Die Tage haben es in sich. Die positive Nachricht vorneweg: Ludwig ist in der Schlachtung. Ich bin von dem Schlachter sehr angetan. Ludwig steht jetzt in sehr lichter Stallung. Extra abgeteilt. Für ihn stressfrei: Freier Blick auf andere Artgenossen. Aber ohne dass er anderen gefährlich wird. Morgen früh dann Endpunkt. Man suche sich mal überhaupt einen, der einen aktiven Ziegenbock schlachtet.
Da gibt´s ja immer noch die Mär, die müssten vorher kastriert, oder der Sack gezogen und abgeschnitten werden, während gleichzeitig vorne massakriert wird. Dabei ist´s kein Hexenwerk. Und ich danke wieder dem Altschafkursleiter, der - selber aus dem Gewerbe - diese Mythen berichtet und vertrieben hat. Bislang konnten wir zwar jeden Bock weiter reichen. dass aber der Tag käme, wo mal einer keinen neuen Platz bekäme, war ja logisch. Schön, dass wir einen vernünftigen Schlachter für ihn gefunden haben. So hat es also seine Majestät Ludwig den I. nun erwischt. Seine Damen waren sehr traurig. Mein Mann kommentierte was ich 1:1 dachte: Wie kann man so einem Blödmann hinterher trauern. Auch im letzten Anlauf wollte er erst meinen Mann erlegen. Der kam dem Himmel sei Dank Dank meines Warnrufs rechtzeitig rausgesprungen. Die Lösung war hier einfach. Einen Heukübel hinstellen. Prompt tauchte der große Kopf in dessen Tiefen und am Horn gegriffen hatte mein Mann ihn dann sicher.
Das alles nach dem gestrigen Tag, der für mich.... emotional eine echt schwierige Kiste war:
Weil gestern Jagd war und meine Nerven daher eh angespannt, wollte ich bei den Böcken etwas umzäunen und schon einen Teil abbauen. Die stehen da noch in Warteschleife bis die 2. Jagd vorbei ist...
Während ich da so rumwerkel, knallt es hinter mir. Das ist in einer Bockgruppe ja nicht ungewöhnlich. Die Intensität aber schon. Lange Rede, kurzer Sinn: Die beiden WGH´s beschlossen eine Skudde zu ermorden. Gut, der Skuddenbock ist eine Nervensäge. Und unbelehrbar. Aber 2 gegen 1...
Es half nichts. 10 m Anlauf von beiden 15 Minuten lang. Ich habe alles versucht. Sie mit Maurerkübeln und Weidepfählen beworfen.... ich schwöre, die haben das nicht mal bemerkt. Der Skuddenbock lag zwischendrin kieloben. Dem einen WGH lief das Blut aus der Nase. Völlig aufgelöst rannte ich nach unten und hab gefühlt eine halbe Weide gefällt. Alle Böcke kamen zum Festschmaus - nur die 3 Streithähne nicht. Mit einem Riesenast rannte ich zurück zu denen und warf ihn zwischen die Kontrahenten und tatsächlich knipselte der eine WGH an einem Zweig. Ganz, ganz zögerlich ließ man voneinander ab. Allen drei hing die Zunge raus. Dank meiner Neuerung - ein 60 l Maurerkübel als Wassertrog - musste ich kein neues Wasser holen. Den alten Mörteleimer hatten sie prompt umgerannt.
Ich bekam den ganzen Abend weder das Knallen, noch das Bild des kieloben liegenden Skuddenbocks aus dem Hirn.
Nachts musste mein Mann nach der Spätschicht die Heuversorgung übernehmen. Sorry, traute mich allein nicht rauf. Heute morgen bin ich unter Aufsicht rein. Ging alles gut. Ich habe versucht mich so normal wie immer zu benehmen. Aber der Kopf weiß: Wäre ich da gestern rein, wäre ich nicht lebend wieder raus gekommen.
Abends hatte ich ein Telefonat mit einem anderen WGH Züchter, der prompt bestätigte so was auch schon mal erlebt zu haben.
Nein. Das sind keine Anfängerschafe.
Dieser Skuddenbock glaubt zudem er sei eine SGH. Eine Schwarze Gehörnte Heidschnucke. Unbelehrbar, dass es so was nicht gibt.
Auf jeden Fall hat Knuth den Lammzeitfahrschein gebucht. Mein niedlicher kleiner weißer Skuddendeckbock wird keinesfalls in diese Bockgruppe gehen. Und weil WGH´s das nicht sicher können (die Vaterrolle, habe extra den anderen Züchter befragt), wird Ståtlig eine Pärchenverbindung im Frühjahr eingehen. Auch er klein und zurückhaltend.... ist mir zu wertvoll, als dass ich ihn diesen Knallköpfen überlasse.
Wie gesagt... mir gegenüber hat sich keiner komisch benommen. Alles war gut. Nur dazwischen... hätte ich nicht gehen dürfen.
Die Moral aus der Geschichte: Man verkauft keine Clanchefs! Und ich werde versuchen einen der beiden WGH´s abzugeben. Vorzugsweise den ohne Herdbuch, da der andere als genetische Reserve vorgehalten werden sollte...
umgekehrt wäre es mir lieber gewesen.