Pflanzenschutzmittel reduzieren
"Pflanzenschutzmittel und Biozide mit insektiziden Wirkstoffen werden angewendet, um Pflanzen in ihrem Wachstumsprozess vor schädlichen Insekten zu schützen. Diese Mittel können, auch wenn sie zugelassen sind, negative Folgen auf andere Insekten und deren Bestände mit sich bringen. Mit einem umfassenden Monitoring sollen die Auswirkungen auf Insekten durch Pflanzenschutzmittel und Biozide unabhängig ermittelt werden. Ziel ist es, den Mitteleinsatz schnellstmöglich sachgerecht zu verringern. Der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln soll, auch im Verkehrsbereich, auf das Nötigste beschränkt werden. ... Wissenschaftliche Ergebnisse sind künftig bei Förderprogrammen für das Land Brandenburg zu berücksichtigen. "
Konkret gesagt: Fördermittel sind abhängig davon, ob man ans Minimum geht oder das gesetzliche Maximum beim PSM-Einsatz ausreizt.
Du sagst es konkret. Aber es steht nicht im Papier und so will die "Initiative" erst einmal - neben allen bekannten und zum Handeln mahnenden Erkenntnissen - weiter forschen (lassen), um nicht handeln zu müssen. Die verheerenden Auswirkungen vieler Insektizide auf die wild lebende Insektenfauna sind gut untersucht und notwendige Schlussfolgerungen, einschließlich des Verbots bestimmter Mittel, liegen auf der Hand. Warum dann an dieser Stelle wieder nur Hinhaltendes, Unbestimmtes, Unnötiges. Was da steht, kann alles oder nichts sein. Im Zweifelsfall ist es nach aller Erfahrung: Nichts.
Warum wird nicht klipp und klar geschrieben, dass Insektizide, die wild lebende Nichtziel-Organismen nachhaltig schädigen, im Freiland zu verbieten sind?
Blühflächen, Grünstreifen und Blühinseln
Ein erster Schritt als sofort umzusetzende Maßnahme innerhalb des „Förderprogramms Artenvielfalt“ wird die Schaffung einer eigenständigen Landesinitiative zur Anlage von Blühflächen, Grünstreifen und Blühinseln als geeigneter Lebensgrundlage für Honigbienen und Insekten innerhalb der agrarisch und forstlich genutzten Kulturlandschaft sein. Das Ziel dieser Initiative soll es sein, für den Zeitraum der nächsten fünf Jahre eine Anlage solcher Flächen im Gesamtumfang von jährlich mindestens 5.000 ha zu ermöglichen.
Konkrete Zahl. für deren Einhaltung die Initiatoren selbst verantwortlich sind.
Warum einzig und allein diese drei zweifelhaftesten aus all den vielen in den letzten Jahrzehnten entwickelten und erprobten Maßnahmen? Kein Wort zu langjährig extensiv bewirtschafteten, ebenfalls blütenreichen, dazu aber auch strukturreichen Ackerrandstreifen. Kein Wort zur Reduktion der Schnitthäufigkeit und Extensivierung im Teilen des immer noch weitestgehend blüten- und strukturarmen Intensivgrünlandes. Kein Wort zur differenzierten Beerntung von Grünlandschlägen mit gezieltem Belassen kleinerer, blütenreicher Teilflächen. Auch kein Wort, dass man, wenigstens an Ackerrändern, wieder längere Stoppelphasen einlegen könnte, für ein verlängertes Blütenangebot und zur Erholung der Samenbank der wild wachsenden Segetalarten. Warum kein Ruf nach Förderung der vom ZALF gründlich erprobten schlaginternen Extensivierung an den von Natur aus minder produktiven Standorten? Warum keine Forderung, den Fördersatz für den Segetalartenschutz im Vertragsnaturschutz endlich wieder auf ein akzeptables Maß anzuheben, damit die Maßnahme für den Landwirt annehmbar wird? (Ist von der Agrarbehörde abgesenkt worden, nicht vom Naturschutz.) Und so weiter. Nur bunt blühende, noch nicht einmal in der Artenzusammensetzung mit konkreten Anforderungen untersetzte Streifen, die am Ende überwiegend Show-Effekte, aber keinen wirksamen Artenschutz liefern. Tut mir leid. Bessere Noten kann ich da leider nicht geben.
Koordinierungsstelle für Insektenforschung
Die Landesregierung wird dazu auf der Ebene eines federführenden wissenschaftlichen Instituts eine „Koordinierungsstelle für die Insektenforschung im Land Brandenburg“ schaffen und eine qualifizierte personelle wie finanzielle Ausstattung gewährleisten.
Klarer Auftrag für die wissenschaftliche Begleitung.
Wozu? Die Museen, Universitäten und Institute sind vorhanden und können vom Land mit entsprechenden Arbeiten beauftragt werden. Die Stelle für den Insekten-Artenschutz im Landesamt lag jahrelang brach und wird hoffentlich demnächst wieder besetzt. Warum also eine in der Struktur und tatsächlichen Aufgabenstellung unklar gelassene Institution? Oder soll lediglich der oft und gern erweckte, falsche Eindruck verstärkt werden, dass wir alle noch viel zu wenig wüssten, was zu tun und zu lassen ist, um wild lebende Insekten wirksam zu schützen? Wir wissen zu wenig, richtig. Aber wir wissen genug, um zu sehen, was als nächstes zu tun ist und dass es wirkliche Erfolge nur mit differenzierten und definierten Nutzungsbeschränkungen in gewissen Flächenanteilen geben kann. Und genau das schreibt dieses so genannte Initiativpapier nicht auf.
Versteh mich nicht falsch. Ich denke, dass viele der sich hinter diesem Vorstoß versammelnden Landnutzer den ehrlichen Willen haben, etwas gutes in der Landschaft zu tun. Ich glaube auch, dass viele unter ihnen dazu praktisch bestens in der Lage wären. Dazu muss man sich dann aber auch einmal die weniger vertrauten und weniger bequemen Vorschläge anhören, durchlesen und manche davon annehmen. Gute Beispiele gibt es. Nicht sehr viele, aber nicht weit entfernt.