächen können auch über Winter stehen bleiben. Es wird empfohlen, sie angelehnt an sonstige Strukturen anzulegen um den Effekt zu steigern. Dass solche temporär angelegten Flächen alleine kein Dauerlebensraum für spezialisierte Insekten sind sondern bestenfalls eine Ergänzung ist bekannt und akzeptiert. Alles auf einer Fläche geht halt auch hier nicht.
Ebenfalls uneinheitlich siehts aus bei der Beratung der Landwirte. Es gibt Regionen, in denen sich jemand darum kümmert, wo solche Flächen angelegt werden sollten und solche, wo das ein reines Antragsverfahren ist, d. h. die Verteilung erfolgt ausschließlich nach den Kriterien des Landwirts (weit weg, schief, klein, da wo Leute spazieren gehen).

Ackerschonstreifen (Anbau der Hauptfrucht ohne N-Düngung und ohne Unkrautbekämpfung) sind hier wenig beliebt. Es werden halt nicht nur die hübschen kleinen, bunt blühenden Ackerkräutlein gefördert sonder auch (und vor allem) all das, was bei der Folgekultur Probleme bereitet. Deshalb lieber eine angesäte Fläche, die nach einer gewissen Zeit wieder untergemacht wird.
 
« Letzte Änderung: 31. Oktober 2019, 09:15:33 von Floris »
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neo

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Re: Studie zu Insektensterben
« Antwort #452 am: 31. Oktober 2019, 09:38:39 »

Entsteht die Blühfläche durch Teilnahme an einem Förderprogramm, dürfen nur die vom Ministerium vorgeschriebenen Saatmischungen verwendet werden, in denen auch der Anteil an Saatgut aus regionaler Herkunft vorgeschrieben ist.
Solche Blühflächen können auch über Winter stehen bleiben. Es wird empfohlen, sie angelehnt an sonstige Strukturen anzulegen um den Effekt zu steigern. Dass solche temporär angelegten Flächen alleine kein Dauerlebensraum für spezialisierte Insekten sind sondern bestenfalls eine Ergänzung ist bekannt und akzeptiert. Alles auf einer Fläche geht halt auch hier nicht.
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Herzlichen Dank für deine ausführliche Antwort!
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metalorange

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Re: Studie zu Insektensterben
« Antwort #453 am: 31. Oktober 2019, 10:09:03 »


Die Bemerkung zu den Saatgutmischungen für Blühflächen die aus überwiegend exotischen Arten bestehen, deutet auf einen veralteten Kenntnisstand hin.

Das wird regional unterschiedlich sein. Bei uns ist es aber so, das diese Flächen überwiegend aus exotischen Arten bestehen. Einige davon breiten sich auch in nahe gelegene Naturschutzgebiete aus in denen sie nichts zu suchen haben.
Den einzigen naturnahen Blühstreifen sehe ich hier bei einem Öko-Landwirt.
Nur weil man zwischen den ganzen Exoten auch ein paar einheimische Pflanzen findet ist so ein Blühstreifen bei weitem nicht so gut als wenn man ausschließlich auf einheimische Arten setzt.
Wenn dann der Streifen samt Entwicklungsstadien der Insekten auch noch jeden Herbst untergepflügt wird, führt das den sogenannten Insektenschutzstreifen ad absurdum. Aber das schrieben ja andere bereits.
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Floris

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Re: Studie zu Insektensterben
« Antwort #454 am: 31. Oktober 2019, 10:18:05 »

Bei uns ist es aber so, das diese Flächen überwiegend aus exotischen Arten bestehen. Einige davon breiten sich auch in nahe gelegene Naturschutzgebiete aus in denen sie nichts zu suchen haben.
Welche sind das?

Bei uns war vor Jahren mal die Mariendistel mit drin, die sich ausgebreitet hat. Das wurde ganz schnell geändert.
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Re: Studie zu Insektensterben
« Antwort #455 am: 31. Oktober 2019, 10:27:00 »

Zitat
Wenn dann der Streifen samt Entwicklungsstadien der Insekten auch noch jeden Herbst untergepflügt wird, führt das den sogenannten Insektenschutzstreifen ad absurdum.

Ich bin jetzt mal ganz ironisch:

Die Förderung ist ja geflossen, das abgebühte Zeuch versamt sich auf die angrenzenden Felder, was nicht erwünscht ist, also unterpflügen...

Die Dummheit kennt keine Grenzen.  ::)
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Re: Studie zu Insektensterben
« Antwort #456 am: 31. Oktober 2019, 10:39:25 »

Bei uns ist es aber so, das diese Flächen überwiegend aus exotischen Arten bestehen. Einige davon breiten sich auch in nahe gelegene Naturschutzgebiete aus in denen sie nichts zu suchen haben.
Welche sind das?

Bei uns war vor Jahren mal die Mariendistel mit drin, die sich ausgebreitet hat. Das wurde ganz schnell geändert.

Ich finde dort jede Menge Phacelien. Aber auch eine große Malvenart die der heimischen M. sylvestris ähnelt und Orangerotes Habichtskraut. Zumindet die beiden Erstgenannte stehen auch in den Blühstreifen.
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Chica

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Re: Studie zu Insektensterben
« Antwort #457 am: 31. Oktober 2019, 10:39:50 »

Ein Landwirt darf seit einiger Zeit auf seinen Fächen einen in Bezug auf die Hauptkultur untergeordneten Anteil im Sinne der Biodiversität frei gestalten...

Warum sollte er das tun?


Entsteht die Blühfläche durch Teilnahme an einem Förderprogramm, dürfen nur die vom Ministerium vorgeschriebenen Saatmischungen verwendet werden, in denen auch der Anteil an Saatgut aus regionaler Herkunft vorgeschrieben ist...

Kann er mit so einer Blühfläche so viel erwirtschaften wie mit einem Kulteranbau oder besser mehr? Wird die Fläche in dieser Höhe gefördert? Nur dann dürfte doch dieses Thema für den Landwirt überhaupt erst interessant sein, oder?
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Chica

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Re: Studie zu Insektensterben
« Antwort #458 am: 31. Oktober 2019, 10:41:29 »

Zitat
Wenn dann der Streifen samt Entwicklungsstadien der Insekten auch noch jeden Herbst untergepflügt wird, führt das den sogenannten Insektenschutzstreifen ad absurdum.

Ich bin jetzt mal ganz ironisch:

Die Förderung ist ja geflossen, das abgebühte Zeuch versamt sich auf die angrenzenden Felder, was nicht erwünscht ist, also unterpflügen...

Die Dummheit kennt keine Grenzen.  ::)

Das ist nicht Dummheit, das ist Marktwirtschaft  ;).
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Katrin

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Re: Studie zu Insektensterben
« Antwort #459 am: 31. Oktober 2019, 11:27:53 »

Ich befinde mich mit meinen bekannten Haltungen zum Thema als neuerdings Landwirtin durchwegs zwischen den Fronten. Was mir hier in Österreich dabei am meisten auffällt, ist das mangelnde Wissen auf sämtlichen Seiten der Diskussion und die geringe Bereitschaft vermittelnder Organisationen und Einrichtungen, diesen Job auch wirklich in diesem Sinne - vermittelnd - auszuüben. Dazu kommen Fundis auf beiden Seiten und eine breite Masse an Unbeteiligten, die, darauf angesprochen, etwas von "einer alleine richtet nichts aus", "... aber diese Bauern" und " (Schimpfwort einsetzen) - EU" entgegnen.

Zum Thema Blühstreifen konkret: Diese wurden dieses Jahr in Oberösterreich zusammen mit Imkereizentrum, landwirtschaftlichen Dienstleistern und Grundstücksbesitzern erstmals in großem Rahmen umgesetzt und gelten als Greening-Maßnahme (je nach Betriebsgröße sind solche "ausgleichenden" Flächen vorgeschrieben und werden dann auch entgolten). Diese Streifen waren 3m breit und wurden entlang von Feldern angelegt, wobei sie in Kreuzungsbereichen von Straßen oder als vorgeschriebener Abstand zu Gewässern besonders häufig angewendet wurden (zwei Fliegen mit einer Klappe).

Teilnehmenden Landwirte hatten durchwegs den Eindruck, einen positiven Beitrag zur Umwelt zu leisten. Nicht wenige besuchten die Blühstreifen regelmäßig und nahmen aus den zahlreichen beobachteten Honigbienen einen durchwegs guten Eindruck mit nach Hause, viele haben vor, diese Streifen nun auch noch auszuweiten und entlang von Hofzufahrten usw. anzusäen.

Nun die ABERS:
- kaum jemand hat begriffen, dass diese Flächen zum überwiegenden Großteil nur für Honigbienen nutzbar sind (was natürlich am Imkereizentrum liegt und an der honigbienenlastigen Berichterstattung generell)
- viele Imker sind verärgert, dass keine eindeutige Unterscheidung zwischen diesen Blühstreifen und der Winterbegrünung getroffen wird. Begeisterte Landwirte mischen nämlich Blumensaatgut in das Saatgut, das im Sommer als Folgekultur gesät wird. Dieses blüht dann im Spätsommer und Herbst - bei lange ausbleibendem Frost bis in den Dezember - und führt dazu, dass Honigbienen soviel Trachtangebot finden, dass sie ihre Bruttätigkeit nicht zurückfahren. Solche Völker brauchen im Sommer weniger und im Winter mehr Futter und ermöglichen mehr Varroamilben ein Überleben, weshalb die Fütterung und Behandlung in landwirtschaftlich intensiven Gebieten komplizierter bzw. vorab kaum abschätzbar wird
- die Bevölkerung empfindet die Blühstreifen als superschön, nimmt daraus aber keine Handlungsanleitung für daheim mit. Hier kaufen Leute Bio, schimpfen über die Landwirtschaft und haben den Rasenmäherroboter auf dem Zweitgrundstück laufen, obwohl sie es nicht nutzen. Das ist nicht mal Absicht, es fehlt schlicht die Fähigkeit, den Zusammenhang zu erkennen.

Und ich selber bin unsicher, was nun wirklich helfen würde. Die meisten Grünflächen in meinem Umwelt sind auf fettem, gut mit Nährstoffen versorgten Böden. Dort könnte nur mit größtem Aufwand und unter langer Dauer ein insektenfreundliches Habitat geschaffen werden. Felder fallen da sowieso flach. Alle Böden, wo das schon ginge, sind mittlerweile bewaldet. Das Waldgesetz sieht keine Rodung ohne folgender Aufforstung vor, diese Flächen sind also verloren. Um Insekten passende Lebensräume in großem Stil zu bieten, selbst dann, wenn politisch plötzlich viel Geld locker gemacht würde, gibt es also gar keine Möglichkeit!

Für mich liegt die einzige Chance in der Rettung bislang erhaltener (Mager-) Wiesen, die das Potential zu artenreichen Wiesen noch haben. Diese müssten stärker in den Fokus rücken, ein- und zweimahdige Wiesen müssten finanziell attraktiv werden, das draus gewonnene Heu müssten Tiere bekommen, deren Milchprodukte und Fleisch teurer sein und das auch abgenommen werden müsste. Aktuell schaut es aber nicht danach aus.

Artenreiche Wiesen überleben also nur bei denen, die entweder aus Überzeugung die Bewirtschaftung nicht intensivieren, jene, die mehrere Flächen zur Auswahl haben, Nebenerwerbslandwirte oder Biobetriebe, die eine Nische gefunden haben und mageres, eiweißarmes Heu brauchen können. Interessanterweise tragen so Pferdebesitzer am meisten zur Artenvielfalt in Wiesen bei: Sie sind die einzigen Abnehmer von borstigem, überstandigem, im Juli erst gemähtem Blumenwiesenheu.

Alle anderen mähen vier- oder fünfmal, von Wiesen ist dann keine Spur mehr.

Für mich ergeben sich also folgende Handlungsansätze (teilweise mit Augenzwinkern):
- Flächen freikaufen und von Landschaftspflegevereinen einmal im Jahr mähen lassen (diese Vereine entlohnen!)
- Pferde halten oder Reiten gehen
- Fleisch von heimischen Schafen und Ziegen essen
- auf Rind, Schwein, Huhn, Pute verzichten (brauchen Futtermittel aus intensiver Landwirtschaft)
- auf Milchprodukte großteils verzichten (auch hier: Schaf und Ziege ist besser)
- ausschließlich biologische Lebensmittel kaufen und/oder selber anbauen (erhöht gleichzeitig die Nachfrage nach diesen Produkten --> Landwirtschaften in diesem Bereich wirtschaften zwar ebenso intensiv, aber sie haben mehr Ausgleichsauflagen)
- Lebensmittel effektiv nutzen, keinen Abfall produzieren
- eigene Flächen ohne Rasen und mit vielen verschiedenen Pflanzen gestalten, heimische mit reinnehmen, vor allem Gehölze

Und ja, das können viele gar nicht schaffen. Das schaffe nicht mal ich, obwohl ich alle Möglichkeiten dazu hätte.

Warum ich das schreibe? Weils kindisch ist, sich auf einzelne Aspekten des Themas zu versteifen. Alle sollten was tun. Und wer nicht auf seine Jausenwurst verzichten will: Warum sollte jemand aus der Landwirtschaft das mit einem Teil seines Einkommens tun?
« Letzte Änderung: 31. Oktober 2019, 11:30:17 von Katrin »
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Re: Studie zu Insektensterben
« Antwort #460 am: 31. Oktober 2019, 11:28:06 »

Ich bin jetzt mal ganz ironisch:
Ich ordne das ein unter "Dummes Geschwätz"...

Phacelia ist bei uns zulässig in einjährigen Blühflächen, die ausschließlich angelegt werden zur Förderung blütenbesuchender Insekten in den Sommermonaten.
Da sie ebenfalls gerne großflächig und in Reinbeständen als Zwischenfrucht angebaut wird, gab es wenig Widerstand dagegen, sie auch in solchen Beständen zuzulassen. Vielleicht hat da auch ihr deutscher Name "Bienenfreund" mitgeholfen.
In den Mehrjährigen Mischungen ist neben der Wilden Malve auch die Moschusmalve zugelassen, die seit mehreren hundert Jahren als eingebürgert gilt.

"Freiwillig" legen Landwirte Blühflächen oder sonstige Biodiversitätsflächen z. B. dann an, wenn sie von jemandem darum gebeten werden. Sei es zum Offenhalten einer Schussschneise, als Futterfläche für die Völker des örtlichen Imker- oder Verschönerungsvereins oder als sogenanntes Lerchenfenster. Freiwilllig ist auch oft die Einsaat von Flächen für die bereits das Brachliegenlassen rechtlich ausreichend wäre. Jagdgenossenschaften oder auch der Bauernverband stellen für solche Flächen Saatgut bereit.

Die Anlage von Blühflächen im Rahmen eines Förderverfahrens wird in der Regel mit einem festen jährlichen Satz vergütet. Bei dessen Bemessung ist der Aufwand für die Anlage der Fläche sowie eine Entschädigung für den entgangenen Ertrag berücksichtig.
Das führt dazu, dass, wie oben schon mal erwähnt, die Landwirte einen bestimmten Typ von Flächen zur Förderung anmelden.

In meiner nächsten Wohnumgebung haben wir in Hinblick auf die Ertragsfähigkeit sehr hochwertige Ackerböden. Die mögliche Vergütung einer Standardblühfläche deckt den Ertragsverlust nicht. Dort werden Blühflächen aufgrund einer Sonderberechnung auch höher vergütet, an definierter Stelle und mit genauen Vorgaben zur Artenauswahl und zur Standzeit.

Blühflächen gehören zu den Maßnahmen im Naturschutz die auf der landwirtschaftlichen Nutzfläche stattfinden. Ihr potentieller Nutzen ist dadurch natürlich eingeschränkt. Es geht um die Schaffung von Strukturen in der ansonsten freien Landschaft. Derzeit stehen die Silberreiher drin und die wandernden Kornweihen und Rotmilane scheinen auch dran interessiert.
Ursache dafür, dass die Blühflächen derart im Vordergrund stehen war doch diese Insektenstudie, die sich nur mit Menge beschäftigte, ohne weiter Differenzierung. Da die Öffentlichkeit drauf angesprungen ist, machen wir jetzt, öffentlichkeitswirksam, Maßnahmen für Mengen an gut sichtbaren Insekten.

Ich gebe Chica uneingeschränkt Recht, dass umfassender Insektenschutz eine ganz andere Nummer ist.

Für mich liegt die einzige Chance in der Rettung bislang erhaltener (Mager-) Wiesen, die das Potential zu artenreichen Wiesen noch haben.
Katrin, hast ja auch recht, und dann kommt da diese neue Studie aus München, die keinen Zusammenhang zwischen Nutzungsintensiät und Insektenrückgang findet





« Letzte Änderung: 31. Oktober 2019, 11:33:45 von Floris »
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Katrin

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Re: Studie zu Insektensterben
« Antwort #461 am: 31. Oktober 2019, 11:38:11 »

Ich bin, ohen das jemals beweisen zu können, sehr sicher, dass die Weichen für den Insektenrückgang einerseits mit dem massiven Rückgang von blütenreichen Wiesen und gehölzartenreichen Feld-, Wiesen- und Wegrändern in den 50er- und 60er-Jahren und anderseits mit der verstärkten Herstellung von Silage (früheres und häufigeres Mähen) in den 80er-Jahren gestellt wurden.

Jetzt sind natürlich fast alle Flächen gleich mies besiedelt, was denn auch sonst.
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Re: Studie zu Insektensterben
« Antwort #462 am: 31. Oktober 2019, 11:49:44 »

Dachte ich auch, bis gestern.

Die Studie dokumentiert aber einen Rückgang in den letzten zehn Jahren auch auf extensiv genutzten Flächen, also zusätzlich zu dem Effekt, den du beschreibst.

Was bedeuten könnte, dass da etwas mitspielt was wir bisher nicht oder nicht ausrreichend beachtet haben.
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Re: Studie zu Insektensterben
« Antwort #463 am: 31. Oktober 2019, 15:44:27 »

Eigentlich wollte ich mich hier aus der Diskussion heraushalten.
Aber ich denke ein wichtiger Punkt ist sicherlich auch, dass Populationen nicht unbedingt sofort, wenn die Umweltbedigungen allmählich schlechter werden verschwinden, sondern sich sicherlich noch einige Zeit halten können. Wenn allerdings dann einmal ein Zufallsereignis (Waldbrand, zu kaltes, zu feuchtes, zu heißes Jahr, Nutzungsänderung,...) die Individuenzahl deutlich reduziert, dann kann es sein, dass die gesamte Population schlagartig zusammenbricht. Um so mehr noch, wenn sie relativ isoliert ist und aus der Umgebung schlecht durch Zuwanderung verstärkt oder wiederbelebt kann. Ich kann mir also durchaus vorstellen, dass Veränderungen vor 10, 20 oder 30 Jahren erst in den letzten Jahren zu einem dramatischen Rückgang hätten führen können.

Das Grünland umgeben von Ackerflächen besonders betroffen ist, würde zu meiner Hypothese passen, dass einzelne Populationen lange keine Probleme haben um dann durch Zufallseregnisse ausgelöscht zu werden und dann durch die isolierte Lage nicht mehr wieder besiedelt zu werden.
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Chica

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Re: Studie zu Insektensterben
« Antwort #464 am: 31. Oktober 2019, 19:30:14 »

Für mich liegt die einzige Chance in der Rettung bislang erhaltener (Mager-) Wiesen, die das Potential zu artenreichen Wiesen noch haben. Diese müssten stärker in den Fokus rücken, ein- und zweimahdige Wiesen müssten finanziell attraktiv werden, das draus gewonnene Heu müssten Tiere bekommen, deren Milchprodukte und Fleisch teurer sein und das auch abgenommen werden müsste. Aktuell schaut es aber nicht danach aus.

Das klingt für mich nach der Möglichkeit zu nachhaltigem Insektenschutz, je nach Arten und Mahdrhythmus wäre hier auch eine Reproduktion von Insekten möglich. Der Acker, der an das Ende meines Grundstücks anschließt lag bis vor 10 Jahren durchweg brach. Es gab da nach meiner Erinnerung gar keine Mahd aber irgendwelche EU-Förderung für Stillegungsflächen, ah hier. Ich kann mich an Schmetterlinge ohne Ende erinnern. Danach folgten Mais inklusive mehrfacher Aufbringung von geruchloser, farbloser Chemie auf den Acker und Wildschweine, danach ein Jahr diese riesige Hirse für die Biogasanlage. Im Anschluss jahrelang Luzerne, die immer vor der Blüte zur Silagegewinnung gemäht wurde. Nun blühende Luzerne über ein paar Wochen und alles gepflügt, ich fürchte mich vor dem was jetzt kommt. Bei der Menge und Artenvielfalt an Wildbienen die in meinen Bienenhäusern leben wird hier ganz sicher jede Beeinträchtigung der Ackerflächen durch insektenschädigende Mittel spürbar sein. Ich hatte dem Landwirt Fotos der Tagfalterarten in seinem Luzernefeld mit Erläuterungen und Angebot zur Beratung per Mail geschickt, keine Antwort, vielleicht sollte ich ihn einmal persönlich heimsuchen, mit noch mehr Fotos und meiner Tagfalter-Monitoringliste bewaffnet  ;D.

"Freiwillig" legen Landwirte Blühflächen oder sonstige Biodiversitätsflächen z. B. dann an, wenn sie von jemandem darum gebeten werden. Sei es zum Offenhalten einer Schussschneise, als Futterfläche für die Völker des örtlichen Imker- oder Verschönerungsvereins oder als sogenanntes Lerchenfenster. Freiwilllig ist auch oft die Einsaat von Flächen für die bereits das Brachliegenlassen rechtlich ausreichend wäre. Jagdgenossenschaften oder auch der Bauernverband stellen für solche Flächen Saatgut bereit.

Das kann ich mir nicht vorstellen, das müssten sie sich ja wirtschaftlich auch leisten können.

Die Anlage von Blühflächen im Rahmen eines Förderverfahrens wird in der Regel mit einem festen jährlichen Satz vergütet. Bei dessen Bemessung ist der Aufwand für die Anlage der Fläche sowie eine Entschädigung für den entgangenen Ertrag berücksichtig.
Das führt dazu, dass, wie oben schon mal erwähnt, die Landwirte einen bestimmten Typ von Flächen zur Förderung anmelden.

In meiner nächsten Wohnumgebung haben wir in Hinblick auf die Ertragsfähigkeit sehr hochwertige Ackerböden. Die mögliche Vergütung einer Standardblühfläche deckt den Ertragsverlust nicht. Dort werden Blühflächen aufgrund einer Sonderberechnung auch höher vergütet, an definierter Stelle und mit genauen Vorgaben zur Artenauswahl und zur Standzeit.

Also ergibt die Blühfläche für den Landwirt zumindest plus/minus Null?
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