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Autor Thema: "klassisch-englischer" Gartenstil  (Gelesen 40567 mal)

Gartenplaner

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Re: "klassisch-englischer" Gartenstil
« Antwort #195 am: 04. März 2018, 13:28:19 »

...
Nur soviel, ich stelle fest, dass ich mir gewisse immer wieder kehrende Elemente wie durch Hecken getrennte Gartenräume etwas übergesehen habe. Ich empfinde sie durchaus noch als nett anzusehen aber nicht mehr als spannend.
Mir gefällt mehr Offenheit besser und eine Pflanzung, die eher locker und spontan wirkt, durch unterschiedliche Höhen und Strukturen. Ganz wichtig, ich wünsche mir, dass es etwas zu entdecken gibt und dass nicht alles auf den ersten Blick zu erfassen ist.
...

Ich mag beides, flächigere, offenere Pflanzungen, die an Wiesengesellschaften angelehnt sind und Weitläufigkeit zelebrieren, als auch die klassischen Gartenräume durch Hecken, wobei sich für mich bei letzteren eher ein Gefühl von Geborgenheit einstellt, erstmal unabhängig von der Art der Füllung dieser Räume.

Solche Räume, in etwas größer, kann man natürlich auch mit flächigen Pflanzungen füllen.
Jedem, den diese ganze Thematik interessiert, kann ich nur wärmstens das Buch "The New English Garden" von Tim Richardson empfehlen, in dem die Entwicklung des englischen Gartens der letzten 30-40 Jahre dokumentiert ist - da kann man einige Beispiele von Gartenteilen oder neuen Gärten sehen, wo die Einflüsse der neuen Staudenverwendung massiv Einzug gehalten haben und was für spannende Gärten dabei entstanden sind.
Die Engländer schaffen es also auch, trotz - oder vielleicht gerade wegen - der sehr präsenten und gelebten Tradition, neue Einflüsse zu erkennen, anzunehmen und zu integrieren.

Für mich ist in einem Garten ebenfalls sehr wichtig, dass es etwas zu entdecken gibt, Überraschungen, die man nicht erwartet hat, nicht alles mit einem Blick überschauen zu können.
In dem Buch "AvantGardening" zeigt der Autor Thorsten Matschiess flächige und höhere Pflanzungen, wo dann sehr hohe Stauden die Rahmungs/Unterteilungsfunktion übernehmen (ich würd gern mal ein Foto vom Winteraspekt des Gartens sehen  8))

Die Variation für Coton Manor könnt ich mir auch gut vorstellen.
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Gartenplaner

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Re: "klassisch-englischer" Gartenstil
« Antwort #196 am: 04. März 2018, 13:48:16 »

So wahnsinnig klassisch "englisch" finde ich den Gartenausschnitt auf dem Foto gar nicht, dafür finde ich ihn fast einen Ticken zu formal.*
Vielleicht habe ich ja auch ein falsches Bild davon, aber "mixed borders" und "cottage gardens" empfinde ich in erster Linie als üppig; zwar ordentlich, aber überbordend, so als seien eigentlich die Pflanzen die Könige und die Gärtner nur ihre Diener. Dazu passen dann auch die piekefeinen Rasen - die visuelle Ruhe ist nett und dem Gärtner ist es ein Pralinchen, so darf er immerhin auch ein bisschen herrschen.  ;D

* Auf dem zweiten Foto, das Gartenplaner gezeigt hat, wirkt er schon deutlich weniger formal und viel stimmiger als auf dem ersten - Rosarot hat mehr als recht, wenn sie sagt, dass man es im ganzen Kontext sehen muss.

Der vierte und somit letzte Versuch.
An alle, die mich nicht auf der Ignorierliste haben:
Ist das Bild, das ich mir von englischen Gärten mache (siehe oben) falsch?

Grundsätzlich nein  :)
Das was hier als "klassisch-englisch" diskutiert wird, ist der Nachklang der "Arts & Crafts"-Gärten von Gertrude Jekyll und Nachfolgern ab 1890 - unterschiedliche Gartenräume, durch Trennungen (Hecken, Mauern) definiert, mit "mixed borders" und Rasenflächen ausgestattet, Blickbeziehungen.
...

Die Hecken/Mauern bilden in den meisten der Gärten, die als "klassisch-englisch" gelten, das Rückgrat, das Skelett, daran lehnen sich die Borders an, die überbordend sein können und oft sind.
Inspiriert durch die Jekyll/Lutyens-Gärten (Edwin Lutyens war Architekt und an vielen Arts & Crafts-Gärten beteiligt, unter anderem auch an Great Dixter) haben sich architektonische Herangehensweisen, was Raumaufteilung, Raumproportionen, Verhältnis Leere (Rasen/Wasser) zu Füllung (border/Hecken, Gehölze) in vielen klassischen englischen Gärten niedergeschlagen.

Ich würde "cottage garden" entweder als eigene Kategorie - die Gärten um wesentlich kleinere Häuser (wie Bauerngärten auf dem Kontinent) - oder als Teil klassischer englischer Gärten als ein Gartenraum neben anderen sehen.

Und in vielen Gärten gibt es auch sehr informelle Bereiche, wenn der Garten groß genug war, die in die umgebende Landschaft überleiten.

Klar abgrenzen muss man den "englischen Garten" gegen das, was in der Geschichte der Gartenkultur vielfach auch nur als "englischer Garten" bezeichnet wird - der englische Landschaftsgarten des 18.Jh, der etwas völlig anderes ist.
« Letzte Änderung: 04. März 2018, 13:50:05 von Gartenplaner »
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RosaRot

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Re: "klassisch-englischer" Gartenstil
« Antwort #197 am: 04. März 2018, 14:24:43 »

Ist das Bild, das ich mir von englischen Gärten mache (siehe oben) falsch?

Nein. Jeder macht sich sein Bild, das ist völlig legitim.
Sich ein Bild nach einem Foto zu machen ist allerdings wesentlich schwieriger bis unmöglich, als dies nach Ansicht der Realität zu tun.
Ein Raum ist etwas anderes als eine Fläche.

Und wer sich als Banausen bezeichnet, weil er "einfach nur in den Garten pflanzt", ist selber schuld, wenn er so "unterstapelt". ;) :)

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RosaRot

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Re: "klassisch-englischer" Gartenstil
« Antwort #198 am: 04. März 2018, 16:50:35 »

Auch ich hab mich hier schon mal als Banause geoutet, allerdings nicht als Tiefstapler, sondern erhobenen Hauptes  ;D Auch fühle ich mich ja eigentlich nicht befugt, hier mitzuschreiben, weil ich schon deshalb keine Ahnung von englischen Gärten habe, weil mein Waldvierler Bauerngarten vollkommen anderen Gesetzen unterliegt und ich zudem einen Purismus pflege, der wohl einem innersten Bedürfnis entspricht, aber unter Spezialisten zwangläufig auf Unverständnis stoßen muß, abgesehen davon, daß Boden und Klima klare Grenzen setzen.

Wahrscheinlich könnte ich vieles pflanzen, von dem ich nicht einmal weiß, daß es existiert, Platz wäre genug, aber mein Gefühl sagt mir deutlich "bis hierher und nicht weiter, die Wiese bleibt frei", keine neuen Beete mehr, sie würden die nach und nach geschaffene Ordnung stören, eine Ordnung, die sich wie von selber aufgrund der Gegebenheiten des unebenen Geländes, der Himmelsrichtungen und der Position des alten Hauses ergeben hat, die sich - für mich - ideal in die Landschaft fügt und quasi in diese übergeht. Dazu habe ich, abgesehen von guten Gartenratgebern, keine Bücher gebraucht, die hätte es für meine spezielle Situation wohl auch nicht gegeben, aber heute, Jahrzehnte nach den ersten bescheidenen Anfängen - da war nichts als ein Gemüsegarten - stelle ich fest, daß ich trotz 13 Jahre garten-pur kaum etwas anders machen würde. Wobei ich, das sei betont, natürlich immer wieder sehr dankbar für praktische Hinweise war, oder z.B. für die Erkenntnis, daß es mehr als sechs Sorten Phlox gibt, ebenso wie für gute Anbieter  ;)

Die große Ausnahme waren natürlich die - hauptsächlich Alten - Rosen, deren Plazierung mir insofern riesiges Kopfzerbrechen gemacht hat, als ich befürchtete, sie könnten die Stimmung an diesem Ort wesentlich verändern. Inzwischen gehören sie wie selbstverständlich dazu, jede an einem lange bedachten Platz, sofern sie nicht längst einem sibirischen Winter zum Opfer gefallen ist. In dieser Zeit begann ich auch, Konzessionen zu machen, las von obligatorischen Rosenbegleitern, bekam von lieben Gartenfreundinnen Pflanzen, zu denen mir die Beziehung fehlte, dachte, das oder das müßte man haben - und stellte irgendwann mit Erleichterung fest, daß ich es einfach lassen kann.

Mir ist unlängst der Gedanke gekommen, daß die englische Gartenkultur wohl nicht zuällig in vorwiegend flachen Landschaften gepflegt wird - in alpinen Gegenden oder dem kargen Waldviertel scheint sie nicht nur optisch fehl am Platz zu sein, sondern könnte schon aufgrund der klimatischen Bedingungen nicht überdauern. Die ultimative Forderung von Foerster nach Gräsern in jedem Garten erscheint unter dem Aspekt doch einigermaßen einseitig - man möge mich gegebenenfalls korrigieren.

Tatsächlich als Banause fühlte ich mich (ein bisserl  ;)), als ich begann, den Hofgarten in der Stadt zu bepflanzen, hatte ich doch kaum Ahnung von Schattenstauden, schon gar nicht ihren botanischen Namen - außer von meinen geliebten Waldfrühlingsblühern und, klar, Cyclamen. Und weil ich weder Hostas noch Bergenien etc. mag und da zwei hohe Hainbuchen stehen, habe ich mir ein kleines Stück Wienerwald in die Stadt geholt und experimentiere halt weiter.

Das alles ist in Bezug auf das Eingangsposting von MarkusG fraglos schwerstes OT. Ich habe hier bald aufgehört, mitzulesen, weil es mir zu speziell geworden ist und zudem und ein hinlänglich bekannter Ton begonnen hatte, Platz zu greifen - der Threaderöffner mußte selber zwischendurch bekennen, daß er "jetzt den Faden verloren" hätte  ;D Eine Diskussion auf höchstem Niveau unter einigen wenigen - geschenkt. Wären da nicht immer wieder schüchterne Zwischenrufe gekommen, die ziemlich genau ausdrückten, was ich dachte. Und hätte nicht Inken (die seit gestern plötzlich Gast ist  ???) irgendwo gemeint, sie fühle sich nicht sicher genug, hier mitzuschreiben. Inken, die verdienstvolle, unermüdliche Phloxforscherin! Und wäre ich nicht zufällig über Krümls Befürchtung, ignoriert zu werden, gestolpert, hätte ich es wohl auch sein lassen.

Es liegt mir nichts ferner, als etwaige Profilierungsbestrebungen zu behindern, möchte allerdings anregen, in Hinkunft auch mal vom hohen Roß runter auf das Fußvolk zu schauen, das seine Gärten mit Liebe bestellt und durchaus offen ist für tatsächlich Interessantes und Fundiertes. Sonst würde es ja hier nicht reinschauen  :)
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RosaRot

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Re: "klassisch-englischer" Gartenstil
« Antwort #199 am: 04. März 2018, 20:17:45 »

Zitat
...Nur soviel, ich stelle fest, dass ich mir gewisse immer wieder kehrende Elemente wie durch Hecken getrennte Gartenräume etwas übergesehen habe. Ich empfinde sie durchaus noch als nett anzusehen aber nicht mehr als spannend.
Mir gefällt mehr Offenheit besser und eine Pflanzung, die eher locker und spontan wirkt, durch unterschiedliche Höhen und Strukturen. Ganz wichtig, ich wünsche mir, dass es etwas zu entdecken gibt und dass nicht alles auf den ersten Blick zu erfassen ist. ..

England quillt über vor Hecken. Jedes Sträßchen ist mit unglaublich hohen Hecken eingeheckt, die Felder sind ebenfalls mit Hecken eingehegt. In jedem der Gärten, die wir besuchte fanden sich irgendwo Hecken, auch im Sussex Prairie Garden, dort im privaten Bereich.
Hecken sind Windschutz, das scheint auf der Insel nötig zu sein. Wir hatten "italienisches Wetter", keine Ahnung, wie es da ziehen mag, wenn  "normales englisches Wetter" herrscht.
Dass diese Notwendigkeit für die Gestaltung ausgenutzt wird und sich daraus Traditionen und Gestaltungsprinzipien entwickeln erscheint mir eine logische Entwicklung.

Zitat
Eine Diskussion auf höchstem Niveau unter einigen wenigen - geschenkt. Wären da nicht immer wieder schüchterne Zwischenrufe gekommen, die ziemlich genau ausdrückten, was ich dachte. Und hätte nicht Inken (die seit gestern plötzlich Gast ist  ???) irgendwo gemeint, sie fühle sich nicht sicher genug, hier mitzuschreiben. Inken, die verdienstvolle, unermüdliche Phloxforscherin! Und wäre ich nicht zufällig über Krümls Befürchtung, ignoriert zu werden, gestolpert, hätte ich es wohl auch sein lassen.

Dieser Thread heißt "klassischer-englischer Gartenstil" und nutzt als Diskussionsgrundlage eine der Rabatten von Coton Manor (über die ich z.B. mich äußere, weil ich den Garten gesehen habe.) Markus hat eingangs formuliert:

Zitat
Aber: (Wer so anfängt, hat immer ein "Aber"  ;) ) Ich bin mir natürlich darüber bewusst, dass es nicht "DEN" englischen Stil gibt, aber in einigen Gärten wiederholt sich doch eine Art zu gärtnern, die mir nicht oder nicht mehr gefällt. Ich würde sie vereinfachend als "klassisch-englische" Art des Gärtnerns bezeichnen wollen.

Häufig gibt es wundervolle Häuser, dazu Mauern oder Hecken und davor Staudenrabatten, die auch manchmal fast ohne Gräser auskommen und eher auf Blüten setzen. Ich zeige mal ein Beispiel: ....
Das ist so eine Stelle, an der ich mich abarbeite. Um es klar zu stellen: Ich sehe das gärtnerische Geschick, dass in solchen Rabatten steckt, das Know How, welches ich wohl nie erreichen werde, aber es hat für mich etwas langweiliges. Leider auch andere Stellen in diesem Garten, die einfach nur "schön" sind, aber nicht aufregend.

Geht es anderen ähnlich?

Nachdem hier nun einiges an Diskussion zusammengekommen ist, frage ich mich: Diskutieren wir hier nun über "klassische englische Gartengestaltung an sich"oder diskutieren wir darüber, was jeder in seinem Garten macht uns was nicht? ???

Das sind völlig verschiedene Dinge (meiner Ansicht nach, ich kann selbstverständlich völlig daneben liegen): Das eine ist ein theoretisches Thema und wird entsprechend erörtert, auch mit Abschweifungen, das aber offenbar eine nicht unbeträchtliche Anzahl der Mitleser und Schreiber sich davon brüskiert fühlt bzw.sich in ihrem Verhältnis zum eigenen Garten angegriffen fühlt, verwundert mich. Es geht doch gar nicht um des einzelnen usi eigenen Garten, sondern eben um englische Gestaltungsprinzipien?

Hier zu schreiben, zu lesen, nicht zu lesen, nicht zu schreiben ist doch völlig freiwillig. Sich hier zu Beharken im Pro und Contra auch. Das muss doch möglich sein in einem Gartenforum?  "Höchstes Niveau" (nun ja, davon sind wir vielleicht doch etwas weg.. ;)) - warum eigentlich nicht?
 
Ist  eine Bravenboer-Cyclamenstrainsammlung kein hohes Niveau? Fühlt sich da jemand angegriffen, wenn er nichts dazu beizutragen hat?(wie ich.?) Kann jeder über Phlox mitreden? (Ich nicht). Aber der Thread ist großartig, der Phloxthread.

Fragen über Fragen...und völlig o.T. weil es hier eben um die Eingangsfrage geht und nicht um Befindlichkeiten.

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RosaRot

hymenocallis

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Re: "klassisch-englischer" Gartenstil
« Antwort #200 am: 05. März 2018, 17:50:08 »

Mir ist unlängst der Gedanke gekommen, daß die englische Gartenkultur wohl nicht zuällig in vorwiegend flachen Landschaften gepflegt wird - in alpinen Gegenden oder dem kargen Waldviertel scheint sie nicht nur optisch fehl am Platz zu sein, sondern könnte schon aufgrund der klimatischen Bedingungen nicht überdauern. Die ultimative Forderung von Foerster nach Gräsern in jedem Garten erscheint unter dem Aspekt doch einigermaßen einseitig - man möge mich gegebenenfalls korrigieren.
Da kann ich Dir nur vollinhaltlich zustimmen. Hecken und Gartenräume machen Sinn in windiger und offener Landschaft - in einem engen Gebirgstagl sind sie ebenso fehl am Platz wie im Waldviertel.
Gräsergärten verlieren inmitten von Getreideanbauregionen auch völlig an Wertigkeit.

Liebhaberei ist eine Sache (eine tolle, wenn man dahintersteht und seinen bevorzugten Gartenstil gegen die landläufigen Gestaltungen umsetzt, egal, was darüber getuschelt wird) - ob es für andere stimmig ist, ist dabei nebensächlich.

Das alles ist in Bezug auf das Eingangsposting von MarkusG fraglos schwerstes OT. Ich habe hier bald aufgehört, mitzulesen, weil es mir zu speziell geworden ist und zudem und ein hinlänglich bekannter Ton begonnen hatte, Platz zu greifen - der Threaderöffner mußte selber zwischendurch bekennen, daß er "jetzt den Faden verloren" hätte ....

Die Sinnhaftigkeit der Diskussion kann ich auch nach intensivem Mitlesen nicht erkennen - es wird gegen einen Stil geschrieben, weil er einem persönlich nichts sagt. Ist genauso als würde man plötzlich Renaissance oder Gotik irgendwie negativ bewerten - wozu denn bloß?  ???

Niemand ist gezwungen, seinen Garten im klassischen Englischen Stil zu gestalten - der sogenannte 'neue Englische Stil' ist noch weit davon entfernt, jemals klassisch zu werden - und wer einer Mode folgen will, der darf. Wo ist also das Problem?

Eine Diskussion, in wie weit der klassische Englische Stil im eingangs gezeigten Garten gelungen umgesetzt wurde, wäre ja noch verständlich - aber darum ging es ja offenbar auch nicht.
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Gartenplaner

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Re: "klassisch-englischer" Gartenstil
« Antwort #201 am: 05. März 2018, 22:54:48 »

...es wird gegen einen Stil geschrieben, weil er einem persönlich nichts sagt. Ist genauso als würde man plötzlich Renaissance oder Gotik irgendwie negativ bewerten ...
Wieder möchte ich widersprechen, MarkusG empfand das gezeigte Beispiel aus Coton Manor als "nur" schön, aber nicht aufregend, was ihm nicht ausreichte und wollte mit dem Thema vorsichtig (der englische Garten wird ja immer noch sehr gehyped) herauskitzeln, ob noch andere ähnliche Ansichten haben.
Es als "gegen einen Stil schreiben" aufzunehmen, ist dann aber allein beim individuellen Leser passiert.

Dass andere ähnliche Ansichten haben, stellte sich im Laufe des Austausches heraus - wobei ich wiederum sehr interessant fand, nachzufragen, was gefiel/nicht gefiel, was den Einen oder die Andere störte, was vorgezogen würde....

Und genauso könnte man über Gotik und Renaissance schreiben, was einem bei dem Stil gefällt und was nicht, ohne "den Stil" schlecht zu machen oder ein nach gotischen oder renaissance Gestaltungsprinzipien gut gestaltetes Kunstwerk herabzuwürdigen.
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pumpot

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Re: "klassisch-englischer" Gartenstil
« Antwort #202 am: 06. März 2018, 07:06:19 »

Es ging im Eingangspost um den "klassischen" englischen Garten an sich und Coton Manor als Vertreter. Somit ist für mich dieser Stil als Ganzes gemeint und nicht der Garten. Wo will man da eine Trennlinie ziehen? Es sind damit alle Gärten mit diesen Abfolgen aus Gartenzimmern gemeint (front lawn, long border, orchard, kitchen garden, sunken garden, ...). Alle Gärten die bis zum 2. Weltkrieg angelegt wurden gehören dazu. Auch Great Dixter ist ein klassischer Vertreter dieser Kategorie.
Es soll ja nicht um den persöhnlichen Geschmack gehen. Also wo liegen bei diesen Gärten die Gemeinsamkeiten? Die liegen in der extremen Vielfalt der verwendeten Pflanzen (überbordende Fülle) und der Vielfalt der Pflanzkombinationen.
Heutige "modern" gestaltete Gärten zeichnen sich durch ein extrem überschaubares Pflanzensortiment aus. Es werden Massenpflanzungen zelebriert und pseudonaturalistische Idylle insziniert. Auf mich wirken die allerdings immer wie idealisierte Ruderalflächen. Ab November sieht der New German Style nach Bahndamm aus.  :-X  Und schwubbs, sind wir wieder beim eigenen Geschmack und Befindlichkeiten.
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hymenocallis

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Re: "klassisch-englischer" Gartenstil
« Antwort #203 am: 06. März 2018, 08:34:02 »

Es ging im Eingangspost um den "klassischen" englischen Garten an sich und Coton Manor als Vertreter. Somit ist für mich dieser Stil als Ganzes gemeint und nicht der Garten. Wo will man da eine Trennlinie ziehen? Es sind damit alle Gärten mit diesen Abfolgen aus Gartenzimmern gemeint (front lawn, long border, orchard, kitchen garden, sunken garden, ...). Alle Gärten die bis zum 2. Weltkrieg angelegt wurden gehören dazu. Auch Great Dixter ist ein klassischer Vertreter dieser Kategorie.
Es soll ja nicht um den persöhnlichen Geschmack gehen. Also wo liegen bei diesen Gärten die Gemeinsamkeiten? Die liegen in der extremen Vielfalt der verwendeten Pflanzen (überbordende Fülle) und der Vielfalt der Pflanzkombinationen.
Für mich sind die auffälligsten Gemeinsamkeiten in klassischen englischen Gärten die klassischen Rahmenstrukturen und die Bedeutung der Proportionen, vor allem in Bezug auf Rasen- und Wasserflächen. Die Pflanzenverwendung selbst habe ich als unterschiedlich erlebt - entweder Ton in Ton und sehr zurückhaltend, elegant, ruhig oder auch sehr auffällig/üppig/geradezu exotisch, wenn ich an Teile von Bodnant Garden denke (die riesigen Gunneras findet man aber auch in anderen klassischen englischen Gärten).

Ein Spannungsfeld zwischen ausgewogener harmonischer Eleganz und fast schon spleeniger Inszenierung - trotzdem bleibt der äußere Rahmen das stabile Inszenierungsgerüst, daß dafür sorgt, daß eine harmonische Stimmung entsteht. Finde ich mal grundsätzlich als Gestaltungsprinzip äußerst hilfreich - egal ob man einen Handtuchgarten oder Latifundien vor der Tür hat.

Heutige "modern" gestaltete Gärten zeichnen sich durch ein extrem überschaubares Pflanzensortiment aus. Es werden Massenpflanzungen zelebriert und pseudonaturalistische Idylle insziniert. Auf mich wirken die allerdings immer wie idealisierte Ruderalflächen. Ab November sieht der New German Style nach Bahndamm aus.  :-X  Und schwubbs, sind wir wieder beim eigenen Geschmack und Befindlichkeiten.
Dieser Gartenstil entspringt meiner Ansicht nach einem völlig unrealistischen Naturverständnis. Botaniker/Biologen sehen das meist eher kritisch, weil der Zerstörung viel weniger plakativer Naturlandschaften ein Quasi-Ersatz durch solche Gartenkonzepte entgegengesetzt wird.  Ein Garten ist und bleibt ein 'Pflanzenzoo' und kann niemals reale Natur- oder Kulturlandschaft als Lebensraum ersetzen. Zudem sind viele der Wildstauden aus anderen Kontinenten eine Gefahr für die heimische Flora, weil sie an zusagenden Standorten nur zu gerne ins Freiland ausbrechen und dort invasiv wachsen.

Ob einem diese 'Inszenierungen' gefallen oder nicht, finde ich dabei sekundär - sie haben den großen Nachteil, daß sie nicht ganzjährig attraktiv sind die Nutzung der Gartenflächen durch Menschen (vor allem Kinder) verhindern, weil sie wie eine hochstehende Heuwiese oder ein Getreidefeld nicht betreten werden dürfen. In einer Zeit, in der die Menschen zunehmend weniger Gelegenheit haben, sich im Freien in 'grüner' Umgebung aufzuhalten, ist eine Planung, die nicht ganzjährig zum Aufenthalt im Freien (egal ob ruhend oder aktiv) motiviert, einfach verschenktes Potential. Diese Gärten bieten kaum Aufenthaltsqualität, machen aber trotzem Arbeit - das Unkraut-Jäten in Hochstaudenfluren scheint nicht sehr beliebt zu sein, da mäht man noch lieber den Rasen.

 
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Katrin

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Re: "klassisch-englischer" Gartenstil
« Antwort #204 am: 06. März 2018, 09:10:45 »

Das ist doch nur dein persönlicher Geschmack! Mir gefällt ein vertrocknetes Staudegerippe, es ist für mich perfekt. Wohingegen Plastersteine, Mauern, Skulpture, Dekoelemente, Schnitthecken und Immergrüne für mich (!) Störelemente sind, wenig funktionale Stolpersteine und erzwungener Blickfang; dazu oft auch geschmacklos und unharmonisch, die Pflanzen optisch erschlagend und "Ich!"-brüllend in den Vordergrund drängend.

Es war eine Offenbarung für mich, Gärten und Gartendesigner zu entdecken, die das offenbar auch so empfinden und die Pflanzungen schaffen, die so schön für mich (sic!) sind, dass ich in Tränen ausbrechen könnte. Und zwar besonders im Winter! Ich liebe diese Gärten im Herbst, mit dem fahlen Braun und den zerfallenden Blütenständen, das ist für mich, was Gärten ausmacht.

Ordnung kann ja jeder.
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"Ich glaube, viele von uns haben ihre Heimat längst verloren, denn sie haben sie in der Kindheit gelassen, in den staubigen Straßen und an den sonnigen Tagen, als die Welt noch gut war, weil wir nur die Fassade sahen und zu klein waren, die Türen zu öffnen."

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RosaRot

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Re: "klassisch-englischer" Gartenstil
« Antwort #205 am: 06. März 2018, 10:26:17 »

Das ist doch nur dein persönlicher Geschmack! Mir gefällt ein vertrocknetes Staudegerippe, es ist für mich perfekt. Wohingegen Plastersteine, Mauern, Skulpture, Dekoelemente, Schnitthecken und Immergrüne für mich (!) Störelemente sind, wenig funktionale Stolpersteine und erzwungener Blickfang; dazu oft auch geschmacklos und unharmonisch, die Pflanzen optisch erschlagend und "Ich!"-brüllend in den Vordergrund drängend.

Für die englischen Gärten, die wir gesehen haben, trifft dies definitiv nicht zu. Den Eindruck, dass die Hecken die Pflanzen erschlagen, hatte ich nirgendwo. Alte Gartenmauern haben eine intensive Ausstrahlung. Pflasterwege könne sehr schön sein und einen willkommenen Kontrast bieten. usw.
Pumpot erwähnt die unglaubliche Pflanzenvielfalt englischer Gärten. Diese ist natürlich auch in den Rabatten zu finden, die sich mit dieser Vielfalt mit Leichtigkeit gegen die Hecken behaupten. Ungeachtet dessen, dass diese Vielfalt natürlich dem Klima geschuldet ist, lässt sich daraus sehr viel für die eigene Pflanzenverwendung lernen, sebst dann, wenn man ein völliger Verächter des "klassischen englischen Gartenstils" ist.

Geschmacklosigkeit und Disharmonie in einem Garten (bzw. jeder Gestaltung) rühren ja daher, dass Ordnungsprinzipien eben nicht gekannt und verstanden werden oder oberflächlich, vordergründig "gestaltend" (Apoldaer Beispiel z.B) umgesetzt werden.

Wesentlich erscheint mir Folgendes: Tom Stuart Smith hat es für seinen Garten sehr schön auf den Punkt gebracht (nachzulesen in der aktuellen Gartenpraxis), dieser ist für ihn: "ein Spielplatz, auf dem ich spontane Entscheidungen treffen kann, nichts planen muss, Fehler machen darf, herumwühlen und unorganisiert sein kann"...
Ungeachtet dessen gliedert sich sein Garten ganz selbstverständlich anlehnend an englische Gartentradition z.B.  in Rasen, Wiese, Hainbuchenhecke,  Süd-Ostrabatte, Gemüsegarten usw. und dazu kommt ein Prairiebereich - die Frage ist docht: Was kann man daraus machen, aus solchen Grundprinzipien? Das täte ich mir im Falle T.S.S. gern in natura ansehen und erinnere mich an eine Rabatte in Wisley mit Gräserfluten und Astern, völlig anders als in Coton Manor- aber beides:"very british"... ;)

Zur Ordnung: ohne ein Prinzip der Gestaltung (welche ich als Ordnung verstehe) geht gar nichts.
Die Ausgangspunkte können aber ganz unterschiedlich sein: bei Tom Stuart Smith sind es gepflanzte Hecken, die ihn an sein Kinderzeit in den Gärten der Gegend (Hertfordshire) erinnern,  in Waldschrats Garten (den ich nicht kenne) sind es die Kiefern, die den Ordnungspunkt bilden, von dem agiert wird (korrigiere mich bitte, wenn ich das falsch sehe!!!), im Innenhof eines historischen Vierseitenhofes der Verwandschaft wird die durch die Bebauung vorgegebene Ordnung durch einen Nussbaum in der Mitte und sehr viele Pflanzenkübel an einigen Stellen, in Gruppe oder Reihen, in einen Garten verwandelt (hat mir sehr gefallen.) Raumbildung also.

Es ist dabei völlig unerheblich, ob die Kenntnisse zur Gestaltung durch Lesen, Studium, Betrachtung anderer Gärten oder das Inhalieren überkommener (Bauern) Gartenformen in der Kinderzeit zustande kommen. Wichtig ist doch, was daraus gemacht - "gespielt"-  wird.

Spielen und Experimentieren - das ist doch das Eigentliche!!!
Bedenklich wird es, wenn die Lust am Spielen in und mit der Natur völlig verloren geht (z.B. dadurch, dass sie nie erfahren wurde), ein Garten als nutzloses Anhängsel an ein Haus betrachtet wird, der von anderen in ein "pflegeleichtes" Etwas verwandelt werden muss ohne dass irgendeine eigene Beziehung dazu entsteht.

In England hat mich die Lust an Pflanzen beeindruckt, die Lust in kleinsten Töpfchen vor dem Haus ein schönes Arrangement zu zaubern, ein Vorgarteneckchen zu bepflanzen usw. (Englische Normalhäuser und Vorgärtchen sind im Vergleich zu Deutschland geradezu winzig.).
Lust, Leute, nicht sklavisches Nachmachen von irgendwas oder "Gestalten lassen" auf Teufel komm raus. Lustvolles Dasein innerhalb der vorhandene Tradition. Das ging. (Wie auch in Frankreich zu beobachten ist.)
Und das ist das, was uns alle hier verbindet.

(Nebenbei bemerkt sind in der neuen Zeitung "Gärten" gute und einfühlsame Beispiele für Gartengestaltungen zu finden, dies betrifft z.B. einen mit Recht preisgekrönten Garten: "Meisterwerk in Sachen Raumbildung".)
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RosaRot

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Re: "klassisch-englischer" Gartenstil
« Antwort #206 am: 06. März 2018, 11:33:47 »

...
Es soll ja nicht um den persöhnlichen Geschmack gehen.
...
Heutige "modern" gestaltete Gärten zeichnen sich durch ein extrem überschaubares Pflanzensortiment aus. Es werden Massenpflanzungen zelebriert und pseudonaturalistische Idylle insziniert. Auf mich wirken die allerdings immer wie idealisierte Ruderalflächen. Ab November sieht der New German Style nach Bahndamm aus.  :-X  Und schwubbs, sind wir wieder beim eigenen Geschmack und Befindlichkeiten.

Doch, es soll um persönlichen Geschmack gehen, der ist doch nicht zu trennen von Gestaltung - es gibt keine Gestaltung die allesamt allen gefällt.
Interessant wird es, wenn man ausführt, was den persönlichen Geschmack ausmacht, was einen an einem Stil stört oder was man an ihm mag.
"Idealisierte Ruderalfläche" beschreibt pointiert aber ziemlich gut, worum es bei der modernen Staudenverwendung geht - möglichst nah an natürliche Pflanzengesellschaften angelehnt - und da gibt es "Lücken" (bei Prairiepflanzungen Frühling und Frühsommer und dann HerbstWinter mit dem Aspekt der abgestorbenen Pflanzen) die nicht bunt und lebhaft sind.
Das wird von Gestaltern und denen, die diese Gärten wollen, in Kauf genommen - ja hat sogar vielleicht Anteil an der "ruhigen" Wirkung, dem Ruhepol - es ist nur ein kurzes, je nachdem pastelliges Feuerwerk, das die Sinne "reizt".

Mein Garten ist ja zu einem guten Teil Blumenwiese - und ich finde die Phase nach der Frühlingsexplosion, wenn die Gräsersamenstände gelb werden und die Blüten weniger auch nicht so befriedigend - deshalb hab ich versucht, später blühende Wildblumenwiesen einzusäen.
Ich akzeptiere dieses - für mich - Manko, weil ich es pflegetechnisch nicht anders geregelt bekomme.

Mich würde interessieren, ob für Katrin Schnitthecken immer Störelemente sind?
Wenn die Gestaltungsprinzipien beachtet wurden, sind die Hecken eigentlich in einer Proportion zur Raumgröße und der Pflanzenfüllung und nicht erschlagend - ein Beispiel vom dem, was du meinst wäre klasse!

Danke @RosaRot für deinen letzten Post, der bringt sehr vieles auf den Punkt!
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Re: "klassisch-englischer" Gartenstil
« Antwort #207 am: 06. März 2018, 11:34:22 »

...
Spielen und Experimentieren - das ist doch das Eigentliche!!!
Bedenklich wird es, wenn die Lust am Spielen in und mit der Natur völlig verloren geht (z.B. dadurch, dass sie nie erfahren wurde), ein Garten als nutzloses Anhängsel an ein Haus betrachtet wird, der von anderen in ein "pflegeleichtes" Etwas verwandelt werden muss ohne dass irgendeine eigene Beziehung dazu entsteht.

In England hat mich die Lust an Pflanzen beeindruckt, die Lust in kleinsten Töpfchen vor dem Haus ein schönes Arrangement zu zaubern, ein Vorgarteneckchen zu bepflanzen usw. (Englische Normalhäuser und Vorgärtchen sind im Vergleich zu Deutschland geradezu winzig.).
Lust, Leute, nicht sklavisches Nachmachen von irgendwas oder "Gestalten lassen" auf Teufel komm raus. ...

Du sprichst mir aus dem Herzen, RosaRot, danke.
Quasi "wissenschaftliches" Klassifizieren und Nachahmen von Stilen brauch ich im Garten nicht, wenn ich auch manchmal aus meiner Sicht gelungene Pflanzenkombinationen zu übernehmen versuche (schaffe ich allerdings nie bis zu mehr als maximal 3-4 Pflanzen, ehe es wieder persönlich chaotisch wird - meist aus Platzmangel oder dem sich Drücken vor größeren Umpflanzaktionen  ;D).
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Um tolerant zu sein, muß man die Grenzen dessen, was nicht tolerierbar ist, festlegen. (Umberto Eco)
Mistakes are the portals of discovery. (James Joyce)

hymenocallis

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Re: "klassisch-englischer" Gartenstil
« Antwort #208 am: 06. März 2018, 11:35:20 »

Das ist doch nur dein persönlicher Geschmack!
Nein - das ist psychologisch gut beforscht. Das Verhalten unserer Spezies im Innen- und Außenraum ist hochinteressant. Es gibt Studien dazu, wie Räume (Innen- und Außenräume) gestaltet sein müssen, daß uns wohlfühlen und dort aufhalten wollen - aber auch was wir als Menschen gar nicht schätzen, sogar Fluchtreflexe auslöst.

Man kann es in schlecht gestalteten Parks, auf ebensolchen Plätzen, in ebensolchen Räumen schön beobachten - in einer Bar sind immer die Plätze an der Wand mit Aussicht auf die Tür und den Außenraum (Fensterscheiben) als erstes weg. Schlecht gestellte Bänke (ohne Schutz durch Bepflanzung) werden nur dann angenommen, wenn es sonst keine Sitzmöglichkeiten gibt.

Gerade in Großbritannien sieht man es besonders gut, weil sich dort die Menschen bei jeder sich bietenden Gelegenheit direkt in die Wiese setzen - man kann an den Gruppierungen (und in welcher Reihenfolge sich dort ein Park mit sitzenden Menschen belebt) erkennen, wo es sich gut sitzt und wo nicht.

Mir gefällt ein vertrocknetes Staudegerippe, es ist für mich perfekt.
Geh davon aus, daß Du hier die Ausnahme bist, die die Regel bestätigt - es gibt auch Menschen, die Friedhöfe lieben  ;)

Wohingegen Plastersteine, Mauern, Skulpture, Dekoelemente, Schnitthecken und Immergrüne für mich (!) Störelemente sind, wenig funktionale Stolpersteine und erzwungener Blickfang; dazu oft auch geschmacklos und unharmonisch, die Pflanzen optisch erschlagend und "Ich!"-brüllend in den Vordergrund drängend.
Schlecht gemacht sind sie so etwas sicher auch - gut gemacht erzeugen sie Geborgenheit (Windschutz) und Sicherheit, bilden erfreuliche Blickfänge und erzeugen Spannung.

Es war eine Offenbarung für mich, Gärten und Gartendesigner zu entdecken, die das offenbar auch so empfinden und die Pflanzungen schaffen, die so schön für mich (sic!) sind, dass ich in Tränen ausbrechen könnte. Und zwar besonders im Winter! Ich liebe diese Gärten im Herbst, mit dem fahlen Braun und den zerfallenden Blütenständen, das ist für mich, was Gärten ausmacht.
Dann laß Dich davon inspirieren - Deine Bedürfnisse decken sich ganz offensichtlich nicht mit denen der Mehrheit (aktuell - wer weiß, wie sich unsere neurotische Spezies in überbevölkerten Städten noch entwickeln wird  ;)).

Ordnung kann ja jeder.
Das halte ich für Wunschdenken. Viele Menschen sind heute schon mit der Organisation ihres immer komplexer werdenden Alltags überfordert und schaffen es nicht, ihren persönlichen Innenraum und ihr Zeitmanagement in Ordnung zu bringen bzw. zu. halten.
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hymenocallis

  • Gast
Re: "klassisch-englischer" Gartenstil
« Antwort #209 am: 06. März 2018, 11:50:18 »

Doch, es soll um persönlichen Geschmack gehen, der ist doch nicht zu trennen von Gestaltung - es gibt keine Gestaltung die allesamt allen gefällt.
Aber es gibt offenbar Gestaltungen, die niemandem hier gefallen (siehe Schön-Pfui-Thread) - da ist es dann mit der Toleranz plötzlich vorbei und der persönliche Geschmack ist verabscheuungswürdig?  ???

Ich bleibe dabei - gute Gestaltung hat immer auch Funktion, die übers Betrachten hinausgeht - die scheint aber hier kein Thema zu sein, die 'Kraft der Inszenierung' hingegen wird hingegen aus meiner Warte überbetont. Vielleicht sollte man die Erlebnisqualität eines Gartens differenzierter betrachten; es ist ein gravierender Unterschied, ob man einen fremden Garten besucht und sich bei einem Spaziergang dort 'beeindrucken' läßt, oder ob man einen solchen Garten über längere Zeit bewohnt/benützt und daher Aussagen zur tatsächlichen Aufenthaltsqualität machen kann.

Wir wohnen in Großbritannien immer in besseren B&B's (oft alte kleinere 'Herrenhäuser'), die häufig alte und klassisch schön gestaltete Gärten haben - da kann man deutlich besser erspüren, ob und vor allem wie die Gärten tatsächlich genutzt werden (können), vor allem, wenn man nicht gerade Idealwetter hat.

Interessant wird es, wenn man ausführt, was den persönlichen Geschmack ausmacht, was einen an einem Stil stört oder was man an ihm mag.
Der persönliche Geschmack ist in der Regel eine Folge der Kombination aus persönlichen Historie und angeborenem Temperament - sagt aber wenig über die Qualität einer Gestaltung aus. 

"Idealisierte Ruderalfläche" beschreibt pointiert aber ziemlich gut, worum es bei der modernen Staudenverwendung geht - möglichst nah an natürliche Pflanzengesellschaften angelehnt - und da gibt es "Lücken" (bei Prairiepflanzungen Frühling und Frühsommer und dann HerbstWinter mit dem Aspekt der abgestorbenen Pflanzen) die nicht bunt und lebhaft sind.
Das wird von Gestaltern und denen, die diese Gärten wollen, in Kauf genommen - ja hat sogar vielleicht Anteil an der "ruhigen" Wirkung, dem Ruhepol - es ist nur ein kurzes, je nachdem pastelliges Feuerwerk, das die Sinne "reizt".
Ein schönes Marketing-Konzept, man verkauft etwas 'Naturnähe', das hochgradig künstlich und häufig auch noch unter Verwendung nicht einheimischer Wildpflanzen gestaltet wurde  - hier gerade werden viele Verkehrsinseln damit belebt und dort macht es sogar Sinn, weil diese Flächen ohnehin nicht von Menschen betreten werden dürfen. Ich bin nach wie vor sehr skeptisch, ob sich dieser Trend jemals in kleinräumigen Privatgärten, die ja auch genutzt werden wollen, durchsetzen wird und falls doch, länger als ein zwei Saisonen halten wird.

Diesen Trend als 'Stil' zu bezeichnen, halte ich für verfrüht - dazu fehlt es ihm vorläufig noch an Aktzeptanz und Verbreitung - in zwanzig Jahren kann man beurteilen, ob aus dieser Mode wirklich ein 'Gartenstil' geworden ist.
« Letzte Änderung: 06. März 2018, 11:58:20 von hemerocallis »
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