aber es hat für mich etwas langweiliges. Leider auch andere Stellen in diesem Garten, die einfach nur "schön" sind, aber nicht aufregend.
Geht es anderen ähnlich?
geht mir genau so. Natürlich haben wir in den 90er Jahren Penelope Hobhouse gelesen und alles über Sissinghurst verschlungen. Der Landhausstil war in den 80er und 90er Jahren en vogue. Wir saßen zum Tee zusammen und haben Scones mit Clotted cream oder Crème double gegessen, über Hochglanzbilder gebeugt. Bis ich aus Unbehagen über all diese klebrig süßen glänzend schreienden Sachen aufsprang und in den Garten der Gastgeberin, vor allem an die frische Luft wollte. Die Gastgeberin begleitete mich und wir beugten uns über Pflanzen, hockten vor Lungenkraut 'Sissinghurst White', schlenderten in ihrem Knotengarten und zwischen ihren historischen Hochstammrosen.
So habe ich nie gegärtnert. Mir war das zu eng. Sobald Pflanzungen in den Magazinen auftauchten, die mehr Weite, mehr Freiheit, mehr Vielfalt und mehr grenzüberschreitenden Horizont zuließen, fühlte ich mich wohler. Der Hermannshof prägte mich sehr, die Pflanzenverwendung in der Tradition Lutz, Walser und schließlich Schmidt. Im Grunde hatte ich das im alten Garten am Neckar von Anfang an so gemacht, nach Lebensbereichen Pflanzengesellschaften gestaltet.
Für mich ist das heute stimmig. Wir leben nicht mehr in feudalherrschaftlichen Zeiten. Seit der Französischen Revolution wurden die Gärten in Europa anders, es gab Alternativen zum Repräsentationswunsch, Kontrollzwang und zur Prachtentfaltung. Die Volksgärten in Frankreich und Deutschland entstanden. Demokratie und Gräser und Farne zogen in die Gärten ein.
In England reizen mich nur drei Gärten. Great Dixter, Prospect Cottage und Beth Chatto Gardens.
Auf Gartenmärkten sieht man, dass der Landhausstil der 80er und der entsprechende Tinnef nicht überwunden ist. Die Leute wollen angeben. Gärtnerinnen wollen bewundert werden. Gärten sollen nach was aussehen und vor allem ordentlich! Rasen ist Männersache, warum aber dann so kurz? Als ob die Kleinen Leute, die, die sich heute die Bürgerlichen nennen, von denselben Motiven erfüllt sind wie einer der französischen Ludwigkönige, der die teure Prachtentfaltung in Versailles damit begründete, dass er seine Feinde einschüchtern wolle.
Jedenfalls ist dieses Gefühl in dem Mischmasch vorhanden, was ich erlebe, wenn ich solchen Gärten ausgesetzt bin. Ich fühle mich gezwungen den Gärtner zu bewundern, zu loben, ich fühle mich eingeschüchtert von dem Arbeits- und Geldvolumen, das diese Pracht zur Voraussetzung hat, eingeschnürt von dem maßlosen Kontrollbedürfnis des Gärtners und sehe ihn pausenlos Natur bekämpfen. Motorisiert, lupifiziert, armiert. Bewaffnet mit Gift und mit lebensfeindlichem selbstschädigendem Aufwand. An dem Punkt breche ich in der Regel ab um nicht innerlich zusammenzubrechen.
Wohl fühle ich mich in Gärten, die all das nicht sind. In dem ein Austausch möglich ist, die Großzügigkeit auch in Bezug auf Spontanvegetation ausstrahlen, die Grenzen des Gewohnten überschreiten, die Ausblicke gewähren, die entspannte Gartenbesitzer haben. So einen Garten versuche ich auch zu machen. Nix Repräsentatives, nix Überhöhtes, nix für Bürgerliche. Vor allem nix, was sich an anderen orientiert. Anderer Leute Gartenstil, anderer Leute Label für Gartenstile.
So Gärten gibts bei einigen Purlern, die ich besuchen durfte. Gärten, die Ausdruck der Beziehung zwischen den Gegebenheiten des Ortes und den Bemühungen des Gärtners sind. Wo es gelungen ist, die Ressourcen (an Zeit und Geld) des Gärtner, der Pflanzen (an Ansprüchen des Standortes und der Pflege) und des Ortes (an Boden, Wasser und Licht) in ein Gleichgewicht zu bringen. Das ist Harmonie.