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Autor Thema: Wartezeiten für Kontaktfungizite für Tafeltrauben u.a.  (Gelesen 1750 mal)

Dietmar

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Wartezeiten für systemische Fungizite sind sinnvoll, denn dass ist genau die Zeit, in der mit Sicherheit keine Grenzwerte mehr in den Früchten überschritten werden. Anders ist es mit Kontaktfungiziten, die nicht von den Pflanzen aufgenommen werden, sondern nur auf den Blattoberflächen und den Früchten verbleiben. Eine Wartezeit für Netzschwefel hat einen gewissen Sinn, da es die Zeit ist, in der der Netzschwefel mit Sicherheit auch bei kühlerem Wetter verdampft ist. Bei anderen Kontaktfungiziten sehe ich keinen Sinn für Wartezeiten, denn diese verdampfen nicht wie Netzschwefel und werden höchstens vom Regen abgewaschen. Wenn es aber wochenlang nicht regnet oder die Pflanzen im Gewächshaus kultiviert werden, dann kann der nicht vorhandene Regen auch dann die Kontaktmittel nicht abwaschen. Die z.B. mit Kupfermitteln gespritzten Reben und Tomaten hatten bei mir auch nach 2 Monaten noch einen grünlichen Kupferbelag auf den Blättern. Bei Tomaten ist die Wartezeit bei Kupfermitteln nur 7 Tage und das bedeutet, dass das Kupfermittel, was auf ganz kleine Früchte gespritzt wurde, bei reifen Früchten noch unverändert als Belag drauf war. Bei anderen Kontaktmitteln ist das genau so, auch bei Tafeltrauben, denn die Reifezeit ist wesentlich größer als die Wartezeit vieler Kontaktmittel, d.h. auch bei reifen Trauben sind die Kontaktmittel noch drauf, die z.B. bei Erbsengröße gespritzt wurden.

Fazit: Da das Kontaktfungizit nur auf der Oberfläche der Blätter und Früchte bleibt, müsste es doch ausreichen, wenn die Früchte gründlich abgewaschen werden. Welchen Sinn haben Wartezeiten (außer bei Netzschwefel), wenn die Kontaktmittel z.B. im Gewächshaus nicht durch Regen abgewaschen werden und auch nicht verbraucht werden wie Netzschwefel?
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thuja thujon

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Re: Wartezeiten für Kontaktfungizite für Tafeltrauben u.a.
« Antwort #1 am: 13. Juli 2018, 00:50:28 »

Bei Tomaten ist die Wartezeit bei Kupfermitteln nur 7 Tage und das bedeutet, dass das Kupfermittel, was auf ganz kleine Früchte gespritzt wurde, bei reifen Früchten noch unverändert als Belag drauf war.
Kupfer ist hier ein schönes Beispiel an dem man das erklären kann. Du spritzt es auf die kleinen Früchte, durch den Zuwachs wird es verdünnt, hat dadurch deutlich weniger Wirkung, die Kristalle decken einfach nicht mehr die ganze Oberfläche ab wenn die Oberfläche größer wird.
Irgendwann ist es auch so verdünnt, dass die Wirkstoffmenge, die du aufnimmst beim typischen Verzehr, nicht mehr unter die toxikoligisch relevante Menge fällt.
Somit wird eine Wartezeit errechnet mit einem Puffer von wenigstens Faktor 100, bei der du so gut wie immer fein raus bist.

Eine frisch gespritzte Kupfertomate würde dir manch ein Scharlatanökologist wie sie gerade im Hobbybereich häufig unterwegs sind (alternative Selbstversorger) wohl auch noch als besonders Spurenelementreich anpreisen.
Die Biobauern dagegen halten sich in der Regel mit ihrer Spritzerei an die Wartezeiten und lassen das Zeugs dementsprechend lange hängen.

Im Vergleich dazu sollte man die organischen Kontaktfungizide manchmal auch in eine andere Schublade als persitentes Kupfer einsortieren. Organische Fungizide werden nicht nur mit dem Regen abgewaschen oder werden oxidiert und verdampfen wie Schwefel, sondern zersetzen sich manchmal auch unter UV-Licht oder werden von der Wachsschicht der Blätter aufgenommen ohne weiter in die Zellen zu diffundieren. Sind damit also nicht wirklich in der Pflanze drin.
Aber auch hier muss man die Spreu vom Weizen trennen und jeden Wirkstoff für sich solo betrachten. Deswegen immer fleissig Gebrauchsanweisungen lesen und einhalten.

Gerade für Tomaten gibt es recht wenig was während dem rotwerden noch gespritzt werden kann/darf. Deswegen werden sie erwerbsmäßig im Glashaus kultiviert und das Klima entsprechend pilzfeindlich gesteuert. Unter ausreichend dimensioniertem Hochglas ist das noch recht simpel machbar. Da kommt man mit wenigen Fungiziden aus und bekommt sie auch mit Biofungiziden zu einem kostendeckendem Ertrag kuliviert.
Die Holländer machen uns da immer noch was vor und Freilandsortenzuchtprojekte wie die Sunviva aus Göttingen stecken doch noch sehr in den Kinderschuhen und sind maximal für Direktvermarkter interessant. Wenn es irgendwann mal soweit ist dass die sich damit eine goldene Nase verdienen, dann lebt bestimmt auch die Freilandkultur in den Hobbygärten wieder etwas mehr auf. Die PR kommt dann ja erfahrungsgemäß prompt.
Also Aufleben in Bezug auf kiloweise Ernten, nicht nur dutzendfach Sorten auspflanzen. Hat ja nicht jeder Hobbygärtner das Glück in einer fast völlig isolierten Thuja/Rasen-Einfamilienhaus-Gesellschaft kultivieren zu dürfen. Bei manchen Tomatengärtnern ist das größte Problem ja nach wie vor noch Blütenendfäule. Ein klassischer Kulturfehler bei dem auch Kontaktfungizide nicht helfen.

Tomatenkultur ist was recht spezielles wenn man davon leben will oder drauf angewiesen ist.
« Letzte Änderung: 13. Juli 2018, 00:52:52 von thuja thujon »
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Dietmar

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Re: Wartezeiten für Kontaktfungizite für Tafeltrauben u.a.
« Antwort #2 am: 13. Juli 2018, 23:06:58 »

Danke!
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zwerggarten

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Re: Wardezeiden für Kondakdfungizite für Dafeldrauben u.a.
« Antwort #3 am: 13. Juli 2018, 23:58:43 »

tu meinsd sicher tanke!
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rinaldo rinaldini

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Re: Wartezeiten für Kontaktfungizite für Tafeltrauben u.a.
« Antwort #4 am: 14. Juli 2018, 00:10:41 »

 ;D
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Nox

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Re: Wartezeiten für Kontaktfungizite für Tafeltrauben u.a.
« Antwort #5 am: 07. August 2019, 13:50:40 »

Ich stehe gerade vor dem selben Problem:
Auf meinen Tomatenblättern bilden sich oberseits gelbliche Flecken, die unterseits einen braungrauen Sporenrasen entwickeln.
Die unteren Blätter habe ich jetzt abgeschnitten, die roten Tomaten auch alle geerntet (leckere Tomatensauce für den Winter eingekocht)
und die restlichen Pflanzen möchte ich nun doch gegen Pilze behandeln.

Ich hätte "Bouillie bordelaise" - Kupfersulfat (20g/kg), seltsamerweise mit 10 Tagen Wartezeit angegeben und
Procymidone (50%), Wartezeit mit 3 Tagen angegeben.

Welches wäre da zu empfehlen ?
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Sternrenette

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Re: Wartezeiten für Kontaktfungizite für Tafeltrauben u.a.
« Antwort #6 am: 07. August 2019, 14:06:11 »

Kupfer ist ein Schwermetall das sich nicht abbaut, moderne Pflanzenschutzmittel werden auf Abbau der Substanzen getestet. Das ist der Unterschied.
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cydorian

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Re: Wartezeiten für Kontaktfungizite für Tafeltrauben u.a.
« Antwort #7 am: 07. August 2019, 15:00:11 »

Zu Procymidon kann ich nichts sagen, das ist seit über 20 Jahren in Deutschland verboten. Seit 2008 ist es in der EU verboten, woher hast du das Zeug?

Statt Kupfersulfat würde ich lieber ein Mittel mit Kupferoctanoat nehmen, da ist die benötigte Kupfer-Aufwandsmenge geringer. Wartezeit an Tomaten 7 Tage.
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thuja thujon

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Re: Wartezeiten für Kontaktfungizite für Tafeltrauben u.a.
« Antwort #8 am: 07. August 2019, 15:09:54 »

Procymidon ist systemisch und wirkt sowohl protektiv als auch kurativ. Kurativ bedeutet, es können befallene Pflanzen geheilt werden, solange noch keine Symptome an der Pflanze erkennbar sind. Die kurativen Fungizide müssen also zwischen Infektion und Ablauf der Inkubationszeit gespritzt werden um wirksam zu sein. Aber auch dann wirken sie nicht auf alles gleich gut, gerade wenn man so alte Präparate hat wie in deinem Fall. Da bei deinen Tomaten wohl schon Symptome eines Pilzbefalls erkennbar sind, wäre der Einsatz eines kurativen Fungizids mindestens sinnlos. In deinem konkreten Fall hat der Wirkstoff seit mind. 11 Jahren keine EU-Zulassung mehr und gehört entsorgt.

Kupfer als Kontaktmittel muss vor Infektion gespritzt sein. Damit erreichst du im aktuellen Fall dass die bereits befallenen Pflanzenteile wohl absterben nachdem der Pilz noch fleissig sporuliert hat, gesunde Pflanzenteile aber vor Neuinfektion geschützt sind, bis der Fungizidbelag wieder abgewaschen ist.

Erwarte nicht zuviel wenn du jetzt spritzt. Der wirkungsvollere Termin wäre wohl schon vor 1-2 Wochen oder vorher gewesen.
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Nox

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Re: Wartezeiten für Kontaktfungizite für Tafeltrauben u.a.
« Antwort #9 am: 07. August 2019, 17:20:17 »

Danke Thujon, mit Deiner Antwort kann ich etwas anfangen.
Dann probiere ich mal die Bouillie bordelaise, vielleicht bleibt das nicht infizierte dann noch etwas gesund.
Die letzten paar Jahre konnte ich ganz ohne Spritzen auskommen - klappt halt nicht immer. Bin froh, wenn ich mit Giessen nachkomme, vorbeugende Behandlungen sind dann der Luxus.

Tatsächlich muss das Procymidon bei mir wohl schon seit 2008 'rumstehen.

Wikipedia schreibt, es ist ein "Androgen Receptor Antagonist". Also nicht an Männer in ihrer aktiven Phase verabreichen, es sei denn, man ist Klimaschützer.... ;D
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zwerggarten

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Re: Wartezeiten für Kontaktfungizite für Tafeltrauben u.a.
« Antwort #10 am: 07. August 2019, 17:53:15 »

entsorgen ist sicherer als gebrauchen. ;)
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Re: Wartezeiten für Kontaktfungizite für Tafeltrauben u.a.
« Antwort #11 am: 07. August 2019, 18:00:27 »

Manchmal hats gute Gründe warum Mittel verschwinden, manchmal ists auch ein Verlust. Ich weiß nicht um was es beim P. damals ging, wirklich berühmt ist der Wirkstoff nicht, und für die Hersteller ists billiger sowas nicht mehr herzustellen statt zu verkaufen.
Ändert aber nichts an der Rechtslage, die dürfte in F. ähnlich sein wie in D. Nur Mittel mit EU-Zulassung sind Einsatzfähig.

Bei Kupfer: der Belag aller Kontaktmittel muss in regelmäßigen Abständen erneuert werden wenn man anfällige Sorten hat und Schutz erreichen will. Neuzuwachs ist bis zur nächsten Behandlung ungeschützt. Gute Anlagerung der Spritzbrühe ist für gute Wirkung manchmal entscheidender als der Wirkstoff selbst.
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