So individuell, wie die Gärten sind, dürfte auch die Herangehensweise sein, und auch wenn es unzählige Bücher, Magazine, Blogs, Foreneinträge und dergleichen gibt, muss doch jeder für sich selbst einen gangbaren Weg herausfinden. Der eine plant bis ins letzte Detail (oder lässt planen), der nächste hat nur grobe Ideen, die Stück für Stück Form annehmen, und wieder jemand anders überlässt das meiste dem Zufall, der aber nicht selten ebenfalls zu überraschend gelungenen Ergebnissen führen kann.
Mein Garten dürfte nun schon an die 50 Jahre existieren, angelegt in den 60er und 70er Jahren von meiner Oma, es ist neben dem Garten von meiner Mutter einer der Gärten meiner Kindheit, mit dem ich viele Erinnerungen verbinde. Für lange Zeit war das Interesse indes verschüttet, und erst nach dem Tod meiner Oma erwachte es plötzlich wieder, nachdem ein anderes Hobby, welches mich viele Jahre begleitete, durch verschiedene Umstände ins Hintertreffen geriet.
Angefangen hat alles mit dem Bau eines kleinen Teiches, einer Idee von zwei Mädels aus der Nachbarschaft, die ich spontan in die Tat umsetzte (bzw. die Mädels, die zu Spaten und Schaufel griffen und begierig drauflos buddeln wollten
). Die Entstehung des kleinen Teichs veranlasste mich dazu, den Garten mit anderen Augen wahrzunehmen, in viel größerer Detailtiefe, und über viele Monate hinweg entdeckte ich ganz viele Dinge, die mir bisher verborgen geblieben waren.
Ich legte überwuchtere Pflanzen frei, lichtete Gestrüpp aus, fasste erste Pläne, die vielen Quadratmeter Goldfelberich, der sich im ganzen Garten ausgebreitet hatte, zu roden, kaufte im Spätherbst erste Pflanzen für wenig Geld, und zu meiner Überraschung gediehen alle prächtig. Im Winter ging ich erstmals nach vielen Jahren wieder in die Stadtbibliothek und las viele, viele Gartenbücher, um mir Wissen anzueignen.
Trotzdem war der Garten für mich immer auch Experimentierfeld, und nicht alles, was ich las, ließ sich so einfach in die Praxis umsetzen. Ich lernte den Lehmboden zu verfluchen, ebenso den Schachtelhalm und andere Unkräuter, wochenlange Regenperioden und Betonlehm im Sommer, gleichzeitig war ich froh, praktisch nie gießen oder düngen zu müssen. Übereifrig, wie ich war, musste ich mehrfach wochenlang schmerzende Füße, Arme, Rücken und Co. weit jenseits des Muskelkaters kurieren.
Auch heute, vier Jahre später, bin ich zwar vielleicht kein blutiger Anfänger mehr, aber stehe trotzdem noch am Anfang meiner "Gärtnerkarriere", und mein Ansatz zur Gartengestaltung bleibt wohl weiterhin orthodox. Abgesehen vom Goldfelberich kann ich mich auch nicht wirklich von irgendwelchen Pflanzen trennen, irgendwo findet Ausgebuddeltes immer ein Plätzchen, jede Schlüsselblume, jede Walderdbeere und jedes Vergissmeinnicht wird gerettet.
Auch bin ich eingefleischter Schnäppchenjäger, und es macht durchaus viel Spaß, mit geringen Mitteln trotzdem eine ansprechende Wirkung zu erzielen. Viel Geld ist leider nicht vorhanden, und da auch das Haus in vielen Teilen renovierungsbedürftig ist, stecke ich soviel Eigenleistung wie möglich hinein, meistens alleine, gelegentlich mit Hilfe aus der Familie. Im Garten werkele ich abgesehen von groben handwerklichen Arbeiten aber ganz alleine.
Mittlerweile habe ich gelernt, dass man nicht zu kleinteilig arbeiten darf, und die Natur straft Nichtstun (sei es aus Zeitmangel, ungünstiger Witterung oder fehlender Motivation) schneller, als man schauen kann. Versuch und Irrtum sind jedoch eine gute Methode, einen gangbaren Weg zu finden, Literatur und Internet geben Hilfestellung und bringen vor allem viele Inspirationen. "Ideenklau" ist ja letztendlich auch nur eine Form von Anerkennung eines gelungenen Werks.
Jedenfalls wird mein Garten wohl immer eine "gezähmte Wildnis" bleiben, und irgendwann werden die vielen kleinen Teile zu einem großen Ganzen zusammenwachsen. Einiges wird auf der Strecke bleiben, anderes wird fortbestehen oder modifiziert. Noch stehe ich wie gesagt ganz am Anfang, aber Stück für Stück formt sich ein Gesamtbild im Kopf, ständig ergänzt von neuen Erkenntnissen und Ideen. Auch der Rückblick ist wichtig, und meine vielen Fotos helfen dabei ungemein.
Ich habe weiterhin geplant, die vielen kleinen Puzzleteile einmal zusammenzustellen und gesammelt hier vorzustellen, ein Projekt für trübe, kalte Wintertage, mal schauen, ob und wie das klappt. Ich habe den Garten über die Jahre immer wieder von ein paar ausgewählten Standorten fotografiert, da bin ich selbst gespannt, wie das Ganze in einer Zusammenstellung aussieht. Vielleicht kann man daraus eine kleine Animation o. ä. basteln, definitiv ein spannendes Thema!