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News: Man wird doch auch mal inkonsequent sein dürfen! (Staudo)
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Autor Thema: "klassisch-englischer" Gartenstil  (Gelesen 40576 mal)

pearl

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Re: "klassisch-englischer" Gartenstil
« Antwort #210 am: 06. März 2018, 12:06:26 »

Das ist doch nur dein persönlicher Geschmack! Mir gefällt ein vertrocknetes Staudegerippe, es ist für mich perfekt. Wohingegen Plastersteine, Mauern, Skulpture, Dekoelemente, Schnitthecken und Immergrüne für mich (!) Störelemente sind, wenig funktionale Stolpersteine und erzwungener Blickfang; dazu oft auch geschmacklos und unharmonisch, die Pflanzen optisch erschlagend und "Ich!"-brüllend in den Vordergrund drängend.

Es war eine Offenbarung für mich, Gärten und Gartendesigner zu entdecken, die das offenbar auch so empfinden und die Pflanzungen schaffen, die so schön für mich (sic!) sind, dass ich in Tränen ausbrechen könnte. Und zwar besonders im Winter! Ich liebe diese Gärten im Herbst, mit dem fahlen Braun und den zerfallenden Blütenständen, das ist für mich, was Gärten ausmacht.

Ordnung kann ja jeder.

 :-*

ich halte die Vielfalt von Gärten, die Gestaltung nach Lebensbereichen und die jahreszeitlichen Wechsel, die Gräser und Farne, die Staffelung von Pflanzungen in Baum, Strauch únd Krautschicht, die saisonalen Aspekte, die Beziehungen von Pflanzen untereinander und den Zusammenhang zwischen Pflanze und Boden ... ja nicht, also überhaupt gar nicht, für langweilig.

pumpot muss irgendwas anderes meinen. Den "New German Style" erwähnt er. Ich kann mit diesem Schlagwort überhaupt nichts anfangen. Für mich gibt es den nicht. Auch nicht als Buchtitel.

Gute Bücher über moderne Staudenverwendungen haben andere Titel.

Vielleicht meint pumpot mit "Bahndamm" den High Line Park? Merkwürdige Vorstellung. Mit klassischem englischem Gartenstil? Sähe der irgendwie doof aus. Die urbane Umgebung und die Anforderung der Begehbarkeit durch Passanten, urbanites, machen die Gestaltung sehr plausibel.
« Letzte Änderung: 06. März 2018, 12:10:57 von pearl »
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Re: "klassisch-englischer" Gartenstil
« Antwort #211 am: 06. März 2018, 12:42:43 »

Doch, es soll um persönlichen Geschmack gehen, der ist doch nicht zu trennen von Gestaltung - es gibt keine Gestaltung die allesamt allen gefällt.
Aber es gibt offenbar Gestaltungen, die niemandem hier gefallen (siehe Schön-Pfui-Thread) - da ist es dann mit der Toleranz plötzlich vorbei und der persönliche Geschmack ist verabscheuungswürdig?  ???

Ich bleibe dabei - gute Gestaltung hat immer auch Funktion, die übers Betrachten hinausgeht - die scheint aber hier kein Thema zu sein, die 'Kraft der Inszenierung' hingegen wird hingegen aus meiner Warte überbetont.
...
Es ist sehr schwierig, den eigenen Geschmack davon zu trennen, was grundsätzlich gut gestaltet ist, stelle ich auch hier in diesem Thread fest.
Aber es macht qute Gestaltung nicht "schlecht", wenn man darüber sagt/schreibt, man mag es nicht/kann damit nix anfangen/es berührt einen nicht.

Deshalb habe ich diesen Siegergarten in Apolda thematisiert, er wird von den meisten hier abgelehnt - ist aber nicht grundsätzlich schlecht gestaltet.
Der Shäng-Pfui-Thread ist nun wahrlich kein objektiver Thread über Gestaltung, sondern ein Ereiferungsthread darüber, dass die Schottergärten immer mehr um sich greifen.
Das repräsentiert nur die hier schreibende Mehrheit und ist auch nicht verallgemeinerbar.
Daß die Do-it-yourself-Varianten davon, allerdings auch von Galabauern "gestaltete" Versionen, auch noch oft miserabel gegen gestalterische Grundprinzipien ausgeführt sind, ist nicht Thema jenes Threads  ;D
Ausser Frustabbau hat der Shäng-Pfui keine Funktion.

Apropos Funktion:
Ich definiere "Funktion" bei Gestaltungsfragen anders:
für mich funktioniert ein Garten, wenn die gesetzten Pflanzen gedeihen, einerseits nicht aus dem Ruder laufen, andererseits nicht eingehen, das vom Gartengestalter erdachte Bild erschaffen wird und die vom Besitzer gewünschte und vom Gestalter umgesetzte Nutzung möglich ist.
Wenn das "nur" Betrachten ist, was gewünscht ist, ist die Funktion erfüllt.

Interessant wird es, wenn man ausführt, was den persönlichen Geschmack ausmacht, was einen an einem Stil stört oder was man an ihm mag.
Der persönliche Geschmack ist in der Regel eine Folge der Kombination aus persönlichen Historie und angeborenem Temperament - sagt aber wenig über die Qualität einer Gestaltung aus. 
Kann aber interessante Einblicke bieten, wie qualitative Gestaltung unterschiedlich aufgenommen wird, wie sie wirkt.
Find ich zumindest sehr interessant.
"Idealisierte Ruderalfläche" beschreibt pointiert aber ziemlich gut, worum es bei der modernen Staudenverwendung geht - möglichst nah an natürliche Pflanzengesellschaften angelehnt - und da gibt es "Lücken" (bei Prairiepflanzungen Frühling und Frühsommer und dann HerbstWinter mit dem Aspekt der abgestorbenen Pflanzen) die nicht bunt und lebhaft sind.
Das wird von Gestaltern und denen, die diese Gärten wollen, in Kauf genommen - ja hat sogar vielleicht Anteil an der "ruhigen" Wirkung, dem Ruhepol - es ist nur ein kurzes, je nachdem pastelliges Feuerwerk, das die Sinne "reizt".
Ein schönes Marketing-Konzept, man verkauft etwas 'Naturnähe', das hochgradig künstlich und häufig auch noch unter Verwendung nicht einheimischer Wildpflanzen gestaltet wurde  - hier gerade werden viele Verkehrsinseln damit belebt und dort macht es sogar Sinn, weil diese Flächen ohnehin nicht von Menschen betreten werden dürfen. Ich bin nach wie vor sehr skeptisch, ob sich dieser Trend jemals in kleinräumigen Privatgärten, die ja auch genutzt werden wollen, durchsetzen wird und falls doch, länger als ein zwei Saisonen halten wird.

Diesen Trend als 'Stil' zu bezeichnen, halte ich für verfrüht - dazu fehlt es ihm vorläufig noch an Aktzeptanz und Verbreitung - in zwanzig Jahren kann man beurteilen, ob aus dieser Mode wirklich ein 'Gartenstil' geworden ist.

Ich bin da anderer Meinung, ich glaube, auch diese Form der Gestaltung wird ihren Platz neben den anderen einnehmen, allein schon, weil sie wegen geringem Pflegeaufwand sehr der Verwendung in öffentlichen Flächen entgegenkommt.
In kleinräumigen Gärten könnten sie sogar die Alternative zu Schotter sein - der ist ja auch nicht gedacht, begangen zu werden sondern nur die Fläche "im Griff" zu halten - Weg und Sitzflächen sind immer gesondert gepflastert.
Wäre natürlich kein Konzept für kleine Gärten von Klaustrophobikern  ;D
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Re: "klassisch-englischer" Gartenstil
« Antwort #212 am: 06. März 2018, 12:51:57 »

Das ist doch nur dein persönlicher Geschmack! Mir gefällt ein vertrocknetes Staudegerippe, es ist für mich perfekt. Wohingegen Plastersteine, Mauern, Skulpture, Dekoelemente, Schnitthecken und Immergrüne für mich (!) Störelemente sind, wenig funktionale Stolpersteine und erzwungener Blickfang; dazu oft auch geschmacklos und unharmonisch, die Pflanzen optisch erschlagend und "Ich!"-brüllend in den Vordergrund drängend.

Es war eine Offenbarung für mich, Gärten und Gartendesigner zu entdecken, die das offenbar auch so empfinden und die Pflanzungen schaffen, die so schön für mich (sic!) sind, dass ich in Tränen ausbrechen könnte. Und zwar besonders im Winter! Ich liebe diese Gärten im Herbst, mit dem fahlen Braun und den zerfallenden Blütenständen, das ist für mich, was Gärten ausmacht.

Ordnung kann ja jeder.

 :-*

ich halte die Vielfalt von Gärten, die Gestaltung nach Lebensbereichen und die jahreszeitlichen Wechsel, die Gräser und Farne, die Staffelung von Pflanzungen in Baum, Strauch únd Krautschicht, die saisonalen Aspekte, die Beziehungen von Pflanzen untereinander und den Zusammenhang zwischen Pflanze und Boden ... ja nicht, also überhaupt gar nicht, für langweilig.
...

Ich denke ja auch so und versuche das auch weiterzuvermitteln, Lebensbereich und Co.

Angefangen hab ich auch mit "Mixed Borders", kannte ich aus Büchern und war eben was total Neues und erstrebenswert für mich. Englische Gärten- toll, das Nonplusultra.
Nach und nach bin ich bei den Lebensbereichen gelandet und praktiziere das sogar ziemlich extrem durch in meinem Garten. Da steh ich voll dahinter.

TROTZDEM:
Ich war im Herbst mit in England und da ist was hängengeblieben, was nicht mehr aus dem Kopf will. Weniger die brave Rabatte im Eingangspost, Coton Manor war mir insgesamt zu brav und allzusehr Rosamunde Pilcher. Beeindruckend, romantisch, (zu sehr) stimmig, Sascha Hehn und Gila von Weitershausen hätten jeden Moment hinter der Hecke vorspringen können. Schmalz.
ABER: Dieser Hauch von Exotik, die teils gewagten Kombinationen und die spannende Pflanzenauswahl und Kombi. Great Dixter mal allen voran gestellt, hat mich mega beeindruckt. Soviel, dass ich jetzt zumindest einen Lebensbereich in meinem Garten zu einem Dixterbeet umwandeln will. Dahlia merckii und eine übermannsgroße Tagetes sollen dort eine bunte Heiterkeit und Üppigkeit erzeugen. Mal sehen, wie lange ich damit leben kann  ;D
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Mediterraneus

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Gartenplaner

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Re: "klassisch-englischer" Gartenstil
« Antwort #213 am: 06. März 2018, 13:01:51 »

Pflanzen nach Lebensbereichen zu verwenden und englische Gestaltungsprinzipien schliessen sich überhaupt nicht aus - die klassischen "mixed borders" sind auch schon stark im Wandel begriffen und von New German Style und Dutch Wave beinflusst.
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RosaRot

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Re: "klassisch-englischer" Gartenstil
« Antwort #214 am: 06. März 2018, 13:03:56 »

Zitat
gute Gestaltung hat immer auch Funktion, die übers Betrachten hinausgeht

Gute Gestaltung ergibt sich aus der Funktion, wenn der Gestalter etwas von der Sache versteht. dann ist ein Gebrauchsgegenstand zu gebrauchen und kann darüber hinaus ein Kunstwerk sein, von großer optischer und haptischer Schönheit.

Das trifft auch für Gärten zu: aus der gewünschte Funktion ergibt sich Gestaltung. Große englische Gärten dienten auch immer der Versorgung der Bewohner. Orchard (mit raffinierten Spalieren z.B., die in Great Dixter aber auch in anderen Bereichen auftauchen- im Senkgarten z.B., an der Dachrinne eines begrenzenden Gebäudes) dinet der Obstversorgung (in Coton Manor lagen die Äpfel aus, vor dem Verkaufsraum). Kitchengarden mit Salat und Gemüse. Sunk Garden um auch bei extremem Wind einen besonderen schönen Sitzplatz zu haben, usw. Blumen um Haus und Kirche zu schmücken. Lawn zum Kricketspielen. Und natürlich können Nutzgärten sehr, sehr schön sein und ein Genuss für die Augen.


Welche Funktionen haben heutige Gärten? Welche Gestaltung ergibt sich daraus?
Wer kein Gemüsebeet braucht, weil er alles im Supermarkt(pardon, Bioladen ;)) kaufen kann, braucht keinen Gemüsegarten, kein Kartoffelbeet, kein Birnenspalier und kann statt dessen den Garten mit Prärie füllen oder eine Spielwiese mit Trampolin daraus machen. Die einzige Funktion des privaten Gartens ist dann Erholung, Freizeitgestaltung, wogegen nichts einzuwenden ist.

Englische Gärten zeigen aber häufig eine diffizilere mehrfache Nutzung, die auch heute noch beibehalten wird, auch in nicht mehr privaten Gärten wie Great Dixter.
Viele Gärten, die wir besuchten hatten einen Bereich, der als Verkaufsgärtnerei diente, auch in ganz privaten Gärten, auch diese Bereiche der Nutzung entsprechend sehr ansprechend gestaltet.

Medi... ;D ich hab' tatsächlich auch von Coton Manor Inspirationen mitgenommen (leider nicht Dahlia merckii, die war zu schwer...)
« Letzte Änderung: 06. März 2018, 13:59:55 von RosaRot »
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Viele Grüße von
RosaRot

hymenocallis

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Re: "klassisch-englischer" Gartenstil
« Antwort #215 am: 06. März 2018, 13:10:37 »

Apropos Funktion:
Ich definiere "Funktion" bei Gestaltungsfragen anders:
für mich funktioniert ein Garten, wenn die gesetzten Pflanzen gedeihen, einerseits nicht aus dem Ruder laufen, andererseits nicht eingehen, das vom Gartengestalter erdachte Bild erschaffen wird und die vom Besitzer gewünschte und vom Gestalter umgesetzte Nutzung möglich ist.
Wenn das "nur" Betrachten ist, was gewünscht ist, ist die Funktion erfüllt.

Man sollte nach ein paar Jahren mal nachfragen, ob die Besitzer wirklich zufrieden sind - eine fertige Gestaltung anschauen und sagen 'das gefällt mir' ist etwas völlig anderes als einen Garten ein paar Jahre besitzen/pflegen und eben auch nicht oder doch nutzen. Die Unzufriedenheit kommt mit der Zeit, wenn die Gärten nur wie Du es definierst 'funktionieren'.


Der persönliche Geschmack ist in der Regel eine Folge der Kombination aus persönlichen Historie und angeborenem Temperament - sagt aber wenig über die Qualität einer Gestaltung aus. 
Kann aber interessante Einblicke bieten, wie qualitative Gestaltung unterschiedlich aufgenommen wird, wie sie wirkt.
Find ich zumindest sehr interessant.
Es sagt häufig eher etwas über den Betrachter als über die Gestaltung aus - ängstliche Charaktere bevorzugen eher weite oder kleinräumige Gestaltungen (Agora- bzw. Klaustrophobie) - der Rest lebt mit den klassischen Gestaltungsgrundsätzen am besten, natürlich individuell nach dem persönlichen Geschmack umgesetzt.

Der aktuelle Hang zur 'Weite' und Pseudo-'Natürlichkeit' wird wohl auch durch die beengten Lebensverhältnisse in den Städten getriggert und soll dem nicht artgerechten Lebensumfeld als Kompensation dienen.

Ich bin da anderer Meinung, ich glaube, auch diese Form der Gestaltung wird ihren Platz neben den anderen einnehmen, allein schon, weil sie wegen geringem Pflegeaufwand sehr der Verwendung in öffentlichen Flächen entgegenkommt.
In Bezug auf die Gestaltung von öffentlichen Flächen gebe ich Dir recht - dort wird sie vielleicht das bisherige Konzept von Rasen plus Koniferen ablösen, weil sie optisch ansprechender wirkt und noch weniger Aufwand bedeutet (theoretisch - die so gestalteten öffentlichen Flächen hier verunkrauten sehr rasch).

In kleinräumigen Gärten könnten sie sogar die Alternative zu Schotter sein - der ist ja auch nicht gedacht, begangen zu werden sondern nur die Fläche "im Griff" zu halten - Weg und Sitzflächen sind immer gesondert gepflastert.
Wäre natürlich kein Konzept für kleine Gärten von Klaustrophobikern  ;D
In kleineren Gärten wirken diese Pflanzungen erdrückend und fehl am Platz - es fehlt in der Regel die Fläche, die sie brauchen, um zu wirken. Als Gartenstil wird sich diese Art der Gestaltung meiner Ansicht nach aber schon deshalb nicht durchsetzen, weil niemand haben möchte, daß es bei ihm zu Hause wie auf einer Verkehrsinsel aussieht (hört man hier schon öfter - auch nicht verwunderlich).
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hymenocallis

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Re: "klassisch-englischer" Gartenstil
« Antwort #216 am: 06. März 2018, 13:17:53 »


Welche Funktionen haben heutige Gärten? Welche Gestaltung ergibt sich daraus?
Wer kein Gemüsebeet braucht, weil er alles im Supermarkt(pardon, Bioladen ;)) kaufen kann, braucht keinen Gemüsegarten, kein Kartoffelbeet, kein Birnenspalier und kann statt dessen den Garten mit Prärie füllen oder eine Spielwiese mit Trampolin daraus machen. Die einzige Funktion des privaten Gartens ist dann Erholung, Freizeitgestaltung, wogegen nichts einzuwenden ist.


Aufenthalt im Garten als Ausgleich zum dauernden Aufenthalt in geschlossenen Räumen, Sonnenexposition und Frischluft sind heute die wichtigsten Funktionen, die ein Privatgarten erfüllen kann.

Dazu benötigt es Aufenthaltsqualität - also psychologisch gekonnt gestaltete Aufenthaltsbereiche, in denen man sich zurückziehen und ruhen oder sich in Gesellschaft gemeinsamen Aktivitäten widmen kann - die diesbezüglichen Bedürfnisse der Bewohner sollten im Vordergrund stehen; wer gerne Gäste braucht geeignete Sitzplätze für die Bewirtung, Sitzplätze für unterschiedliche Jahreszeiten/Wettersituationen, Plätze um ungestört Lesen oder Dösen zu können, Bewegungsflächen für Kinder aber auch versteckte Plätzchen, in denen sie 'untertauchen' können, etc. etc.

Kann ein Garten nicht davon bieten, wird er von den Besitzern oft bloß als Quelle nie endender Arbeit erlebt - vorausgesetzt, sie können es sich nicht leisten, ihn 'fremdpflegen' zu lassen.
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Re: "klassisch-englischer" Gartenstil
« Antwort #217 am: 06. März 2018, 13:20:06 »

...
Englische Gärten zeigen aber häufig eine diffiziellere mehrfache Nutzung, die auch heute noch beibehalten wird, auch in nicht mehr privaten Gärten wie Great Dixter.
Viele Gärten, die wir besuchten hatten einen Bereich, der als Verkaufsgärtnerei diente, auch in ganz privaten Gärten, auch diese Bereiche der Nutzung entsprechend sehr ansprechend gestaltet.
...

Daß die Nutzung früher Trennungen hervorbrachte, ist unbestritten - aber dieses Abtrennen von Gartenbereichen wurde im Laufe der Zeit ein eigenständiges Gestaltungsmerkmal ohne klassische, konkrete Nutzung wie z.B. der weiße Garten in Sissinghurst.
Man stellte fest, dass man so ganz unterschiedliche Räume und ganz unterschiedliche Stimmungen in diesen Räumen nebeneinander schaffen konnte, einen Wassergarten neben einem Rosengarten neben einem Waldgarten neben einem Exotengarten....

Ohne Abtrennungen würde sich das alles gegenseitig erschlagen und zu einem chaotischen Mischmasch zerlaufen.
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hymenocallis

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Re: "klassisch-englischer" Gartenstil
« Antwort #218 am: 06. März 2018, 13:38:55 »

...
Englische Gärten zeigen aber häufig eine diffiziellere mehrfache Nutzung, die auch heute noch beibehalten wird, auch in nicht mehr privaten Gärten wie Great Dixter.
Viele Gärten, die wir besuchten hatten einen Bereich, der als Verkaufsgärtnerei diente, auch in ganz privaten Gärten, auch diese Bereiche der Nutzung entsprechend sehr ansprechend gestaltet.
...

Daß die Nutzung früher Trennungen hervorbrachte, ist unbestritten - aber dieses Abtrennen von Gartenbereichen wurde im Laufe der Zeit ein eigenständiges Gestaltungsmerkmal ohne klassische, konkrete Nutzung wie z.B. der weiße Garten in Sissinghurst.
Man stellte fest, dass man so ganz unterschiedliche Räume und ganz unterschiedliche Stimmungen in diesen Räumen nebeneinander schaffen konnte, einen Wassergarten neben einem Rosengarten neben einem Waldgarten neben einem Exotengarten....

Ohne Abtrennungen würde sich das alles gegenseitig erschlagen und zu einem chaotischen Mischmasch zerlaufen.

Muß nicht sein - es kann auch mit fließenden Übergängen gearbeitet werden und das kann auch klasse aussehen! Das wäre mal wirklich naturnah - oder kennt jemand eine Waldlichtung, die durch Hecken abgetrennt ist?

Trennung ist auch immer ein Ergebnis von ausreichend Fläche - ursprünglich haben wir Menschen gemeinsam mit den Tieren unter einem Dach gelebt, die Innendifferenzierung von Wohnraum war nur durch das Anwachsen von Wohlstand möglich. Die Familie meiner Oma hat noch mit einem Zimmer und einer Küche (getrennt durch einen öffentlichen Gang) gelebt - eine weitere Funktionstrennung war einfach nicht möglich. Heute kennt man das Dilemma bei den 'Handtuchgärten'.
« Letzte Änderung: 06. März 2018, 13:44:54 von hemerocallis »
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neo

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Re: "klassisch-englischer" Gartenstil
« Antwort #219 am: 06. März 2018, 14:12:07 »

Wohingegen Plastersteine, Mauern, Skulpture, Dekoelemente, Schnitthecken und Immergrüne für mich (!) Störelemente sind,

Haben häufig aber auch Schutzfunktion und nicht "nur für schön"? Deko, Skulpturen und Pflastersteine ausgenommen. ;)
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Gartenplaner

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Re: "klassisch-englischer" Gartenstil
« Antwort #220 am: 11. März 2018, 13:03:39 »

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Re: "klassisch-englischer" Gartenstil
« Antwort #221 am: 11. März 2018, 13:29:23 »

Erfrischend offen und ehrlich  ;D

(Von hier)

Danke für den Link, Gartenplaner. :D

Hier ein paar Zeilen aus dem Interview, die mir besonders gefallen:

Wann ist ein Garten schön?
Eine sehr gute Frage...

Oder anders: Gibt es Gärten, die Sie verachten?

Nein. Es gibt etwas, das ich immer bewundere: ich bewundere das Gärtnern, also das Tun. Viele Leute schauen sich das gern an, sie reisen, sie kommen und sagen: Oh, ist Ihr Garten nicht schön! Aber ich und andere Gärtner, wir mögen den Vorgang.
...
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Re: "klassisch-englischer" Gartenstil
« Antwort #222 am: 11. März 2018, 14:04:05 »

Ich danke auch,Gartenplaner ;)
Wirklich überaus erfrischend und anders.
Mir gefällt am besten seine Antwort bezüglich der göttlichen Schöpfung und
'einige (hier französische) Gärten imitieren den blühenden Zufall.' Herrlich ;) :D
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hymenocallis

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Re: "klassisch-englischer" Gartenstil
« Antwort #223 am: 11. März 2018, 14:40:33 »

Erfrischend offen und ehrlich  ;D

(Von hier)

Und vor allem vernünftig - auch bzw. vor allem was Naturverständnis vs. Gartenkultur betrifft. Heute eine Seltenheit, weil nicht dem Trend entsprechend.
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Natternkopf

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Re: "klassisch-englischer" Gartenstil
« Antwort #224 am: 11. März 2018, 22:12:28 »

@Gartenplaner
Interessantes, schönes Interview hast du da verlinkt.
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