Doch, es soll um persönlichen Geschmack gehen, der ist doch nicht zu trennen von Gestaltung - es gibt keine Gestaltung die allesamt allen gefällt.
Aber es gibt offenbar Gestaltungen, die niemandem hier gefallen (siehe Schön-Pfui-Thread) - da ist es dann mit der Toleranz plötzlich vorbei und der persönliche Geschmack ist verabscheuungswürdig?
Ich bleibe dabei - gute Gestaltung hat immer auch Funktion, die übers Betrachten hinausgeht - die scheint aber hier kein Thema zu sein, die 'Kraft der Inszenierung' hingegen wird hingegen aus meiner Warte überbetont.
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Es ist sehr schwierig, den eigenen Geschmack davon zu trennen, was grundsätzlich gut gestaltet ist, stelle ich auch hier in diesem Thread fest.
Aber es macht qute Gestaltung nicht "schlecht", wenn man darüber sagt/schreibt, man mag es nicht/kann damit nix anfangen/es berührt einen nicht.
Deshalb habe ich diesen Siegergarten in Apolda thematisiert, er wird von den meisten hier abgelehnt - ist aber nicht grundsätzlich schlecht gestaltet.
Der Shäng-Pfui-Thread ist nun wahrlich kein objektiver Thread über Gestaltung, sondern ein Ereiferungsthread darüber, dass die Schottergärten immer mehr um sich greifen.
Das repräsentiert nur die hier schreibende Mehrheit und ist auch nicht verallgemeinerbar.
Daß die Do-it-yourself-Varianten davon, allerdings auch von Galabauern "gestaltete" Versionen, auch noch oft miserabel gegen gestalterische Grundprinzipien ausgeführt sind, ist nicht Thema jenes Threads
Ausser Frustabbau hat der Shäng-Pfui keine Funktion.
Apropos Funktion:
Ich definiere "Funktion" bei Gestaltungsfragen anders:
für mich funktioniert ein Garten, wenn die gesetzten Pflanzen gedeihen, einerseits nicht aus dem Ruder laufen, andererseits nicht eingehen, das vom Gartengestalter erdachte Bild erschaffen wird und die vom Besitzer gewünschte und vom Gestalter umgesetzte Nutzung möglich ist.
Wenn das "nur" Betrachten ist, was gewünscht ist, ist die Funktion erfüllt.
Interessant wird es, wenn man ausführt, was den persönlichen Geschmack ausmacht, was einen an einem Stil stört oder was man an ihm mag.
Der persönliche Geschmack ist in der Regel eine Folge der Kombination aus persönlichen Historie und angeborenem Temperament - sagt aber wenig über die Qualität einer Gestaltung aus.
Kann aber interessante Einblicke bieten, wie qualitative Gestaltung unterschiedlich aufgenommen wird, wie sie wirkt.
Find ich zumindest sehr interessant.
"Idealisierte Ruderalfläche" beschreibt pointiert aber ziemlich gut, worum es bei der modernen Staudenverwendung geht - möglichst nah an natürliche Pflanzengesellschaften angelehnt - und da gibt es "Lücken" (bei Prairiepflanzungen Frühling und Frühsommer und dann HerbstWinter mit dem Aspekt der abgestorbenen Pflanzen) die nicht bunt und lebhaft sind.
Das wird von Gestaltern und denen, die diese Gärten wollen, in Kauf genommen - ja hat sogar vielleicht Anteil an der "ruhigen" Wirkung, dem Ruhepol - es ist nur ein kurzes, je nachdem pastelliges Feuerwerk, das die Sinne "reizt".
Ein schönes Marketing-Konzept, man verkauft etwas 'Naturnähe', das hochgradig künstlich und häufig auch noch unter Verwendung nicht einheimischer Wildpflanzen gestaltet wurde - hier gerade werden viele Verkehrsinseln damit belebt und dort macht es sogar Sinn, weil diese Flächen ohnehin nicht von Menschen betreten werden dürfen. Ich bin nach wie vor sehr skeptisch, ob sich dieser Trend jemals in kleinräumigen Privatgärten, die ja auch genutzt werden wollen, durchsetzen wird und falls doch, länger als ein zwei Saisonen halten wird.
Diesen Trend als 'Stil' zu bezeichnen, halte ich für verfrüht - dazu fehlt es ihm vorläufig noch an Aktzeptanz und Verbreitung - in zwanzig Jahren kann man beurteilen, ob aus dieser Mode wirklich ein 'Gartenstil' geworden ist.
Ich bin da anderer Meinung, ich glaube, auch diese Form der Gestaltung wird ihren Platz neben den anderen einnehmen, allein schon, weil sie wegen geringem Pflegeaufwand sehr der Verwendung in öffentlichen Flächen entgegenkommt.
In kleinräumigen Gärten könnten sie sogar die Alternative zu Schotter sein - der ist ja auch nicht gedacht, begangen zu werden sondern nur die Fläche "im Griff" zu halten - Weg und Sitzflächen sind immer gesondert gepflastert.
Wäre natürlich kein Konzept für kleine Gärten von Klaustrophobikern