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[Rib-Johannisbeere]

Hallo, ich überlege mir einen Minister von Hammerstein zu pflanzen. Interessant finde ich, dass man ihr ein Waldmeister-Aroma nachsagt. Welche Erfahrungen habt ihr dazu? Ist das Aroma deutlich erkennbar oder nur bei Nebel und 3,5 Promille erkennbar? Danke!

[Rib-Johannisbeere]

alternativen sind auch wünschenswert

[cydorian]

Waldmeister? Mit viel Phantasie vielleicht. Aber die Sorte ist bekannt für ihr Bedürfnis nach warmen Plätzen, da erreicht sie auch Aroma. Guten Boden braucht sie auch. Die Reife ist recht spät. Wo soll er denn hin? Wenn du den in kühler Lage pflanzen willst, wirst du einen rübigen, keinfrüchtigen Saftapfel bekommen. Ansonsten gibts was, das sich meiner Ansicht nach sehr lohnt, denn es hebt sich sehr von der ganzen kommerziellen, zähen Golden - Sosse der letzten 50 Jahre ab. Er hat zarte, lockere Konsistenz, gehört zu den Äpfeln die man im Mund mit der Zunge abschleifen kann, das Aroma ist voll ausgereift wirklich gut, fruchtig, weinig, mehr der saftige wie der ätherische Typ.

Was mich aber nervt, ist die begrenzte Lagerfähigkeit, er lagert sich war bis in den Spätwinter aber sein geschmacklicher Höhepunkt ist kürzer sowie seine hohen Standortvoraussetzungen.

[Rib-Johannisbeere]

Gut, danke! Ich habe zwar immer wieder gelesen, dass Hammerstein es warm mag, aber dass er es soo warm mag habe ich nicht erwartet. Ich wollte es dennoch versuchen, da immerhin die Portugiesische Quitte bei mir gut funktioniert. Aber wenn man das Aroma nicht deutlich heraus schmecken kann, dann bringt er mir weniger etwas, auch wenn er sich sonst sehr interessant anhört. Ich mag Waldmeister

[b-hoernchen]

... gehört zu den Äpfeln die man im Mund mit der Zunge abschleifen kann, ... mehr der saftige wie der ätherische Typ.

Wie ein Apfel, den man mit der Zunge abschleifen kann, saftig sein kann, erschließt sich mir nicht. Ich dachte, man muss die Zellen aufbrechen, damit der Saft raus kann... .

Ansonsten gibts was, das sich meiner Ansicht nach sehr lohnt... .

Und von was für einer Sorte  redest du jetzt bitte?

[cydorian]

Damit war der Aromatyp gemeint. Aromen lassen sich in Worten nicht so einfach beschreiben. Bei Kernobst wie Äpfeln oder Birnen kann man aber zwei Grundstile feststellen, natürlich mit Zwischenbereichen. Der kommerziell erfolgreichere Stil ist der Fruchtester-Typ. Ester sind Verbindungen aus Säure und Alkohol und für viele spezifische Aromen verantwortlich. Das ist der duftige, fruchtesterbetonte Typ, der diverse Aromen durch den Mund ziehen lässt. Typisch dafür sind z.B. Golden Delicious oder auch Cox und deren unzähligen Abkömmlinge und Vorfahren (Muskatrenette, Ribston Pepping, Golden Grimes...). Beispiel Buttersäureethylester, von der Cox einen nachweislich überdurchschnittlichen Gehalt hat, aber noch viele mehr. Ätherisch, duftig.

Dem steht der Typ gegenüber, der wenig solche hervorstechenden Aromen hat, aber spielende Säure, weinsäuerlich (was nicht "sauer" heisst!!), spitzig... sozusagen Riesling oder Silvaner statt Scheurebe oder Traminer. Saftig statt duftig. Äpfel wie der Seestermüher Zitronenapfel, Brettacher, roter Bellefleur, Boskoop...

Und meiner Ansicht nach fällt der Herr Minister mehr in diese zweite Kategorie von Äpfeln wie in die erste. Er hat eher wenig duftiges, spezifizierbares Aroma, ist aber eben nicht aromaschwach. Er schmeckt gut, wenn warm ausgereift und wenn man ihn im Mund kaut ist er so zart, locker und feinzellig, dass man die Stückchen auch mit der Zunge zerschleifen kann. Diese Eigenschaft hat keiner, absolut keiner der kommerziellen Sorten, weil die damit verbundene Druckempfindlichkeit ein totales No-Go ist. Ausgesprochen saftreich ist er auch, also nicht trocken. Das verstärkt sich subjektiv, wenn man ihn auf die beschriebene Art isst. Und Waldmeister - vielleicht mit viel Phantasie.

Aber eigentlich sind solche Beschreibungen meistens vergebene Müh'. Eine Aromensprache wie beim Wein ist bei Äpfeln kaum akzpetiert. Irgendwer versteht wieder irgendwas gaaaanz anders und unter anderen Bedingungen ist es vielleicht sogar tatsächlich anders. Kauft euch doch das Ding einfach selber. "Minister von Hammerstein kaufen" gibt einige Treffer und gleich der Erste ist ein Apfelanbauer, der sehr viele alte Sorten hat und Früchte anbietet. Zur nächsten Erntesaison mal was davon zuschicken lassen und reinbeissen.

[Apfelbaeuerin]

In meinem Garten steht ein ca. 70 Jahre alter Minister von Hammerstein. Ich liebe diesen Apfel und cydorians blumige Geschmacksbeschreibung trifft es genau. Hätte ich nie so beschreiben können!
Aber ein "besonderes Wärmebedürfnis" ist mir neu. Wir sind hier in Nordbayern in 6b und haben teils sehr, sehr kalte und lange Winter und das war vor 70 Jahren sicher noch ärger. Der Baum steht frei und nicht irgendwie an einer geschützten Stelle. (Kann mir auch nicht vorstellen, dass bei der Pflanzung damals besonders auf Winterschutz etc. geachtet wurde.)
Also ich hoffe wirklich sehr, dass mir dieser alte Baum noch eine Zeitlang erhalten bleibt. Der Geschmack ist unübertrefflich, er trägt reich und ist bei mir auch halbwegs lagerfähig (bis Januar etwa).
Ich kann nur jedem zu dieser Sorte raten!

[cydorian]

Das mit der Wärme ist so wie bei Brettacher. Der gedeiht auch problemlos bis in kühle Höhenlagen, aber das gewisse Plus, das die Sorte geschmacklich interessant und saftig-weinig macht kommt erst wenn er Wärme und einen strahlungsreichen Herbst hat. Wärme kanns auch in kühlen Klimazonen haben, aber in weniger Jahren. Diese Unterschiede von Jahr zu Jahr und Lage zu Lage sind beträchtlich. Ich messe seit Jahren auch die Zuckergehalte von allem, was mir so unter die Finger kommt. Im Gegensatz zum Aroma sind die leicht und objektiv feststellbar. Erstaunt immer wieder, wie stark das differiert.

[Apfelbaeuerin]

Ja, so rum betrachtet hast du bestimmt Recht, cydorian.
Allerdings ist meiner ganz bestimmt kein "rübiger, kleinfrüchtiger Saftapfel", sondern hat auch trotz unperfektem Stand einen sehr feinen Geschmack. 

[landfogt]

den Minister habe ich auch.sehr guter apfel.süßes bis leicht säuerliches früchtfleisch.die früchte werden bei mir recht groß und haben ein saftiges,etwas lockeres Fruchtfleisch aber trotzdem abknackend.bei uns auf 718m der schwäbischen alb gedeiht der prächtig und kommt mindestens unter die top 10.
Prädikat:sehr empfehlenswert

[landfogt]

eine angebliche schorf Empfindlichkeit konnte ich bisher nicht feststellen.
die äpfel sollten aber vorsichtig geerntet werden,da sie etwas druckempfindlich sind.eine Anfälligkeit in schlechteren jahren gegen braunflecken konnte ich aber beobachten.

[echo]

den Minister habe ich auch.sehr guter apfel.süßes bis leicht säuerliches früchtfleisch.die früchte werden bei mir recht groß und haben ein saftiges,etwas lockeres Fruchtfleisch aber trotzdem abknackend.bei uns auf 718m der schwäbischen alb gedeiht der prächtig und kommt mindestens unter die top 10.
Prädikat:sehr empfehlenswert

Nur interessenshalber, was wäre in der persönlichen Top-3? Bei der Betrachtung: Geschmack, Ertrag, Resistenz.

[deop]

Führt hier vielleicht zu weit, aber als Wunsch: Deine Top 10 würden mich auch interessieren. Vielleicht in einem neuen Thread?

[landfogt]

ich denke es ist sozial gerechtfertigt und nicht diskriminierend wenn wir da hier machen
fangen wir bei meinen top 10 an.also das sind die sorten:
jonatan
roter osterkalvill
weißer winterkalvill
gestreifter herbstkalvill
frauenkalvill
roter herbstkalvill
Minister von Hammerstein
französische Goldrenette
adersleberkalvill
martini
viele meiner veredelten sorten haben noch nicht getragen,darum kann sich hier noch was tun.
meine momentane nr.1 ist der jonatan,gefolgt vom weißen winterkalvill und adersleberkalvill.wobei es bei vielen sorten schwer ist,die hier nicht zu erwähnen

[cydorian]

Offtopic. Gehört nach
https://forum.garten-pur.de/index.php?topic=57046 oder
https://forum.garten-pur.de/index.php?topic=47610 oder so einem Thread, es gibt noch einige mehr.