maigr hat geschrieben: ↑31. Jul 2018, 17:40was habe ich vorgefunden bzw. was ist der aktuelle stand und wo hakt es?
An allen Ecken und Enden - meiner gruseligen Erfahrung nach ist das eine 'typische Profi-Anlage', die für teures Geld von einer Bewässerungsfirma eingebaut wurde.
Ich war gestern auf der schon mehrmals erwähnten großen Baustelle im Nachbarbundesland - ich plane dort die Gartengestaltung für einen Freund und der hat (ein wenig naiv) eine Profi-Firma damit betraut, eine Bewässerungsanlage einzubauen.
Gottlob ist sie noch nicht fertig - die bisher getätigten Vorarbeiten sind völliger nonsens und müssen so gut wie alle wieder rückgebaut werden.
Ich zähl mal auf, woran es hakt.
- die Firma wird von Installateuren betrieben, keinerlei Pflanzenkenntnisse sind vorhanden (sind teuer und renommiert, machen Golfplatzbewässerung)
- als Ziel sehen sie es an, jeden Zentimeter der Grundstücksfläche gleichmäßig zu befeuchten
- verwendet werden teure, sehr steife Versorgungsleitungen, die 10 bar aushalten (die Wasserversorgung dort läuft aber überall mit 4 bar)
- diese Schläuche kann man nicht in Kurven legen, sie laufen immer unter Rasenflächen und dort auf nur 15 cm Tiefe (Unkraut ausstechen sehr riskant)
- Rasenbewässerung nur mit Regnern von 8-12 m Wurfweite möglich, diese werden bei Bedarf auf geringere Wurfweiten eingeschränkt, bewässern aber einen Kreis von ca. 1,5 m um die Regner nicht - dieses Problem wird mit einem zusätzlichen Sprüher, der die Regner 'untersprühen' muß, gelöst, Folge davon sind doppelt so viele Wasserauslässe in der Wiese, über die man stolpert und die defekt werden können.
- Beetbewässerung nur über Tropfschläuche mit 3/4" Durchmesser - diese werden immer im Abstand von 60 cm gleichmäßig über die Beetflächen verlegt - Bepflanzung nur in Reihen dazwischen möglich, Dosierung je nach Pflanzenbedarf unmöglich. Die Schläuche liegen oberirdisch und sollen mit Rindenmulch abgedeckt werden. Unkrautstechen und Umpflanzen wird riskant
- Die Bauteile sind nur bei der Firma selbst erhältlich, Reparaturen kann und darf ein Laie nicht vornehmen
- Bewässerungscomputer ist nur eine Zeitschalt-Uhr, weil die Kunden was anderes 'ohnehin nicht kapieren'
- Kreise werden wie folgt errichtet: 1 Kreis Regner, 1 Kreis Sprüher für die Unterspritzung der Regner, 1 Kreis Tropfschlauch
Diese Anlage entspricht allen Vorurteilen:
teuer, wasserverschwendend, nicht flexibel, hohes Risiko mechanischer Beschädigung durch Gartenarbeiten, nur durch Firma zu warten, nicht funktionell
Das Zeug fliegt nun Großteils wieder raus - ich mache heute einen sinnvollen Bewässerungsplan.
Vielleicht hilft die grundsätzliche Vorgangsweise anderen weiter:
1. Rasenflächen - je nach Größe 1 oder mehr Sektoren, Regner werden entweder zentral oder an Randstellen, die nicht betreten werden, geplant (niemals an Terrassenkanten, über die man in den Garten geht)
2. Beetflächen - Aufteilung in Sektoren nach Lage am Grundstück und Bepflanzung; hier bei meinem Beispiel gibt es einen Ostgarten mit Moorbeeten, einen Rosengarten, einen Trockengarten (nur Notbewässerung mit Wassersteckdose vorgesehen, dort gibt es auch ein Sonnendeck, man kann eine Gartendusche anschließen), einen Westgarten mit sonnenliebenden Gehölzen und Stauden, die es aber nicht komplett trocken wollen und einen 'Gartenhof', der nachmittags stark besonnt wird, am Rand mediterrane Sträucher/Halbsträucher und viele Kübelpflanzen abbekommen soll. Der Gartenhof bekommt auch eine Wassersteckdose - ein Wandbrunnen ist geplant und weil dort gegessen wird, ist ein Anschluß vielleicht auch mal für eine Outdoorküche praktisch.
3. Bepflanzungspläne der Beete erstellen - muß nicht superdetailliert sein, aber man sollte die Ausgangsöffnungen der Versorgungsleitungen an sinnvoller Stelle in die Beete eintreten lassen - dort muß man bei Bedarf rankommen und der Bereich sollte vor Spatenstichen geschützt sein (also dort keine großen Umpflanzaktionen starten - am Beetrand unter Gehölzen oft ideal).