Vielen Dank an alle, die sich in dieses Thema hineinknien
Es scheint komplexer zu werden ....
Die Frage ist für mich eher, was willst du durch den Schnitt erreichen?
Das über allem stehende Ziel ist es, dem Baum die (von mir beeinflussbaren) besten Chancen zu geben sich gut zu entwickeln und gegen die Aprikose speziell betreffenden "Probleme" resistent zu werden. Daraus folgend eine gute und regelmäßige Ernte zu fördern.
Dazu gehört für mich ein Baumschnitt, der zu Wachstum anregt und Holzverlust kompensiert und der zu Fruchtbildung und besserer Ausreife anregt (Auslichtung). Einen Baum in jungen Jahren zu beschneiden stelle ich mir einfacher und für den Baum erträglicher vor als Jugendsünden später über Radikalschnitt korrigieren zu müssen.
Der Grund, warum es zwei Kübelhaltungen gibt: B und C sind der Backup für ausgepflanzten A, falls da etwas schief läuft (es ginge keine Zeit verloren), und dienen als zusätzliche Befruchter. Es sind
zwei Backups, weil wir uns nicht auf einen einzigen einigen konnten
.
A ist nur deshalb ausgepflanzt, weil er (laut Baumschule unseres Vertrauens) besser in unsere Region passt und mehr Resistenz zeigt als die beiden anderen. Und wenn sich in unserem winzigen Garten Platz finden sollte (gerade nippelt eine jahrelang gehegte Winterbanane ab), dann dürfen auch B und C (Anwartschaft Nr. 3 und 4 nach Maulbeere und Pawpaw, die schon länger warten) in den Boden.
Aprikosen zum verzweigen zu bringen ist eher schwierig (..) Die dickeren Triebe sind die frostbeständigeren (..) Ich würde sie einfach mal Wachsen lassen
i.V.m.
Wenn man sich in den Baum reindenken kann
und
A und B würde ich erstmal aussitzen
Daraus leite ich mal jetzt einen Plan für A und B ab:
1. ErziehungBaum A:Wir warten ab, wie sich der Baum entwickelt. A scheint einen kräftigen Leittrieb zu fördern, zu Lasten der zahlreich umgebenden, nicht weiter verzweigten Nebentriebe. Mit Ausnahme eines einzelnen Nebentriebes, der eine ähnliche Dicke erreichen will (im Bild links abgehend). Für mich sieht das Spindel ähnlich aus. Wenn der Baum dahin will, dann soll mir das recht sein. Den einen dicken Nebentrieb würden wir dann auf ein Drittel einkürzen, den Rest belassen. Fazit: A -> Spindel.
Baum B bildet wenige aber im Vergleich zu A leicht kräftigere und längere Nebentriebe aus. Hier könnte man vermuten, dass er eine Krone versucht zu bilden, und sich mehr in die Breite zu entwickeln. Dabei unterstützen wir ihn, lassen alles erst einmal so wie es ist.
Wird der Winkel zu steil so würde ich dann den beiden von euch hervorgehobenen Grundsätzen folgen:
1. Weniger Schneiden für mehr Baumgesundheit
2. Formen vor Schneiden bzw. Spreizen mit Leisten, Heringen oder was sonst so geht, oder untereinander Binden.
Wenn der Wuchs (aus Platzgründen) eingedämmt werden sollte (A, potenzielle Spindel, einzig ausgepflanzter Baum), nur dann würde ich zur Schere greifen. B darf im Kübel wachsen wohin er will, vorerst.
Jungaprikosen auslichten und außer dem Haupttrieb nur zwei, drei stärkere Seitentriebe stehenlassen
Die dünnen Triebe im unteren Stammbereich werden sich vermutlich nicht mehr anständig entwickeln. Die sehen zum Teil auch mit Gewalt runtergespreizt aus.
Die ganz schwachen Triebe kommen weg. Lassen sich bis zum nächsten Frühjahr deutlich schwächere unter den kräftigeren Nebentrieben erkennen, so werden wir diese ebenfalls herausschneiden.
Baum C: Der Problem-Baum, einziger Online-Kauf, wahrscheinlich für Lagerhaltung gebunden und zu lange auf den Versand gewartet. Hier ist wohl Mut gefragt.
Der Baum C hat meiner Meinung nach zu viele eng stehende Triebe. Außerdem ist ein unterer Ast zum Leitast geworden
Aprikose C schaut einigermaßen wüchsig aus - da würde ich nur schwache Triebe entfernen
Die Hälfte der zu eng stehenden Triebe könnten geformt werden (zumindest die außenstehenden). Die nicht mehr biegsamen müssten beschnitten oder herausgenommen werden. Der untere Leittrieb müsste extrem gekürzt oder entfernt werden, von den beiden höchsten Leittrieben (Gabelung) wird einer weichen oder zumindest reduziert werden müssen.
2. SchnittzeitpunktIch schneide keinen blühenden Obstbaum
vs.
Warum nicht jetzt? Dann könnte der Baum die Wunden besser überwallen oder abschotten und das Jahr wäre nicht verloren, sondern der Baum könnte mit Neutrieb drauf reagieren, man müsste im Sommer nicht das dreifache von dem wegschneiden, was jetzt auch schon weg kann
Wie oben schon erwähnt möchte ich auch im Hinterkopf das Video dieser österreichischen Baumschule berücksichtigen, und die spricht vom besten Schnittzeitpunkt der "Weißen Knospe" – also JETZT. Mit der Begründung, die thuja thujon ausgeführt hat. So tendiere ich dazu den beschriebenen Plan JETZT auszuführen, bzw. Teile davon, die jetzt relevant sind. Insbesondere am "verlorenen" Baum C.
3. Drohender ÜberhangMit den leichten Schnittkorrekturen werden bereits einige wenige Blüten verschwinden. Denen fügen wir noch etwas Verschwinden zu bis am Ende auf A und B lediglich eine Kostprobe übrig bleibt. Da C etwas kräftiger ist und etwas mehr Schnitt ertragen muss, aber nicht zu viel Energie in den Neuaustrieb stecken soll, bleibt hier etwas mehr als nur eine Kostprobe stehen, aber deutlich weniger als die allgemein empfohlene "eine Handbreite bis zur nächsten Frucht". Vielleicht "zwei Handbreiten".
4. Details zu den SortenIn der Tat befinden sich A und B auf Unterlage St. Julien A, wie uns die Baumschule unseres Vertrauens versicherte. C wächst auf WaVit oder Wangenheimer (bin mir nicht sicher), wenn ich der Online-Baumschule vertrauen kann. St. Julien A sagt man mittelstarken bis schwachen Wuchs und mittlere Produktivität bei frühem Produktionseintritt nach. WaVit steht ähnlich Wangenheimer für stärkeren Wuchs.
Baum A = Kuresia (auf St. Julien A) soll 2-4 m hoch werden bei kräftigem Wuchs und leicht breiter Krone. Das passt jetzt nicht ganz zur Spindel-Interpretation. Abwarten also, ggf. auf Anzeichen für Kronenwilligkeit ....
Baum B = Bergeron (auf St. Julien A) soll 4-5m schaffen, mittelstark wachsen und aufrecht. Passt auch nicht ganz zur Kronen-Interpretation. Auch hier Aussitzen und ggf. Tendenzen zur Spindelentwicklung aufgreifen und Plan abwandeln.
Baum C = Harlayne (hier hat ja die Online-Baumschule bis zum jetzigen Entwicklungsstatus eingegriffen) soll ebenfalls 2-4m machen bei aufrechtem Wuchs, wobei der Stamm kräftig treiben soll und die Triebe dünn bleiben. Eine kugelige Krone wäre zu erwarten. Das Fazit hieraus lautet wohl möglichst viele starke Nebentriebe zu erhalten, bzw. solche, die sich noch formen lassen.
Dies also der Plan. Seht ihr hier noch Widersprüche oder Lücken?