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News: Nehmen Sie die Menschen, wie sie sind. Andere gibt's nicht (Adenauer)

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Autor Thema: Studie zu Insektensterben  (Gelesen 144774 mal)

dmks

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Re: Studie zu Insektensterben
« Antwort #465 am: 31. Oktober 2019, 19:37:30 »

Tschuldigung, daß ich meist nur abends hier sein kann...und daher den Blühstreifen nochmals aufwärme!
Muß aber sein, da mir ein paar Dinge aufgestoßen sind, hab ja dies Jahr einen solchen direkt hinterm Gartentor:
1. Der Vorwurf es nütze keinen Wildbienen:
Honigbienen sind darin wenige gewesen....es gibt ja auch nur noch einen Imker im Dorf. Dafür aber waren massenweise Hummeln. Auch das ist eine Wildbiene - und dazu kommt (wo es mehr Honigbienen gibt) daß diese hier angezogen werden, und den spezialisierten Wildverwandten eben nicht den Nektar aus deren Futterquellen. Übrigens finden sich auch Solitärbienen in diesen Streifen.

2. Artenarmut: Auf den ersten Blick sieht man natürlich die bunten Blumen! Auf den zweiten aber in der unteren Etage aber all die Ackerkräuter, die ja immer lauthals gefordert werden! Blühstreifen werden halt  nicht mit Herbiziden behandelt und so kann da alles wachsen das auf dem intensiven Acker eben nicht geht. Da wachsen genauso Futterpflanzen für Insektenlarven. Kamille, Gräser, diverse Doldenblüter,  und eben alles was sich so unter "Unkraut" findet.

3. Dummheit: Bearbeitet wird nunmal im Herbst - wie auf einem Feld vor 100 Jahren auch. Viele der Wildkräuter hätten sonst keine Chance.

4. bin ich mal im Spätsommer dort entlanggegangen. Rechts der Streifen, links die Grundstücke....fast ausnahmslos alle mit großflächig und ordentlich plattgebügeltem Rasen.


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lerchenzorn

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Re: Studie zu Insektensterben
« Antwort #466 am: 31. Oktober 2019, 19:44:46 »

...
"Freiwillig" legen Landwirte Blühflächen oder sonstige Biodiversitätsflächen z. B. dann an, wenn sie von jemandem darum gebeten werden. Sei es zum Offenhalten einer Schussschneise, als Futterfläche für die Völker des örtlichen Imker- oder Verschönerungsvereins oder als sogenanntes Lerchenfenster. Freiwilllig ist auch oft die Einsaat von Flächen für die bereits das Brachliegenlassen rechtlich ausreichend wäre. Jagdgenossenschaften oder auch der Bauernverband stellen für solche Flächen Saatgut bereit.

Das kann ich mir nicht vorstellen, das müssten sie sich ja wirtschaftlich auch leisten können.

Die örtliche "Vernetzung", früher mal Bekanntschaft oder Nachbarschaft genannt  ;), kann immer noch einiges bewirken.

Zitat
Die Anlage von Blühflächen im Rahmen eines Förderverfahrens wird in der Regel mit einem festen jährlichen Satz vergütet. Bei dessen Bemessung ist der Aufwand für die Anlage der Fläche sowie eine Entschädigung für den entgangenen Ertrag berücksichtig.
Das führt dazu, dass, wie oben schon mal erwähnt, die Landwirte einen bestimmten Typ von Flächen zur Förderung anmelden.

In meiner nächsten Wohnumgebung haben wir in Hinblick auf die Ertragsfähigkeit sehr hochwertige Ackerböden. Die mögliche Vergütung einer Standardblühfläche deckt den Ertragsverlust nicht. Dort werden Blühflächen aufgrund einer Sonderberechnung auch höher vergütet, an definierter Stelle und mit genauen Vorgaben zur Artenauswahl und zur Standzeit.

Also ergibt die Blühfläche für den Landwirt zumindest plus/minus Null?

Mehr oder weniger ist das so. Es wird eben auch einiges an Bestellungs- und Bewirtschaftungsaufwand eingespart.

Zu den Magerwiesen und anderen klassisch artenreichen Lebensräumen: die sind in Summe drastisch geschwunden und es kann sein, dass den vor mehreren Jahrzehnten vollzogenen Einbrüchen der Insektenpopulationen jetzt eine nächste Welle folgt, weil schleichende, weniger größflächige und weniger auffallende Strukturverluste ein kritisches Maß erreicht haben. Letztendlich sind die früher überall vorhandenen Übergangslebensräume zwischen den verschiedenen Nutzungstypen noch stärker geschwunden, zwischen intensiven Nutzflächen und monoton verdichteten Waldflächen zerrieben worden. Gerade in diesen Übergängen, die sehr wechselnde Nutzungseinflüsse und damit eine hohe Dynamik besaßen, spielte sich ein großer Teil der heimischen Artenvielfalt ab.
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APO

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Re: Studie zu Insektensterben
« Antwort #467 am: 31. Oktober 2019, 19:55:34 »

Ich habe leider nicht alles gelesen und denke dieser Beitrag ist sehr informativ.
https://www.zdf.de/nachrichten/heute/bioschutz-statt-ackergift-neonikotinoide-unter-verdacht-100.html
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Ein gestylter Garten kommt mir vor wie eine Besserungsanstalt für die Natur
Wer Schreibfehler findet darf sie behalten
Gruß Jörg

Rieke

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Re: Studie zu Insektensterben
« Antwort #468 am: 31. Oktober 2019, 19:58:45 »

Ein Beispiel, was zumindest bei Ökowinzern an Naturschutzmaßnahmen möglich ist: Delinat.

Bei konventioneller Landwirtschaft kann die moderne Technik mit GPS ermöglichen, kleine Teilflächen mit ungünstigen Bedingungen (Vernässung etc.) bei der Bearbeitung auszulassen. Ich habe darüber mal vor ein paar Jahren einen Vortrag bei einer Naturschutztagung gehört. Das rechne sich durchaus, weil auf diesen Flächen der Ertrag sowieso nicht gut sei. Leider erinnere ich mich nicht mehr an den Namen des Vortragenden.
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partisanengärtner

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Re: Studie zu Insektensterben
« Antwort #469 am: 31. Oktober 2019, 19:59:16 »

Zumindest in Mittelitalien gab es vor ein paar Jahrzehnten noch Brachen im Anbauzyklus, vermutlich ist das gebietsweise noch der Fall. Wann ist denn die Dreifelderwirtschaft hier völlig verschwunden?
Der ausgeruhte Boden ist mir immer noch ein Begriff.

Das Netz kleiner Ackergröße und Feldraine sind seit der Flurbereinigung auch zu großflächigen artenarmen Monokulturwüsten degeneriert. So was ist ja im Normalfall so stark weggepflügt und durch Herbizide bereinigt, dass da kaum ein Refugium für die vielen Kulturfolger die mit dem Ackerbau hierher kamen übrig geblieben ist.

Wenn dann noch Wälder großflächig mit Insektiziden gegen die Nonne oder welchen Schädling auch immer noch immer behandelt werden, muss man sich wirklich nicht wundern.

Die Blühstreifen hier in Franken die ich heuer regelmäßig untersuchte haben kaum die normalen Ackerunkräuter als Unterwuchs. In der Regel unter 5 Arten neben dem auffälligen fremden Zeugs. Da hat sich wenig getan.
Ackerstiefmütterchen regelmäßig, Mohnarten und dann ein paar Mal Ackerhellerkraut in wenigen Exemplaren habe ich diesen Sommer bei meinen wochenlangen Wanderungen regelmäßig gesehen.
In den Auen fern der Straßen war da deutlich reicheres Leben. Da gibt es auch noch ein paar richtig bunte Wiesen mit relativ vielen Insekten. Auch Äcker mit den vergessenen Unkräutern gibt es dort, kaum Blühstreifen.
Allenfalls mal einen Wildacker mit der Blühstreifenvegetation. Auch das eher die besser erschlossenen Gebiete.
« Letzte Änderung: 31. Oktober 2019, 20:09:24 von partisanengärtner »
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Axel

lerchenzorn

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Re: Studie zu Insektensterben
« Antwort #470 am: 31. Oktober 2019, 20:07:25 »

Ein Beispiel, was zumindest bei Ökowinzern an Naturschutzmaßnahmen möglich ist: Delinat.

Bei konventioneller Landwirtschaft kann die moderne Technik mit GPS ermöglichen, kleine Teilflächen mit ungünstigen Bedingungen (Vernässung etc.) bei der Bearbeitung auszulassen. Ich habe darüber mal vor ein paar Jahren einen Vortrag bei einer Naturschutztagung gehört. Das rechne sich durchaus, weil auf diesen Flächen der Ertrag sowieso nicht gut sei. Leider erinnere ich mich nicht mehr an den Namen des Vortragenden.

Die ersten Ideen dazu gab es in den 1980er Jahren. Später sind am ZALF Müncheberg, sicher auch anderswo, dazu systematische Konzepte entworfen worden, die z. B. unter dem Begriff "Schlaginterne Segregation" zu finden sein müssten. (Gert Berger, Holger Pfeffer, Jörg Hoffmann und andere)
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dmks

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Re: Studie zu Insektensterben
« Antwort #471 am: 31. Oktober 2019, 20:18:37 »

Die Blühstreifen hier in Franken die ich heuer regelmäßig untersuchte haben kaum die normalen Ackerunkräuter als Unterwuchs. In der Regel unter 5 Arten neben dem auffälligen fremden Zeugs. Da hat sich wenig getan.
Ackerstiefmütterchen regelmäßig, Mohnarten und dann ein paar Mal Ackerhellerkraut in wenigen Exemplaren habe ich diesen Sommer bei meinen wochenlangen Wanderungen regelmäßig gesehen.

Wenn es gut gemacht ist - dann sind dort wo diese Blühstreifen angelegt werden in den nächsten Jahren weiterhin Abstandflächen. Also Bearbeitung ja, Pflanzenschutzmittel nein.

Blühstreifen im ersten Jahr:
« Letzte Änderung: 31. Oktober 2019, 20:20:22 von dmks »
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Re: Studie zu Insektensterben
« Antwort #472 am: 31. Oktober 2019, 20:22:15 »

"liegengelassene" Randfläche, wo vor drei Jahren mal ein Blühstreifen war:
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dmks

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Re: Studie zu Insektensterben
« Antwort #473 am: 31. Oktober 2019, 21:26:44 »

"Insektenschutzversuch"
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dmks

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Re: Studie zu Insektensterben
« Antwort #474 am: 31. Oktober 2019, 21:28:25 »

...vor einer Kirche.
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michaelbasso

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Re: Studie zu Insektensterben
« Antwort #475 am: 01. November 2019, 08:56:59 »

das wesentliche Problem ist wohl der "Ordnungssinn" vieler Menschen und eben auch Bauern. Weil man es kann und es auch "ordentlich" aussehen soll.
Müssten wir mit Sichel, Sense und Hacke der "Unordnung" zu Leibe rücken, sähe die Landschaft anders aus.
Letztlich ist es auch die Raumordnung, die die vielen Übergangsbiotope (halboffene Landschaften, Waldweide, etc.) zugunsten von "reinem" Wald, Wiese und Acker umstrukturiert hat.
Da spielt teilweise auch der Naturschutz mit. Wald soll nur als Dauerwald gedeihen und eine andere Nutzung, als die Holznutzung ist ausgeschlossen. Mittelwälder, Niederwälder (die heute sogar wieder ein Nutzungspotential hätten) sind nicht durchzusetzen. Auf Weiden darf nur bis X % eine Bestockung bestehen, sonst ist es keine Weide mehr etc. . Das hat alles seine Begründung und ist historisch zu begründen, aber in der heutigen Allgemeingültigkeit (weil einfach alles machbar ist) wird es wieder zum Problem.
Untergepflügte Blühstreifen und 2qm Margeriten auf Golfrasen retten kein Insekt.
So, das war meine Morgenpolemik :)
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lerchenzorn

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Re: Studie zu Insektensterben
« Antwort #476 am: 01. November 2019, 09:07:29 »

Das ist sehr oft so, wie Du schreibst. Dabei sind die gesetzlichen Schranken gar nicht so hoch und fest. Für Artenschutz- und Biotoppflegemaßnahmen sind in vielen Landes-Waldgesetzen sowohl beim Kahlschlagverbot als auch bei der Waldweide und anderen Regelungen generelle Ausnahmen vorgesehen. Es muss aber offenbar erst ein Verständnis wachsen, dass offene und halboffene Strukturen in Wäldern keine Kuriositäten sind, die man ausnahmsweise dulden kann, sondern dass sie in minderen, aber regelmäßigen Anteilen in die Waldlandschaft gehören, wenn deren Artenreichtum erhalten bleiben oder wieder entstehen soll.

Das Verständnis wächst, wenn auch langsam. Die praktische Umsetzung geht leider noch langsamer voran.
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Re: Studie zu Insektensterben
« Antwort #477 am: 01. November 2019, 09:32:45 »

Wenn die Abschaffung des Ordnungssinns morgen früh vollbracht wäre, die Landschaft perfekt strukturiert, viele Ecken mager und andernorts auch überall Blüten und Lebensräume, dann wäre die Insektenwelt immernoch nicht wie vor hundert Jahren. 
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Re: Studie zu Insektensterben
« Antwort #478 am: 01. November 2019, 09:34:09 »

Was willst Du damit sagen?
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"Wenn also Millionen Menschen evidenzbasierte Angst vor der Klimakrise haben, wenn Minderheiten rechte Gewalt benennen, dann ist das 'Hafermilch-Wokeness', wenn aber Menschen eine rechtsextreme Partei wählen, die hetzt & die Klimakrise leugnet, dann sind das 'berechtigte Sorgen'?"
Luisa Neubauer

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Re: Studie zu Insektensterben
« Antwort #479 am: 01. November 2019, 09:50:15 »

Das die `Landschaft´ nicht das wesentliche Problem ist.
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