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|8|10|Mit den Sichtachsen ist es ein Kreuz. Kaum hat man das eine Gestrüpp entfernt, stört das nächste. (Staudo)

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Autor Thema: Besuch beim Hersteller von Wildpflanzensaatgut  (Gelesen 4765 mal)

Chica

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Besuch beim Hersteller von Wildpflanzensaatgut
« am: 21. Mai 2018, 09:34:25 »

Am letzten Freitag gab es ein Hoffest bei NaGoLa Re in Jänschwalde. Eine liebe Freundin hatte mich darauf aufmerksam gemacht und natürlich hatte ich von Christina Grätz gehört, die in den letzten Jahren mit ihrer Geschäftsidee mehrfach ausgezeichnet wurde. Nur, es lag mir keine Einladung vor  :-\. Also flink eine E-Mail geschrieben, ein kurzer Abriss meines von der Insekten-Artenzahl her so erfolgreichen naturnahen Gartens. Auf die Antwort brauchte ich keine halbe Stunde warten  :D. Da hatten Verrückte eine Dazugehörige erkannt  ;D. In Jänschwalde etwas außerhalb im Niemandsland angekommen, standen schon einige Autos etwas ab von einem alten Bauernhof. Mein erster Blick etwa, hier bin ich definitiv richtig  :D.



Nach einem weiten Bogen um die blühenden Felder ein netter Empfang am Hofeingang, ich wurde auf einer Liste abgestrichen. In einer der Scheunen gab es bereits interessante Vorträge, u. a. zum Vorkommen verschiedener Tierarten im Bereich von Blühstreifen und zur Rechtslage zum Ausbringen gebietsfremden Saatgutes ab 2020.

 
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Chica

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Re: Besuch beim Hersteller von Wildpflanzensaatgut
« Antwort #1 am: 21. Mai 2018, 14:42:03 »

Nach dem Kaffee mit lecker Kuchen folgten drei interessante Führungen auf dem Firmengelände. Die Themen waren in etwa:

1. Vermehrung seltener Wildpflanzen, Pflanzenraritäten
2. Küchenkräuter, Essbare Wildpflanzen
3. Produktion von Wildpflanzen-Regiosaatgut

Da ich keine detaillierte Vorstellung von der Produktion von Wildpflanzensaatgut hatte, schloss ich mich der dritten Gruppe an. Die Chefin führte uns hier durch ihr Reich  :o. Der erste Weg endete im Schattenzelt: Palette um Palette mit pikierten Sämlingen der unterschiedlichsten Wildpflanzen wuchsen vor direkter Knallsonne geschützt heran. Am Beispiel von Clematis recta, einer hier in der Natur nur noch selten vorkommenden Wildclematisart erläuterte Frau Grätz, wie viel Geduld zur Ansaat von Wildpflanzen notwendig ist. Zur genetischen Vielfalt bei Wildpflanzen gehört, dass die Keimung im Laufe vieler Jahre einzeln geschieht. Die Pflanzen streuen ihre Gene so weit, dass in jedem Fall in irgendeinem Jahr optimale Bedingungen zum Fortbestand der Art ausgenutzt werden können. So auch im Fall von Clematis recta dieser äußerst seltenen Art, die sich erst ab dem dritten Jahr nach der Aussaat zur Keimung mehrerer Individuen entschloss. Da ist Geduld oberstes Prinzip, außerdem braucht es Platz zur Vorhaltung der Aussaatschalen.

Vor der Aussaat liegen Herausforderungen wie die Einholung sämtlicher Genehmigungen der Flächeneigentümer und Naturschutzbehören zur Entnahme von Wildpflanzensamen aus der freien Landschaft. Zum Auffinden geeigneter Entnahmestellen muss sicher gestellt werden, dass die Bestände einheimisch sind, keine Einkreuzungen mit Zuchtformen bestehen. Dazu werden Dokumente aus der Zeit vor der Bodenreform vor 1952 studiert. Es geht um akribische Arbeit studierter Diplombiologen.
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Re: Besuch beim Hersteller von Wildpflanzensaatgut
« Antwort #2 am: 21. Mai 2018, 15:02:07 »

Ein sehr interessanter Besuch!!!
Werden dort auch Halbparasiten wie Klappertopf vermehrt?
Würde mich interessieren, wie das in gewerblichem Maßstab gemacht wird...
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Chica

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Re: Besuch beim Hersteller von Wildpflanzensaatgut
« Antwort #3 am: 21. Mai 2018, 15:20:02 »

Von den Schwierigkeiten bei der Saatgutgewinnung bei Wildpflanzen berichte ich noch. Es werden in Jänschwalde 120 Pflanzenarten vermehrt, eine Aufstellung über die Arten habe ich im nachhinein angefragt, weil mich das wirklich interessiert. Bestimmt ist Klappertopf auch dabei, ich berichte  ;).
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Re: Besuch beim Hersteller von Wildpflanzensaatgut
« Antwort #4 am: 21. Mai 2018, 15:26:51 »

 :D
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Re: Besuch beim Hersteller von Wildpflanzensaatgut
« Antwort #5 am: 21. Mai 2018, 18:44:20 »

Das hört sich schon bis hierher sehr interessant an. Ich freue mich auf weitere Informationen. Danke für's Mitteilen!
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Chica

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Re: Besuch beim Hersteller von Wildpflanzensaatgut
« Antwort #6 am: 21. Mai 2018, 21:03:52 »

Ich freue mich, wenn's Euch auch interessiert  :D.

Die Aufgabenstellung für Hersteller von Wildpflanzensaatgut ergibt sich aus der Gesetzesänderung ab 2020. Danach darf in der freien Landschaft nur noch regionales Saatgut ausgebracht werden. Dazu ist Deutschland nach den dort herrschenden Bedingungen für Wildpflanzen in 22 Ursprungsregionen = Herkunftgebiete eingeteil worden. Wildpflanzen passen sich regionaltypischen Eigenschaften des Bodens, des Klimas und anderer Umweltbedingungen an. Das bedeutet die genetischen Anlagen von Lychnis flos-cuculi in der Lausitz weichen von denen der Pflanzen in Bayern ab. Um die ortstypischen angepassten Wildpflanzen nicht genetisch zu vermischen soll Wildpflanzensamen in die freie Landschaft nur noch nach Ursprungsgebieten geordnet eingebracht werden. So befinden wir uns mit Jänschwalde im Bereich 4 von 22, Ostdeutsches Tiefland. Dabei ist die Produktion von Wildpflanzensaatgut insgesamt bisher eine Marktlücke. Es fehlen bundesweit Betriebe, die um die 100t Saatgut produzieren  :o.

Auf unserem Rundgang mit der Chefin von NaGoLa Re Frau Grätz führte unser Weg nun direkt zu den Pflanzungen. Die meisten Pflanzenzeilen entstehen hier tatsächlich durch das einzelne Pflanzen der in Saattöpfchen herangezogenen Wildpflanzen. Maschinen wie aus dem Gemüsebau bekannt sind nur extrem beschränkt oder umgebaut nutzbar, da Wildpflanzen nicht den Normem gezüchteter Gemüsepflanzen entsprechen. Es braucht viel Innovationsgeist und Durchhaltevermögen um Schwierigkeiten zu überwinden. Belohnt wird die Arbeit durch blühende Wildblumenfelder  :D.

   

Es findet sich dort alles wieder, was mein Wildblumenherz begehrt, einfach ein Traum, bunte Blumen aus meiner Kindheit in Mengen.
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Re: Besuch beim Hersteller von Wildpflanzensaatgut
« Antwort #7 am: 21. Mai 2018, 21:17:33 »

Die Reifung allen Saatgutes erfolgt über drei Monate im Sommer. Dabei gilt es die unterschiedlichsten Samenstände effektiv zu beernten. Das Saatgut vieler Pflanzenarten ist nur von Hand zu gewinnen, wenige Arten sind mit kleinem Mähdrescher möglich. Es gibt auch Pflanzen, deren Samen nur durch absaugen zu ernten ist, weil sonst alles "vom Winde verweht" wird. "Und kennen sie einen Pflanzensamensauger? So etwas suchen wir dringend." so Frau Grätz im O-Ton. Um die genetische Vielfalt des Saatgutes zu erhalten, diese zeigt sich z. B. in enormem Farb- und Größenspiel, sowie unterschiedlicher Abreife der Samen, kann eine angelegte Kultur nur für einige wenige Jahre zur Saatgutgewinnung genutzt werden.

   
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Mottischa

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Re: Besuch beim Hersteller von Wildpflanzensaatgut
« Antwort #8 am: 21. Mai 2018, 21:20:25 »

Ein spannendes Thema, das mir und meinem Mann sehr am Herzen liegt und teilweise auch versuchsweise mit Wildpflanzen bei uns im Garten umgesetzt werden soll. Berichte bitte weiter 😊

Zum Absaugen würde ich einen Nasensauger für Babies nehmen, manuell, aber praktisch.
« Letzte Änderung: 21. Mai 2018, 21:22:03 von Mottischa »
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Re: Besuch beim Hersteller von Wildpflanzensaatgut
« Antwort #9 am: 21. Mai 2018, 21:21:46 »

Das ist sehr spannend und ich freue mich, dass du so genau berichtest!
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Chica

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Re: Besuch beim Hersteller von Wildpflanzensaatgut
« Antwort #10 am: 21. Mai 2018, 21:31:32 »

"Alles fing mit der Bitte um Saatgutübertragung an." Der Artenreichtum und die Zusammensetzung bestehender überreich blühender Wiesen sollte auf Brachland mit gleichen Boden- und Wasserverhältnissen, oft im Rahmen der Rekultivierung ehemaliger Tagebauflächen, übertragen werden. Dazu wird zu einem ganz genau bestimmten Zeitpunkt, zu dem die Abreife der Wildkräutersamen abgeschlossen ist, die Wiese im feuchten Morgentau abgemäht, so dass die Samen am Kraut haften und auf der zu begrünenden Fläche ausgebracht. Die Samen keimen dann wunderbar im Schatten des aufgetragenen Krautes, das gleichzeitig eine komplette Austrocknung verhindert. "Irgendwann waren dann alle Flächen nach der Mahdt verwendet also musste Wildpflanzensaatgut der einzelnen Arten gewonnen werden." so Frau Grätz.

     
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Re: Besuch beim Hersteller von Wildpflanzensaatgut
« Antwort #11 am: 21. Mai 2018, 21:33:48 »

Das ist sehr spannend und ich freue mich, dass du so genau berichtest!

Freut mich, dass Ihr mitlest. Ich fand diesen Besuch so interessant, dass ich ihn unbedingt mit Euch teilen möchte.
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Re: Besuch beim Hersteller von Wildpflanzensaatgut
« Antwort #12 am: 21. Mai 2018, 21:34:55 »

Danke für den Bericht  :D. Hast du noch mehr Bilder?
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Chica

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Re: Besuch beim Hersteller von Wildpflanzensaatgut
« Antwort #13 am: 21. Mai 2018, 21:37:24 »

Ja, geht doch nicht so schnell  ;). Was ist das für eine rosa Nelke in #10 und wie heißt die Distel. die hätte ich am liebsten gleich mitgenommen für Osmia leaiana, meine Distel-Mauerbiene im Wildbienenhaus.
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Mottischa

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Re: Besuch beim Hersteller von Wildpflanzensaatgut
« Antwort #14 am: 21. Mai 2018, 21:43:00 »

Wollköpfige Kratzdistel, ich habe die gerade ausgesät.
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