Auch daß die Tomate in Mittelamerika zur Zeit der spanischen Eroberung als Lebensmittel verwendet wurde, hätte ich gerne belegt gesehen - kultiviert wurde sie sehr wohl, aber nicht zu Speisezwecken. Liefer denn das von Dir genannte Buch auch Quellen zu diesen Behauptungen?
Dass man eine Frucht 1000 Jahre - seit ~500 n.Chr. bis zur Ankunft von Hernan Cortés kultiviert und nicht merkt, dass sie gut schmeckt - glaube ich wiederum nicht... (Die italienische Küche hat auch sonst noch Anleihen aus Mexico, zB Huhn in Schokolade...)
Zumal eine Tomate als Zierpflanze nicht viel hermacht. Winzige Blüten, und die Pflanze hat einen strengen Geruch, mal verglichen mit einer Rose... Mein Wissensstand war da eher, dass die rote Tomate deutlich später als die Tomatillo, aber weit vor den Spaniern, nämlich etwa ab 700 n.Chr., in Mexico gegessen wurde (aus archäologischen Funden). Habe das bislang aber nicht für wissenschaftliche Streitgespräche erforscht
Hier mal eine
spanischsprachige Quelle von der Universidad Mexico (UNAM) von 1995:
Janet Long: De tomates y jitomates en el siglo XVI, im Sammelband: Estudios de cultura Náhuatl, ISSN 0071-1675, Nº. 25, 1995, S. 239 ff.In diesem Text wird bspw. auf S. 245 ein Bericht des Jesuitenpaters José de Acosta aus dem 16. Jahrhundert erwähnt:
"El padre jesuita José de Acosta, quien viajó por México y América del Sur en el siglo XVI, se refirió a los tomates como frescos, sanos, grandes y jugosos, y dijo que hacían una salsa sabrosa y que además eran buenos para comer solos. Estas dos citas son probables referencias al jitomate en vez del tomate."
Der Jesuitenpater J.d.A., der im 16. Jahrhundert Mexiko und Südamerika bereiste, beschrieb Tomaten als frisch, gesund, groß und saftig, und sagte, dass "sie" eine leckere Soße daraus zubereiteten und [die Früchte] außerdem auch gut pur genossen werden könnten. Diese zwei Zitate beziehen sich wahrscheinlich auf "jitomates" (Tomaten) statt auf "tomates" (tomatillo).Zur Erklärung: Mexikaner nennen Physalis ixocarpa "tomates" und Solanum lycopersicum "jitomate". In vielen Quellen haben die Spanier nicht differenziert, weil die Wörter xitomatl und tomatl in Nahuatl (Sprache u.a. der Azteken und heutiger Nachfahren) ähnlich klingen.)
Auf S. 247 wird von einer spanischen Quelle berichtet, wonach das Krankenhaus Sangre in Sevilla Tomaten in die Krankenhausdiät einführen wollte, wohl ohne dauerhaften Erfolg ("Cuatro libras de jitomates se compraron el 20 de julio de 1608 y otras dos, lo fueron el 17 de agosto del mismo año").
Die Tomaten wurden wie andere Nachtschattengewächse in Europa zunächst misstrauisch beäugt und ihnen Giftigkeit bescheinigt.
Mehr Recherche geht nun aber nicht, weil das schon eine seeer verlängerte Kaffeepause auf meiner eigentlichen Arbeit war
Gruß
Ayamo