Danke. Darin liegt auch der Grund des Schreibens begraben. Frank und ich haben dieses Jahr mal zurück gedacht und dabei fetsgestellt, dass unerhört viel Wissen im Laufe der Jahre angeeignet wurde. Das Allermeiste davon wird man in keinem landwirtschaftlichen Lehrbuch finden, weil moderne Schafhaltung mit Ausmästung der Lämmer etwas komplett anderes ist. Jeder, der allein mal einen Kurs "Grünlandbewirtschafung" bei einer LWK gemacht hat, der wird das schon allein vom Futter her verstehen. Da kommen auch erklärbare Konfliktfelder ans Tageslicht: Ein Freund ist mal übelst beschimpft worden - weil die Biotopfläche nun mal kein Deutsches Weidelgras enthielt und die Tiere so hungern würden. Der Freund hat selber Landschaftspflegeschafe, also war von Hunger da keine Rede. Aber man bekommt auf solchen Flächen sicher kein 120 kg Schaf satt, weswegen die Kritik also einen gelernten Ursprung hatte, der immerhin nachvollziehbar ist. Umgekehrt gibt es Deppen, die irgendwie das Gefühl haben ein Schaf werde von Luft und Liebe satt und wetterfest ist es schließlich auch. Gerade die ganzjährige Haltung und der Zug über Biotopflächen als Hauptsnahrungsgrundlage stellt hohe Ansprüche an die Schafhalter. Wenn wir - selten genug - mal woanders sind, dann stellt es zwischendrin auch mal die Nackenhaare. Dann versteht man auch, warum manch ein Kollege einen schlechten Ruf hat. Langer Rede kurzer Sinn: Wir brauchen für die Landschaftspflege dringend Schafe und neue Schafhalter. Natürlich kann man sich vieles selber aneignen. Aber man kann auch von der Erfahrung anderer profitieren und kommt dann mit ganz anderen Grunderkenntnissen zur Tierhaltung. Ich habe es ja auch häufiger schon mal geschrieben: Wenn ich an die Anfänge zurück denke, dann ist es teilweise zum "vom Stuhl fallen vor Lachen", was ich damals geschrieben habe. Und auch da ist es gut, dass ich es geschrieben habe, weil das zeigt wie ahnungslos ich
trotz Sachkundenachweis damals war. Und jemand anderes heute analog dazu wäre. Das bleibt mir immer im Hinterkopf, was gut ist.
Derzeit gibt es große Veränderungen bei uns: Wir haben begründete Hoffnung, dass im Herbst bei den Skudden der Verwertungsknoten platzt. Die Hoffnung darauf ist so groß, dass wir überlegen diesen Bereich aufzustocken. Schließlich fallen ja die Ziegen weg. Ich hoffe, dass wir uns heute einige Herdbuchskudden ansehen können, die genetisch, optisch, gesundheitlich und globalgalaktisch
zu uns passen würden und man sich preislich einig werden könnte. Parallel gibt es etwas Stress um die Abholung einer Dreier Schnuckenzuchtgruppe. Beowulf und Co. Da konnte ich heute morgen ganz befreit schreiben, dass wir die 3 auch sehr gerne selber behalten.
Die BG beharrt nun übrigens doch auf meinen 20 Stunden. Sei es drum. Es hat alles Vor- und Nachteile. So haben wir etwas finanziellen Spielraum jetzt aufzustocken. Was genetisch für die Skudden vermutlich ein kleiner Quantensprung wäre. Ich bin gespannt woher die Gruppe ist. Es sind auf jeden Fall Hornträger dabei, was für uns höchst wünschenswert ist.
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Für die Zartbesaiteten ein Absatz (mein Mann ist so einer, der muss gedanklich strickt zwischen den Tieren und dem Fleisch trennen, sonst schmeckt es nicht)
Gestern gab es Schafsuppe Solianka-Style. Mein Mann futterte sich kugelrund.
Das wäre Restaurant-tauglich. Naja, auf einer Harzer Bergütte vielleicht. Da würde sie bestens hinpassen. Sie war indes wirklich sehr gut und enthielt fast alles aus eigener Produktion. Der Garten hat dieses Jahr auch viel geliefert. Für mich war es wieder ein Beispiel dafür, was für einen Bockmist andere erzählen, dass man altes Schaf nicht essen könne. Das ist so schlicht inkorrekt. Es braucht halt nur mehr Zeit und Ahnung. Danach ist es super lecker. Sozusagen Fleisch für Fortgschrittene.
Wenn der wirtschaftliche Knoten platzt (es war der Auftrag für dieses Jahr hier Möglichkeiten zu erschließen), dann muss im kommenden Jahr der Zerlegeraum her. Dafür würde sich u.a. mein Rücken bedanken.
Im kommenden Jahr vergeben wir auch Patenschaften. Das gehört auch zu jenem Rundumschlag, der in diesem Herbst startet. Ich bin sehr gespannt, wie das laufen wird. Lange habe ich so was nicht in Erwägung gezogen, weil ich Bilder alter Schafe vor Augen hatte, deren Paten den letzten Gang nicht gehen lasen wollen. Bis mir jemand erzählt hat, dass das Patenschaft bis zur Schlachtung meint. Ach so
Nachdem mir monatliche Berichte über die Entwicklung der Lämmer ja nun wirklich nicht schwer fallen und ich auch bereitwillig unsere Flächen samt Herden zeige, ist das eigentlich sogar eine optimale Lösung für unseren Betrieb. Respektive eine in einem "Gesamtpaket", in dem slow food eine bedeutende Rolle spielt.
Hoffen wir auf einen interessanten Sonntag, einen erfolgreichen Herbst und freuen wir uns auf die Fortsetzung der Herdbuchzuchten beider Rassen. Jeden Herbst ergreift uns dieses Fieber, wenn die Zuchtgruppen gebildet werden. Nicht mehr lange und die beiden Böcke nehmen ihre Arbeit auf.
Beowulf steht ja schon bei Gira und Jana. Aus der 2+1 Gruppe ist schon eine 3er Gespann geworden.
Ich bin so dankbar, dass es weiter geht!