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News: Man wird doch auch mal inkonsequent sein dürfen! (Staudo)
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Autor Thema: Pflanzliche Hilfe bei belasteten Böden  (Gelesen 6796 mal)

Floris

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Re: Pflanzliche Hilfe bei belasteten Böden
« Antwort #15 am: 12. Februar 2018, 08:49:23 »

Mit Ausnahme der fruchtbaren Flusstäler war reiner Ackerbau eher selten. Über die Viehwirtschaft konnte man Nährstoffe aus dem Wald und von abgelegenen und vernässten Wiesen auf die ortsnahen Äcker bringen. Aber das reichte bei den wenigen Tieren die jeder so hatte nicht dazu irgendwas anzureichern.
Mangel an Phosphor und Kali hemmt das Gedeihen der Leguminosen, wodurch der allgegenwärtige Stickstoffmangel noch verschärft wurde.
Mit Einführung der Mineraldüngung konnte der allgemeine Phosphormangel der Böden gemindert werden. Meiner Meinung nach einer der Gründe, warum in den früheren Volldüngern der Phosphorgehalt so hoch war, da waren Bodenvorräte aufzufüllen. Inzwischen ist das nicht mehr grundsätzlich so, allerdings bei einigen der billigsten Mineraldünger im Gartenhandel immer noch, so dass man bei deren kritikloser Verwendung sich nach wie vor leicht ein Problem heranzüchtet.

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Krümel

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Re: Pflanzliche Hilfe bei belasteten Böden
« Antwort #16 am: 13. Februar 2018, 17:56:54 »

Danke dafür, dass ihr euch die Zeit genommen habt, euer Wissen mit mir zu teilen. Es ist eine Freude, hier eine Frage zu stellen!  :D
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Dietmar

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Re: Pflanzliche Hilfe bei belasteten Böden
« Antwort #17 am: 15. Februar 2018, 15:28:32 »

Im Gegensatz zu anderen Nährstoffen wird Phosphor kaum ins Grundwasser ausgespült, also jahrzehntelang im Boden fixiert. Ich hatte mal irgendwo gelesen, dass der Phosphorüberschuß schon in der Hauptsache vor dem 2. Weltkrieg durch Düngen mit Thomasphosphat u.a. eingebracht wurde. Ich habe lt. Bodenuntersuchung auch einen sehr großen Phosphorüberschuß, obwohl ich in den letzten 15 Jahren nie mit einem phosphorhaltigen Dünger gedüngt hatte und der Vorbesitzer nach dem 2. Weltkrieg auch nicht.

Ich bezweifle, dass der P-Überschuß durch Kompost eingebracht wurde, denn erstens enthält Kompost gar nicht so viel P und zweitens werden mit dem Kompost nur die Nährstoffe dem Boden zurück gegeben, die vorher dem Boden entzogen wurden. Es kommt also nichts dazu. Die weitere Erhöhung des P-Überschusses nach dem 2. Weltkrieg kommt meiner Meinung nach von Kombidüngern wie Blaukorn, wo vielen gar nicht bewusst ist, dass da sehr viel P drin ist.

Ich sage schon seit Jahren : Blaukorn ist Gift für die meisten Gartenböden!!! Kombidünger sind eben meist Murks, weil man zwangsläufig mindestens einen Nährstoff überdüngt und damit die Aufnahme der sogenannten Antagonisten erschwert bis behindert. Bei einer Überdüngung mit P wird z.B. die Aufnahme von Eisen behindert und bei Kalium ist es Mg, und das obwohl meist genug Eisen und Mg im Boden vorhanden sind.

Wenn ich mich richtig erinnere, sind vor allem Jauche/Gülle und Fäkalien P-reich und weniger pflanzliche Überreste.

Ich kenne keine Methode, überschüssigen P aus den Boden wieder heraus zu bekommen, außer in den nächsten Jahrzehnten keinen P-haltigen Mineraldünger zu verwenden, auch keine Kombidünger und möglichst nicht mit tierischen Abprodukten zu düngen.
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Floris

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Re: Pflanzliche Hilfe bei belasteten Böden
« Antwort #18 am: 15. Februar 2018, 18:25:24 »

Ach ja, der Dietmar...
...seit ich in diesem Forum lese, jammert er über den hohen Phosphorgehalt seiner Böden, ohne jedoch seine Ansicht infrage zu stellen, im Kompost sei sowas nicht drin. Drauf hingewiesen auf seinen Irrtum wurde er schon oft.

Seine Aussagen zu Blaukorn sind zwar nicht grundsätzlich falsch, aber ein wenig veraltet. Es gibt nicht nur ein "Blaukorn", sondern deren etliche: Schon auch noch die alten Formulierungen mit dem hohen Phosphorgehalt (wie ich schon erwähnte), aber auch solche die ein sehr ausgewogenes Nährstoffverhältnis aufweisen, thuja-thujon nannte ein Beispiel für ein solches. Für die, denen es an Bewußtsein für Nährstoffgehalte mangelt empfehle ich das Studium der jeweiligen Packungsrückseite, da sind die aufgeführt. Kann also keiner kommen, er/sie hätte es nicht wissen können.

Wie das funktioniert, dass mit Kompost durchaus Nährstoffe in den Garten "dazu kommen", habe ich auch schon erwähnt.

Ach, und der "Murks" mit den Kombidüngern erinnert mich ans fertige Puddingpulver. Das finde ich nämlich viel praktischer, als den Pudding selbst aus den Einzelbestandteilen zusammen zu rühren. Sogar dann, wenn für meinen Geschmack die Zusammensetzung der Mischung nicht optimal ist. Meist ist der Aromaträger mir etwas zu reichlich bedacht (analog zum Phosphor). Da ich den nunmal aus der Mischung nicht rausziehen kann kam ich auf die geniale Idee, die Menge der Bestandteile Stärke (oder Gries) und Milch aufzustocken. Mit dem Ergebnis, dass nicht nur die Schüssel ein wenig voller ist, sondern der Relativanteil des Aromaträgers abnimmt (zum Verständnis des Vorgangs ist die Kenntnis der Grundrechenarten von Vorteil).
Aber im Gegensatz zu den Fertigpuddingern gibt es im Bereich der Mehrnährstoffdünger schon ein paar mit ausgewogenem Nährstoff(Zutaten)verhältnis. Wer die zeit- und mengengerecht verwendet, verändert (zumindest in absehbarer Zeit) die Nährstoffverhältnisse im Boden nicht gravierend.

 






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Dietmar

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Re: Pflanzliche Hilfe bei belasteten Böden
« Antwort #19 am: 15. Februar 2018, 23:21:09 »

Zitat
Aber im Gegensatz zu den Fertigpuddingern gibt es im Bereich der Mehrnährstoffdünger schon ein paar mit ausgewogenem Nährstoff(Zutaten)verhältnis. Wer die zeit- und mengengerecht verwendet, verändert (zumindest in absehbarer Zeit) die Nährstoffverhältnisse im Boden nicht gravierend.

Fast jedes Blaukorn hat eine andere Zusammensetzung, aber in jedem Fall ist P ein Hauptbestandteil und hat nicht nur wenige Prozent.

Ich hatte schon geschrieben, dass P in normalen Gartenböden über Jahrzehnte fixiert wird. Mit jeder Blaukorngabe kommt wieder neues P dazu und akkumuliert sich so über die Jahre. Der Vergleich mit dem Pudding hängt, denn in einer kleinen Schüssel kann man die Mengenanteile der Zutaten leicht verändern, im Gartenboden nicht. Was einmal drin ist, braucht bei P Jahrzehnte, um wieder heraus zu kommen. In diesem Fall haben die Gartenfreunde mal Glück, die Sandboden haben, denn der kann P nicht fixieren.

Die Aussage, dass mit Kompost der P-Gehalt zunimmt, trifft nur dann zu, wenn große Mengen externer Kompost zugeführt werden, ansonsten ist es eine Frage der Mathematik, dass man grob gerechnet nur so viel P zuführen kann, wie vorher von den kompostierten Pflanzen dem Boden entzogen wurde. Ganz genau gerechnet gibt es eine geringe P-Zufuhr durch kompostierte Küchenabfälle, wo das Gemüse und Obst nicht aus dem eigenen Garten stammen. Der P-Verlust durch Urin und Fäkalien und etwas durch Versickern ins Grundwasser dürfete deutlich höher sein als die Zufuhr durch Küchenabfälle von gekauften Obst und Gemüse.

Weil sich das abgeführte P in Gülle und Klärschlamm konzentrieren, gibt es Forschungsprojekte, wie man dieses P zurück gewinnen kann, denn P ist in der Erdrinde sehr sehr selten und es gibt nur wenige Phosphatvorkommen auf der Welt, die in wenigen Jahrzehnten aufgebraucht sind.

Wer Stallmist kompostiert bzw. dem Boden zuführt, der führt auch etwas mehr P zu als bei gewöhnlichem Kompost, denn im Stallmist ist ein Anteil an Fäkalien und Gülle enthalten.
« Letzte Änderung: 15. Februar 2018, 23:37:25 von Dietmar »
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Dietmar

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Re: Pflanzliche Hilfe bei belasteten Böden
« Antwort #20 am: 15. Februar 2018, 23:34:48 »

Zitat
...seit ich in diesem Forum lese, jammert er über den hohen Phosphorgehalt seiner Böden, ohne jedoch seine Ansicht infrage zu stellen, im Kompost sei sowas nicht drin.

Ich sage nicht, dass im Kompost kein P enthalten sei. Grob geschätzt ist aber im Kompost maximal nur so viel P enthalten, wie vorher durch das kompostierte Material dem Boden entzogen wurde, d.h. durch eigenen Kompost gibt es keine !!! Erhöhung des P-Gehaltes im Boden, wenn man nicht gerade eine größere eigene Viehzucht hat, welche das Futter nicht aus dem eigenen Garten hat. Ist das Futter aus dem eigenen Garten, dann kann das Viehzeug nur so viel P mit Fäkalien und Gülle dem Boden wieder zufügen, wie die Tiere vorher durch Fressen von zum Beispiel Gras dem Boden vorher entzogen haben - also ein Nullsummenspiel. Damit fällt Kompost als zusätzlicher P-Lieferant aus.

Etwas anderes ist, wenn jemand im Schrebergarten ein Plumsklo hat und die Fäkalien später auf den Komposthaufen oder den Boden schüttet. Da die meisten Menschen sehr viel mehr Nahrung in der Kaufhalle kaufen als im Garten ernten, verschiebt sich die P-Bilanz etwas Richtung moderate Zunahme im Boden.

Desweiteren sollte man beachten, dass der Nährstoffgehalt im Kompost um Größenordnungen niedriger ist als im Mineraldünger.
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Dietmar

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Re: Pflanzliche Hilfe bei belasteten Böden
« Antwort #21 am: 15. Februar 2018, 23:51:31 »

Zitat
Schon auch noch die alten Formulierungen mit dem hohen Phosphorgehalt (wie ich schon erwähnte), aber auch solche die ein sehr ausgewogenes Nährstoffverhältnis aufweisen

Es gibt auch heute noch Blaukorn mit hohem P-Anteil. Ob viel oder noch mehr P enthalten ist, ist in erster Linie eine Frage des Preises, da, wie ich schon schrieb, die sehr geringen Phosphatvorkommen am Erschöpfen sind und dadurch die Phosphate für billiges Blaukorn einfach zu teuer sind, d.h. nach meinen Beobachtungen ist in teurerem Blaukorn deutlich mehr P enthalten als in billigen. Die Bezeichnung "alte Formulierungen" ist schlichtweg unrichtig, denn sie suggeriert, dass "modernes" Blaukorn besser wäre.

Desweiteren gibt es zwangsweise keinen!!! Mehrstoffdünger, der ein ausgewogenes Verhältnis seiner Hauptnährstoffe hat, außer vielleicht für Substrate, die völlig nährstofffrei sind wie Sandboden und Torf. Im normalen Gartenboden mit Lehmanteilen sind immer schon viele Nährstoffe enthalten und da jeder Gartenboden anders ist kann es nach jeder Logik keinen Mehrstoffdünger geben, der nicht wenigstens einen Hauptnährstoff überdüngt und das bedeutet nach der Logik, dass ein Mehrstoffdünger niemals eine ausgewogene Zusammensetzung haben kann, denn so etwas könnte es nur dann geben, wenn es genormte Gartenböden gäbe.
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mycorrhiza

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Re: Pflanzliche Hilfe bei belasteten Böden
« Antwort #22 am: 27. Mai 2018, 00:13:17 »

Also wenn es um Phosphor geht, dann muss ich mich mit meinen Mykorrhiza natürlich auch melden. Obwohl die eigentlich nebensächlich sind wenn die Böden eh schon zu viel Phosphor haben.

Wobei ich das Ausgangsproblem noch nicht ganz verstanden habe. Meines Wissens nach braucht man schon extreme P Konzentrationen im Boden um in den toxischen Bereich für Pflanzen zu kommen, zumindest für das meiste von unserem Gartengemüse. Ich hatte auch schon Bodenproben mit bis zu 6000 ppm total P und den Pflanzen ging es prächtig. Also reden wir hier von irgendwelchen exotischen Pflanzen welche nur auf kargen Standorten gedeihen können?
Wenn man P entziehen will dann würde ich einfach so viel Biomasse wie nur irgendwie möglich anbauen und entziehen, so einfach ist das.

Und rein theoretisch kann man sich auch mit Kompost in die P - Überdüngung begeben, weil durch Verwitterung neues P im Boden freigesetzt werden kann. Aber das sollte jetzt nicht wirklich ins Gewicht fallen.

Und dann gibt es natürlich auch noch das Problem mit der Messmethode. Man kann ziemlich genau die Menge an total P bestimmen, z.B. durch ICP-OES. Aber es gibt einen großen Unterschied zwischen total P und pflanzenverfügbaren P. Die bereits erwähnte Bodenprobe mit 6000 ppm total P hatte nur 120 ppm pflanzenverfügbares P (Colwell).
Und das ist das Problem mit dem Pflanzenverfügbaren P....man versucht durch irgendwelche Extraktionsverfahren die Wurzelfunktion zu simulieren, und das funktioniert sehr sehr schlecht. Natürlich ist jede Pflanze verschieden, dann gibt es noch die rießige Blackbox Mykorrhiza und andere Mikroorganismen und dann ist es auch sehr stark von dem Bodentyp, bzw. der Bodenchemie abhängig. Also ist das beste was man machen kann: Man misst immer mit der gleichen Messmethode, legt eine Datenbank an und vergleicht dann die Ergebnisse bzw. zieht daraus seine Rückschlüsse. In Deutschland wird meistens nach CAL gemessen, in Australien nach Colwell, so richtig vergleichen kann man das nicht.
Meiner Meinung nach kann man Bodenanalysen von P nicht so einfach interpretieren wie Stickstoff oder Kalium. Da muss man schon das größere Bild sehen.

Bezüglich P-Management im Boden: Wenn man schon P düngen will, dann würde ich nur auf slow release zurückgreifen. Osmocote funktioniert z.B. sehr gut. Aufbereitetes P in Düngeform hat sehr negative Einflüsse auf das Bodenleben und es besteht auch die Gefahr, dass man es durch Winderosion wieder verliert (weil eben immobil im Boden).
Organisch könnte man dann auch düngen, weil das auch so eine Art slow release ist. Aber: In einem Projekt habe ich verschiedene urban farms untersucht und fast alle düngen mit Pferdemist von der Pferderennbahn. Und natürlich hatte alle Böden sehr hohe Konzentrationen an P und dafür fast kein N. Also nicht übertreiben.
Ich denke, im Endeffekt ist der beste Dünger oder Kompost immer noch der an den man am besten rankommt. Und wenn es z.B. Pferdemist ist, dann würde ich halt zwecks N-Versorgung mit mineralischen Dünger kombinieren.

Übrigens: Die im Eingangspost erwähnten Pflanzen die zur Phytoremidation eingesetzt werden können, also mehr Schwermetalle als andere Pflanzen aufnehmen können, schaffen dies teilweise auch nur durch Hilfe von Mykorrhiza ;)

edit:
https://www.tandfonline.com/doi/abs/10.1080/00103629809370068?journalCode=lcss20

"At what levels P would be considered toxic has not been clearly defined for most crops. The author has observed the occurrence of nutritional stress in tomato plants when the P level in leaves exceeds 1.00% of its dry matter, mainly occurring for container‐grown plants and those being grown hydroponically. This and other data will be presented that suggests that 1.00% P may indeed be the critical level between sufficiency and toxicity for tomato plants. Visual symptoms of P toxicity will also be described."

Ja und auch hier wurde im Prinzip P-Gehalt in der Trockenbiomasse als Indikator für P-toxizität gemessen, weil ein Himmelweiter Unterschied ist zwischen viel P im Boden und viel P Aufnahme durch die Pflanze. Und vielleicht weil es einfacher zu bestimmen ist :)
« Letzte Änderung: 27. Mai 2018, 00:27:27 von mycorrhiza »
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Dietmar

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Re: Pflanzliche Hilfe bei belasteten Böden
« Antwort #23 am: 28. Mai 2018, 00:02:42 »

Bei zu hohem P-Gehalt geht es nicht um die P-Toxizität, denn so hohe P-Gehalte sind selten. Schon bei sehr viel niedrigeren Überversorgungen mit P tritt das Problem auf, dass Antagonisten zu P von der Pflanze nicht mehr oder nicht mehr ausreichend aufgenommen werden können, obwohl diese im Boden ausreichend vorhanden sind. Ein Antagonist zu P (bei Überversorgung mit P) ist Fe, aber ohne Fe kann kein Chlorophyll gebildet werden (obwohl Fe im Chlorophyll gar nicht enthalten ist, nur in Zwischenreaktion). Die Auswirkung einer solchen Fe-Mangelversorgung nennt sich dann Chlorose, d.h. die Blätter bleiben hellgrün. Bei Reben ist diese "Krankheit" sehr ausgeprägt, aber auch viele andere Pflanzen können betroffen sein und auch bei Reben ist die Empfindlichkeit für Chlorose sorten- und unterlagenbedingt unterschiedlich groß. Außer Antagonisten gibt es aber auch weitere Ursachen, warum Pflanzen Fe nicht aufnehmen können, obwohl genug im Boden verfügbar, z.B. bestimmte Witterungen kombiniert mit Bodenverdichtung

Phosphor ist ein Mangelmineral (meist in Form von Phosphaten). Es gibt nur wenige abbauwürdige Vorkommen in der Welt und wir bekommen es vermutlich aus Tunesien und Marokko. Von allen Bodenschätzen auf der Welt ist der erkundete Vorrat von P am kürzesten (nur wenige Jahrzehnte). Deshalb wird in D auch schon seit vielen Jahren erforscht, wie z.B. P aus Gülle zurück gewonnen werden kann. Und es wurde auch erforscht, warum die meisten landwirtschaftlichen und Gartenböden eine Überversorgung mit P haben. Danach resultiert die Überversorgung mit P dem übermäßigen Einsatz von Thomasphosphat vor dem 2. Weltkrieg. Mittlerweile dürfte es aber schon seit Jahrzehnten keine Thomasbirnen in der Stahlerzeugung mehr geben, so dass zumindest in D seit langem kein Thomasphosphat mehr anfallen kann. Diese Technologie gab es im Wesentlichen nur vor dem 2. Weltkrieg. Damals gab es auch noch den Wunderglauben, dass viel Mineraldünger viel Erträge bringt und ein Umweltbewußtsein gab es damals noch nicht.

Heute kommt P entweder über Mineraldünger (mit Phosphaten aus Afrika) oder in Form von Gülle auf den Acker. Betroffen sind da vor allem Äcker rund um die Massentierhaltung, wo Unmengen an Gülle entsteht und verregnet wird.

Zum Kompost: In D und in Österreich gibt es eine Kompostverordnung. Hier geht es aber um die Gabe von externem Kompost, nicht um im landwirtschaftlichen Betrieb aus eigenen Abfällen selbst erzeugten Kompost. Diese Kompostverordnung gilt nur für landwirtschaftliche Betriebe inklusive Gartenbau und Weinanbau ab einer bestimmten Betriebsgröße, nicht für Kleingärten. Trotzdem sollte man im Groben wissen und beachten, was inhaltlich hinter der Kompostverordnung steht. Manch Kleingärtner denkt vielleicht, dass je mehr Kompost auszubringen, desto besser ist. Dem ist jedoch nicht so, denn mit überreichlichen Gaben von externem Kompost, z.B. Grünschnittkompost von Kompostbetrieben, kommt es zur Überdüngung des Bodens. Wenn ich mich richtig erinnere, dann darf in einem Zeitraum von 3 Jahren insgesamt 1 Eimer Kompost pro Quadratmeter ausgebracht werden. Wer es genau wissen will, muss in der Kompostverordnung nachlesen.
Ich betone noch einmal: Mit internem Kompost kann man nicht überdüngen, da sich die Nährstoffe nur in einem geschlossenen Kreislauf befinden (es sei denn, man verteilt den Kompost immer nur auf die gleiche kleine Stelle).
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mycorrhiza

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Re: Pflanzliche Hilfe bei belasteten Böden
« Antwort #24 am: 28. Mai 2018, 20:01:48 »

Vielen Dank Dietmar für die Erklärung mit den Antagonisten. Ich wusste, dass Antagonisten existieren aber soweit ich mich erinnere wurden in den Vorlesungen immer nur Spurenelemente als Beispiel dafür gewählt. Von Phosphor und Eisen höre ich zum ersten mal gerade eben (sollte mir das nun peinlich sein?) und ich höre gerade sehr genau hin, denn:

Bei meinem Projekt habe ich u.a. verschiedene Bodenproben genommen und Tomaten darauf angebaut. Die Hälfte von den Böden wurde als zusätzliche Behandlung mykorrhiziert. Elemetenanalyse der getrocknetne Tomatenpflanzen haben dann gezeigt, dass bei der mykorrhizierten Variante die Eisenkonzentration signifikant kleiner war als bei den nicht mkyorrhizierten Pflanzen. Ich frage mich ob das irgendwie mit diesem Antagonismus zusammenhängen kann? Eine Erklärung dafür habe ich bislang nämlich noch nicht.
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thuja thujon

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Re: Pflanzliche Hilfe bei belasteten Böden
« Antwort #25 am: 30. Mai 2018, 23:36:47 »

Wenn P Mangelelement ist muss eine bessere Versorgung mit Phosphor und damit besserem Wuchs nicht automatisch höhere Gehalte an vormals im Überfluss vorhandenen Elementen sorgen.
Ich vermute Eisen wird als Ballast aufgenommen obwohl es nicht gebraucht wird. Es ist in der Regel im Überfluss im Boden vorhanden und wird so auch eher verfügbar und aufgenommen. Versuche doch mal was rauszufinden zu Eisenspezifischen Transporterproteinen und deren Selektivität. Alternativ ob Eisen in der Wurzel zu Eisenphosphat festgelegt wird und die Eisenhaltigen Proteine in solchen Fällen in der Wurzel und nicht in den Blättern produziert und zwischengespeichert werden.

Bezüglich Phosphorüberdüngung im Garten: wenn man P hauptsächlich über Gemüseernte, Kot und Urin aus dem Garten entfernt, wird die Überdüngung nur unwesentlich weniger. Ich dünge seit ein paar Jahren kaum Phosphor und entsorge gerne meinen Kompost als Geschenk an bedürftigere Gärtner. Ich wüsste nicht wie ich sonst noch groß reduzieren sollte.
Zitat
In einem Projekt habe ich verschiedene urban farms untersucht und fast alle düngen mit Pferdemist von der Pferderennbahn. Und natürlich hatte alle Böden sehr hohe Konzentrationen an P und dafür fast kein N.
Und wenn der N fehlt düngen sie meist eben etwas mehr mit Pferdemist oder Kompost. Fast jeder Hobbygärtner/Humuswirtschafter behauptet sein Kompst reicht ihm nicht und nimmt Gartenabfälle von anderen an. Der Boden soll verbessert werden.
Über die Stickstoffsperre bei Rindenmulch redet fast jeder, aber nicht über dessen herbizide Gerbstoffe/Polyphenole. Über die Stickstoffsperre bei Kompost redet auch fast keiner.
Ich habe die letzten paar Jahre nur noch 3-4 verschiedene Stickstoffdünger gekauft. Über die Stickstoffformen redet auch fast keiner.

Ich kann nicht behaupten dass ich nach 5 Jahren fast ohne Phosphordüngung und stark reduzierter Eigenkompostdüngung verstärkt Mangelsymptome beobachte. Ich kann nur sagen dass ich mit weniger Dünger mehr ernte und bilde mir ein weniger Nährstoffe an die Umwelt zu verlieren.
Wie Dietmar schon angedeutet hat, Nährstoffverfügbarkeit hat nicht nur mit Bodengehalten zu tun, sondern auch mit Struktur usw.

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Re: Pflanzliche Hilfe bei belasteten Böden
« Antwort #26 am: 31. Mai 2018, 03:57:12 »

Solch intensive Gedanken um die Düngung hab ich mir noch nie gemacht. Bei Neupflanzungen verwende ich viel Kompost. Nährstoffmangelerscheinungen sind mir noch nie aufgefallen bzw. bei einem "kränklichen" Pflaumenbaum provozierte reichliche Düngung mit Eisen, Gartenkalk und Volldüngern, habe ich keinerlei Reaktionen erkennen können.
Angeregt durch die Blaukorndiskussion hab ich mal verschiedene Sorten verglichen, da bin ich ja schockiert. 5 Sorten haben 5 verschiedene Zusammensetzungen. >>> 8-8-8 / 12-8-16 / 15-10-10 / 12-12-17 / 14-7-17. Diese Unterschiede kann man doch unmöglich dem Bedarf einzelner Pflanzen zuordnen...oder für alle Pflanzen als gleich gut bewerten !?? An was soll man sich da orientieren ?
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Re: Pflanzliche Hilfe bei belasteten Böden
« Antwort #27 am: 31. Mai 2018, 13:24:11 »

Die meisten orientieren sich am Preis, andere bei den Pflanzen.
Wer Kompost hat und mulcht, sollte eh mal drüber nachdenken ob Stickstoffdünger nicht billiger und Umweltschonender sind. Die kann man auch handvollweiße ausstreuen um sich zu befriedigen. Die Farbe der Körner kann eigentlich nicht das Kriterium sein.
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Re: Pflanzliche Hilfe bei belasteten Böden
« Antwort #28 am: 01. Juni 2018, 05:03:20 »

Die meisten orientieren sich am Preis, andere bei den Pflanzen.
Wer Kompost hat und mulcht, sollte eh mal drüber nachdenken ob Stickstoffdünger nicht billiger und Umweltschonender sind. Die kann man auch handvollweiße ausstreuen um sich zu befriedigen. Die Farbe der Körner kann eigentlich nicht das Kriterium sein.

Na schön. ;D Zu Ersterem stimme ich gerne zu, aber den inhaltlichen Grund von: "Wer Kompost hat und mulcht, sollte eh mal drüber nachdenken ob Stickstoffdünger nicht billiger und Umweltschonender sind." - Hab ich nicht verstanden !? - Welchen Vergleich ziehst du da in Betracht ?
« Letzte Änderung: 01. Juni 2018, 05:33:03 von 555Nase »
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Re: Pflanzliche Hilfe bei belasteten Böden
« Antwort #29 am: 07. Juni 2018, 02:41:26 »

Die meisten orientieren sich am Preis, andere bei den Pflanzen.
Wer Kompost hat und mulcht, sollte eh mal drüber nachdenken ob Stickstoffdünger nicht billiger und Umweltschonender sind. Die kann man auch handvollweiße ausstreuen um sich zu befriedigen. Die Farbe der Körner kann eigentlich nicht das Kriterium sein.

Na schön. ;D Zu Ersterem stimme ich gerne zu, aber den inhaltlichen Grund von: "Wer Kompost hat und mulcht, sollte eh mal drüber nachdenken ob Stickstoffdünger nicht billiger und Umweltschonender sind." - Hab ich nicht verstanden !? - Welchen Vergleich ziehst du da in Betracht ?

Ich denke damit ist gemeint, dass man bei Kompostduengung schon genug Phosphor und andere Elemente im Boden hat und meist nur noch Stickstoff der limitierende Faktor ist (weil stark von den Pflanzen aufgenommen und relativ leicht ausgewaschen). Deswegen reicht ein reiner Stickstoffduenger und man braucht kein NPK Blaukorn oder Vollduenger.

Also das was meine Urban farms auch machen sollten? Bei extremer Kompostwirtschaft zusaetzlich nur Stickstoffduenger ausbringen? Welche Form? Was gibt es da so an organischem N-Duenger (ausser Anbau von Leguminosen)?
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