Nach dem Kaffee mit lecker Kuchen folgten drei interessante Führungen auf dem Firmengelände. Die Themen waren in etwa:
1. Vermehrung seltener Wildpflanzen, Pflanzenraritäten
2. Küchenkräuter, Essbare Wildpflanzen
3. Produktion von Wildpflanzen-Regiosaatgut
Da ich keine detaillierte Vorstellung von der Produktion von Wildpflanzensaatgut hatte, schloss ich mich der dritten Gruppe an. Die Chefin führte uns hier durch ihr Reich
. Der erste Weg endete im Schattenzelt: Palette um Palette mit pikierten Sämlingen der unterschiedlichsten Wildpflanzen wuchsen vor direkter Knallsonne geschützt heran. Am Beispiel von
Clematis recta, einer hier in der Natur nur noch selten vorkommenden Wildclematisart erläuterte Frau Grätz, wie viel Geduld zur Ansaat von Wildpflanzen notwendig ist. Zur genetischen Vielfalt bei Wildpflanzen gehört, dass die Keimung im Laufe vieler Jahre einzeln geschieht. Die Pflanzen streuen ihre Gene so weit, dass in jedem Fall in irgendeinem Jahr optimale Bedingungen zum Fortbestand der Art ausgenutzt werden können. So auch im Fall von
Clematis recta dieser äußerst seltenen Art, die sich erst ab dem dritten Jahr nach der Aussaat zur Keimung mehrerer Individuen entschloss. Da ist Geduld oberstes Prinzip, außerdem braucht es Platz zur Vorhaltung der Aussaatschalen.
Vor der Aussaat liegen Herausforderungen wie die Einholung sämtlicher Genehmigungen der Flächeneigentümer und Naturschutzbehören zur Entnahme von Wildpflanzensamen aus der freien Landschaft. Zum Auffinden geeigneter Entnahmestellen muss sicher gestellt werden, dass die Bestände einheimisch sind, keine Einkreuzungen mit Zuchtformen bestehen. Dazu werden Dokumente aus der Zeit vor der Bodenreform vor 1952 studiert. Es geht um akribische Arbeit studierter Diplombiologen.