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Autor Thema: Mykorrhiza - Die Wurzelpilze  (Gelesen 46995 mal)

mycorrhiza

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Mykorrhiza - Die Wurzelpilze
« am: 01. Dezember 2017, 12:49:49 »

Hallo miteinander,

Manche Leute kennen mich vielleicht aus diesem Post hier: Link entfernt!1-Link entfernt!1/Link entfernt!1?topic=62111
Ich bin der unverschämte Typ der gleich 15 Bilder nacheinander gepostet hat zwecks Pflanzenbestimmung. Und weil ich auch etwas zum Forum beitragen kann (hoffe ich) und auch von ein paar Leuten der Wunsch danach geäußert wurde, versuche ich mal mein Wissen über Mykorrhiza zu verbreiten. Momentan bin ich als Doktorand an einer australischen Universität und beschäftige mich täglich mit diesen Pilzen.
Ich versuche einfach mal meine Fakten grob zu gliedern und hoffentlich kann in diesem Thread ein wenig Wissen vermittelt werden. Ich will dabei auch mal etwas "unwissenschaftlich" sein, solange ich damit keine Tatsachen verdrehe. Immerhin soll es auch etwas interessant sein, und damit kann man sich die ganzen Sachen auch leichter merken.

Was sind Mykorrhizapilze??
Mykorrhizapilze sind Pilze die in Symbiose mit Pflanzenwurzeln leben. Das ganze spielt sich also unterirdisch ab und evolutionär gesehen ist diese Symbiose wahrscheinlich entstanden als die Algen gerade den Sprung ans Land gewagt haben. So etwas wie richtig funktionsfähige Wurzeln haben sie wohl noch nicht gehabt und dann sind die Mykorrhizapilze eingesprungen.
Man unterscheidet (ganz) grob die Ekto- und Endomycorrhizapilze (neuerdings vesikuläre arbuskuläre Mykorrhiza...). Das heißt, dass die einen Pilze nur außerhalb der Pflanzenwurzel wachsen, und die anderen innerhalb der Pflanzenwurzel. Die Ektomykhorriza wachsen also in einem sehr dichten Geflecht um die Wurzel herum, während die Endomykorrhiza die Wurzelzellen penetrieren können und sich dann auch intrazellulär in der Wurzel ausbreiten. Interessanterweiße ist es genau so, dass fast alle Bäume nur Ektomykorrhiza bilden, und die ganzen Einjährigen und viele Stauden nur Endomykorrhiza. Natürlich gibt es dabei tausende Ausnahmen. Die Pappeln bilden zum Beispiel sowohl Ekto- als auch Endomykorrhiza. Und während so ca. 80% aller Landpflanzen Mykorrhiza-Symbiosen eingehen, so haben es die Brassicaceae überhaupt nicht nötig und verzichten darauf.

Warum überhaupt?
Wie bereits erwähnt ist das das ganze eine Symbiose. Grob gesagt wächst der Mykorrhizapilz mit der Wurzel zusammen und tauschen dann Nährstoffe aus. Der Pilz verlängert quasi die Pflanzenwurzel und liefert dieser dann Nährstoffe und Wasser, während sie von der Pflanzenwurzel Stoffe aus der Photosynthese bekommt, also vor allem diverse Zucker. Diese "Symbiose" kann sich aber auch verschieben. So gibt es zum Beispiel Orchideenarten, die selber gar keine Photosynthese mehr betreiben, sondern einfach nur durch Mykorrhizapilze versorgt werden. Diese Mykorrhizapilze sind widerum mit Bäumen verbunden und schieben den Zucker von den Bäumen zu den Orchideen. Die Orchideen sind also gewissermaßen Schmarotzer.
Diese Verbindung nennt man auch CMN - Common Mycorrhiza Network. Im Prinzip bedeutet das ganze Nur, dass viele verschiedene Pflanzen über Mykorrhizapilze miteinander verbunden sind. Dadurch findet ein Kohlenstoffaustausch zwischen den Pflanzen statt, der vor allem bei Ektomykorrhizen, also in Wäldern, sehr bedeutend sein kann. Dies ist auch mit einer der Gründe, wieso man heutzutage keinen "reinen" Kahlschlag mehr macht, sondern ein paar große und alte Exemplare stehen lässt. Der neu bepflanzte Nachwuchs erhält nämlich von dem großen Bruder Zucker und somit Energie zum Wachsen. Bei Endomykorrhiza, also den Mykorrhiza bei uns im Garten, ist das ganze auch vorhanden, aber weniger stark ausgeprägt. Man nimmt an, dass der Austausch durch dieses CMN nur maximal ca. 20% beträgt.

Wie funktioniert diese Symbiose?
Diese Symbiose ist ein sehr komplexes Thema. Wie bereits erwähnt haben 80% aller Pflanzen Mykorrhizaverbindungen. Somit gibt es quasi auch in jedem Boden ein paar Mykorrhizasporen, und wenn Temperatur und Feuchtigkeit passt, dann keimen diese Spore und eine einzelne Hyphe wächst heraus. Diese begibt sich dann auf die Suche nach Pflanzenwurzeln. Kann sie nach einigen cm keine finden, dann hat sie Pech gehabt und stirbt. Hat sie ein Pflanzenwurzel gefunden, dann können sich Pilz und Pflanze über volatile Verbindungen bereits riechen, bevor sie sich überhaupt wirklich treffen. Der Pilz kündigt also an, dass er in der Nähe ist und die Pflanzenwurzel fängt dann bereits an, dass sie ihre Zellorganellen so umbaut, dass mehr Platz für den Pilz ist. Ziemlich erstaunlich wenn man bedenkt, dass sich Pflanze und Pilz eigentlich so überhaupt nicht abkönnen (Stichwort: Pflanzenkrankheiten) und die Pflanze eher Abwehrstoffe produziert, wenn sie auf Pilze trifft.

Wann sind die Mykorrhiza am meisten nützlich?
Am nützlichsten sind Mykorrhizen, wenn der Boden arm an Nährstoffen ist, vor allem Phosphor. Ist im Boden wenig löslicher Phosphor vorhanden, so können Mykorrhizapilze ihren größten Trumpf ausspielen: Enzyme. Diese Pilze verfügen über ein großes Enzym-Repertoire und können Phosphor im Boden lösen und in eine Form bringen, der für Pflanzen verfügbar ist. Und sogar noch mehr: Mykorrhizen haben einen Phosphortransporter, der den Phosphor genau in die Wurzel bringen kann. Ebenso haben sie einen Stickstoff-transporter, aber der ist im Vergleich zum Phosphor unbedeutend. Was man erst seit wenigen Jahren weiß: Auch bei Zink spielt der Mykorrhizapilz eine sehr große Rolle!

Brauche ich Mykorrhizapilze in meinem Garten?
Das ist im Prinzip eine sehr komplizierte Frage. Man hat viele Versuche mit diesen Pilzen gemacht und manchmal waren die Ergebnisse hervorragend! Besseres Pflanzenwachstum, gesteigerte Abwehrkräfte, Schutz vor Schwermetallen im Boden.....und dann macht man den gleichen Versuch nochmal und es kommt genau das Gegenteil dabei heraus. Geringerer Ertrag, die Pflanzen gehen eher ein....im Prinzip ist es manchmal zum Verrückt werden und ich hab schon viele Professoren darüber schimpfen hören. Und dann liegt auch gleich der Verdacht nahe, dass man dieses Dreckszeug ja sowieso nicht braucht.
Dabei muss man sich aber mein Symbiosebeispiel mit den Orchideen vor Augen führen: Es gibt nämlich ein gewisses Continuum, und je nach Pflanzenart und Pilzart kann die Symbiose gut oder schlecht ausfallen. Manche Pilze und Pflanzen liefern also eine sehr gute Symbiose ab, während andere eher wie "Parasiten" wirken. Dazu kommt noch das Problem, dass man viele Mykorrhizapilze taxonomisch falsch kategorisiert hat und die in-vitro Kultur von diesen Pilzen sehr schwierig ist.
Ich möchte nicht wissen, wie viele Experimente schon mit "kontaminierten" Mykorrhizen oder gar toten Kulturen unternommen wurden.

Um es kurz zu machen: Wenn ich meinen Pflanzen einen perfekten Boden liefere, dann ist der Mykorrhizapilz für meine Tomaten, Gurken, Karotten....nun weniger wichtig. Wenn ich nun aber nur Rohphosphat dünge, den die Pflanzen eher schlecht aufnehmen können, dann kann der Mykorrhizapilz hier schon sehr nützlich sein.
Für den Boden sind Mykorrhizapilze aber immer sehr nützlich. Denn eine Pilzhyphe ist bedeutend dünner als eine Wurzel, und somit kann der Mykorrhizapilz auch Bereiche im Boden erschließen, die für die Wurzel unnereichbar sind. Somit bekommt man eine bessere Bodenstruktur, weniger Erosion usw. Und man muss auch bedenken, dass solche Hyphen auch immer mal wieder absterben, sich neue bilden usw....und dadurch bekommt man einen sehr hohen Kohlenstoffeintrag in den Boden, also mehr organische Bestandteile.

Wie bekomme ich nun mehr Mykorrhizapilze in meinen Boden?
Natürlich kann man sich entsprechende Präparate kaufen. Kosten teilweise sehr viel Geld und meistens ist es einfach nur eine Trägersubstanz (z.B. Sand) mit den Pilzsporen vermischt. Dann kann man schon einen Löffel davon bei seinen Jungtomaten dazugeben, die Symbiose entsteht und der Pilz wächst mit der Pflanze mit, vermehrt sich darin, bildet neue Sporen und breitet sich von dieser einen Pflanze in die Nachbarschaft aus.
Das wichtigste ist aber meiner Meinung nach, dass man dem Pilz dann auch eine günstige Lebensbedingung gibt. Offener Boden, hacken, pflügen etc. ist ganz schlecht für den Pilz. Er hat keine Pflanzen mit denen er eine Symbiose eingehen kann und man trennt die Hyphen ab usw. Besser ist es also wenn man eine Gründüngung einsät, den Boden nur minimalinvasiv bearbeitet.

Und wenn man sich doch einmal ein entsprechendes Präparat gekauft hat, dann kann man es auch selber ganz leicht weitervermehren: Man nimmt einen Top entsprechender Größe und gibt dort Substrat rein mit 10% Pflanzerde und 90% Sand. Als Wirtspflanze pflanzt man eine junge Mais oder Zwiebelpflanze rein und umgibt den Keimling großzügig mit dem Mykorrhizapräparat (das Mykorrhizapräparat kann ruhig 5-10% vom Gesamtgewicht des Substrats ausmachen). Es wird nicht gedüngt, sondern nur mit reinem Wasser gegossen! Die Maispflanze wächst also im Topf und mit ihr der Mykorrhizapilz. Die Nährstoffarme umgebung förder die Mykorrhizierung und auch wenn die Maispflanze irgendwann gar nicht mehr gut ausschaut, so wachsen zumindest die Mykorrhizapilze. Dieses Substrat kann man dann schonend trocknen (nicht heißer als 40°C) und nächstes Jahr wieder verwenden.

Sooooo, das wars erstmal. Das  war jetzt in etwa alles was mir spontan dazu eingefallen ist. Bei entsprechenden Fragen fällt mir sicher noch mehr dazu ein.

Viele Grüße
mycorrhiza
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Natternkopf

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Re: Mykorrhiza - Die Wurzelpilze
« Antwort #1 am: 01. Dezember 2017, 12:57:48 »

Salü mycorrhiza

Fleissig  :)

Verstehe zwar nicht alles, doch es liest sich interessant.

Grüsse Natternkopf
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Re: Mykorrhiza - Die Wurzelpilze
« Antwort #2 am: 01. Dezember 2017, 13:03:27 »

Ich hab gleich mal ne Frage:
Ist eine Düngung mit organischem Dünger (getrockneter Mist gemischt mit Hornspänen) auch schon "störend" für eine Mykorrhiza-Symbiose?
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mycorrhiza

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Re: Mykorrhiza - Die Wurzelpilze
« Antwort #4 am: 01. Dezember 2017, 13:28:08 »

Ich hab gleich mal ne Frage:
Ist eine Düngung mit organischem Dünger (getrockneter Mist gemischt mit Hornspänen) auch schon "störend" für eine Mykorrhiza-Symbiose?

Bei organischem Dünger liegt Phosphor in sehr viel verschiedenen Formen vor und ist oft nicht direkt für die Pflanze verfügbar. Deswegen ist es nicht störend für die Mykorrhizapilze, sondern eher fördernd. Ich habe schon sehr viele Experimente mit organischen Dünger vs. konventionell gelesen, bei denen die Mykorrhiza den Organischen klar bevorzugt haben und insgesamt höhere Erträge erreicht wurden. Die allgemeine mikrobiologische Förderung von organischem Dünger spielt damit sicher auch mit rein.

@Natternkopf:
lese gerade in deiner Signatur: *Was dem Rasenfetischisten sein Mäher, ist dem Komposti sein Häcksler*

Musste dabei an mein erstes Experiment denken. Bin rausgegangen zu verschiedenen Community Gärten und habe Bodenproben gesammelt. Bei dem einen Garten waren sie gerade dabei fleißig zu häckseln, hauptsächlich Äste.
Später habe ich die Bodenproben genommen und als Bioassay Tomaten reingepflanzt. Bei diesem einem Boden von diesem einem Garten sind die Tomaten gar nicht erst gewachsen. Anstatt Boden hatte ich quasi nur Rindenmulch in der 0-10 cm Bodenschicht.
Und dann haben alle so traurig geschaut als ich später nochmal vorbeikam und die Resultate präsentiert habe. "Wie? Wir müssen unseren Häcksler weniger benutzen? Aber das ist doch unser Lieblingsspielzeug"  ;D ;D ;D
« Letzte Änderung: 01. Dezember 2017, 13:32:36 von mycorrhiza »
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Re: Mykorrhiza - Die Wurzelpilze
« Antwort #5 am: 01. Dezember 2017, 14:35:49 »

Ok, vielen Dank!
Dann habe ich es wohl intuitiv richtig gemacht  :D

Vor ein paar Jahren habe ich einen Hain mit besonderen Koniferen angepflanzt und mir damals auf die Baumarten abgestimmte Mykorrhiza besorgt - ob sie sich etablieren konnte, sei dahingestellt.
Die Jahre danach wollte ich aber trotzdem den Bäumchen etwas Gutes tun, möglichst ohne die Pilze zu schädigen, deshalb hab ich mir diese organische Mischung überlegt und jedes Jahr im Frühjahr einmal ausgebracht.
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Re: Mykorrhiza - Die Wurzelpilze
« Antwort #6 am: 01. Dezember 2017, 15:21:39 »

Und ich habe gleich noch eine Frage - es gibt hier im Forum einen sehr "lebhaft" geführten Thread zu Glyphosat und dem ganzen politischen Gezerre darum.
Grad wurde ein Link zu einem Interview gepostet, in dem die Rede geht von angeblichen Auswirkungen von Glyphosat auf Boden-Mikroorganismen, vor einer Weile war ich auch schon über Studien gestolpert, die aussagten, daß der massive Glyphosat-Einsatz das Bodenleben beeinflussen könnte.

Weißt du dazu mehr?
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Re: Mykorrhiza - Die Wurzelpilze
« Antwort #7 am: 01. Dezember 2017, 19:00:04 »

Salü mycorrhiza


@Natternkopf:
lese gerade in deiner Signatur: *Was dem Rasenfetischisten sein Mäher, ist dem Komposti sein Häcksler*

Musste dabei an mein erstes Experiment denken. Bin rausgegangen zu verschiedenen Community Gärten und habe Bodenproben gesammelt. Bei dem einen Garten waren sie gerade dabei fleißig zu häckseln, hauptsächlich Äste.
Später habe ich die Bodenproben genommen und als Bioassay Tomaten reingepflanzt. Bei diesem einem Boden von diesem einem Garten sind die Tomaten gar nicht erst gewachsen.
Anstatt Boden hatte ich quasi *nur Rindenmulch in der 0-10 cm Bodenschicht.
Und dann haben alle so traurig geschaut als ich später nochmal vorbeikam und die Resultate präsentiert habe. * *"Wie? Wir müssen unseren Häcksler weniger benutzen? Aber das ist doch unser Lieblingsspielzeug"  ;D ;D ;D


* / * *
Nun ja, das kann es geben.  :D
 
Eben nicht nur holziges auf die Beete, sondern: ... ... ist dem Komposti sein Häcksler.

Du kennst vermutlich von mir das noch nicht.  ;)

Grüsse Natternkopf

PS:
Noch eine Frage:
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mycorrhiza

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Re: Mykorrhiza - Die Wurzelpilze
« Antwort #8 am: 02. Dezember 2017, 03:48:02 »

Und ich habe gleich noch eine Frage - es gibt hier im Forum einen sehr "lebhaft" geführten Thread zu Glyphosat und dem ganzen politischen Gezerre darum.
Grad wurde ein Link zu einem Interview gepostet, in dem die Rede geht von angeblichen Auswirkungen von Glyphosat auf Boden-Mikroorganismen, vor einer Weile war ich auch schon über Studien gestolpert, die aussagten, daß der massive Glyphosat-Einsatz das Bodenleben beeinflussen könnte.

Weißt du dazu mehr?

Ueber Glyphosat und Mycorrhiza/Bodenlebewesen habe ich noch nichts gelesen. Jedoch wirken systemische Fungizide sehr negativ auf Mykorrhizapilze. Sie werden zwar nicht komplett abgetoetet, aber nach jeder Spritzung stellen sie das Wachstum fuer ein paar Tage bis Wochen ein. Und oft ist es ja so, dass dann schon wieder die naechsten Fungizide appliziert werden.
Kontaktfungizide ohne systemische Wirkung ist da etwas besser, gelangt aber natuerlich auch in den Boden und mindert das Mykorrhizawachstum.
Kupfer und andere Schwermetalle sind ebenso sehr schaedlich. Kann dann passieren, wenn viel Schweineguelle geduengt wird, welches relativ viel Kupfer enthaelt.

@Natternkopf:
Im Kompost brauchst du keine Mykorrhiza. Wenn du Heisskompostierung machst, dann ueberleben die Mykorrhiza das sowieso nicht. Und bei Kaltkompostierung wachsen nicht genug Pflanzen auf der Kompostschicht um eine gute Mykorrhizierung zu erreichen.
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Staudo

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Re: Mykorrhiza - Die Wurzelpilze
« Antwort #9 am: 02. Dezember 2017, 07:52:17 »

Bevor ein falscher Eindruck entsteht: Fungizide sind Mittel gegen Pilze (Mehltau, Rost, Grauschimmel etc.), Damit ist eine Wirkung gegen Mykorrhiza an sich logisch. Kupfer wird ebenfalls und vor allem im Bio-Weinbau gegen Pilzkrankheiten eingesetzt. Also ist auch diese Wirkung nachvollziehbar. Glpyhosat dagegen ist ein reines Herbizid, bekämpft also Pflanzen. Damit ist eine Wirkung gegen Mykorrhiza deutlich unwahrscheinlicher.
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MarkusG

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Re: Mykorrhiza - Die Wurzelpilze
« Antwort #10 am: 02. Dezember 2017, 08:19:08 »

Hallo Mykorrhiza,

vielen Dank für Deine sehr spannenden Ausführungen. Erst gestern schilderte mir eine Bekannte, sie habe einen Artikel, den sie mir geben wolle, in dem ausgeführt sei, dass Bäume ihren Nachwuchs stillen würden. Ich war schon gespannt, den Artikel zu bekommen, habe aber wohl heute von Dir bereits die Auflösung erhalten.

Gruß

Markus
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neo

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Re: Mykorrhiza - Die Wurzelpilze
« Antwort #11 am: 02. Dezember 2017, 09:25:34 »

Hallo mycorrhiza

Ich habe auch noch eine Frage: Ich habe das soweit verstanden, dass diese Pilze eine gute Partnerschaft für Pflanzen bedeuten. Nehmen wir an, ich habe einen Strauch in einem Topf und möchte diesen unterstützen, insbesondere, da er ja in einer gewissen Stressituation steht.
Nun kann ich ja einfach zu einem Baum gehen, mir dort Boden nehmen (in welcher Tiefe oder egal, weil die Sporen sind überall?) und dem Topfsubstrat beigeben? Gibt es Bäume die besonders starke Mykorrhizapartnerschaften haben und wo sich das Graben besonders lohnen würde, weiss man das?
(Bei uns steht eine grosse Kiefer im Garten und ich habe mich schon öfters gefragt, was in ihrem Boden wohl ist, dass die Pflanzen dort so kräftig wachsen, trotz Trockenheit. Ob das nun der positive Einfluss von Mykorrhiza ist? Wirklich wissen werde ich es wohl nie. ;))
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mycorrhiza

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Re: Mykorrhiza - Die Wurzelpilze
« Antwort #12 am: 02. Dezember 2017, 09:54:45 »

@neo:
Wenn der Strauch auch Ektomykorrhiza und keine Endomykorrhiza-Symbiose hat, dann kannst du das auf jeden Fall machen.
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neo

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Re: Mykorrhiza - Die Wurzelpilze
« Antwort #13 am: 02. Dezember 2017, 10:29:43 »

Umgekehrt wäre besser weil sehr viel häufiger ((schnell gegoogelt). Danke.
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partisanengärtner

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Re: Mykorrhiza - Die Wurzelpilze
« Antwort #14 am: 02. Dezember 2017, 11:23:04 »

Was hältst Du von der Annahme:
Ein vorhandenes günstes Pilzbodenleben macht es anderen Pilzen schwerer sich dort breit zu machen. Das wäre also auch potentiell ein Schutz gegen Schadpilze und eventuell sogar bakteriellen  Schädlingen gegen die sich ein Pilzmyzel ja auch wehren muß.
Es gibt ja auch  Pilz,  die Insekten oder Nematoden "fressen" Wären dabei sogar Mycorrhizza Pilze aktiv?
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Axel
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