Um mal weiter zu differenzieren - ich kann mir schon gut vorstellen, dass Hochwasserereignisse in Gebirgslagen eine wesentlich höhere Zerstörungskraft entfalten können, Stichwort
Murgang, allerdings hab ich bisher nur die eine oder andere Doku darüber gesehen.
Wenn allerdings häusergroße Felsen in Bewegung sind, bleibt kein Haus mehr über, das man hinterher aufräumen könnte, genausowenig wie man ein Grundstück wieder nutzen kann, das meterdick mit Geröll bedeckt ist - anders als bei den in flacheren Gegenden auftretenden Schlammfluten.
Das sind schon andere Dimensionen.
Allerdings sehr lokal begrenzt, und - und ich glaube, das macht den großen Unterschied aus - die Menschen dort wissen seit jeher um die Gefahren, bauten dementsprechend umsichtig an Stellen, die am geringsten gefährdet waren, ergriffen und ergreifen Schutzmaßnahmen, schon immer, wissen aber auch, dass sie nicht immer und überall 100%ig sicher sind.
Gewohnheit, eine gewisse Gelassenheit.
Da könnten hier die Schweizer und Österreicher aus Gebirgslagen mehr dazu schreiben.
Für die "Flachländer" ist es schlicht und ergreifend neu, ungewohnt, verunsichernd, verängstigend, dass Wetterereignisse auf einmal und dann auch noch häufiger als alle 500 Jahre mal so extrem ausfallen, dass es Verheerungen ähnlich denen aus Gebirgslagen gibt.
Bisher wog man sich so ziemlich in Sicherheit.
Jetzt Panik, Aktionismus, verständlicherweise, kann ich seit dem Unwetter, das ich hier miterlebt habe, gut nachvollziehen.
Da sehe ich jetzt keine irgendwie geartete Gewichtung von Katastrophen.
Ich fürchte, eine Konsequenz wird sein, Gebiete wieder aufzugeben, die in den letzten Jahrzehnten, teilweise wider besseren Wissens (vielfach war gewusst, dass manche Neubausiedlungserschliessungsflächen doch mal alle 100 bis 500 Jahre überflutet werden könn(t)en), bebaut wurden.
Hier muss ich sagen, dass die Römer wahrscheinlich noch am klügsten gebaut haben - die Villae rusticae im näheren Umkreis liegen alle einige Meter die flachen Hügelflanken hinauf - das später entstandene Dorf liegt nur knapp ein Meter über dem Bachniveau.
Im neuen Flächennutzungsplan ist die Hälfte des Dorfes, die in der Senke liegt, als hochwassergefährdet bei Extremhochwasser ausgewiesen, daneben gibt es die Kategorien 100 und 10, ich schätze mal hundert- und zehnjährige Wahrscheinlichkeit eines Hochwasserereignisses, die weniger weitreichend auf dem Plan sind.
Die eingezeichnete Extremhochwasserfläche reicht bis fast an unsere Haustür, das Haus wurde wahrscheinlich 1779 erbaut
Völlig in dieser Extremzone liegen Baugebiete der 1950er-, 60er- und 70er-Jahre