Willkommen, Gast. Bitte loggen sie sich ein oder registrieren sie sich.
News: Wer sich in die Taxonomie begibt, kommt darin um! (pearl)
Willkommen, Gast. Bitte loggen sie sich ein oder registrieren sie sich.
16. April 2024, 14:43:25
Erweiterte Suche  
News: Wer sich in die Taxonomie begibt, kommt darin um! (pearl)

Neuigkeiten:

|26|12|ein christstollen sollte einfach kein klietschiger muffin oder quarkkeulchen sein. (zwerggarten)

Seiten: 1 ... 8 9 [10] 11 12 ... 44   nach unten

Autor Thema: Was im Garten verändern, um Wetterextreme des Klimawandels abzupuffern?  (Gelesen 94031 mal)

hymenocallis

  • Gast

Wieviel Prozent sind die unterirdischen Tropfer denn sparsamer als die Regner?

Die Tropfer sind nicht unterirdisch. Sie liegen auf dem Substrat - fixiert mit kleinen Bodenspießen. Man kann Tropfergrößen wählen (bei unserem System 2l, 4l und verstellbare von 4-10l pro Stunde). Sie sparen deshalb Wasser, weil kein Blattwerk sondern nur die Erde um den Wurzelstock direkt bewässert wird. Es gibt viel weniger Verdunstung, es wird auch kein Unkraut mitgegossen. Der Prozentsatz an Wasser, das direkt an die Wurzeln kommt, ist sehr hoch - bei geschickter Platzierung würde ich auf 80-90% schätzen. Der Verlust durch die Verdunstung bei Regnern ist - abhängig von der Umgebungstemperatur - ein Vielfaches.

Wir hatten als Notlösung im ersten Garten Regner stehen - geschätzter Mehrbedarf trotz schlechterer Wirkung (kleinere Pflanzen unter größeren bekamen kaum etwas ab) ungefähr das Doppelte. Die Wassernachzahlung damals war beängstigend.

Zum besseren Verständnis: wir hatten hier 2003 einen Sommer wie er aktuell im Norden Europas stattfindet. Ich war gesundheitlich für Monate außer Gefecht, mein Mann vollzeit berufstätig in leitender Funktion (8-Stunden-Tage waren die Ausnahme), er mußte nach dem Job mich versorgen und dann noch jeden Tag 3 Stunden Garten gießen. So haben wir es geschafft, den Großteil der Pflanzen zu retten. Im Oktober dieses Jahres hat er die erste Anlage im alten Garten gebaut.

Für uns war die Lage damals schon kaum zu managen - wir haben keine Familienangehörigen in der Nähe, die uns unterstützen können und niemanden, der zu uns stundenlang gießen kommt (dafür hat in solchen Phasen niemand Zeit, weil hier dann alle stundenlang gießen müssen), zusätzlich bin ich chronisch krank und längere Totalausfälle sind immer mal möglich. In dieser Situation haben wir uns für den Bau der Bewässerungsanlage entschieden - nicht nur wegen der Wasserkosten, sondern auch weil wir immer wieder mal gerne im Sommer auf Urlaub fahren. Wir haben es nie bereut.
Gespeichert

Gartenplaner

  • Master Member
  • Master Member
  • *****
  • Offline Offline
  • Beiträge: 19502
  • Nitwit! Blubber! Oddment! Tweak! Luxemburg, 7b
    • Entwicklung eines Gartens: Von der Obstwiese zum Park?

Bewässerungsanlage - das unbekannte Wesen?  ;)


Das Buch zum Thema, hat jemand im Bücherregal, empfehlenswert?
Gartenpraxis im Klimawandel, Lars Weigelt, blv
Amersberger /Böhler, Global Gardening.
Setzt sich ebenfalls mit der Erwärmung und den Begleiterscheinungen auseinander. Der Autor gärtnert auf 4000 m2 an der österreichisch-ungarischen Grenze bei Pamhagen (auf ungarischer Seite), unweit des Neusiedlersees. Dort sind längere Trockenphasen recht häufig, aber auch intensive Regenperioden und Kältewellen bleiben nicht aus. Er setzt auf einen Mix aus pannonischen/einheimischen und exotischen (mediterrane, texanische/mexikanische, südafrikanische..) Arten mit einer hohen Resistenz gegen Trockenheit und hat jedes Jahr einen durchgehend blühenden Garten.

Ich selbst habe festgestellt, dass viele gegen Trockenheit resistente Pfanzen im durchlässigen Substrat nasse Bedingungen vertragen (weder im Winter noch im Sommer), zumindest so diese nicht zu häufig sind. Seit gut 10 Jahren funktioniert das hier in Wien. Ausfälle trotz extremer Kälte waren bisher selten.

Danke für den weiteren Buchtipp, "Gartenpraxis im Klimawandel" von Lars Weigelt habe ich mir letzte Woche geholt aber erst angefangen zu lesen, es hat mich auch dazu gebracht, diesen Thread zu starten.
Gespeichert
Wer meinen Lern-Garten sehen will - unterm Goldfrosch-Bild den Globus klicken!

Erich Kästner, (1933/46), Ein alter Mann geht vorüber

“Frei zu sein bedeutet nicht nur seine eigenen Ketten abzulegen, sondern sein Leben so respektvoll zu leben, dass es die Freiheit anderer steigert.“ Nelson Mandela

pearl

  • Master Member
  • *****
  • Online Online
  • Beiträge: 43070
  • Weinbauklima im Neckartal
    • Stanford Iranian Studies Program


Ich selbst habe festgestellt, dass viele gegen Trockenheit resistente Pfanzen im durchlässigen Substrat nasse Bedingungen vertragen (weder im Winter noch im Sommer), zumindest so diese nicht zu häufig sind. Seit gut 10 Jahren funktioniert das hier in Wien. Ausfälle trotz extremer Kälte waren bisher selten.

du meinst: (sowohl im Winter wie im Sommer), oder? Das ist auch meine Erfahrung. Die Resilienz von Pflanzen hier am Standort im unteren Neckartal bewerte ich danach, wie sie über den Winter und über den Sommer kommen. Ohne Abdecken, ohne Winterschutz, ohne Bewässerung, ohne Dainagesystem.

In der Zukunft wird man sich nicht mehr erlauben können, dass Privatgärten so viel Trinkwasser verbrauchen. Beth Chatto hat das sehr betont in ihrem Briefwechsel mit Christopher Lloyd. Deshalb der Kiesgarten. Christopher Lloyd brauchte aber seine hohen exotischen Pflanzen für seine tropisch anmutenden Pflanzungen. Ist ja auch für Standorte nah am Haus durchaus sinnvoll ein paar Prachtstauden durchzubringen. Bäuerinnen pflegten ihre Agapanthus mit dem Spülwasser zu päppeln.

Gemeinden könnten ihre Abwässer in Pflanzenkläranlagen laufen lassen, die gleichzeitig Hochwasser Senken sind. Was man da alles schönes pflanzen könnte!

Im Wiesengarten wende ich ein paar Überlebenstechniken für Pflanzen an und baue Pflanzungen nach den ökologischen Ansprüchen von Pflanzen an den Lebensraum. Angeregt ist das gerade in letzter Zeit durch entsprechende Gartengestalter, die ökologisch sehr wertvolle Methoden erarbeitet haben. Hier im Garten am Haus passe ich diese Methoden an die jeweils dem Kleinklima und den unterschiedichen Standortverhältnissen an. Hang, Hecke, kleines Wiesenstück.

Global Gardening,  Thomas Amersberger (Autor), Christoph Böhler (Fotograf) habe ich mir gerade bestellt. Eine Bereicherung zu den ansonsten englischsprachigen Werken in dieser Richtung, die mich brennend interessiert. Danke für die Anregung, philippus!
« Letzte Änderung: 04. August 2018, 14:45:16 von pearl »
Gespeichert
“I love science, and it pains me to think that so many are terrified of the subject or feel that choosing science means you cannot also choose compassion, or the arts, or be awed by nature. Science is not meant to cure us of mystery, but to reinvent and reinvigorate it.”

— Robert M. Sapolsky

hymenocallis

  • Gast

Mir ist gerade noch etwas eingefallen - ein Bekannter hat eine feuchteliebende Pflanzung recht genial auf Schotterboden angelegt. Er hat eine der Regenfallrohre nicht in die Ringleitung und in den Kanal einleiten lassen, sondern den Auslauf in den Garten offengelassen. Er plätschert direkt in eine Sumpfzone, die auf Teichfolie gepflanzt wurde. Es gibt einen Überlauf, falls es mal zu viel regnet, aber dieser Gartenbereich braucht durch den Folienuntergrund einfach viel weniger Wasser, weil kaum etwas versickert. Am Grund der großen Sumpfpfütze liegt Schotter als Drainage - verhindert angeblich Fäulnis.

Wenn er dort gießen muß, hält sich das Wasser für einige Tage - vielleicht kann man sich damit auch in anderen Gartensituationen behelfen?
Gespeichert

Nox

  • Master Member
  • *****
  • Offline Offline
  • Beiträge: 3898
  • Süd-Bretagne, 8b - 9a

Ich finde dieses Thema sehr spannend, doch verstehe ich darunter mehr, wie wir unsere Gärten klug bepflanzen können, damit sie den Wetterkapriolen besser widerstehen können. Weniger als "mit welcher Technik (Bewässerungstechnik, Schattierungstechnik etc) begegne ich den extremen Wetterlagen - dann wäre dieser Faden besser im "Atelier" aufgehoben.

Gut, hemerocallis, dass Du uns ein wenig von Deiner privaten Situation verraten hast, da ist natürlich für Deinen Einzelfall Bewässerungstechnik die persönlich richtige Lösung.

Sehr sympathisch ist mir Oiles Bild vom verwunschenen Wieseneck. Die Blütenpflanzen, die es dort geschafft haben, zeigen damit doch, was gedeiht und gefördert werden sollte.
Ist auch meine Vorgehensweise: Einfach vieles mal zur Probe pflanzen und das, was sich bewährt, wird geteilt und darf eine grössere Fläche bedecken. Wackelkandidaten setze ich auch noch mal um, auch noch 2-mal - wenn's dann nicht hinhaut, kommen sie in meine Liebhaber-Ecke (die ist nicht gross), oder aber ich überlasse sie ihrem Schicksal.
Gespeichert

hymenocallis

  • Gast

Ich finde dieses Thema sehr spannend, doch verstehe ich darunter mehr, wie wir unsere Gärten klug bepflanzen können, damit sie den Wetterkapriolen besser widerstehen können. Weniger als "mit welcher Technik (Bewässerungstechnik, Schattierungstechnik etc) begegne ich den extremen Wetterlagen - dann wäre dieser Faden besser im "Atelier" aufgehoben.

Gut, hemerocallis, dass Du uns ein wenig von Deiner privaten Situation verraten hast, da ist natürlich für Deinen Einzelfall Bewässerungstechnik die persönlich richtige Lösung.

Sehr sympathisch ist mir Oiles Bild vom verwunschenen Wieseneck. Die Blütenpflanzen, die es dort geschafft haben, zeigen damit doch, was gedeiht und gefördert werden sollte.
Ist auch meine Vorgehensweise: Einfach vieles mal zur Probe pflanzen und das, was sich bewährt, wird geteilt und darf eine grössere Fläche bedecken. Wackelkandidaten setze ich auch noch mal um, auch noch 2-mal - wenn's dann nicht hinhaut, kommen sie in meine Liebhaber-Ecke (die ist nicht gross), oder aber ich überlasse sie ihrem Schicksal.

Für mich stellt sich die Frage, wieviele Pflanzen das dauernde Hin- und Her der Extrem-Saisonen dann wirklich überleben.

Jetzt sieht man, was mit Dürre zu recht kommt - daraus kann man keine Schlüsse ziehen, ob diese Überlebenden mit extremer Kälte oder Nässe ebenso gut zu recht kommen. Beides ist eher unwahrscheinlich - was steht dann nach 10 Jahren Wetterextremen noch immer in den Gärten? Sehr wahrscheinlich sehr viel weniger als heute, wenn die Gartenbesitzer nicht gegensteuern.  :-\

Ich verstehe den Widerwillen gegen grundsätzliches und regelmäßiges Gießen nicht wirklich. In unserer Region muß jede Saison gegossen werden - war schon zu Großmutters Zeiten so - im wortwörtlichen Sinn.

Meine Oma ist im Sommer jeden morgen und jeden Abend in den Heimgarten geradelt um zu gießen. Der große Gemüsegarten der Großeltern meines Mannes (inneralpine Lage) wurde im Sommer morgens und abends gegossen. Als ich noch ein Kind war, stand meine Mutter jeden Abend im Sommer stundenlang mit dem Gartenschlauch im Garten herum, obwohl das nur ein Ziergarten war - die Nachbarn machten das selbe.

'Nicht gießen' war gleichbedeutend mit 'nicht ernten' oder mit einem abgestorbenen Ziergarten. Fährt man etwas weiter in den Süden ist das noch viel normaler und niemand meckert oder findet das verschwenderisch oder anstrengend.
« Letzte Änderung: 30. Juli 2018, 18:25:43 von hemerocallis »
Gespeichert

AndreasR

  • Master Member
  • *****
  • Offline Offline
  • Beiträge: 14069
  • Naheland (RLP) - 180 m ü. M. - Winterhärtezone 7b
    • Bilder aus meinem Garten

Ich kenne das "jeden Abend gießen" auch noch aus dem Gemüsegarten meiner Mutter. Als Kind habe ich da mehr oder weniger bereitwillig mithelfen müssen, wobei ich lieber die Blumen als das Gemüse gegossen habe. Meine Mutter achtete aber darauf, dass Tomaten und Co. auch etwas abbekamen, denn die Stauden waren halt nur Zierde und somit zu vernachlässigen. Und es ist ja irgendwie auch klar, dass man so einen offenen Boden wir im Gemüsegarten gießen muss, weil der in Nullkommanichts austrocknet.

Die Natur gießt allerdings auch keiner, und da grünt und blüht es - mal mehr, mal weniger - auch, also ist es für einen (naturnahen) Ziergarten sicher interessant, sich eher am Vorbild der Natur zu orientieren. Jedenfalls sehe ich darin den Schlüssel, einen Garten zu gestalten, der eben auch mit Wetterextremen zurechtkommt, ohne allzu großen Aufwand mit der Pflege betreiben zu müssen.
Irgendwie will ja jeder einen pflegeleichten Garten, aber Rasen, Kirschlorbeer, Thuja und Schotterwüsten sind sicher nicht der Weisheit letzter Schluss.

Sind Stauden auf gut drainierten Beeten mit eingebauter Bewässerungsanlage nun besser? Winterschutz muss man aber nach wie vor manuell anbringen, also auch nicht ideal.vAlle unsere Zierpflanzen sind ja irgendwann mal aus der Natur ausgelesen worden, also warum nicht mal etwas mehr in die Richtung "Robustheit" und "große Standortamplitude" züchten, als auf maximalen Showeffekt? Man muss dann eben auf Spezialitäten verzichten, wenn man den Aufwand nicht betreiben will...
Gespeichert

Floris

  • Master Member
  • *****
  • Offline Offline
  • Beiträge: 2102

Sind Stauden auf gut drainierten Beeten mit eingebauter Bewässerungsanlage nun besser...
als auf stark wasserspeichernden Böden ohne Zusatzbewässerung? - oder wie meinst du das?

Mir scheint das eine der Voraussetzungen zu sein bei stark wechselnden Bedingungen zurecht zu kommen: ein durchlässiger Boden und die Möglichkeit zu bewässern (wie auch immer). Denn wenn die Beete absaufen steht man recht hilflos daneben.
Will heißen, den Boden so herzurichten, dass vorkommende Starkregen keinen Schaden anrichten, bei Trockenheit dann wässern oder sich auf trockenverträgliche Pflanzen beschränken.
(Ähnlich wie bei Substraten: Nährstoffarme Ausgangsstoffe mit tiefem pH-Wert: etwas draufpacken ist immer einfacher als etwas rauszunehmen.)

Ich habe übrigens auch so ein Sumpfbeet (mit Erde zugeschütteter Folienteich) in dem die Säufer stehen. Der wird gelegentlich (zeitsparend) nachgefüllt. Im freien Boden wären die dort stehenden Pflanzen (z. B. eine große Darmera) bei der bei uns häufig auftretenden Sommertrockenheit nicht mit vertretbarem Aufwand zu halten.
Sieht halt schon speziell aus, wenn die Sumpfwolfsmilch unmittelbar neben der Zypressenwolfsmilch steht. Fällt aber den wenigsten auf. bzw ist an den Rändern von Folienteichen ja durchaus normal, dass Extremstandorte unmittelbar aneinandergrenzen.




Gespeichert
gardener first

lerchenzorn

  • Master Member
  • *****
  • Offline Offline
  • Beiträge: 18329
  • Berliner Umland Klimazone 7a (wohl eher 6b)

Für mich stellt sich die Frage, wieviele Pflanzen das dauernde Hin- und Her der Extrem-Saisonen dann wirklich überleben.

Jetzt sieht man, was mit Dürre zu recht kommt - daraus kann man keine Schlüsse ziehen, ob diese Überlebenden mit extremer Kälte oder Nässe ebenso gut zu recht kommen. Beides ist eher unwahrscheinlich ...

Da gibt es schon einiges, was damit zurecht kommt. Viele Arten der eher atlantischen Sandgebiete, aber auch die der kontinentalen Flussauen - darunter sehr prächtige Stauden - sind an große Feuchtigkeitsamplituden angepasst.

Zitat
Ich verstehe den Widerwillen gegen grundsätzliches und regelmäßiges Gießen nicht wirklich. In unserer Region muß jede Saison gegossen werden - war schon zu Großmutters Zeiten so - im wortwörtlichen Sinn. ...

Ich glaube, dieser Widerwillen ist geringer, als sich das hier oft anhört. Einige sehen den bewässerungsfreien Staudengarten als erstrebenswertes, selten voll erreichbares Ideal. Diejenigen bewundere ich, weil es viel Gestaltungsvermögen und Beschränkung=Disziplin erfordert.

Die meisten hier - wir ganz eindeutig - gehören wohl zu den regelmäßig wässernden Gärtnern. Ich genieße das manuelle Wässern mit Schlauch oder Kanne übrigens in den Jahren, in denen es nicht überhand nimmt. Es ist wie beim Durchjäten der Beete. Ich habe alles eine gewisse Zeit lang vor Augen, freue mich dran oder sehe, wo ich Hand anlegen muss.
« Letzte Änderung: 30. Juli 2018, 20:30:00 von lerchenzorn »
Gespeichert

Querkopf

  • Master Member
  • *****
  • Offline Offline
  • Beiträge: 7732
  • Saartal, WHZ 7b, 245m ü. NN

... Jetzt sieht man, was mit Dürre zu recht kommt - daraus kann man keine Schlüsse ziehen, ob diese Überlebenden mit extremer Kälte oder Nässe ebenso gut zu recht kommen. Beides ist eher unwahrscheinlich - was steht dann nach 10 Jahren Wetterextremen noch immer in den Gärten? ...
Ich denke auch, dass da eine Menge bleibt. Stichwort "Pflanzen mit großer Standortamplitude". Und meine derzeitige Beobachtung ist, dass länger eingewachsene Pflanzungen Extreme besser wegstecken als frisch Gesetztes - logisch, da haben die Gewächse mehr und auch tiefer reichendes Wurzelwerk. (Jedenfalls im Lehmboden, mit sehr leichten Böden habe ich kaum Erfahrung.)

... Meine Oma ist im Sommer jeden morgen und jeden Abend in den Heimgarten geradelt um zu gießen. Der große Gemüsegarten der Großeltern meines Mannes (inneralpine Lage) wurde im Sommer morgens und abends gegossen. Als ich noch ein Kind war, stand meine Mutter jeden Abend im Sommer stundenlang mit dem Gartenschlauch im Garten herum, obwohl das nur ein Ziergarten war - die Nachbarn machten das selbe.

'Nicht gießen' war gleichbedeutend mit 'nicht ernten' oder mit einem abgestorbenen Ziergarten. Fährt man etwas weiter in den Süden ist das noch viel normaler und niemand meckert oder findet das verschwenderisch oder anstrengend. (Hervorhebung von mir)
Vorsicht - Trinkwasser ist eine endliche Ressource. Gerade im Süden. Auf einer Toskana-Reise habe ich mal erlebt, dass es stundenweise kein Wasser aus der Leitung gab (übrigens nicht immer mit Ankündigung :-X...), weil einfach nicht genug da war. Da kam niemand mehr auf die Idee, im Garten zu gießen.
Selbst hier in der Region, die mit Wasser eigentlich gut versorgt ist,  mahnen gerade die ersten Gemeinden: Man möge doch bitte das Rasensprengen unterlassen, damit der Vorrat für den normalen Haushalts-Bedarf reicht. Noch keine Verbote, aber sehr dringliche Appelle.

In meiner Stadt war davon bisher nicht die Rede, wird wohl auch nicht kommen. Ergo läuft bei mir im Garten abends der Sprenger, wandert im Zweistundentakt von Beet zu Beet...
Gespeichert
"Eine Gruppe von ökologischen Hühnern beschloss, jenes Huhn zu verbannen, das goldene Eier legte, weil Gold nicht biologisch abbaubar sei." Aus: Luigi Malerba, "Die nachdenklichen Hühner", Nr. 137

"Wer für alles offen ist, kann nicht ganz dicht sein." (NICHT von Kurt Tucholsky)

hymenocallis

  • Gast

Die Natur gießt allerdings auch keiner, und da grünt und blüht es - mal mehr, mal weniger - auch, also ist es für einen (naturnahen) Ziergarten sicher interessant, sich eher am Vorbild der Natur zu orientieren. Jedenfalls sehe ich darin den Schlüssel, einen Garten zu gestalten, der eben auch mit Wetterextremen zurechtkommt, ohne allzu großen Aufwand mit der Pflege betreiben zu müssen.
In der Realität sind Natur und Garten allerdings Gegensätze - die Natur bekämpft Gärten mit aller Macht und überrennt sie, sobald der Gärnter aufhört, aktiv gegenzusteuern. Menschen haben durch Auslese Pflanzen gezüchtet, die mehr Ertrag, größere Blüten, längere Blütezeiten etc. hervorbringen - diese Topleister benötigen mehr, als die Natur üblicherweise zur Verfügung stellt - mehr Nährstoffe und mehr Wasser. Deshalb überleben sie in der Regel nur, wenn ein Gärtner für bessere Bedingungen sorgt, als sie in der Natur zu finden sind.

Die Wunschvorstellung von einem 'ganz natürlich' also wie von selbst entstehenden und sich erhaltenden Garten ist sehr verführerisch - wird aber wohl Wunschtraum bleiben, erst recht, wenn Wetterextreme die evolutionäre Auslese auf Hochtouren bringen. Selbst robuste Wildpflanzen werden verschwinden - warum sollten es gerade Gartenpflanzen ohne aktive Mithilfe nicht tun?

Sind Stauden auf gut drainierten Beeten mit eingebauter Bewässerungsanlage nun besser? Winterschutz muss man aber nach wie vor manuell anbringen, also auch nicht ideal.
Es geht den Stauden und Gehölzen besser - in der Regel führt das auch dazu, daß es dem Gärtner besser geht  ;)

Alle unsere Zierpflanzen sind ja irgendwann mal aus der Natur ausgelesen worden, also warum nicht mal etwas mehr in die Richtung "Robustheit" und "große Standortamplitude" züchten, als auf maximalen Showeffekt? Man muss dann eben auf Spezialitäten verzichten, wenn man den Aufwand nicht betreiben will...
Gezüchtet und vermarktet wird, was der Kunde nachfragt - Marketing und Produktionsmöglichkeiten bestimmen das Angebot. Nachhaltigkeit ist heute für viele kein Thema, Konsum hingegen sehr wohl - Wegwerfpflanzen bringen den Produzenten jedes Jahr Geld, ausdauernde robuste nur einmal.
Ich bezweifle, daß sich dieser Trend so rasch ändern wird - er ist zu lukrativ.
Gespeichert

hymenocallis

  • Gast

Für mich stellt sich die Frage, wieviele Pflanzen das dauernde Hin- und Her der Extrem-Saisonen dann wirklich überleben.

Jetzt sieht man, was mit Dürre zu recht kommt - daraus kann man keine Schlüsse ziehen, ob diese Überlebenden mit extremer Kälte oder Nässe ebenso gut zu recht kommen. Beides ist eher unwahrscheinlich ...

Da gibt es schon einiges, was damit zurecht kommt. Viele Arten der eher atlantischen Sandgebiete, aber auch die der kontinentalen Flussauen - darunter sehr prächtige Stauden - sind an große Feuchtigkeitsamplituden angepasst.

Welche wären das denn - kennst Du welche aus eigener Erfahrung oder kann man irgendwo eine Liste von denen ansehen? Mir fehlt aktuell die Vorstellung davon, welche Arten das sein könnten.

Zitat
Ich verstehe den Widerwillen gegen grundsätzliches und regelmäßiges Gießen nicht wirklich. In unserer Region muß jede Saison gegossen werden - war schon zu Großmutters Zeiten so - im wortwörtlichen Sinn. ...

Ich glaube, dieser Widerwillen ist geringer, als sich das hier oft anhört. Einige sehen den bewässerungsfreien Staudengarten als erstrebenswertes, selten voll erreichbares Ideal. Diejenigen bewundere ich, weil es viel Gestaltungsvermögen und Beschränkung=Disziplin erfordert.

Die meisten hier - wir ganz eindeutig - gehören wohl zu den regelmäßig wässernden Gärtnern. Ich genieße das manuelle Wässern mit Schlauch oder Kanne übrigens in den Jahren, in denen es nicht überhand nimmt. Es ist wie beim Durchjäten der Beete. Ich habe alles eine gewisse Zeit lang vor Augen, freue mich dran oder sehe, wo ich Hand anlegen muss.

Dann bin ich doch nicht so alleine auf weiter Flur  ;)
Gespeichert

hymenocallis

  • Gast

... Jetzt sieht man, was mit Dürre zu recht kommt - daraus kann man keine Schlüsse ziehen, ob diese Überlebenden mit extremer Kälte oder Nässe ebenso gut zu recht kommen. Beides ist eher unwahrscheinlich - was steht dann nach 10 Jahren Wetterextremen noch immer in den Gärten? ...
Ich denke auch, dass da eine Menge bleibt. Stichwort "Pflanzen mit großer Standortamplitude". Und meine derzeitige Beobachtung ist, dass länger eingewachsene Pflanzungen Extreme besser wegstecken als frisch Gesetztes - logisch, da haben die Gewächse mehr und auch tiefer reichendes Wurzelwerk. (Jedenfalls im Lehmboden, mit sehr leichten Böden habe ich kaum Erfahrung.)

Bei Lehm kann ich mir das noch eher vorstellen - aber ich kenne auch keine Staude, die den saisonalen Wechsel von triefend nassen zu betonhartem Lehm wirklich mag - gibt es so etwas? Welche kannst Du denn empfehlen? Meine Mutter hat einen Lehmgarten und kann aus Altersgründen nicht mehr stundenlang gießen.

Hier auf Schotter überleben nur Trockenkünstler, wenn nicht gegossen wird - die kämpfen aber in feuchten Phasen ums Überleben und schaffen es häufig nicht. Hier hilft tiefer reichendes Wurzelwerk nur, wenn der Wasserstrom in 7 m Tiefe erreicht werden kann - schaffen nur Bäume. Der Schotter ist auch in den darüberliegenden tieferen Schichten knochentrocken.

... Meine Oma ist im Sommer jeden morgen und jeden Abend in den Heimgarten geradelt um zu gießen. Der große Gemüsegarten der Großeltern meines Mannes (inneralpine Lage) wurde im Sommer morgens und abends gegossen. Als ich noch ein Kind war, stand meine Mutter jeden Abend im Sommer stundenlang mit dem Gartenschlauch im Garten herum, obwohl das nur ein Ziergarten war - die Nachbarn machten das selbe.

'Nicht gießen' war gleichbedeutend mit 'nicht ernten' oder mit einem abgestorbenen Ziergarten. Fährt man etwas weiter in den Süden ist das noch viel normaler und niemand meckert oder findet das verschwenderisch oder anstrengend. (Hervorhebung von mir)
Vorsicht - Trinkwasser ist eine endliche Ressource. Gerade im Süden. Auf einer Toskana-Reise habe ich mal erlebt, dass es stundenweise kein Wasser aus der Leitung gab (übrigens nicht immer mit Ankündigung :-X...), weil einfach nicht genug da war. Da kam niemand mehr auf die Idee, im Garten zu gießen.
Selbst hier in der Region, die mit Wasser eigentlich gut versorgt ist,  mahnen gerade die ersten Gemeinden: Man möge doch bitte das Rasensprengen unterlassen, damit der Vorrat für den normalen Haushalts-Bedarf reicht. Noch keine Verbote, aber sehr dringliche Appelle.

In meiner Stadt war davon bisher nicht die Rede, wird wohl auch nicht kommen. Ergo läuft bei mir im Garten abends der Sprenger, wandert im Zweistundentakt von Beet zu Beet...
Sicherlich gibt es in der Toskana auch Regionen, in denen mal das Wasser knapp wird. Ich hab es dort nie erlebt - wir wohnen aber immer am Bauernhof (immer in einer anderen Region) und bisher gab es dort immer eine eigene Quelle, einen Bach im Wald etc. also eigenes Trinkwasser nahezu unbeschränkt; wir haben sogar die Gastgeber mal darauf angesprochen und bekamen die Auskunft, daß die Toskana wasserreich ist und deswegen Zisternen eine Seltenheit sind.

Lebt man in einem sommertrockenen Gebiet mit nicht ausreichend Grundwasser, wird man wohl oder übel auf das Sammeln der Niederschläge ausweichen müssen, wenn man im Sommer genug Wasser für die Gartenbewässerung haben möchte. Gibt es das ganze Jahr nicht mehr ausreichend Niederschläge, verschwindet auch in der Natur der Wald und Gärten weichen Steppen. Dann bleibt wirklich nur noch die Reduktion auf einen ausgesprochenen Trockengarten - derzeit sieht es aber nicht nach einem so eindeutigen Trend aus, man sollte sich daher eher auf alle Möglichkeiten vorbereiten.
Gespeichert

rocambole

  • Master Member
  • *****
  • Offline Offline
  • Beiträge: 7908
  • Hamburg, 8a, trockener, saurer Sandboden, Schatten

Bist Du nicht! Alles, was den letzten total verregneten Hamburger Sommer überstanden hat, dann noch die recht plötzliche Frostperiode und jetzt auch noch die Trockenheit, kann man wohl dazu zählen. Wieder sind die Schattenpflanzen im Vorteil, die unter Kiefer und Walnuss. Die Bäume halten den Regen ab, die Sonne, Hitze und auch Frost. Hosta, Farne, Galanthus und Cyclamen (coum, hederifolium, cilicium, intaminatum, purpurascens - repandum, mirabile und alpinum scheinen hier auch zu gehen), Helleborus, Phlox amplifolia ...
Gespeichert
Sonnige Grüße, Irene
The good news is: there is no hope for mankind
The bad news: no WALL-E to clean up behind us

hymenocallis

  • Gast

Bist Du nicht! Alles, was den letzten total verregneten Hamburger Sommer überstanden hat, dann noch die recht plötzliche Frostperiode und jetzt auch noch die Trockenheit, kann man wohl dazu zählen. Wieder sind die Schattenpflanzen im Vorteil, die unter Kiefer und Walnuss. Die Bäume halten den Regen ab, die Sonne, Hitze und auch Frost. Hosta, Farne, Galanthus und Cyclamen (coum, hederifolium, cilicium, intaminatum, purpurascens - repandum, mirabile und alpinum scheinen hier auch zu gehen), Helleborus, Phlox amplifolia ...
Spannend, was bei Euch alles klappt - hier vertrocknen die Bäume in solchen extremen Hitze- und Trockenphasen (Schotter als Untergrund ist ein relevanter Faktor) und die Hostas gleich mit. Galanthus verschwindet auch völlig, die Cyclamenansiedlung war ohne Bewässerung gar nicht möglich, jetzt klappt es wenigstens an einigen Stellen (bevorzugt in Nebler-Nähe). Helleboren sind hier aber auch recht robust - Phlox hingegen plagt sich sehr.

Ich halte die Daumen, daß sich alle Deine unverwüstlichen Gartenbewohner halten, wenn der Wetterstreß so weitergeht.
Gespeichert
Seiten: 1 ... 8 9 [10] 11 12 ... 44   nach oben
 

Garten-pur.de Nutzungsbedingungen | Impressum | Datenschutzerklärung

Forum Garten-pur | Powered by SMF, Simple Machines
© 2001-2015 garten-pur. All Rights Reserved.
Garten-pur.de