Aber ob es dem Sortenerhalt so zuträglich ist, wenn jeder vor sich hin "muddeln" und sein Saatgut dann unter klangvollen Namen unter die Leute bringen kann? So ganz ohne Nachweis, dass die jeweilige Sorte auch tatsächlich den Sorteneigenschaften entspricht und ohne das man das nötige Wissen und die notwendigen Gegebenheiten vorweisen kann?
Für (fast) jedes andere Gewerbe gibt es ja auch Auflagen, die erfüllt werden müssen.
Im Fall von Saatguthandel mit Liebhabersorten kann auch schlecht der Markt die Qualität der Anbieter regulieren. Wenn ich als Kunde mir irgendwo Saatgut bestelle und denke, dass die jeweilige Sorte gut in meinen Garten passt, kann ich am Ende eigentlich nur beurteilen, ob die Frucht mir so gefällt. Ob die nun wirklich typisch für ihre Sorte ist oder einfach nur ähnlich, ob Abweichungen am Standort, Klima oder im Saatgut selbst liegen kann der normal interessierter Hobbygärtner ja nicht beurteilen.
Ich für meinen Teil hab Spaß dran, mir aus Katalogen alte und ungewöhnliche Sorten raus zu suchen, nehme im kleinen Rahmen mal Saatgut und tausch vielleicht auch mal mit jemanden. Ich möchte mich aber auch schon drauf verlassen können, dass eine Sorte, die unter einem bestimmten Namen angeboten wird, dann auch wirklich diese ist.
Nach meinem Empfinden gibt es gerade eher einen ziemlichen "Boom" für alte Tomatensorten usw und ich denke überhaupt nicht, dass es dem Sortenerhalt dient, wenn im Zuge dessen jeder "Hans und Franz" mit dreieinhalb Jahren Erfahrung im Schrebergarten seinen eigenen kleinen Onlineshop für Saatgut besonders bedrohter Sorten eröffnen könnte, ohne jeden Qualitätsnachweis.