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Autor Thema: Studie zu Insektensterben  (Gelesen 142923 mal)

Chica

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Re: Studie zu Insektensterben
« Antwort #765 am: 30. Januar 2022, 11:17:39 »



Ich bin ein Stück voran gekommen:

Für Zweifler wie tt aus dem Vorwort von Prof. Dr. Eckhard Jedicke: "...Denn auch wenn viele Fragen im Detail noch einer wissenschaftlichen Klärung bedürfen: Um handeln und Positives für den Insektenschutz bewirken zu können, liegen längst ausreichendes Wissen und Praxiserfahrung vor. Nicht an den Kenntnissen, sondern an der konsequenten Umsetzung mangelt es."

Eben!

Einleitung
Rückgang der Artenvielfalt: 5 Seiten über und über gefüllt mit wissenschaftlichen Quellen zum Nachweis, MTBs und Auswirkungen auf Tiere weiter oben in der Nahrungskette.
Monitoring: Die Anzahl der Arten und die Größe des Verbreitungsgebietes sind bekannt. Ermittlungen zur Abundanz (Individuendichte) über einen längeren Zeitraum sind selten, wären aber als Frühwarnsystem wesentlich. Eine Erfassung von Monitoringdaten über mehr als ein Jahrzehnt liegt in Europa selten vor aber Tagfaltermonitoring, Deutschland begann damit sehr spät: 2005 erst. Damit wird auch klar warum der Insektenschwund für mich schon immer ein Fakt ist, ich bin ja ein Lepi  8).
Ökologische Bedeutung der Insekten:...
Inhalt des Buches: Darstellung des aktuellen Wissens zum Ausmaß und Ursachen des Insektensterbens, geeignete Gegenmaßnahmen

Ausmaß des Insektenrückgangs
Agrarlandschaften: Rückgang der Biomasse bis zu 90%
Waldlandschaften: Abnahme der Abundanzen erste Hälfte des 20. Jh. bis 1990, seitdem gleichbleibend

Jetzt erst wird es (für mich) spannend:
Treiber des Insektensterbens: vier Treiber, alle menschengemacht nach abnehmendem Einfluss: Landnutzungswandel, Klimawandel, atmosphärischer Stickstoffeintrag, Neobiota

Es folgen detaillierte Erläuterungen zu jedem Punkt.

Landnutzungswandel
Quantitative Veränderungen: Rückgang Heiden, Moore, Un- und Abbauland in großem Maße

Qualitative Veränderungen in Agrarlandschaften: Meliorationen, Kunstdünger, Pestizide, Flurbereinigung, Intensivierung der Landwirtschaft:
Für mich besonders interessant: Bis zum Ende der DDR wurde die Landwirtschaft im Osten Deutschlands sehr viel extensiver betrieben als danach. Das gleiche gilt bis heute weiter in Richtung Osten: Polen, Tschechien, Slovakei. Die Flächen sind bis heute nicht so "durchgestylt", es werden ruderale Bereiche an Straßen, Wegen, Gräben, um Stallanlagen, Dung- und Siloplätze geduldet. Dies alles im Zusammenspiel mit der viel kleinparzelligeren Struktur der Agrarlandschaft hat Artenvielfalt länger erhalten. Die energie- und agrarpolitischen Entscheidungen wie das Inkrafttreten des "Erneuerbare-Energie-Gesetzes" im Jahr 2000 hat zur weiteren Intensivierung der Landwirtschaft beigetragen! Wir töten Insektenpopulationen systematisch per Gesetz, das ist dann schon mal der Hammer! Mais, Raps, Getreide zur Biogaserzeugung. Das unter dem Label ökologisch, nachhaltig, da aus erneuerbaren Stoffen und saubere Biogas ist ganz klar ein Treiber des Insektenrückgangs  :P. Auch der Wegfall der Förderung von Stillegungsflächen (der Acker hinter meinem Grundstück) wird aufgeführt, er wirkt sich, wie hier bei mir ganz klar festgestellt negativ auf die Insektenpopulationen aus.

Qualitative Veränderungen in Waldlandschaften...
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oile

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Re: Studie zu Insektensterben
« Antwort #766 am: 30. Januar 2022, 11:23:42 »

Nur kurze Anmerkung: Nach meiner Wahrnehmung war die Landwirtschaft in der DDR alles andere als kleinparzellig. Das konnte man gut vom Flugzeug aus sehen.
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"Wenn also Millionen Menschen evidenzbasierte Angst vor der Klimakrise haben, wenn Minderheiten rechte Gewalt benennen, dann ist das 'Hafermilch-Wokeness', wenn aber Menschen eine rechtsextreme Partei wählen, die hetzt & die Klimakrise leugnet, dann sind das 'berechtigte Sorgen'?"
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Re: Studie zu Insektensterben
« Antwort #767 am: 30. Januar 2022, 11:58:18 »

Wo sie weiden magern sie den Boden aus. Was gut für den Artenreichtum ist.
Wobei die Studie über das Insektensterben, der Anfang dieses Fadens, nicht von Artenrückgang redet sondern vom Mengenrückgang.
Aushagerung fördert oft den Artenreichtum, aber auf einem deutlich niedrigeren Niveau was die Menge angeht, dazu gibt es reichlich Studien, auch auf Ackerflächen, nicht nur bei Insekten.

Der Grund für den "Seufzer" war wohl der, dass er mit seiner Theorie nach wie vor nicht so recht durchdringt, sowohl bei den Verbänden als auch im amtlichen Naturschutz nicht.
Ein Widerspruch im Vortrag, der mir besonders auffiel: Er propagiert seine "Wilde Weide" als Landwirtschaft zur Fleischproduktion. Die Bedingungen die er dann aber hier und da nennt damit sie aus Sicht der Wildtierarten funktioniert (vor allem in der anschließenden Diskussion), lassen sich damit aber kaum verbinden, die Beispiele funktionieren alle als Pflegemaßnahme mit entsprechendem Kostenaufwand und ohne Nutzung der eingesetzten Tiere.



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Staudo

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Re: Studie zu Insektensterben
« Antwort #768 am: 30. Januar 2022, 11:59:33 »

Die Schläge (= zusammenhängende Felder) waren in der DDR größer. Die Randstreifen waren dafür breiter, weil die Technik weniger genau arbeitete als heute. Der Stickstoffeintrag war vermutlich auch höher.
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Floris

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Re: Studie zu Insektensterben
« Antwort #769 am: 30. Januar 2022, 12:05:38 »

Das sind sie auch heute noch. Mir fällt immer wieder auf, dass man in den "neuen" Bundesländern nicht in der Feldflur spazieren gehen kann, weil es schlichtweg keine Wege gibt, die gibt es nur innerorts oder im Wald und halt die Straßen.

Das Problem mit der ungenauen Technik dürfte inzwischen gelöst sein.
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RosaRot

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Re: Studie zu Insektensterben
« Antwort #770 am: 30. Januar 2022, 12:07:06 »

Nur kurze Anmerkung: Nach meiner Wahrnehmung war die Landwirtschaft in der DDR alles andere als kleinparzellig. Das konnte man gut vom Flugzeug aus sehen.

Das stimmt. Dafür gab es wesentlich mehr Brachland, Obstbäume, Gärten(mit Gemüse, Obst, Karnickeln, Tauben, Hühnern usw.) und einfach unaufgeräumte Bereiche.
Der Zwang zum Aufräumen hat nach 1990 enorm zugenommen.
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Chica

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Re: Studie zu Insektensterben
« Antwort #771 am: 30. Januar 2022, 12:09:15 »

@oile
Der Begriff "kleinparzellig" bezieht sich auf noch weiter östlich gelegene Länder wie angegeben: Polen, Tschechien, Slovakei, von einer Agrar- und Grünlandschaft in Rumänien sind sogar Fotos abgebildet. Es geht aber darum: eine "rückschrittlichere" Landwirtschaft (zugelassene Pestizide 1980 BRD: 1.822, DDR: 382), (Schafbestand 1980 DDR 42 St/ha dreimal so hoch wie BRD) usw. hat die Artenvielfalt und -dichte länger bewahrt. Im Umkehrschluss: Wir sollten jetzt endlich verstehen, dass ungebremstes Wachstum nicht das Ziel unseres Handelns sein kann, das wird uns am Ende selbst töten, drastisch ausgedrückt. Wenn der letzte Acker bis auf den letzten Zentimeter an den begrenzenden Graben heran intensiv bewirtschaftet wird, weil das GPS-System das so vorgibt, bleibt kein Zentimeter für den Feldweg mit Ackerunkräutern und Nistplätzen für die Wildbienen. Für diese Zusammenhänge muss jeder wieder ein Gefühl bekommen, nur dann gibt es eine Chance auf Verbesserung.
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RosaRot

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Re: Studie zu Insektensterben
« Antwort #772 am: 30. Januar 2022, 12:10:20 »

Das sind sie auch heute noch. Mir fällt immer wieder auf, dass man in den "neuen" Bundesländern nicht in der Feldflur spazieren gehen kann, weil es schlichtweg keine Wege gibt, die gibt es nur innerorts oder im Wald und halt die Straßen.

Das Problem mit der ungenauen Technik dürfte inzwischen gelöst sein.

Ärgerlicherweise nicht überall. Ich hoffe sehr, dass das Feld vor dem Haus einen neuen Pächter bekommt...

Feldwege in der Feldflur gab es bis ca. 1975 reichlich, dann wurde noch einmal enorm bereinigt.
Hier kann man aber immer noch in der Feldflur spazieren gehen, im Harzvorland ist auf Grund der landschaftlichen Gegebenheiten manches immer noch deutlich kleinteiliger als z.B. in Meck.-Pomm. oder der Börde.
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Re: Studie zu Insektensterben
« Antwort #773 am: 30. Januar 2022, 12:17:14 »

Wenn der letzte Acker bis auf den letzten Zentimeter an den begrenzenden Graben heran intensiv bewirtschaftet wird, weil das GPS-System das so vorgibt, bleibt kein Zentimeter für den Feldweg mit Ackerunkräutern und Nistplätzen für die Wildbienen.

GPS ermöglicht, bis exakt an die Grundstücksgrenze zu bearbeiten, was ich den Bauern auch zugestehe. Das Problem ist, dass ein vielleicht 8 Meter breites Feldweggrundstück auf 2,50 Meter zusammengepflügt wird.
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Re: Studie zu Insektensterben
« Antwort #774 am: 30. Januar 2022, 12:19:22 »

Wenn der letzte Acker bis auf den letzten Zentimeter an den begrenzenden Graben heran intensiv bewirtschaftet wird ... bleibt kein Zentimeter für den Feldweg mit Ackerunkräutern und Nistplätzen für die Wildbienen.
Das wäre das Prinzip, die intensive Nutzung auf einem bestimmten Anteil der Fläche zurückzunehmen und dort anderen Belangen den Vorrang einzuräumen.
Ich sehe aber verbreitet die Ansicht, dass Beschränkungen auf der ganzen Fläche zu erfolgen hätten, auch zwei widerstreitende Grundhaltungen.

Und dann kommt da noch so ein Entomologe und behauptet, das ganze viele Geld, das in Schutzgebieten und auch außerhalb für Mahdregime und die Umsetzung von Pflegeplänen ausgegeben wird, sei für die Katz' ...


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Re: Studie zu Insektensterben
« Antwort #775 am: 30. Januar 2022, 12:23:30 »

Doch, auch der Dung spielt eine Rolle, darauf habe ich oben schon hingewiesen. Es handelt sich eher um einen Kreislauf.

natürlich spielt der Dung eine Rolle, man denke nur an Mistkäfer und co ;D

Aber traditionelle Weide ist eben gerade kein Kreislauf,weil permanent Nährstoffe entzogen werden.
Das ist eher Raubbau. Aber eben einer der schöne bunte Wiesen schafft.
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oile

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Re: Studie zu Insektensterben
« Antwort #776 am: 30. Januar 2022, 12:28:54 »

Hast Du da tiefere Einblicke?
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Re: Studie zu Insektensterben
« Antwort #777 am: 30. Januar 2022, 12:29:32 »

Hier sind etliche Bauern ganz vorbildlich und mit viel Enthusiasmus bei der Sache und legen Blütenstreifen entlang der Felder an. Ich sehe nur häufig das Problem, dass diese Blütenstreifen Allerweltssommerblümchen sind und keinesfalls dem entsprechen was sonst in der Landschaft wachsen und blühen würde. Es freuen sich Hummeln und Honigbienen (und die Imker) spezialisiertere Insekten aber nicht.
Die Mischungen, die auch zur Landschaft passen sind logischerweise sehr teuer, vielleicht ist dies ein Grund.
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Re: Studie zu Insektensterben
« Antwort #778 am: 30. Januar 2022, 12:36:11 »

Sie sind teuer und sehen auch nicht so schön aus, wenn sie ausreifen.
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Re: Studie zu Insektensterben
« Antwort #779 am: 30. Januar 2022, 12:37:15 »

Hatte ich nicht schonmal drauf hingewiesen?
Die Zielsetzungen von ein jährigen und mehrjährigen Blühflächen auf Acker sind verschiedenen und unterscheiden sich gemeinsam nochmal von gezielten Arten- und Biotopschutzmaßnahmen.

Letztes Jahr wurde hier erlassen, dass für mehrjährige Blühflächen Regiosaatgut zu verwenden ist (fast doppelter Preis, gleicher Fördersatz).
Am Ende das Jahres die Erfolgsmeldung des zuständigen Ministeriums: mehr beantragte Blühflächen als in der vorangegangenen Förderperiode.
Ich habe dann mal die Förderstatistik genauer angeschaut: Mehrjährige Blühflächen deutlich weniger als vorher, einjährige Blühflächen haben zugenommen. Die Landwirte wägen ab zwischen Aufwand und Imagenutzen und die Entscheidung fiel deutlich zugunsten der Einjährigen aus. Und das Ministerium (grüngeführt) wertet das als Erfolg.
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