Ab einer gewissen Flächengröße lohnen sich Bodenproben jedes Jahr weil entsprechende Düngermengen eingespart werden können. Wenn die Bodenproben nicht eh schon Pflicht sind...
Ob der Kompost Biozertifiziert ist, ist dem Kompost und dem Boden ziemlich egal. Die Mikroorganismen können nicht lesen.
Mal ein bei mir gerade aktuelles Beispiel zu nicht selbstgemachtem Kompost, bin mal wieder reingefallen. Vollständig versemmelt...
Habe die Quickpots bestückt, Salat, Spinat, Petersilie, Paprika ausgesäht, etwa im Termin drin, für eine frühe Pflanzung. Man plant ja soweit das das zeug auch erntefähig ist wenn die nächsten Kulturen drauf müssen.
Keimt soweit alles wie es soll, Licht passt, Temperatur ok, Lüftung gut, ich wundere mich 2 Wochen später, warums nicht vorwärts geht. 2 Wochen bei knapp 20°C und gerade mal das 2te Blatt nach den Keimblättern am entfalten. Mhh, ok, ist noch früh, erstmal nicht weiter beachtet. Eine Woche später, wird immer schlimmer, die Keimblätter werden chlorotisch. Nix grün mehr sondern hellgrün, teilweiße schon gelb.
Alles klar, Stickstoffbetonten Dünger drauf, 2g/Liter Hakaphos grün, 3 Tage abgewartet, Keimblätter sind wieder ok und die Pflanzen beginnen endlich zu wachsen.
Unterm Strich also mindestens 2 Wochen verloren, nun wird sich noch zeigen ob die Folgekultur leiden muss oder der Salat mit 50% Ertragsausfall abgehakt werden kann. Wenn du auf Termin liefern müsstest und nicht die Flexibilität vom restaurant hättest, wäre es ein Totalausfall.
Also was war passiert? Wo lag der Fehler?
Susbstrat war Gramoflor Profi Friedhof. Eine Mischung mit recht viel Schwarztorf, gut Weißtorf, ein für Blumenerden guter Anteil Kompost, soll ja Leben drin sein und nicht nur sterile Kokoswolle oder Torf, minimal feinstem Perlit, Ton und Sand, voll aufgedüngt auf normale 3g/Liter, Struktur grob genug für 4cm Töpfe. Farbe dunkel ohne Ruß oder Kohlenanteil. Also auch nix Terra Preta.
Gekauft wurden die Säcke im Herbst. Standen den ganzen Winter bei rund 20°C im Keller, Beutel zu, also feucht genug. Der Kompost arbeitet und tauscht sich aus mit dem Rest der Mischung. Ist ja Leben drin. Eigentlich gewollt.
Nun kommen die Samen rein, es wird restriktiv gewässert, so dass aus den kleinen Zellen möglichst wenig Nährstoffe in den Untersetzer ausgespült werden und die Pflanzen kollabieren drin.
Kein verfügbarer Stickstoff mehr im Substrat, Pflanze verhungert.
Da hat der nicht durchgegorene Kompost eben über Winter den kompletten Stickstoffvorrat von der auf volle Kanne 3g/L aufgedüngten Mischung weggefressen.
Musste mit Dünger behoben werden, und spätestens jetzt fängt die Salzdiskussion an.
Die ist Nonsens wenn man Aussatterde und Vollgedüngte Geranienerde vergleicht, da gibts keine Schäden bei den zarten Keimlingen mit 3g/L, nun habe ich wohl 4-5g/L Salz drin und sehe immernoch keine Salzsymptome an den Blatträndern.
Unterm Strich stehen die Pflanzen also in tendenziell zu Salzhaltigem Substrat durch den nicht ausgegorenen Kompost und den dadurch nötigen Düngerschub, auch wenns noch keine Schäden macht, aber die Zeit die bis zum Fehler beheben vergangen ist, die macht später aufpotenziert evtl 3 Wochen aus und damit die ganze Aussaat evtl für die Katz.
Soviel zum Thema Kompost aus Quellen, die man nicht kennt und nicht vorher in Topfversuchen ausporbiert hat.
Deswegen sage ich als Kompostliebhaber: Kompost ist nicht gleich Kompost. Aufpassen, wenns um was geht und ruhig mal ein paar 9er Töpfe Erbsen oder sonstwas säen als Modellpflanze in Kompost-Ackererdemischung, damit man später nicht einen ganzen Satz Gemüse umpflügen muss. Platz für 2x15 Töpfe zum lernen findet sich immer.