Eine schnelle Überwallung muss also auch andere Gründe als den Schnittzeitpunkt haben.
Eine Binsenweisheit, und auf keinen Fall neu. Der Autor der verlinkten Artikel meint das bloß.
Ich habe mir die beiden Artikel jetzt doch mal in Ruhe durchgelesen. Erst wollte ich nicht, die sind mir viel zu reisserisch aufgemacht und das Auskeilen nach allen Seiten halte ich überwiegend für ungerechtfertigt und nicht hilfreich.
Die Ausführungen zur Stoffwechselgeschehen im Laufe eines Jahres sind weitgehend in Ordnung. Und das der jeweilige Zustand der Pflanze die Reaktion nach einem Schnitt beeinflusst, ebenfalls. Das Ganze ist nun aber wirklich nicht neu. Die Zeit zu der ich mich mit diesem Thema beschäftigt habe liegt deutlich vor dem Erscheinungsdatum dieser Beiträge. Die fachlichen Inhalte waren damals schon wohl bekannt. Ist ja schön, dass er im Rahmen seiner praktischen Tätigkeit zu ähnlichen Ergebnissen kommt.
Es muß also vorher schon irgendwo veröffentlich worden sein, dass er die Quellen nicht kennt gereicht eher ihm zum Nachteil.
Ebenso bei der Wertung der Arbeiten über die Wundheilung: Er bezieht sich auf eine einzige Veröffentlichung, die allerdings nicht das Thema allgemein, sondern nur einen speziellen Aspekt daraus behandelt. Auf dieser schmalen Grundlage die gesamte, über viele Jahre verlaufene Versuchstätigkeit zum Thema Wundheilung derart abzuwerten, finde ich schon arg fragwürdig.
Ich behaupte mal, dass sich der brauchbare Inhalt dieser beiden Artikel auf drei Seiten darstellen läßt. Das wäre dann durchaus eine interessante Zusammenfassung zur Auswirkung des Schnitttermins auf Gehölze. Aber eben nur die physiologische Grundlage, bei den praktischen Folgerungen verweist er ja in beiden Artikeln auf eine später von ihm zu erfolgende Veröffentlichung. Hat davon irgendjemand was mitgekriegt? Wäre sicherlich interessant, und die Ankündigung ist ja schon ein paar Jahre her.
Und bei den praktischen Folgerungen wäre natürlich auch wieder mit anderen Einflussgrößen abzuwägen, d. h. es wäre auch wieder nur ein Kapitel einer Anleitung zum Gehölzschnitt.
Ich stimme allerdings auch seiner Bewertung der alltäglich zu beobachtenden Praxis des Gehölzschnitts zu: teilweise gruselig. Auch mir kommt bei der Betrachtung bei der Arbeit sogenannter Pflegefirmen oft der Gedanke, die Fachkenntnis sei etwas unterentwickelt. Nicht nur bei denen, deren Haupttätigkeitsfeld eigentlich die Hausentrümpelungen sind ebenso wie bei etlichen die sich hier im Forum zum Gehölzschnitt äußern, sondern auch bei solchen, die Großaufträge im öffentlichen Bereich durchführen.
Und wenn in dieser Handreichung zur Baumpflege tatsächlich nur ein Satz zum Schnitttermin steht, ist das natürlich auch völlig unzureichend.
Daraus aber pauschal zu folgern, die Kenntnisse seien nicht verfügbar oder würden nicht gelehrt, scheint mir ungerechtfertigt. Ist auch schon länger her als die Artikel alt sind, dass ich mich mit einem Baumpfleger mal darüber unterhalten habe, warum er die eine oder andere Maßnahme durchführt, wäre doch fachlich nicht richtig. Der kannte die Grundlagen durchaus und hätte manches aus seiner Sicht auch anders gemacht, aber: "Die Kunden wollen das so".
Auch hier wieder die Erscheinung, dass der Endverbraucher seine Wünsche durchdrückt, fachliche Einwände ihn nicht wirklich interessieren und der Unternehmer dann seinen Betriebserfolg über die Berufsehre stellt.
Ach ja, noch zu der Wunde im dritten Bild: Es zeigt einen Schnitt, den ich aus anderen Gründen nie durchführen oder empfehlen würde, wenn man auf das Weiterbestehen des Baumes wert legt. Für so etwas gibt es keine Zeit im Jahresverlauf, zu der die Chance besteht, dass das verheilt. Die Bemerkung "ist alles schief gelaufen" würde ich um das Wort "erwartungsgemäß" ergänzen.