Über den "richtigen" Schnitt kann man Jahre streiten, das ist für manche Leute sowas wie ein Glaubensbekenntnis.
Also sag ich mal ganz vorsichtig, ich habe meine Gründe, andere haben andere Gründe, warum sie wann oder wie schneiden.
ich hab's so gelernt, dass man Apfelbäume im Januar/Februar schneidet
Der Schnitt im Winter hat den Vorteil, daß man die Struktur des Baumes gut sehen kann, aber den Nachteil, daß die Wunden schlecht verheilen. Das gilt zumindest für Frostgebiete.
Früher haben Bauern ihre Bäume im Winter geschnitten, weil sie sonst keine Zeit dafür hatten.
Warum willst du dann gleich nach der Ernte schneiden?
Der Schnitt nach der Ernte läßt den Wunden noch reichlich Zeit zum Verheilen. Bis zum Frost sind sie längst vernarbt.
Außerdem bringt der Baum nach der Ernte naturgemäß keinen starken Austrieb mehr. Ich brauche also bei einem Schnitt im Sommer nicht zu befürchten, daß Besen oder sogar Wasserschosse entstehen.
Und aus welchem Grund hast du dann weiter oben bzgl. der Korrektur nach dem Radikalschnitt die Einkürzung der Triebe im SOMMER empfohlen?
Aus dem gleichen Grund.
über eine gewisse Schwächung der Reserven (durch geringere Photosynthese) seine Wuchstätigkeit zurückschrauben muss?
Bei einem ausgewogenen Schnitt wird ein Baum nicht in seiner Wuchstätigkeit oder seiner Photosynthesefähigkeit beschränkt. Das, was besonnen weggeschnitten wird, muß der Baum ja auch nicht mehr versorgen.
Ich kenn's so, dass man Radikalschnitte über 3 Jahre hinweg korrigiert und aus den Wasserschossern versucht, eine neue gut strukturierte Krone aufzubauen
Ich weiß nicht, was du unter "Radikalschnitten" verstehst.
Leider habe ich die Erfahrung gemacht, dass aber an solch ganz abgeschnittenen Stellen statt einem Schoss fünf neue kommen, also diese Besen
Deshalb sollst du sie ja auch nicht alle ganz abschneiden, sondern gezielt auswählen, einen oder zwei stehen lassen, diese auf eine nach außen weisende Knospe absetzen und alle übrigen sauber am Astring (Ansatz) abschneiden. (Zum Thema Astring gibt es bei planten reichlich Info, die kannst du dort nachschlagen.)
Die verbleibenden Schosse werden jeweils einen Trieb aus der Knospe bilden, der als "Zug-Ast" fungiert und die Kraft von den Schnittstellen weg in den neuen Zweig leitet. Eben dadurch werden keine Unmengen von neuen Schossern gebildet.
Das hängt mit dem Saftdruck im Baum zusammen, aber wie schon mehrfach gesagt, das alles hier zu erklären und zu veranschaulichen ginge zu weit.
Es gibt umfangreiche Fachliteratur zum Thema Baumschnitt, sieh doch mal in der Leihbücherei nach. Manchmal bieten auch die Volkshochschulen Baumschnittkurse an.